Wolfgang Pauli

Wolfgang Pauli
Wolfgang Pauli 1945

Wolfgang Ernst Pauli (* 25. April 1900 in Wien; † 15. Dezember 1958 in Zürich) war einer der bedeutendsten Physiker des 20. Jahrhunderts und Nobelpreisträger.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Pauli wurde in Wien als Sohn eines Arztes und Universitätsprofessors für Kolloidchemie, Wolfgang Joseph Pauli (1869–1955), geboren, der aus einer jüdischen Prager Verleger-Familie stammte, aber zum Katholizismus konvertiert war (sein ursprünglicher Name war Wolf Pascheles). Seine Mutter Berta „Maria“ (1878–1927) war Journalistin und Frauenrechtlerin. Pauli hatte noch eine Schwester Hertha (1906–1973), die Schauspielerin und Schriftstellerin war. Mit zweitem Vornamen wurde Pauli nach seinem Patenonkel benannt, dem Physiker Ernst Mach. Bereits auf dem Gymnasium in Wien galt Pauli als mathematisches Wunderkind. 1918 veröffentlichte er gleich nach der Matura seine erste Arbeit über Hermann Weyls Erweiterung von Albert Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie (Weyls Buch „Raum-Zeit-Materie“ war im gleichen Jahr gerade erschienen).

Ab 1919 studierte er Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität München bei Arnold Sommerfeld, wo er in kürzest möglicher Zeit 1921 mit einer Arbeit über das Wasserstoffmolekülion (das einfachste Molekül) summa cum laude promoviert wurde. Physikalisch war die Arbeit eine Enttäuschung, zeigte sie doch deutlich die Grenzen des Bohrschen Atommodells, an dem er auch 1921/22 als Assistent von Max Born in Göttingen weiterarbeitete (Anwendung der Methoden der Himmelsmechanik, insbesondere der Störungstheorie, wie sie Born in seinem Buch „Atomphysik“ darstellt). 1922/3 ging er für ein weiteres Jahr zu Niels Bohr nach Kopenhagen. 1923 bis 1928, also in der entscheidenden „Sturm-und-Drang-Zeit“ der Quantenmechanik, war er Professor in Hamburg. Die Hamburger Zeit betrachtete er im Rückblick als die wohl glücklichste Zeit seines Lebens, sicher auch deswegen, weil er hier in dem Physiker Otto Stern, dem Mathematiker Erich Hecke und dem Astronomen Walter Baade gleichgesinnte Kollegen fand, mit denen er den wissenschaftlichen und freundschaftlichen Austausch pflegen konnte.

1928 wechselte Pauli an die ETH in Zürich. Ab 1935 arbeitete er intermittierend in den USA, wo er u. a. 1935/6 am Institute for Advanced Study in Princeton forschte und ab 1940 Professor in Princeton wurde. Nach dem "Anschluss" Österreichs wurde er automatisch deutscher Staatsbürger. Er stellte daraufhin einen Antrag auf Einbürgerung in die Schweiz, der abgelehnt wurde. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges stellte Pauli einen zweiten Einbürgerungsantrag. Auch dieser wurde abgewiesen. In der Begründung der Polizeibehörde hieß es:[1]

„Wir bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihrem Einbürgerungsgesuch nicht entsprochen werden kann, weil Sie dem Erfordernis der Assimilation in der strengen Auslegung der geltenden Praxis nicht genügen. Dazu kommt, dass Sie beabsichtigen, wenn auch vielleicht nur für einige Zeit, Ihre Tätigkeit nach Amerika zu verlegen. Dadurch wird Ihre Verbundenheit mit unserem Lande eine weitere Lockerung erfahren.“

Pauli schrieb daraufhin im Mai 1940 einen Brief an Frank Aydelotte, den Direktor des Institute for Advanced Studies in Princeton, in dem er schilderte, dass er nach deutschem Recht als Dreiviertel-Jude gelte und im Falle einer zu befürchtenden deutschen Invasion der Schweiz auch eine entsprechende Behandlung zu befürchten habe. In einem solchen drohenden Fall würde er auf jeden Fall versuchen, nach Frankreich zu fliehen, um nach Amerika zu gelangen. Pauli wurde daraufhin eine Professur in Princeton angeboten, die er dankbar annahm.

