Woolworth (Deutschland)

Woolworth (Deutschland)
WOOLWORTH GmbH
Logo von Woolworth
Rechtsform GmbH
Gründung 1926
Sitz Unna

Leitung

  • Hans-Dieter Schindel (Vorsitzender der Geschäftsführung),
  • Thomas Leege (geschäftsführender Gesellschafter)[1]
Mitarbeiter 4300 (2010)[2]
Umsatz k.A.

Filialen 189

Produkte Einzelhandel
Website www.woolworth.de

Die Woolworth GmbH [ˈwʊlwɝːθ] ist eine Einzelhandelskette mit 189 Filialen in Deutschland. Haupteigentümer sind seit dem 1. Juli 2010 zu 58,5 Prozent die HH Holding und zu 30 Prozent die Tengelmann-Gruppe. Mit seinem Angebot, das vor allem den Non-Food- und Drogeriebereich abdeckt, hauptsächlich Textilien, Haushaltsartikel, Schreibwaren, Spielwaren, Schuhe, Lederwaren sowie Süßwaren, möchte das Unternehmen vor allem preissensible Käufer ansprechen[3].

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Historie der US-Gesellschaft

Franklin Winfield Woolworth wurde am 13. April 1852 geboren. Sein Leben verbrachte er auf der Farm seiner Eltern in Great Bend, New York. Durch verschiedene Jobs als Verkäufer und Lagerarbeiter landete er schließlich in einem Laden von Moore & Smith. Damals war es üblich, die Waren versteckt in Regalen zu lagern und erst auf Wunsch des Kunden zu holen und vorzulegen. Außerdem gab es kaum festgelegte Preise. Die Idee Woolworths war nun, viele Artikel zu einem festen Preis von fünf Cent offen auf Ladentischen zu präsentieren. Dies war eine neue und fast revolutionäre Idee im Bereich des Einzelhandels. Der Kunde konnte das gesamte Angebot überblicken, vergleichen und „anfassen“. 1879 wurde der erste Woolworth-Laden in Lancaster (Pennsylvania) eröffnet ("F. W. Woolworth Company"). Später wurde das Angebot um Zehn-Cent-Artikel ergänzt. Die Kette wurde so auch mit dem Namen „five-and-ten-cent-stores“ oder „five-and-dime-stores“ bezeichnet.

1886 wurde ein Gebäude zur zentralen Verwaltung in New York gebaut. 1905 wurde der mittlerweile große Konzern in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, das Kapital betrug damals zehn Millionen Dollar. 1909 wurde die F.W. Woolworth Co. Ltd. mit mehreren Partnern gegründet. Bis 1911 wurden weitere Partner eingebunden, und man hatte nun insgesamt 596 Läden in Betrieb. 1913 wurde mit dem Privatvermögen Woolworths das Woolworth Building in New York erbaut und die Bausumme von 13,5 Millionen Dollar in bar bezahlt. Am 8. April 1919 starb Frank Winfield Woolworth. Er vermachte sein Vermögen und die Mehrheit über das Unternehmen seiner Enkelin Barbara Hutton.

Obwohl Woolworth noch 1979 das größte Kaufhausunternehmen der Welt war, begann das Unternehmen in Schwierigkeiten zu geraten. 1997 wurden die letzten Kaufhäuser in den USA geschlossen, und es blieben nur Spartengeschäfte wie Foot Locker und andere übrig. Das Unternehmen benannte sich in Venator um. Wal-Mart, die auch einen Teil der ehemaligen Woolworth-Kaufhäuser übernommen hatten, nahmen den Platz von Woolworth im Dow-Jones-Index ein. 1999 benannte sich Venator in Foot Locker, Inc. um. Seit 1997 existieren somit Woolworth-Kaufhäuser ausschließlich außerhalb der USA und sind im Besitz unabhängiger regionaler Gesellschaften.

Musikalisch wurde Woolworth in einem Erfolg aus den 1930er Jahren „I Can’t Give You Anything But Love, Baby“ mit dem Satz „Diamond Bracelets Woolworth Doesn’t Sell“, in dem Lied „I Found A Million Dollar Baby (In A Five and Ten Cent Store)“ von 1931 und in Bryan Adams Lied „summer of 69“ mit der Zeile „I got my first real six-string bought it at the five-and-dime“ erwähnt.

Woolworth in Deutschland

Anzeige zur Eröffnung in Bremen am 28. Juli 1927
Woolworth-Gebäude in Sonneberg, 1929
Neueröffnung der Woolworth-Filiale am 6. Dezember 1990 in Halle (Saale). Das Gebäude war bereits 1933 im Besitz der Woolworth-Kette und wurde 1990 erneut bezogen.
Woolworth-Filiale in Berlin

1926 wurde die deutsche Tochtergesellschaft im Hotel Adlon in Berlin gegründet. Am 30. Juli 1927 wurde in Bremen das erste Kaufhaus von Woolworth in Deutschland eröffnet, auch hier wieder mit festen Preisen von 25 und 50 Pfennig und einer öffentlichen Warenpräsentation.

