Wostitz

Wostitz
Vlasatice
Wappen von ????
Vlasatice (Tschechien)
DEC
Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Jihomoravský kraj
Bezirk: Brno-venkov
Fläche: 2294 ha
Geographische Lage: 48° 56′ N, 16° 29′ O48.93055555555616.488055555556183Koordinaten: 48° 55′ 50″ N, 16° 29′ 17″ O
Höhe: 183 m n.m.
Einwohner: 807 (3. Juli 2006)
Postleitzahl: 691 30
Verkehr
Straße: Moravský Krumlov - Mikulov
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 1
Verwaltung (Stand: 2008)
Bürgermeister: Pavel Pekař
Adresse: Vlasatice 149
691 30 Vlasatice
Website: www.vlasatice.cz

Vlasatice (deutsch Wostitz) ist eine Gemeinde in Südmähren in Tschechien. Sie befindet sich 17 Kilometer südöstlich von Moravský Krumlov und gehört zum Okres Brno-venkov.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Vlasatice liegt an der Miroslavka und wird umgeben Im Norden von die Roßweide (207 m) und die Hochberge (211 m) und im Süden die Kroatenberge (218 m).

Nachbarorte sind Pohořelice im Nordosten, Nová Ves im Osten, Pasohlávky im Südosten, Troskotovice im Südwesten, Trnové Pole im Westen sowie Branišovice im Nordwesten.

Geschichte

Das Dorf ist Seit 1276 als Besitz des Klosters Kanitz beurkundet und besaß Von 1342 bis 1633 Halsgerichtsbarkeit. 1538 erhielt es Marktrecht von Kaiser Ferdinand I. Eine Pfarre bestand schon 1276. Um 1560 fasst der Protestantismus Fuß. 1567 war ein großes Haushaben der Wiedertäufer, die 1617 vom Grundherrn Graf Thurn vertrieben werden. Wegen Abtrünnigkeit des Grafen wird Wostitz Kardinal Dietrichstein zugesprochen. Ab 1622 setzt die Rekatholisierung ein.

Nach Türkeneinfall 1663 und 1683 sind nur 23 von den 75 bäuerlichen Anwesen bewirtschaftet. Im 30-jährigen Krieg wird der Ort von den Kaiserlichen geplündert und verwüstet. 1831 und 1866 fordert die Cholera 180 bzw. 73 Opfer.

Die Ortsbezeichnung wechselt von "Wassatycz"(1333) über "Wasaticz"(1370) bis zu "Bassatitz" im 17.Jahrhundert.

Zugleich mit der Markterhebung hat Kaiser Ferdinand I. 1538 dem Ort ein Wappen verliehen. Es ist in Blau auf grünem Hügel ein zweifenstriger silberner Zinnenturm mit rotem Satteldach und goldenen Dachknäufen.

Matriken gibt es seit 1631 und Grundbücher seit 1788.

Weizen, Zuckerrüben, Futterpflanzen, Kartoffeln, Erbsen, Gurken, Zwiebeln und Mohn sind die wichtigsten landwirtschaftliche Produkte. Eine Dampfmühle gibt es seit 1917, eine Ziegelei seit 1885, auch Getreide- Reinigungs- und Beizanlage. Größter Einzelbetrieb war das ehemalige. Herrschaftsgut mit 475,5 ha. Drei Jahrmärkte werden abgehalten am Montag nach Fronleichnam, vor Matthäus (21.9.), vor Allerheiligen (= Kerzenmarkt).

Brauchtum wurde in Form von Osterratschen, Osterreiten durch die Feldgemarkung, das Aufstellen und „Schmeißen“ des Maibaumes, am 21. Juni die Sonnwendfeier, den kleinen Kirtag, Kaiserkirtag und den zwei Tage dauernden Nachkirtag, am 24.April die Grenzbegehung, das Auslesen des Maises, Federnschleißen gepflegt.

Elf Wegkreuze im Ort und auf der Gemarkung, wurden zwischen 1821 und 1927 errichtet. Die Wegkapelle am nördlichen Ortsrand ist etwa um 1880 entstanden. Gedenkstein an der Friedhofsmauer für 166 an der Cholera 1831 Verstorbene. Ein Kriegerdenkmal wurde 1926 für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges errichtet. Bereits 1631 ist für die Volksschule ein Schulmagister mit einem Gehilfen belegt. Ab 1928 gibt es eine Bürgerschule, die 1938 in eine vierklassige Hauptschule umgewandelt wird. Diese Schule besuchen auch Kinder aus Treskowitz und Frainspitz-Weinberg.

Seit 1925 ist der Ort elektrifiziert. Einen Kindergarten sowie eine Gemeindebücherei gibt es seit 1940. Der Ort wird vom 1700 ha großen Gutshof dominierte Das Schloß am Westrand, zweigeschossig mit Walmgiebeln 2.Hälfte des 16.Jh., daneben (85m) dreistöckiger Schloßturm, durch gedeckten hölzernen Gang mit dem Schloß verbunden. Umgeben von weitläufigen Meierhofbauten; ein großer Schüttkasten geht im Kern auf das Jahr 1449 zurück. Ein Zweigeschossiges Rathaus, wurde 1913 an der Stelle eines älteren, durch Brand zerstörten aufgebaut.