Wolfgang Pauli

In den USA arbeitete er nicht an kriegswichtigen Projekten mit. 1946 wurde er amerikanischer Staatsbürger, ging aber im selben Jahr zurück an die ETH in Zürich, die ihm seine Professorenstelle noch freigehalten hatte. 1949 wurde er Schweizer Staatsbürger. Auch in den 1950er Jahren kehrte er regelmäßig zu Gastvorlesungen nach Princeton zurück. Pauli war an der Gründung des CERN beteiligt. 1958 starb er überraschend an einem Pankreas-Krebs in einem Zürcher Spital in einem Zimmer mit der Nummer „137“ (siehe Feinstrukturkonstante).

Seine Assistenten waren u. a. Ralph Kronig, Felix Bloch, Rudolf Peierls, Hendrik Casimir, Markus Fierz, Josef-Maria Jauch, Nicholas Kemmer, Victor Weisskopf, Charles Enz, Res Jost. Sein Schüler war u. a. Robert Oppenheimer.

Die Zeit Ende der 1920er Jahre war geprägt von persönlichen Problemen. Seine Mutter beging aufgrund einer Affäre seines Vaters Selbstmord, und mit der zweiten Frau seines Vaters kam er nicht zurecht. Pauli trat aus der Kirche aus, ging eine kurze Ehe mit einer Tänzerin ein und hatte Alkoholprobleme [2]. Er begab sich von 1932 bis 1934 in psychoanalytische Behandlung bei einer Assistentin von Carl Gustav Jung, Dr. Erna Rosenbaum, eine englische Ärztin, die sich gerade dem Kreis C. G. Jungs angeschlossen hatte. Erst die 1934 geschlossene Ehe mit Franziska „Franca“ Bertram (1901–1987) brachte Ruhe in sein Leben. Sie hatten keine Kinder.

Werk

Pauli lieferte viele wesentliche Beiträge zur modernen Physik, speziell auf dem Gebiet der Quantenmechanik. Sein Perfektionsdrang führte dazu, dass er vor der Publikation zögerte und seine Resultate stattdessen in intensiven Briefwechseln mit seinen Kollegen, insbesondere mit Niels Bohr, Werner Heisenberg (der seinerseits seine meisten Arbeiten vor der Publikation Pauli vorlegte) und Pascual Jordan, mit denen er eng befreundet war, weitergab (von ihm sind „nur“ 93 Artikel und 11 Bücher, aber über 2000 wissenschaftliche Briefe erhalten). Dass seine Ergebnisse so in die „Folklore“ der Physik eingingen, reichte Pauli oft völlig aus („Ich kann es mir leisten, nicht zitiert zu werden“). Wichtige Arbeiten sind u. a.:

