Wolfgang Güllich

Wolfgang Güllich

Wolfgang Güllich (* 24. Oktober 1960 in Ludwigshafen; † 31. August 1992 in Ingolstadt) war ein deutscher Sportkletterer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Wolfgang Güllich kam im Alter von dreizehn Jahren durch seinen Vater zum Sportklettern. Von 1975 an kletterte er fast jedes Wochenende in der Pfalz. Anfangs auch zusammen mit seinem Bruder, welcher später tödlich verunglückte. Eine Begegnung mit Reinhard Karl, dem damaligen Aushängeschild der deutschen Bergsportbewegung, inspirierte Güllich, sich noch intensiver dem Klettern zu verschreiben.

Im Laufe der Jahre gelang es ihm, sein Kletterkönnen dank seines Bewegungstalents, seiner genetischen Voraussetzungen und durch bis dahin unbekannte Trainingsmethoden bis zur Weltspitze auszubauen.

Schon 1981 gelang es ihm mit Kurt Albert, das Sportklettern in die Alpen zu übertragen, als er die Route Locker vom Hocker VIII (UIAA) kletterte.

Jahrelang setzte Wolfgang Güllich im Sportklettern weltweit neue Maßstäbe, und lange Zeit gelangen ihm Erstbegehungen der zur jeweiligen Zeit schwierigsten Route der Welt: 1984 Kanal im Rücken (UIAA X), 1985 Punks in the Gym (X+) und 1987 Wallstreet (XI-). Mit Action Directe im Frankenjura lieferte er sein Meisterstück ab: die Route war die erste Route im Grad UIAA XI (frz. 9a) und gilt mittlerweile als „Benchmark“ für diesen Schwierigkeitsgrad.

Berühmt ist auch seine Free-Solo-Begehung der spektakulären Route Separate Reality (VIII+/IX-) im Yosemite-Nationalpark 1986, die einem Handriss durch ein sechs Meter langes, horizontales Dach zweihundert Meter über dem Erdboden folgt.

Wolfgang Güllich hat zahlreiche Kletterrouten im Frankenjura, in anderen deutschen Mittelgebirgen und rund um den Globus erschlossen. Er war einer der ersten, die das extreme Freiklettern in die hohen Berge übertrugen. Unter anderem eröffnete er zusammen mit Kurt Albert die Neutour Eternal Flame (IX-) am 6.251 m hohen Nameless Tower im Karakorum.

Am 23. Januar 1988 trat Güllich in einer Wette der Fernsehshow Wetten, dass..? in Basel auf, bei der ein Kandidat gewettet hatte, er könne mehr Klimmzüge an einem Finger schaffen als Wolfgang Güllich. Der Herausforderer gewann seine Wette, allerdings vollzog Güllich die Klimmzüge deutlich schwieriger, da er Arm und Schultergelenk zur völligen Streckung brachte.[1]

1990 lernte er seine spätere Frau Anette kennen, die er 1991 heiratete. Als Stuntdouble von Sylvester Stallone im Film Cliffhanger – Nur die Starken überleben wurde Wolfgang Güllich auch in Hollywood bekannt.

Grabstelle in Obertrubach

Wolfgang Güllich genoss große Anerkennung in der Kletterszene. Obwohl er seine sportlichen Erfolge nur durch konsequentes Training erreichen konnte, war er auch immer für die angenehmen Seiten des Lebens empfänglich. Dies dokumentiert ein Zitat, das unter Kletterern zum geflügelten Wort geworden ist:

„Man geht nicht nach dem Klettern zum Kaffeetrinken, Kaffeetrinken ist integraler Bestandteil des Kletterns.“

Wolfgang Güllich

Gedenkstein in Dannstadt-Schauernheim

Wolfgang Güllich verunglückte mit seinem Auto am 29. August 1992 auf der A 9 in der Nähe von Ingolstadt und erlag zwei Tage später seinen Verletzungen. Der Polizeibericht kommt zum Schluss, dass er vermutlich am Steuer eingeschlafen ist.[2] Sein Grab in Obertrubach wurde zur Wallfahrtstätte der Kletterszene. Im Juni 2006 wurde von der Deutschen Olympischen Gesellschaft in seiner Heimatgemeinde Dannstadt-Schauernheim ein Gedenkstein eingeweiht, der die vorbildliche Sportauffassung und die Pionierleistung des Klettersportlers würdigt.

Filme

Auszeichnungen

Wolfgang Güllich erhielt im Jahr 1985 neben Kurt Albert und Sepp Gschwendtner das Silberne Lorbeerblatt, die höchste Sportauszeichnung der Bundesrepublik Deutschland.

Literatur

  • Tilmann Hepp: Wolfgang Güllich – Leben in der Senkrechten. Eine Biographie. Boulder Verlag, Stuttgart/Nürnberg 2004/Neudruck, ISBN 3-00-014938-4.
  • Tilmann Hepp, Thomas Ballenberger (Hrsg.): Wolfgang Güllich – Klettern heißt frei sein. Boulder Verlag, Stuttgart/Nürnberg 2006, ISBN 978-3-9811231-0-4.
  • Wolfgang Albers: Als Sylvester Stallone an der Wand, als Wolfgang Güllich im Grab. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. Nr. 159 (Reiseblatt), 12. Juli 2007.

Einzelnachweise

  1. 44. Sendung. 23. Januar 1988, Basel. In: zdf.de. Abgerufen am 19. April 2007. (Link nicht mehr abrufbar)
  2. Tilman Hepp: Wolfgang Güllich. Leben in der Senkrechten. Eine Biographie. 1 Auflage. Rosenheimer Verlagshaus Alfred Förg, Rosenheim 1993, ISBN 3-475-52747-2, S. 140.

Weblinks


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