ZSVA

ZSVA

Die Zentrale Sterilgutversorgungsabteilung oder Zentrale Sterilgutverteilungssabteilung (ZSVA) ist meist Teil eines Krankenhauses, existiert aber auch schon als externer Dienstleister für mehrere Häuser, dann meist auf privatisierter Basis. Es bezeichnet sowohl die Abteilung als auch die Räumlichkeiten. Im Sprachgebrauch hat man in der Regel nur mit der Abkürzung "ZSVA" zu tun.

Hauptaufgabe einer ZSVA ist die Reinigung, Desinfektion, Pflege, Sortierung, Sterilisation und Bereitstellung von Medizinprodukten (Operationsbesteck/Sterilgut).

Dieses geschieht in den verschiedenen Zonen einer ZSVA, die mindestens einen unreinen und einen reinen Bereich aufweist und welche hygienisch voneinander getrennt sind. Dies soll in mindestens gleichbleibender, immer reproduzierbarer Qualität erreicht werden. Siehe auch Validierung.

Inhaltsverzeichnis

Geschichtliches

Ausräuchern, beweihräuchern und räuchern - die Verwendung von Rauch bei Krankheiten ist der erste Hinweis auf die Erkenntnis der Menschen, dass es in der Luft und an Oberflächen (z.B. von Operationsinstrumenten) etwas geben könnte, was den Heilungsprozess behindert, ohne dass es früher das Wissen von Mikroorganismen gab. Hierfür musste erst das Mikroskop erfunden werden, unter dem kleinste Partikel auf einmal "zum Leben erwachten" (Antoni van Leeuwenhoeck). Weitere Einzelheiten "Qualität von Instrumentarium der laparoskopischen Chirurgie" S. 2-10, Thomas W. Fengler ISBN 3-8265-1168-9

Die Anfänge der Sterilisation für die Medizin kann man auf den französischen Wissenschaftler Louis Pasteur zurückführen, der im 19. Jahrhundert feststellte, dass durch Erhitzen eine Abtötung von Mikroorganismen erfolgt (Pasteurisierung). Der nächste Schritt in der Technik war, die Erhitzung mit Sattdampf durchzuführen, was niedrigere Temperaturen erlaubte, da der heiße Dampf sich an alle erreichbaren Stellen des Gutes legte und so die Abtötung von Mikroorganismen gewährleistete. Dieses Prinzip führte zu den heutigen Dampfsterilisatoren (siehe Autoklav), welche in den ZSVAen das Standardgerät zur Sterilisation darstellen.

Bis in die 1980'er Jahre hinein waren die Aufgabe der Sterilisationsabteilung im Krankenhaus eine vor allem dem Pflegepersonal zukommende Aufgabe, die sie neben ihren vielen anderen mit erledigten, oft auch in räumlicher Nähe zum Operationsgeschehen. Da sie nicht als eigenständige Abteilung gesehen wurde, war es üblich, diese bestenfalls als Sterilisationsabteilung oder auch nur "Steri" zu bezeichnen (eine sich bis heute haltende Bezeichnung, die nur unvollständig die Prozesse der Aufbereitung von Medizinprodukten beschreibt und auch abwertend verwendet wird). Bei größerem Aufkommen wurde es üblich, auch nicht ausgebildete Kräfte einzustellen, da die anfallenden Arbeiten nur unvollständig beschrieben waren, recht individuell gehandhabt wurden und keine großen Ansprüche zu stellen schienen.

Die DDR DDR besaß immerhin ein Sterilisationsgesetz, während in der Bundesrepublik Deutschland diverse Verordnungen und Richtlinien diesen Bereich regelten. Es gab Schulungen (gern "Steri-Treff" genannt), ohne dass bis heute eine klare Ausbildungsstruktur existiert. Nach wie vor handelt es sich um eine Anlerntätigkeit, was verschiedene Probleme aufwirft (Qualität und Reproduzierbarkeit der Arbeit, Versicherungsfragen in Hinblick auf "Berufs"unfähigkeit).

Nach der Wende wurden die ersten Fachkundelehrgänge deutschlandweit von Potsdam her initialisiert. Die Zentralen Sterilversorgungsabteilungen (ZSVA) sind verantwortlich für den Werterhalt des Investgutes Medizinprodukt und für die hygienische Wiederaufbereitung für den sicheren Einsatz am nächsten Patienten (Voraussetzung Funktion und Sterilität). Dies setzt ein umfangreiches Wissen voraus.