  • 1920: sein Artikel „Relativitätstheorie“ in der „Enzyklopädie der mathematischen Wissenschaften“, der später auch separat in Buchform herausgegeben wurde. Diese Arbeit machte ihn in der Sommerfeld-Schule zur Legende. Er zeigte eine für einen Studenten außergewöhnliche „Beherrschung“ und Kenntnis der Literatur. Der selbstkritische Pauli warf sich allerdings später vor, wichtige Dinge wie die Bianchi-Identität, die in der Allgemeinen Relativitätstheorie die Energieerhaltung ausdrückt, übersehen zu haben.
  • 1924 (Naturwissenschaften, Bd.12): Entdeckung des „Kernspins“ zur Erklärung der Hyperfeinstruktur der Atomspektren.
  • 1925 (Zeitschrift für Physik, Bd.31, 1925, S.765): Pauli führt einen neuen Freiheitsgrad in der Quantenmechanik ein, um bestehende Inkonsistenzen bei der Interpretation von beobachteten Atomspektren zu eliminieren. Dieser Freiheitsgrad wird 1925 von George Eugene Uhlenbeck und Samuel Abraham Goudsmit als Elektronenspin identifiziert. Pauli formuliert damit sein Ausschließungsprinzip, das wohl seinen wichtigsten Beitrag zur Quantenmechanik darstellt. In ihm drückt sich die Fermi-Dirac-Statistik aus: zwei Fermionen können nicht im selben Quantenzustand sein (allerdings haben sie wegen des spins, der „up“ oder „down“ sein kann, für jedes Energieniveau zwei Besetzungsmöglichkeiten). Letztlich liegt in diesem Verhalten der Fermionen der Grund, warum „Materie“ nicht in sich zusammenfällt. Außerdem lassen sich so die „magischen Zahlen“ im Periodensystem durch die Besetzung der Elektronenschalen erklären. Der Weg zum Ausschließungsprinzip wird von Pauli in seinem Nobelvortrag geschildert.
  • 1926 (Zeitschrift für Physik Bd.36, 336): kurz nach der Veröffentlichung der Heisenbergschen Matrizendarstellung der Quantenmechanik löst Pauli darin den schwierigen Fall des Wasserstoffatoms, also den grundlegenden Fall der Atomphysik. Dies trägt entscheidend zur Akzeptanz der Heisenbergschen Theorie bei. Auch in der Diskussion zwischen Heisenberg und Bohr um die Interpretation der Quantenmechanik beteiligte er sich als „Schiedsrichter“ und klärende Kraft.
  • 1927 (Zeitschrift für Physik, Bd.43, S.601, „Zur Quantenmechanik des magnetischen Elektrons“): Pauli führt die Pauli-Matrizen ein, um den Spin von Elektronen zu beschreiben.
  • 1930 (offener Brief an Lise Meitner und die „Lieben Radioaktiven Damen und Herren“ auf einer Tagung in Tübingen): Pauli postuliert das Neutrino. Er erkannte, dass Energieerhaltungssatz und Impulserhaltungssatz beim radioaktiven Betazerfall nur dann erfüllt sind, wenn bei der Umwandlung eines Neutrons in ein Proton und ein Elektron zusätzlich ein drittes, bis dahin unbekanntes Teilchen entsteht. Da niemand zu diesem Zeitpunkt dieses Teilchen nachweisen konnte, postulierte Pauli ein unbekanntes Teilchen. Der italienische Physiker Enrico Fermi nannte das Teilchen später „kleines Neutron“: Neutrino. Empirisch nachgewiesen wurde das Neutrino erst 1956.
  • Ebenfalls in den 1930er und 1940er Jahren war Pauli ein Pionier der Quantenfeldtheorie. Hier arbeitete er mit Werner Heisenberg, Victor Weisskopf und Pascual Jordan zusammen. Mit Villars fand er eine Methode zur Regularisierung der Unendlichkeiten in der Quantenfeldtheorie, die Pauli-Villars-Regularisierung (Reviews of Modern Physics 1949).
  • 1940 (Physical Review, Bd.58, 716): Allgemeiner Beweis des Spin-Statistik-Theorems in der relativistischen Quantenfeldtheorie. Damit fand er den tieferen Grund für die Gültigkeit seines Ausschließungsprinzips.
  • 1955 (in Pauli, W. (Hrsg.): „Niels Bohr and the development of physics“): Beweis, dass die kombinierten Symmetrieoperationen P (Raumspiegelung), C (Ladungskonjugation), T (Zeitumkehr) eine Symmetrie der relativistischen Quantenfeldtheorie sind (CPT-Theorem). Als dann 1957 entdeckt wurde, dass in der schwachen Wechselwirkung P verletzt war, war das für Pauli ein Schock.