Lange Zeit betrieb Woolworth in Deutschland verschiedene Tochterunternehmen. Die bekanntesten sind hierbei Foot Locker. Darüber hinaus gab es noch Schmuckfachgeschäfte, die unter dem Namen Rubin auftraten. Heute agieren die noch existierenden Tochterunternehmen teils selbstständig, teils als Teil der ehemaligen amerikanischen Muttergesellschaft (zum Beispiel Foot Locker).

Im Jahre 1998 trennte sich die deutsche Tochtergesellschaft von der amerikanischen Muttergesellschaft, die mittlerweile nicht mehr existiert. In einem Management-Buy-out gründete man die „DWW Deutsche Woolworth GmbH & Co. OHG“ mit Hauptsitz in Frankfurt am Main. Getragen wurde diese von der Investorengruppe Electra Private Equity (heute Cognetas). Von Januar bis Oktober 2004 stellte man das Kassensystem und die IT-Infrastruktur um. Dadurch sollte eine effizientere und verbesserte Warenbestellung und besserer Service möglich sein. So werden zum Beispiel an den Kassen Touchscreen-Lösungen auf Linux-Basis eingesetzt.

Von März 2006 an testete das Unternehmen ein neues, modernisiertes Konzept. In Koblenz und in Frankfurt am Main (Leipziger Straße) eröffnete man sogenannte Concept-Stores, die sich durch eine komplett neue Einrichtung auszeichnen. Zentrales Element dieses Konzeptes sind die „Marktplätze“. Hierbei handelt es sich um Sonderflächen, auf denen spezielle Angebote und Werbeposten angeboten werden. Die Marktplätze heben sich durch eine gesonderte Decken- und Fußbodengestaltung optisch vom Rest des Ladens ab. Hierauf aufbauend baute man nach bestimmten Kriterien ausgewählte Filialen zu „Marktplatz-Filialen“ um. Als konsequente Weiterentwicklung des Konzeptes wurden dann Ende Oktober in Berlin zehn zu Marktplatz-Filialen umgebaute Läden wiedereröffnet. Um einen einheitlichen Werbeauftritt in allen Berliner Filialen zu gewährleisten wies man auch in den restlichen Filialen Sonderflächen als „Marktplätze“ aus.

Im Jahre 2005 besaß Woolworth 330 Läden in Deutschland und neun in Österreich. Diese gliederten sich in 202 Kaufhäuser und 128 „Minis“ mit geringerer Verkaufsfläche. Die Gesamtverkaufsfläche betrug etwa 400.000 Quadratmeter.

Im Oktober 2007 hat Cerberus Capital Management gemeinsam mit Argyll Partners das Geschäft der Woolworth Deutschland übernommen. Cerberus übernimmt dabei etwa 100 in Eigenbesitz befindliche Woolworth-Immobilien, welche von Cerberus zurückvermietet werden sollen[4]; das operative Geschäft wurde von Argyll übernommen.

Ab März 2008 passte man die Filialen erneut an, um eine positive Umsatzentwicklung zu erwirken. Neben der Anpassung des Sortiments (drastische Reduzierung) und der Verbreiterung der Laufwege bestückte man alle Filialen mit Checkout-Kassen (Kassenstände mit automatischem Laufband).

Der Anfang März 2009 angetretene Manager Stefan Rohrer hat nach etwa fünf Wochen Anfang April 2009 sein Mandat bereits niedergelegt.[5]

Am 11. April 2009 reichte das Unternehmen einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Frankfurt am Main ein.[6] Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte man den Rechtsanwalt Ottmar Hermann, der auch vorläufiger Insolvenzverwalter beim Osnabrücker Karosseriebauer Wilhelm Karmann GmbH ist.[7]

2009 wurden 23 ehemalige Woolworth-Filialen von dem Textildiscounter NKD übernommen.[8] Die Drogeriemarktkette Schlecker plante ebenfalls die Übernahme mehrerer Filialen. Das Bundeskartellamt genehmigte Ende August 2009 allerdings die Übernahme von maximal 71 Woolworth-Filialen.