Die immer komplizierter werdenden Vorschriften, wie u.a. RKI-Richtlinien, DIN- und ISO-Normen und nicht zuletzt auch die komplexer werdenden Operationswerkzeuge Medizinprodukte der Chirurgie, verlangen immer mehr Wissen, welches durch die Fachkundelehrgänge (FK I-III) vermittelt wird. Es gibt deswegen Bestrebungen, daraus einen Ausbildungsberuf zu machen.

So werden heute Medizinprodukte hinsichtlich der Anforderungen an die Aufbereitung unterschieden nach unkritisch, semi-kritisch, kritisch mit/ohne erhöhte Anforderungen an die Aufbereitung (A,B,C) siehe RKI-Richtlinie Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforsch-Gesundheitsschutz 2001-44:1115-1126

Personal

In einer ZSVA arbeitet Fachpersonal, welches keine Ausbildung im Sinne einer Lehre, wie bspw. OP-Pfleger sie besitzen, haben, sondern es gibt "nur" einen dreiteiligen Fachkundelehrgang (I-III), der die nötigen Qualifikationen vermittelt. In der Regel hat das leitende Personal allerdings Krankenhaus- und/oder Operationserfahrung und die Fachkunde zusätzlich erworben.

Angestrebt wird heute, dass der einfache Mitarbeiter an der Fachkunde I erfolgreich teilnahm, für die Schichtleitung und Stellvertretung wünscht man Fachkunde II und für die Leitung der ZSVA Fachkunde III. Das Personal kann beim Krankenhaus angestellt sein oder aber zu einem externen Dienstleister gehören, der die Räumlichkeiten und Geräte des Krankenhaus nutzt, aber auch seine eigenen Geräte besitzen kann. Auch eine Belieferung von einem anderen Standort wird verschiedentlich praktiziert, wenn eine entsprechende Transportlogistik sichergestellt ist.

Aufgaben

Die Aufgabenverteilung variiert von Haus zu Haus. So kann in einem Haus die ZSVA allein für die Operationssäle zuständig sein und in anderen werden Funktionsabteilungen und sämtliche Stationen des Hauses mitversorgt. Je nachdem variiert auch der logistische Aufwand für diese Abteilung. In der ZSVA wird in aller Regel der gesamte Produktionsprozess der Aufbereitung von Medizinprodukten durchgeführt, verschiedentlich reinigen und verpacken Fachabteilungen wie HNO oder Ophthalmologie ihre empfindlichen Instrumente auch selbst.

Ein großes Problem stellen Zusatzinstrumente in der Traumatologie dar, die teilweise als Leih-Instrumente in den Bestand vorübergehend "eingepflegt" werden müssen, ohne dass ausreichende Informationen gemäß der DIN CEN ISO 17664 - "Sterilisation von Medizinprodukten - Vom Hersteller bereitzustellende Informationen für die Wiederaufbereitung von resterilisierbaren Medizinprodukten" vorliegen. Konstruktion und Verpackung in Plastik-Containern entsprechen oftmals auch nicht mehr dem Stand von Technik und Wissenschaft.

Wichtig ist, dass eine möglichst hohe Dokumentationsdichte erreicht wird, um das jeweilige Gut zu jedem Zeitpunkt unter Kontrolle zu haben, was nicht nur der eigenen Absicherung gegen Reklamationen sondern letztendlich der Patientensicherheit dient (möglichst lückenlose Prozessüberwachung).

Instrumentenkreislauf

Kernaufgabe ist aber in der Regel die Versorgung der OP-Säle. Die Aufgabe erklärt sich am besten am Instrumentenkreislauf.

Bereitstellung der Sets

Die OP-Bestecke sind in Sets vorbereitet, die in verschiedener Form verpackt sein können (Weich- oder Hartverpackung). Gebräuchlich ist auch der Ausdruck „Sieb“, welcher aber ungenau sein kann, da er sowohl ein Sieb an sich (ein Geflecht aus Draht) als auch ein Set, welches aus mehreren Sieben oder aus gar keinem bestehen kann, bezeichnet. Am häufigsten sind Sterilgutcontainer in allen Variationen und Größen unterhalb einer STE (Sterilguteinheit mit 30 x 30 x 60 cm) anzutreffen, die zunehmend von in Vlies verpackten Körben abgelöst werden.