In späteren Jahren ist er auch auf die Allgemeine Relativitätstheorie zurückgekommen und arbeitete an Kaluza-Klein-Theorien. Er schrieb auch 1946 ein Buch über die Mesonentheorie der Kernkräfte.

Er schrieb 1933 den Band „Die allgemeinen Prinzipien der Wellenmechanik“ für das Handbuch der Physik (für das er schon 1926 den Artikel „Quantentheorie“ verfasste), und auch seine ETH-Vorlesungen aus den 1950er Jahren fanden weite Verbreitung.

Seine Persönlichkeit

Pauli war ein ausgesprochener „Gesellschaftsmensch“. Er war schon in seiner Studienzeit bekannt dafür, dass er sich gerne bis spät in die Nacht in verschiedenen Kneipen aufhielt und deswegen oft erst spät am nächsten Morgen zur Arbeit erschien. In seiner Jugendzeit war Pauli strikter Abstinenzler gewesen. Er war jedoch in seiner Hamburger Zeit im Zusammensein mit seinen Freunden, dem Astronomen Walter Baade, dem Physiker Otto Stern und dem Mathematiker Erich Hecke auf einen anderen Geschmack gekommen und meinte dazu später: „Als ich nach Hamburg kam, wechselte ich unter dem Einfluss von Stern direkt vom Mineralwasser zum Champagner.“[3] Sein Göttinger Mentor Max Born schrieb über seinen ehemaligen Assistenten an Einstein: „Der Bericht über den ‚kleinen Pauli‘ ist nicht ganz vollständig. Ich erinnere mich, dass er lange zu schlafen liebte und mehr als einmal die Vorlesung um 11 Uhr verpasste. Wir schickten dann unser Hausmädchen um halb 11 zu ihm, um sicher zu sein, dass er auf sei. Er war ohne Zweifel ein Genius ersten Ranges; aber meine Besorgnis ‚einen so guten Assistenten werde ich nie mehr kriegen‘, war doch unberechtigt. Sein Nachfolger Heisenberg war ebenso genial und dabei gewissenhafter: ihn brauchten wir nicht wecken zu lassen oder sonst an seine Pflichten erinnern.“[4]

Was Physik betrifft, war Pauli als Perfektionist bekannt. Dies beschränkte sich nicht nur auf seine eigene Arbeit, sondern er geißelte auch Fehler seiner Fachkollegen unerbittlich. So wurde er zum Gewissen der Physik, bezeichnete Arbeiten oft unverblümt als „ganz falsch“ oder steigerte seine Ablehnung etwa wie folgt: „Das ist nicht nur nicht richtig, es ist nicht einmal falsch!“. In Kollegenkreisen kursierten deshalb Witze wie etwa der folgende: Nach Paulis Tod gewährte Gott ihm eine Audienz. Pauli fragte Gott, warum die Feinstrukturkonstante den Wert 1/137 habe. Gott nickte, ging zur Tafel und begann, Gleichung nach Gleichung in rasender Geschwindigkeit abzuleiten. Pauli sah zunächst mit großer Genugtuung zu, aber bald schon begann er heftig und entschieden, seinen Kopf zu schütteln ...

