Wortgebrauch

Wortgebrauch

Sprachgebrauch bezeichnet mindestens zwei verschiedene Dinge:

  • in der Gemeinsprache: die übliche Ausdrucksweise oder die übliche Bedeutung eines Ausdrucks (Duden. Universalwörterbuch (2001);
  • in der Linguistik als Gegenbegriff zu Sprachsystem: die Verwendung der Einheiten und Regeln des Sprachsystems bei der Bildung von Äußerungen, um kommunikative Zwecke zu verfolgen (Sprachverwendung); diese Äußerungen können mündlich oder schriftlich erfolgen, aber z. B. auch in Form von Morsezeichen, Taubstummenzeichen etc. Der jeweilige Sprachgebrauch wird beeinflusst von situativen, sozialen, psychologischen, individuellen und eventuell weiteren Faktoren (vgl. dazu z.T. Lewandowski 1985). (Bezeichnend ist womöglich, dass der Begriff in einem der vielgenutzten Fachwörterbücher (Bußmann) als Stichwort nicht vorkommt; stattdessen wird unter "Sprachverwendung" auf den sehr spezifischen Begriff Performanz verwiesen.) Der Dichotomie "Sprachsystem" und "Sprachgebrauch/-verwendung" entspricht bei Ferdinand de Saussure das Begriffspaar langue - parole und bei Noam Chomsky der Gegensatz zwischen Kompetenz (= das Wissen eines idealen Sprechers oder Hörers von seiner Sprache) und Performanz (das, was der Sprecher/ Hörer bei der Verwendung der Sprache tatsächlich tut). Es handelt sich also für die Linguistik um die Unterscheidung von zwei grundlegenden Aspekten der Sprachbetrachtung.

Einige Aspekte: Der Sprachgebrauch umfasst unter anderem Sprechverhalten (Sprechakte), Schreiben, Umgang mit schriftlichen Aufzeichnungen (Lesen, Übersetzung, Standardisierung unter anderem). Die deskriptive (beschreibende) Linguistik beschreibt, wie eine Sprache tatsächlich verwendet wird, welche Regeln und Einheiten es gibt; die präskriptive (normative, vorschreibende) Linguistik gibt vor, wie Sprache verwendet werden soll. In vielen Fällen werden Wort- oder Satzformen durch den Sprachgebrauch (Usus) gerechtfertigt, so dass neue Regeln in die Grammatiken und neue Wörter in die Lexika übernommen werden. Der Sprachgebrauch ändert sich schneller als seine Kodifizierung.

Sprachgebrauch führt einerseits zur Erhaltung, andererseits zur Veränderung einer Sprache.

Wörter können innerhalb weniger Jahre neue oder verschobene Bedeutungen erhalten (Sprachdrift), oder sie können aus der Sprache verschwinden, vergessen werden. Dies ist nicht nur in der Umgangssprache der Fall, sondern auch in den sogenannten Fachsprachen.

Im Sprachgebrauch zeigen sich die sich wandelnden Bedürfnisse der Menschen, die die Sprache sprechen.

Je mehr Menschen verschiedener Sprache miteinander in Kontakt sind, desto stärker beeinflusst der Sprachgebrauch die entsprechenden Sprachen.

siehe auch

Literatur

  • Hadumod Bußmann (Hrsg.): Lexikon der Sprachwissenschaft. Dritte aktualisierte und erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 2002, ISBN 3-520-45203-0. 
  • Duden. Deutsches Universalwörterbuch. Vierte neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2001, ISBN 3-411-05504-9. 
  • Theodor Lewandowski: Linguistisches Wörterbuch. Vierte neu bearbeitete Auflage. Quelle & Meyer, Heidelberg/Wiesbaden 1985, ISBN 3-494-02050-7. 

Weblinks


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