Wüst Rybny

Wüst Rybny
Pustá Rybná
Pustá Rybná führt kein Wappen
Pustá Rybná (Tschechien)
DEC
Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Pardubický kraj
Bezirk: Svitavy
Fläche: 1396 ha
Geographische Lage: 49° 42′ N, 16° 8′ O49.70805555555616.1375602Koordinaten: 49° 42′ 29″ N, 16° 8′ 15″ O
Höhe: 602 m n.m.
Einwohner: 167 (2. Oktober 2006)
Postleitzahl: 572 01
Kfz-Kennzeichen: E
Verkehr
Straße: Borová - Křižánky
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 1
Verwaltung (Stand: 2009)
Bürgermeister: Helena Pazderová
Adresse: Pustá Rybná 48
572 01 Polička
Website: www.pustarybna.cz

Pustá Rybná (deutsch Wüst Rybny, auch Wüst Rybnai) ist eine Gemeinde in Tschechien. Sie liegt zehn Kilometer westlich von Polička und gehört zum Okres Svitavy.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Pustá Rybná befindet sich im Osten der Saarer Berge im Tal des Baches Hlučál und seiner vier Zuflüsse. Nördlich erheben sich Žižkov (753 m) und Blatinský kopec (731 m), im Südosten der Landráty (Landratberg, 743 m), südlich der Hatě (655 m), im Westen die Rybenské Perníčky (748 m) und nordwestlich der Kaštánkův kopec (753 m) und Spálený kopec (765 m). Der zu Böhmen gehörige Ort liegt nördlich der durch den Lauf der Svratka gebildeten historischen Landesgrenze zu Mähren.

Nachbarorte sind Blatina und Betlém im Norden, Dědek und Oldřiš im Nordosten, Kobylí und Landráty im Osten, Maděra und Telecí im Südosten, Světy, Spělkov, Mrhov und Krásné im Süden, Březiny im Südwesten, Česká Cikánka, Moravská Cikánka und Karlštejn im Westen sowie Damašek im Nordwesten.

Geschichte

Rybna wurde wahrscheinlich kurz nach der im Jahre 1265 durch Přemysl Ottokar II. erfolgten Gründung der Königsstadt Polička im Zuge der Kolonisation des Urwaldes im Grenzgebiet zu Mähren durch deutsche Siedler angelegt. Die älteste schriftliche Überlieferung von Moravská Rybná stammt aus der Zeit zwischen 1344 und 1350, als es in Schriftstücken des Bistums Prag zusammen mit Krouna, Svratka und weiteren dem Dekanat Mauth zugeordneten Orten erwähnt wurde. 1392 wurde Moravská Rybná als eines der 58 Dörfer der böhmischen Herrschaft Richenburg in der Landtafel eingeschrieben. Vermutlich wurde der Ort während der Hussitenkriege 1421 bei den Kämpfen um Polička zerstört. Als Jan Pardus von Vratkov 1456 die Herrschaft Richenburg beschrieb, gab er Moravska Rybná, Kamenice und Schonau als gänzlich wüste Orte an.

1474 erwarb die Stadt Polička im Zuge ihrer Expansionsbestrebungen im Grenzgebiet zur Herrschaft Richenburg einen Teil von Wüst Rybna. Dabei wurde die Grenze zwischen beiden Herrschaften entlang des Baches Šonava und weiter am Hlučál bis zu dessen Mündung in die Svratka neu festgelegt. Das rechte Ufer gehörte fortan zu Richenburg und das linke zu Polička. Dadurch wurden die Fluren von Wüst Rybna in einen Richenburger und einen Politschkaer Anteil aufgeteilt. Im Politschkaer Teil entstand eine Glashütte. 1660 ließ die Stadt Politschka die im Dreißigjährigen Krieg eingegangene Glashütte erneuern. Die Produktpalette reichte von gewöhnlichem Brauchglas über bemaltes bzw. geschliffenes Glas für den Export. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde die Glashütte stillgelegt. 1719 bestand der Politschkaer Anteil aus 90 Häusern und die Einwohner waren durchweg Tschechen und helvetischer Konfession. Zu dieser Zeit lebten die Bewohner vom Anbau und der Verarbeitung von Flachs. Die Leinwaren fanden einen guten Absatz und die Zahl der Einwohner wuchs an. Um Pustá Rybná entstanden in dieser Zeit die kleinen Siedlungen Betlém, Blatina, Damašek, Chalupy, Kobylí, Kamení, Polsko, Odřenec, Pavlásky, Světy und Zlomy, die eigene dörfliche Strukturen aufwiesen. Nach dem Josephinischen Toleranzpatent von 1781 entstand eine Reformierte Gemeinde. Bei der Mobilmachung nach dem Einmarsch der Franzosen desertierten 1796 mehrere Rekruten. 1797 ging die Obrigkeit gewaltsam gegen die Deserteure unter Führung von Jan Makovský (1772-1797) vor. Im 19. Jahrhundert begann der Niedergang der Leinverarbeitung und das Dorf verarmte.

Nach der Aufhebung der Patrimonialherrschaften bildete Pusté Rybné ab 1850 eine Gemeinde im politischen Bezirk Polička. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte eine große Auswanderungswelle ein. Zwischen 1862 und 1911 wanderten 317 Einwohner in die USA aus. 1878 entstand ein neues Schulhaus, das heute als Gemeindeamt dient. Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde in Pusté Rybné mit Unterstützung der Reformierten Kirche der Schweiz ein Pfarrhaus erbaut. Im Jahre 1900 hatte die Gemeinde etwa 1000 Einwohner. Seit 1924 wird das Dorf als Pustá Rybná bezeichnet. Während des Zweiten Weltkrieges unterstützten Bewohner von Wüst Rybnai den Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Die abgelegenen Siedlungen dienten englischen und russischen Partisanen als Unterschlupf. Nachdem das Dorf ins Visier der Gestapo geraten war, drohte eine Strafaktion zur Vernichtung des Ortes. Der Bürgermeister František Petráš konnte dies durch seinen Einsatz noch verhindern. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges verließen bis 1946 etwa 300 Einwohner die Gemeinde und zogen in die Sudetengebiete. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ging die Einwohnerzahl ständig zurück und viele der Häuser werden nur noch als Ferienwohnungen genutzt. 1961 kam der Ort zum Okres Svitavy.

Die Rekrutenrebellion ist Gegenstand des 1956 erschienenen historischen Romans Rekruti von Václav Kaplický

Gemeindegliederung

Für die Gemeinde Pustá Rybná sind keine Ortsteile ausgewiesen. Zu Pustá Rybná gehören die Ansiedlungen Chalupy, Betlém (Betlehem), Blatina, Damašek (Damaschek), Kamení, Kobylí (Kobyly, auch (Roßhöfen), Polsko, Odřenec, Pavlásky, Světy (Swiet) und Zlomy sowie der Wüstung Hraničný (Hraniczny).

Sehenswürdigkeiten

  • katholische Kirche St. Bartholomäus, erbaut 1838 an Stelle einer hölzernen Friedhofskapelle
  • evangelische Kirche, errichtet 1889-1890
  • evangelisches Pfarrhaus, der Ziegelfachwerkbau im alpenländischen Stil entstand zum Ende des 19. Jahrhunderts
  • Baptistische Kirche in Chalupy, erbaut 1968-1970
  • Naturreservate Rybenské Perníčky und Damašek
  • gezimmertes Stadel mit achteckigen Grundriss und Schindelbedachung, es soll nach 1781 als erster Versammlungsort der Protestanten gedient haben
  • Gedenkstein für Jan Makovský am Gemeindeamt

Weblinks


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