Pauli im Verhältnis zu seinen Kollegen

Pauli war gefürchtet und berüchtigt wegen seiner oft schonungslos und respektlos auch gegenüber Freunden oder Fachautoritäten vorgetragenen Kritik. So schrieb er 1929 über die Arbeiten Albert Einsteins an seinen Kollegen Pascual Jordan in Hamburg: „Einstein soll im Berliner Kolloquium schrecklichen Quatsch über einen Fernparallelismus verzapft haben!“[5] und rezensierte 1931 dessen erneuten Versuch der Konstruktion einer vereinheitlichten Feldtheorie: „Es ist schon eine kühne Tat der Redaktion, ein Referat über eine neue Feldtheorie Einsteins unter die Ergebnisse der exakten Naturwissenschaften aufzunehmen. Beschert uns doch seine nie versagende Erfindungsgabe sowie seine hartnäckige Energie beim Verfolgen eines bestimmten Zieles in letzter Zeit durchschnittlich etwa eine solche Theorie pro Jahr - wobei es psychologisch interessant ist, dass die jeweilige Theorie vom Autor gewöhnlich eine Zeitlang als die ‚definitive Lösung‘ betrachtet wird.“[6]. Mit seinem Kollegen Paul Ehrenfest, der wie Pauli einen Artikel in der „Enzyklopädie der mathematischen Wissenschaften“ verfasst hatte, verband ihn eine herzliche Freundschaft, die die beiden aber nicht am Austausch bissiger bonmots hinderte: Ehrenfest: „Herr Pauli, Ihr Enzyklopädieartikel gefällt mir besser als Sie selbst!“, daraufhin Pauli: „Das ist doch komisch, mir geht es mit Ihnen gerade umgekehrt!“[5] Auch sonst machte Pauli gerne amüsierte oder maliziöse Kommentare über seine Kollegen. Über seinen Assistenten Rudolf Peierls meinte er: „Der Peierls, der spricht so schnell; bis man verstanden hat, was er sagt, behauptet er schon das Gegenteil!“[7] Eine andere Anekdote berichtet davon, dass der immer optimistische Werner Heisenberg seine von ihm aufgestellte „Einheitliche Feldtheorie“ – über die er mit Pauli diskutiert hatte, der sich aber zunehmend davon distanzierte – im Radio als „Heisenberg-Pauli-Theorie“ vorstellte und sagte, sie stände kurz vor der Vollendung, es fehlten „nur ein paar Details“. Pauli schickte darauf an George Gamow am 1. März 1958 eine Postkarte, auf der nur ein Quadrat gezeichnet war mit der Bemerkung „Ich kann malen wie Tizian.“. Darunter stand in kleiner Schrift: „Es fehlen nur die Details.“

Berüchtigt war Pauli bei Experimentalphysikern für seine handwerkliche Ungeschicklichkeit, ja sie argwöhnten sogar im Scherz, dass seine bloße Anwesenheit im Raum oder auch nur in derselben Stadt Laborgeräte zum Versagen brachte (oft thematisiert: „Pauli-Effekt“ genannt). Pauli besuchte in Wien das Bundesgymnasium XIX in der Gymnasiumstraße 83, 1190 Wien, in seiner Klasse war Richard Kuhn, der 1938 den Nobelpreis für Chemie erhielt. Man erzählt sich, dass in einer Physikstunde der Professor an der Tafel einen Fehler machte, diesen jedoch auch nach langem Suchen nicht fand. Zur großen Erheiterung der Klasse habe er dann verzweifelt gerufen: „Pauli, jetzt sagen Sie mir schon wo der Fehler liegt, Sie wissen es doch längst.“

Der Pauli-Jung-Dialog

Pauli war mit dem Tiefenpsychologen Carl Gustav Jung befreundet und diskutierte mit ihm dessen Arbeiten. Im Briefwechsel der beiden Forscher während der Jahre von 1932 bis 1958 wird deutlich, dass Wolfgang Pauli großen Anteil an der Konzeption des Begriffes Synchronizität hat, wie er von C. G. Jung eingeführt wurde und darüber hinaus an der Konkretisierung der für Jungs Werk zentralen Begriffe des kollektiven Unbewussten sowie der Archetypen. Pauli interessierte sich besonders für die Genese von Johannes Keplers Ideen.

Ganz wesentlichen Inhalt dieses Dialogs bildet das heute noch ungelöste psychophysische Problem, die Vereinigung der kollektiven Psyche mit der Materie, der tiefsten Wurzeln der menschlichen Innenwelt mit der Außenwelt, die C. G. Jung in Anlehnung an den Alchemisten Gerardus Dorneus den unus mundus (die Eine Welt) und Wolfgang Pauli als die „psychophysische Einheitswirklichkeit“ bezeichnete.