In einem Sterilgutlager werden die Sets verwahrt und bis Operationsbeginn gelagert. Dabei ist das Haltbarkeitsdatum zu beachten, welches je nach Verpackungsart und Lagerungsbedingungen variieren kann. Wichtig ist es, regelmäßig den Bestand zu überprüfen, zu ergänzen und zu aktualisieren, um nicht "totes Kapital" im Schrank zu lagern.

Reinigung

Nach der Operation kommt das benutzte OP-Besteck in den unreinen Bereich der ZSVA, wo dies nach den Herstellerangaben so weit wie möglich zerlegt wird (sofern nicht im OP schon vorbereitet). Schwer zugängliche Stellen werden gegebenenfalls mithilfe von Kunststoffbürsten, Dampfstrahlern und/oder Ultraschall(becken) vorgereinigt. Die weitere Reinigung erfolgt im Reinigungs- und Desinfektionsgerät soweit vorhanden. Eine gleichmäßige Reinigung ist dabei nur durch automatisierte Reinigungsabläufe zu erreichen. Weltweit betrachtet wird aber das Instrumentarium zumeist manuell gereinigt.

Desinfektion

Das Gut wird nun in ein Reinigungs- und Desinfektionsgerät (RDG) oder einen Reinigungs- und Desinfektionsautomat (RDA) eingebracht. Beide Begriffe sind gebräuchlich. Es sind Maschinen, die nicht ganz unähnlich den Geschirrspülern arbeiten, im Unterschied zu diesen aber spezielle Waschprogramme mit anderen Reinigungsmitteln fahren.

Zeit, Spülmechanik, Reinigungschemie und Temperatur sind die Wirkparameter zusammen mit dem Transportmedium Wasser Sinnerschen Kreises.

Das Gut wird darin gereinigt, dann thermisch desinfiziert und abschließend getrocknet. Ziel ist es, eine Vorreinigung so weit wie möglich zu minimieren, um zum einen immer wieder gleichbleibende Ergebnisse zu erzielen und zum anderen Zeit zu sparen. Restfeuchte ist Zeichen für einen fehlerhaften Prozessablauf der Charge, die dann komplett wiederholt werden muss. Spezielle Einsatzwagen werden zunehmend für die verschiedenen Instrumente und das Zubehör konstruiert, um den Reinigungserfolg zu optimieren.

Pflege und Packen

Auf der reinen Seite der ZSVA werden die Reinigungs- und Desinfektionsgeräte entleert. Idealerweise sollten diese Maschinen inzwischen so angelegt sein, dass sie als Durchreichemaschinen den unreinen vom reinen Bereich trennen. Hier wird das Gut nun sortiert und dort, wo es nötig ist, mit speziellem, Wasserdampf-durchlässigen Intrumentenpflegespray behandelt, um Verschleiß vorzubeugen. Packlisten (idealerweise in einem EDV-System erfasst) geben vor, wie das fertige Set zu packen ist. Sie bestehen aus einer Inventarliste und einer topographischen Zuordnung, so dass in immer gleicher Weise das Instrumentarium im Behälter positioniert wird.

Sterilisation

Das gepackte Set wird nun den Herstellerangaben entsprechend sterilisiert. Dies ist in der Regel das Dampfsterilisationsverfahren, welches in über 90 % der Fälle eingesetzt wird (auch Autoklav genannt). In der ZSVA wird noch Gassterilisation (Ethylenoxid 6-100%, Formaldehyd-Dampf) und die sogenannte "Plasma"sterilisation eingesetzt, die bei niedrigeren Temperaturen das Gut sterilisieren, was vor allem bei thermolabilen Gut angezeigt ist. Ziel ist die Abtötung aller Mikroorganismen. Nach der Sterilisation muss das Sterilgut freigegeben werden, das heißt, dass ein Mitarbeiter mit mindestens Fachkunde I das Gut bzw. die Verpackung auf eventuelle Schäden überprüft und dann eine Freigabe dokumentiert.

Weblinks


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