Wirtschaft Nigerias

Wirtschaft Nigerias

Die Wirtschaft Nigerias ist durch ein starkes Nord-Süd-Gefälle gekennzeichnet.

Während der Süden des Landes wirtschaftlich relativ gut erschlossen ist, ist dies in Mittel- und Nordnigeria weniger der Fall. Nach seiner Unabhängigkeit konzentrierte sich der nigerianische Staat fast ausschließlich auf die Entwicklung einer Großindustrie nach westlichem Vorbild. Das Bureau of Public Enterprises (BPE) hat die Aufgabe, staatseigene Unternehmen zu privatisieren und zu kommerzialisieren und Wirtschaftssektoren auf breiter Basis zu reformieren. Das hatte zur Folge, dass die Arbeitslosigkeit stieg, weil durch den Einsatz technischer Anlagen zahlreiche Arbeitskräfte eingespart wurden. Des Weiteren musste der Staat den Großteil der Devisen verwenden, um andere Güter, wie Maschinen oder Werkzeuge, zu importieren, die nicht selbst im Land hergestellt wurden.

Durch die starke Förderung der Großbetriebe wurde die Landwirtschaft vernachlässigt, sodass sich der Staat abhängig vom Erdöl machte. Erschwert wurde die Situation der Bauern durch staatlich festgelegte Erzeugerpreise, die so gering waren, dass sich der Verkauf der Anbauprodukte nicht mehr lohnten. Die Regierung fördert jedoch verstärkt wieder die Landwirtschaft, nachdem in den 80er Jahren die Ölpreise stark sanken. Seitdem steigt auch wieder die Nahrungsmittelproduktion, dennoch müssen Nahrungsmittel importiert werden, weil der Bedarf nach wie vor nicht gedeckt werden kann. Außerdem gehört Nigeria mit einem Bruttosozialprodukt von 280 US-Dollar pro Kopf zu den der ärmsten Ländern der Welt. Es leben etwa 35% der Bevölkerung in extremer Armut. Dennoch lag das Wirtschaftswachstum im Jahr 2007 bei 6,3%, während die Inflation im selben Jahr bei 5,4% lag. Außerdem konnte Nigeria seine Devisen in den letzten Jahren auf 52 Milliarden US-Dollar erhöhen. Die Außenverschuldung Nigerias beträgt 3,3 Milliarden US-Dollar.

Inhaltsverzeichnis

Landwirtschaft

Die private Landwirtschaft ist ein sehr wichtiger Wirtschaftszweig. In ihr sind 60 % der Bevölkerung tätig, gleichzeitig steuert die Landwirtschaft 40 % zum Bruttoinlandsprodukt bei. Jedoch dient die Landwirtschaft zu 45 % der eigenen Ernährung. Den meisten Bauern steht nur Land von kleinster Fläche zwischen einem und fünf Hektar zur Verfügung. Die Plantagen, auf denen die Exportprodukte angebaut werden, befinden sich in Besitz des Staates oder ausländischer Konzerne.

Für den Eigenbedarf werden Maniok, Yams, Süßkartoffeln und Hirse angebaut. Der Hirseanbau erfuhr in den letzten Jahren einen Zuwachs von 13 % im Jahr 1998 auf 16 % im Jahr 2005. Auf Hackbaufeldern werden außerdem Bohnen, Melonen, Pfeffer und Gemüse angebaut. Für den Export werden des Weiteren Kakao, Erdnüsse, Ölpalmen und Kautschuk angebaut. Nigeria ist der größte Augenbohnen- und Yamproduzent. Außerdem ist das Land der viertgrößte Kakaoproduzent. Weitere wichtige Agrarprodukte sind Zitrusfrüchte, Bananen, Reis und Mais.

Nigerias Boden im Norden weist bereits jetzt schon Schäden durch die Desertifikation auf, wobei die Bekämpfungsmöglichkeiten als sehr gering angegeben werden. Die Viehhaltung basiert überwiegend auf dem Halten von Rindern. Insgesamt werden etwa 15 Millionen Stück gehalten. Außerdem werden ungefähr 5 Millionen Schweine gehalten. Überwiegend für den Eigenbedarf wird Kleinvieh wie Schafe, Ziegen und Hühner gehalten.

Bergbau und Industrie

Nigerias wichtigster Bodenschatz ist das Erdöl. Es macht 90% aller Exportprodukte aus, obwohl nur 7% der Beschäftigten in diesem Sektor tätig sind. Außerdem steuert dieser Wirtschaftssektor 35% zum Bruttoinlandsprodukt bei. Die Fördermenge lag 2007 bei 2,2 Millionen Fässern pro Tag. Weitere wichtige Bodenschätze sind Erdgas und Steinkohle.

Die Industrie konzentriert sich zum größten Teil im Süden des Landes. In den Gebieten, in denen sich die Erdölvorkommen befinden, also den Küstengebieten, existieren vor allem Erdölraffinerien und die chemische Industrie. Weitere wichtige Industriegebiete sind Großstädte wie Lagos. Dort befindet sich Nahrungsmittel- Textil- und Metallindustrie. In den Städten Kaduna und Enugu befindet sich außerdem die Fahrzeugindustrie, die teilweise in US-amerikanischem Besitz ist. Der Bankensektor trug 2007 3,8% zum Bruttoinlandsprodukt bei, was den Erfolg der Reformpolitik deutlich macht.

Tourismus

Der Tourismus hat in Nigeria wenig Bedeutung und trägt weniger als 1% zum Exporterlös bei. Dennoch steigt die Zahl der Besucher seit einigen Jahren an. Im Jahr 2005 besuchten zwei Millionen Reisende das Land, darunter 350.000 Europäer. Nigeria ist touristisch kaum erschlossen. Lediglich der Westen des Landes ist in geringen Umfang touristisch erschlossen. In diesem Gebiet dominiert vor allem der Expeditionstourismus.

Außenhandel

Haupthandelspartner sind Deutschland, China, Belgien, USA und Großbritannien. Das wichtigste Exportprodukt Nigerias ist das Erdöl, welches zusammen mit Erdölprodukten 95 % der Exportgüter ausmacht.

Importgüter sind hauptsächlich Maschinen, Fahrzeuge, chemische und elektrotechnische Produkte. Da Nigeria fast ausschließlich Erdöl exportiert, bei entsprechend hohen Ölpreisen, erwirtschaftet das Land einen Überschuss. Dieser lag 2007 bei 22,5 Milliarden US-Dollar.


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