Die bisherige Untersuchung seiner Aufzeichnungen belegt, dass Paulis Auseinandersetzung mit diesen Themen nicht einem rein akademischen Interesse entsprang, sondern in tiefgehendem eigenem Erleben wurzelte – der existentiellen Auseinandersetzung mit dem archetypischen „Geist der Materie“.

Zitate

„Ich wusste, dass er ein Genie war, nur vergleichbar mit Einstein. Als Wissenschaftler war er sogar größer als Einstein. Aber er war ein völlig anderer Typ Mensch, der in meinen Augen nicht Einsteins Größe erreichte.“

Max Born: in seiner Ausgabe seines Briefwechsels mit Einstein

„Er ist außerordentlich klug und kann sehr viel, einen so guten Assistenten werde ich nie mehr kriegen“

Max Born: 1921 über seinen Assistenten Pauli

Sonstiges

An der ETH Zürich finden jedes Jahr „Wolfgang-Pauli-Vorlesungen“ statt.[8]

Im Jahr 1969 wurde in Wien Penzing (14. Bezirk) die Wolfgang-Pauli-Gasse nach ihm benannt. Die Wolfgang-Pauli-Strasse führt durch den Campus Hönggerberg der ETH Zürich.

Nach Wolfgang Pauli ist ein Mondkrater benannt.

Literatur

Eigene Schriften und Briefe

  • Wolfgang Pauli Collected works, in zwei Bänden herausgegeben von Kronig und Weisskopf, Wiley, New York 1964.
  • ders. Lectures on physics, 6 Bde., MIT press 1973; auch deutsch, ETH Selbstverlag (u. a. Wellenmechanik, Feldquantisierung, Optik und Elektrodynamik, Thermodynamik und kinetische Gastheorie).
  • Karl von Meyenn, Victor Weisskopf, Armin Hermann: Wolfgang Pauli – Wissenschaftlicher Briefwechsel, mehrere Bde., Springer Verlag, Berlin etc. 1979 ff.
  • Pauli Die Prinzipien der Wellenmechanik, Springer Verlag 1990 (Neuausgabe).
  • Pauli Die Relativitätstheorie, Springer Verlag 2000 (herausgegeben von Giulini), ISBN 3-540-67312-1 .
  • Pauli Fünf Arbeiten zum Ausschliessungsprinzip und zum Neutrino, Neudruck, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1977.

Biographische Sekundärliteratur

  • Enz, von Meyenn (Hrsg.) Wolfgang Pauli – Das Gewissen der Physik, vieweg Verlag 1988 (mit Nachdruck einiger Arbeiten Paulis und Bibliographie)
  • Charles P. Enz, Beat Glaus, Gerhard Oberkofler (Hrsg.): Wolfgang Pauli und sein Wirken an der ETH Zürich. Aus den Dienstakten der Eidgenössischen Technischen Hochschule. Vdf. Hochschul-Verlag an der ETH, Zürich 1997.
  • Charles P. Enz: Pauli hat gesagt - Biographie, NZZ LIBRO, Zürich 2005, ISBN 978-3-03823-144-8 .
  • derselbe: No time to be brief - a scientific biography of Wolfgang Pauli, Oxford University Press 2002
  • derselbe Paulis scientific work, in J.Mehra (Hrsg.) „The physicists concept of nature“, Reidel, Dordrecht 1973 .
  • derselbe Wolfgang Pauli, Physik in unserer Zeit, Bd.31, 2000, S.268 .
  • Fierz, Weisskopf (Hrsg.) Theoretical physics in the 20.century – Pauli memorial volume, 1960 .
  • Ernst Peter Fischer: An den Grenzen des Denkens, Wolfgang Pauli – Ein Nobelpreisträger über die Nachtseiten der Wissenschaft, Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2000, ISBN 3-451-04842-6 .
  • von Meyenn: Paulis Weg zum Ausschliessungsprinzip, Physikalische Blätter 1980 .
  • Karl von Meyenn: Pauli, Wolfgang. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, S. 118–121.
  • Pascual Jordan: Begegnungen - Albert Einstein, Karl Heim, Hermann Oberth, Wolfgang Pauli, Walter Heitler, Max Born, Werner Heisenberg, Max von Laue, Niels Bohr. Stalling, Oldenburg 1971, ISBN 3-7979-1934-4