Im September 2009 erklärte der Pressesprecher des Insolvenzverwalters Ottmar Hermann, Herr Pietro Nuvoloni, dass 160 von ursprünglich 310 Filialen in einer neu gegründeten Deutsche Woolworth GmbH weitergeführt werden sollen.[9]

Nach der Insolvenz hat im Mai 2010 die HH-Holding als Dachgesellschaft der Unternehmensgruppe Tengelmann (zu der auch die Bekleidungskette KIK gehört) Woolworth übernommen. Die bisherigen Mitarbeiter werden zu denselben Konditionen übernommen und erhalten einen auf ein Jahr befristeten Vertrag. Das Kartellamt stimmte der Übernahme im Juni 2010 zu.[10] Der bisherige Firmensitz in Frankfurt wurde zum 30. Juni 2010 geschlossen. Seit 1. Juli 2010 befindet sich der Firmensitz in Unna.[11]

Die österreichischen Filialen wurden im Zuge der Insolvenz von der Deutschen Woolworth GmbH (DWW) abgetrennt und an den Finanzinvestor bluO verkauft.[12] Die Läden wurden im Frühjahr geschlossen und als Adler-Modewelt neu eröffnet. Auch die Adler Modemärkte GmbH gehört zu bluO.[13]

Filialen

158 Filialen hat die Woolworth GmbH von der alten Gesellschaft übernommen. 40 Millionen Euro will das Handels-Unternehmen für die Renovierung ausgeben[14]. An allen alten Filialen wird das veränderte Logo angebracht und die Bestandsflächen sowie der Ladenbau werden modernisiert[15]. Mittelfristig soll das Filialnetz auf 250 Warenhäuser verdichtet werden. Auf lange Sicht kann sich die Geschäftsführung sogar 500 Filialen vorstellen. Zielstandorte sind Städte mit mehr als 30.000 Einwohnern. Dort will Woolworth mit seinem breiten Sortiment der Nahversorger sein[16]. Die Verkaufsfläche einer Woolworth-Filiale soll künftig einheitlich zwischen 1.000 und 2.000 Quadratmeter betragen, die sich maximal über zwei Stockwerke erstrecken[17]. Eine Expansion ins Ausland ist aktuell nicht vorgesehen. Das Handels-Unternehmen hat sich jedoch die Rechte für die gesamte Europäische Union – mit Ausnahmen Großbritanniens – gesichert[18].

Sortiment

Woolworth bietet rund 6.000 Artikel im unteren und mittleren Preissegment an. 65 Prozent des Warenangebots machen Hartwaren aus wie Dekorationsartikel, Accessoires, Spiel-, Schreib- und Haushaltswaren sowie Tierzubehör. Zu 35 Prozent besteht die Produktpalette aus Textilien. Entsprechend der Preisstrategie bietet Woolworth Produkte von bekannten und weniger bekannten Marken an: Bei den bekannten Marken setzt Woolworth beispielsweise auf Ravensburger, Lego, Panasonic, Coca Cola und Haribo. Darüber hinaus bietet das Unternehmen wechselnde Lizenzwaren von zum Beispiel Hello Kitty sowie zehn Eigenmarken an. Abgerundet wird das Angebot durch Artikel zum Einstiegspreis. Bei den Eigenmarken decken Infinity Man, Woman, Kids und Sports Oberbekleidung für alle Altersklassen ab. Duft der Rose steht für Strumpfwaren, Marvital für Kosmetik, Belday Home für Dekorationsartikel, Basic Concept für Hartwaren und Smily für Baby-Bekleidung[19].

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.woolworth.de/allgemeines/impressum0/
  2. Selbstdarstellung Woolworth GmbH. Abgerufen am 26. November 2010.
  3. "Woolworth will wieder wachsen", Die Welt, 26. November 2010
  4. http://afp.google.com/article/ALeqM5j7IxBbNmhqA8KrGB5f89ChoR4ZTg
  5. Financial Times Deutschland - Abgang nach vier Wochen: Neuer Woolworth Chef Rohrer schmeißt hin vom 2. April 2009
  6. spiegel.de, Woolworth meldet Insolvenz an
  7. Insolvenzverwalter Deutsche Woolworth GmbH. Abgerufen am 26. November 2010.
  8. http://www.nordbayerischer-kurier.de/nachrichten/1283684/details_8.htm
  9. http://www.rp-online.de/public/article/radevormwald/753463/Neues-Konzept-fuer-Woolworth.html
  10. RP-Online - Kartellamt genehmigt Woolworth-Übernahme, 3. Juni 2010
  11. Woolworth gehört jetzt zu Tengelmann Focus online, 1. Juli 2010
  12. Verkauf Woolworth Österreich. Abgerufen am 26. November 2010.
  13. Woolworth Österreich wird zur Adler-Modewelt. Abgerufen am 26. November 2010.
  14. "Jede Woche eine neue Filiale", TextilWirtschaft, 2. Dezember 2010
  15. "Woolworth will der Gegen-Karstadt werden", Der Handel, 25. November 2010
  16. "Warenhauskette Woolworth demonstriert neue Stärke", Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26. November 2010
  17. "Woolworth zieht es in jede Stadt", Süddeutsche Zeitung, 26. November 2010
  18. "Woolworth erfindet sich neu", Immobilien Zeitung, 3. März 2010
  19. "Jede Woche eine neue Filiale", TextilWirtschaft, 2. Dezember 2010

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