Im Ersten Weltkrieg hat der Ort 68 und im Zweiten Weltkrieg 154 Gefallene bzw. Vermisste zu beklagen.

Nach dem Ersten Weltkrieg zerfiel der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn. Die Bewohner von Wostitz gehörten fast ausschließlich zur deutschen Sprachgruppe. Der Friedensvertrag von Saint Germain erklärte den Ort zum Bestandteil der neuen Tschechoslowakischen Republik. Nach dem Münchner Abkommen 1938, das die Abtretung der sudetendeutschen Gebiete an Deutschland regelte, rückten im Oktober deutsche Truppen im Ort ein, der bis 1945 zum Reichsgau Niederdonau gehörte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam die Gemeinde wieder zur Tschechoslowakei zurück. Durch Gewalttaten zum und nach Kriegsende kommen 28 Zivilpersonen ums Leben. Eine Reihe von Ortsbewohnern flüchtete nach Österreich. Aufgrund der Beneš-Dekrete werden sie ab Mai 1946 nach Deutschland vertrieben. Ihr Vermögen wurde entschädigungslos konfisziert und der Ort neu besiedelt.

Zur Erinnerung errichteten 1987 die Wostitzer eine Gedenkstätte am Fuße des Nordhanges des Staatzer Burgberges in Niederösterreich.

Volkszählung Häuser Einwohner insgesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen andere
1771 157        
1793 172 1070      
1836 240 1312      
1869 276 1749      
1880 304 2060 2049 11  
1890 316 1932 1932 0  
1900 328 1907 1886 21  
1910 359 2035 2015 20  
1921 364 2021 1941 60 20
1930 411 1926 1813 108 5
1939 435 1860
Quelle: 1793, 1836, 1850 aus: Südmähren von A-Z, Frodl, Blaschka
Sonstige: Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984

Sehenswürdigkeiten

Pfarrkirche des hl. Johannes des Täufers; Einheitlicher Bau von 1610 mit Veränderungen von 1810. Saalartiges Langhaus, eingezogener rechteckiger Chor, quadratischer Westturm mit geschwungenem Pyramidenhelm. Langhaus Stichkappentonnengewölbe mit Stuckrippen. Bemerkenswerte Westempore mit 23 Wappenschilden der Grafen Thurn, die von 1573 bis 1622 die Herrschaft Wostitz besaßen (1907 freigelegt). Klassizistische Altäre und Kanzel um 1830; Tabernakel ägyptisierend 1812; Kanzel um. 1775; Orgel 1861; Taufbrunnen 17. Jh.; Altarbild von G. Herbert. Schloß aus 16. Jh. inmitten geräumiger Meierhofbauten zweigeschoßiger Bau mit Walmgiebeln an Bauernhausformen anknüpfend. Quadratischer, oben achteckiger Turm mit Pyramidenhelm. Zugang auf Schwibbögen. Bildsäulen: hl. Florian 1738; Joh. v. Nepomuk 1739.

Söhne und Töchter der Gemeinde

  • Jakob Kapusta (1834-1920), Priester, Domdechant
  • Anton Heindl (1854-1927), Schriftsteller
  • Georg Hanreich, (1887-1955), Abgeordneter
  • Franz M. Wagner (1888-1943), Priester, „Obdachlosenpfarrer von Wien“
  • Anton Hammel (1912-1932), Lehrer, Lyriker
  • Anton Kornherr (1925-2001), Professor, Landeskapellmeister von Niederösterreich,
  • Siegfried Ludwig, (* 1926), österreichischer Politiker, Landeshauptmann von Niederösterreich
  • Klaus Kugler, (* 1942), Kunsterzieher, Maler, Graphiker, Südmährischer Kulturpreis 1991

Quellen

  • Josef Freising: Die Marktgemeinde Wostitz und ihre Umgebung vor 300 Jahren, 1936
  • Archiv Mikulov: Odsun Němců – transport odeslaný dne 20. kvĕtna 1946
  • Walfried Blaschka: Wostitz, Geschichte einer deutschen Marktgemeinde in Südmähren. 1993
  • Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens, Band III, 2001, Wostitz: 243, 266, 406, 417, 421,422, 424, 431, 542, 546, 573, 575.
  • Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Südmähren von A-Z, 2006, Wostitz. 210

Literatur

  • Karl Wittek: Die Wiedertäufer in Südmähren
  • Gregor Wolny: Das Markgrafthum Mähren topographisch, statistisch und historisch, 1837
  • Anton Schwetter, Siegfried Kern: Der politische Bezirk Nikolsburg, 1884
  • Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren, 1990
  • Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden, 1992
  • Siegfried Ludwig: Im Rückblick, 1996

Weblinks


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