Zu seinen philosophischen Arbeiten

  • Wolfgang Pauli: Der Einfluss archetypischer Vorstellungen auf die Bildung naturwissenschaftlicher Theorien bei Kepler, veröffentlicht in Jung/Pauli, Naturerklärung und Psyche, Rascher Verlag, Zürich, 1952.
  • C. A. Meier (Hrsg.): Wolfgang Pauli und C. G. Jung. Ein Briefwechsel 1932–1958, Springer, Berlin 1992; derzeit vergriffen, jedoch in englischer Übersetzung lieferbar: Routledge, London etc 2001, ISBN 0-415-12078-0
  • H. Atmanspacher u. Hans Primas: Der Pauli-Jung-Dialog und seine Bedeutung für die moderne Wissenschaft. Springer, Heidelberg 1995. ISBN 3-540-58518-4 .
  • Herbert van Erkelens: Wolfgang Pauli und der Geist der Materie. Königshausen & Neumann 2002. ISBN 3-8260-2222-X .
  • Tom Keve: Triad: the physicists, the analysts, the kabbalists. Rosenberger & Krausz, London 2000, ISBN 0-9536219-0-1 (historical fiction) .
  • Suzanne Gieser: The Innermost Kernel. Depth Psychology and Quantum Physics. Wolfgang Pauli's Dialogue with C.G. Jung, Springer 2005. ISBN 978-3-540-20856-3 .
  • Kalervo V. Laurikainen: The Message of the Atoms: Essays on Wolfgang Pauli and the Unspeakable. Springer, Heidelberg ...
  • ders.: Beyond the atom – philosophical thought of Wolfgang Pauli, Springer Verlag 1988 .
  • Miller Arthur I.: "137", C.G.Jung, Wolfgang Pauli und die Suche nach der kosmischen Zahl, Deutsche Verlagsanstalt, München 2011. ISBN 978-3-421-04290-3
  • Roth, Remo, F., Return of the World Soul, Wolfgang Pauli, C.G. Jung and the Challenge of Psychophysical Reality [unus mundus]. Pari Publishing, 2011

Weblinks

 Commons: Wolfgang Pauli – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. zitiert nach http://www.library.ethz.ch/exhibit/pauli/ausreise_e.html, aus dem ETHZ-Archiv
  2. Schon Anfang der 1920er Jahre war er für seine nächtlichen Kneipenbesuche bekannt und verschlief oft die morgendlichen Vorlesungen
  3. Charles P. Enz: No time to be brief. A scientific biography of Wolfgang Pauli. Oxford 2002, S. 147
  4. Brief vom 3. März 1920 In: Albert Einstein – Max Born: Briefwechsel 1916–1955. Verlag Langen/Müller; März 2005; ISBN 3-7844-2997-1
  5. a b Karl von Meyenn (Hrsg.): Wolfgang Pauli. Wissenschaftlicher Briefwechsel mit Bohr, Einstein, Heisenberg u.a., Bd. I-IV, Berlin 1979-2001
  6. Ergebnisse der exakten naturwissenschaften, Bd. 10, 1931
  7. Charles P. Enz, Karl von Meyenn (Hrsg.) Wolfgang Pauli. Das Gewissen der Physik. Braunschweig, Vieweg-Verlag, 1988, S. 69
  8. Wolfgang Pauli Lectures 2010 ; Archive 2003-2009, Aufzeichnungen seit 2008, math.ethz.ch, (zugriff= 25.Oktober 2010)

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