Währungsrisiko

Währungsrisiko
Der deutsche Aktienindex DAX in Euro und in Dollar. Während der DAX in Euro in der betrachteten Periode von Januar 2007 bis März 2008 leicht verliert, gewinnt er aus der Sicht eines amerikanischen Investors mehr als 11%.

Als Wechselkursunsicherheit (auch Wechselkursrisiko) bezeichnet man in den Wirtschaftswissenschaften die aus der Unsicherheit über zukünftige Wechselkursentwicklungen entstehenden Risiken. Wechselkursunsicherheiten erhöhen die Transaktionskosten für Investoren und behindern so den internationalen Güter- und Kapitalverkehr.

Inhaltsverzeichnis

Auslöser

Wechselkursunsicherheit tritt für Marktakteure immer dann auf, wenn erstens ein Geschäft in ausländischer Währung abgewickelt wird, dabei zweitens Hin- und Rücktausch zeitlich auseinanderfallen und drittens der Wechselkurs zwischen beiden beteiligten Währungen flexibel ist.

Die Unsicherheit bezüglich des Wechselkurses ist umso größer, je stärker die zuvor beobachtbare Wechselkursvolatilität ist.

Auswirkungen

Wechselkursunsicherheiten können sowohl als Chance wie auch als Risiko aufgefasst werden. Einerseits ermöglichen sie Marktakteuren Zusatzgewinne, andererseits gefährden sie deren Rendite, wenn sich der Wechselkurs in die falsche Richtung bewegt. Der Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Mundell hält Wechselkursunsicherheit grundsätzlich für gefährlich: "An unstable exchange rate means unstable financial markets, and a stable exchange rate means more stable financial markets" (dt.: Ein instabiler Wechselkurs bedeutet instabile Finanzmärkte, eine stabiler Wechselkurs bedeutet stabilere Finanzmärkte.) (Lit.: Mundell, 2000, S. 30)

Unabhängig von der Risikoeinstellung des Individuums wirken Wechselkursunsicherheiten für Außenhändler und Anleger jedoch als Transaktionskosten und somit als Handelshemmnis.

Gegenmaßnahmen

Neben dem bewussten Eingehen offener Positionen (Spekulation) gibt es eine Reihe von Absicherungsmöglichkeiten:

Ein individueller Marktakteur kann Wechselkursunsicherheiten beispielsweise durch Absicherungsgeschäfte (Hedging) vermeiden. Beispiele hierfür sind Optionen und Swaps auf dem Devisenmarkt. Darüber hinaus ist auch eine Eliminierung der Unsicherheiten durch Kurssicherungsgeschäfte möglich - d. h. die Absicherung zukünftiger Devisenzahlungseingänge und -ausgänge über den Terminmarkt. Eine weitere Möglichkeit der Reduzierung der Wechselkursunsicherheit ist die Verlagerung von Produktionsstätten, die Nutzung von Lieferanten oder die Finanzierung über die Kapitalmärkte in dem jeweiligen Währungsraum. Da hier Forderungen und Verbindlichkeiten in der gleichen fremden Währung gegeneinander verrechnet werden spricht man auch von einem natürlichen Hedge.

Eine sinnvolle Absicherung gegen Wechselkursschwankungen bietet auch die Fakturierung von Transaktionen in inländischer Währung. Allerdings reduziert dies lediglich die Unsicherheit für einen der beteiligten Akteure.

Von staatlicher Seite wurde im 20. Jahrhundert mehrfach versucht, den Außenhandel durch staatliche Wechselkursversicherungen zu fördern. Darunter versteht man eine kostengünstige (oft sogar kostenlose) staatliche Absicherung von Währungsunsicherheiten. Staatliche Wechselkursversicherungen werden jedoch als kritisch angesehen, da sie die Versicherten dazu verleiten, überproportional viele mit hoher Unsicherheit behaftete Geschäfte einzugehen.

Ein direkter Weg zur Vermeidung von Wechselkursunsicherheit ist die Bildung einer Währungsunion; so eliminierte die Europäische Währungsunion beispielsweise jegliche Wechselkursunsicherheit zwischen den Ländern der Eurozone.

Literatur

  • Mundell, Robert A. (2000): Threat to Prosperity, in: Wall Street Journal/ Eastern Edition, Band 235

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