Wlas Tschubar

Wlas Tschubar

Wlas Jakowlewitsch Tschubar (russisch Влас Яковлевич Чубарь, wiss. Transliteration Vlas Jakovlevič Čubar'; * 10. Februar 1891 in Fedoriwka bei Dnipropetrowskin der Ukraine; † 26. Februar 1939 in Moskau) war ein sowjetischer Politiker, der von 1935 bis 1938 Mitglied des Politbüros der der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) war und 1939 den Stalinschen Säuberungen zum Opfer fiel.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Wlas Tschubar

Ukrainische Aufgaben

Der in der Ukraine als Sohn eines Bauern geborene Tschubar lernte 1904-11 in Alexandrowsk im Mechanisch-Technischen Institut (heute: Запорожский национальный технический университет). Während der Russischen Revolution 1905 war er in Auseinandersetzungen mit der Polizei involviert. 1907 wurde er - mit 16 Jahren - Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands (SDAR). Nach seiner Ausbildung arbeitete er in verschiedenen Fabriken in Kramatorsk, Mariupol, Moskau und Petrograd. Mit der Februarrevolution 1917 wurde er Vorsitzender des Arbeiterkomitees einer Kanonenfabrik und Vertreter für Petrograd. Mit der Oktoberrevolution wurde Tschubar Kommissar für Artillerieverwaltung des revolutionären Militärkomitees (ВРК), dann Mitglied der Leitung für Qualitätskontrolle. 1918-19 war er Vorsitzender des Gremiums für Maschinenfabriken (ГОМЗА) und Mitglied des Präsidiums der ВСНХ (Organisation und Verwaltung für nationale Wirtschaft und Finanzen).

Nachdem sich die Ukrajinska Narodna Respublika erledigt hatte, war Tschubar 1919-22 in der Ukraine Vorsitzender des Orgbüros zur Wiederherstellung der Industrie, Mitglied des Revolutionskommitees und Vorsitzender des dortigen ВСНХ. Vom 13. Juli 1923 bis zum 28. April 1934 war er Regierungschef (Vorsitzender des Sownarkom) in der Ukraine. Um 1932 – zur Zeit der großen Hungerskatastrophe (Holodomor) - musste er sich deshalb als ranghohes Mitglied im Ukrainischen Politbüro und als Regierungschef herbe Vorwürfe von Stalin gefallen lassen.

Im Machtzentrum

1921 wurde er Mitglied im damals noch machtvollen 25-köpfigen Zentralkomitee der damaligen Kommunistischen Partei Russlands (Bolschewiki) – KPR (B) und 1926 - zusammen mit Mikojan - Kandidat des Politbüros der Partei. Von 1918 bis 1923 war er Mitglied des Präsidiums des Obersten Volkswirtschaftsrates der UdSSR. Trotz der Kritik über die Zustände in der Ukraine wurde er nach dem Tode des ukrainischen Politbüromitglied Kuibyschew zusammen mit Mikojan Anfang 1935 Vollmitglied im höchsten politischen Gremium der UdSSR, dem Politbüro der Kommunistischen Partei der Sowjetunion - KPdSU (B). Am 1. Januar 1938 musste er diese Position wieder räumen. Von 1934 bis 1937 war er auch Stellvertretender Vorsitzender des Rats der Volkskommissare (Regierung) und des Rates für Arbeit und Verteidigung der UdSSR sowie vom 23. August 1937 bis zum 19. Januar 1938 für nur eine sehr kurze Zeit Volkskommissar der Finanzen im Kabinett von Molotow.

Stalinsche Säuberungen

1936 verfolgt er noch im Auftrage des Politbüros den ersten Moskauer Prozess gegen Kamenew und Sinowjew um dann im Rahmen der Stalinschen Säuberungen 1938 selber Opfer zu werden. Es verschwanden 1936 bis 1938 nicht nur die ehemaligen Oppositionellen, sondern auch viele der treuesten Anhänger Stalins, so auch 1938 drei Politbüromitglieder – die Ukrainer Wlas Tschubar und Stanislaw Kossior sowie Jan Rudsutak und die Politbürokandidaten Postyschew (auch Ukraine) und Eiche. Ohne Anhörung durch das Politbüros und nach schweren Folterungen – so berichtete Chruschtschow 1956 auf dem XX. Parteitag - wurde ihnen auf der Grundlage fabrizierter Geständnisse der Prozess gemacht und nach kurzer Dauer das Todesurteil ausgesprochen. Anfang 1939 wurden Tschubar und Kossior u. a. erschossen. 1955 und 1956 wurde er rehabilitiert.

Ehrungen

Tschubar erhielt den Orden des Roten Banners der Arbeit.

Literatur

  • Simon Sebag Montefiore: Stalin – Am Hofe des roten Zaren. S. Fischer-Verlag, 2005
  • Michel Tatu: Macht und Ohnmacht im Kreml. Ullstein, 1967
  • Merle Fainsod: Wie Russland regiert wird. Kiepenheuer & Witsch, 1965
  • Spuler: Regenten und Regierungen der Welt. Minister-Ploetz Bd. 4, 1964
  • Chruschtschow: Geheimrede am XX. Parteitag der KPdSU von 1956; Kompletter Text der Geheimrede Chruschtschows

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