Zackenschere

Zackenschere
Schere

Eine Schere ist ein Werkzeug zum spanlosen Zertrennen oder Einschneiden verschiedener Materialien - meist mittels zweier gegeneinander beweglicher Schneiden (auch Scherenhebel oder Branchen).

Der Schneidevorgang erfolgt, indem man das Material an der zu durchtrennenden Stelle zwischen die Klingen schiebt und diese dann dicht aneinander vorbeigleiten lässt. Es gibt unterschiedliche Formen und Typen von Scheren, je nachdem, für welches Material und für welchen Zweck diese gedacht sind.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Das Verb scheren wird meist für das Haareschneiden sowie das Abtrennen des Fells bei wollproduzierenden Nutztieren verwendet, das Substantiv dazu ist „Schur“.

Formen

Es lassen sich Scheren mit zwei beweglichen Klingen von solchen mit einer beweglichen Klinge und einer fixierten Schneidekante unterscheiden.

Zwei bewegliche Klingen

Scherwirkung

Erstere gliedern sich wiederum in so genannte Bügelscheren und Gelenkscheren. Bügelscheren bestehen aus einem U-förmigen Stück Metall, dessen Schenkel zu Klingen geschmiedet wurden. Sie schneiden, indem die Klingen zusammengedrückt werden. Verringert man den Druck, öffnen sie sich aufgrund ihrer Eigenspannung wieder. Bügelscheren werden heute - außer als Schafschere zur Schafschur oder zum Schneiden von Rasenkanten - kaum mehr verwendet.

Die typische Gelenkschere gibt es dagegen für die unterschiedlichsten Einsatzzwecke. Sie besteht aus zwei Klingen mit je einem ringförmigen auslaufendem Griff (genannt Auge), die drehbar auf einer Achse so über Kreuz gelagert sind, dass sich die Klingen mit der scharfen Seite gegenüberstehen. Sowohl zum Schneiden als auch zum Öffnen muss Kraft aufgewendet werden.

Linkshänder- und Rechtshänderschere

Bei einer Standardschere, welche meist mit der rechten Hand bedient wird, bewegt sich beim Öffnen das dem Benutzer zugewandte Scherblatt nach unten und das entfernte Blatt nach oben. So hat man eine gute Sicht, an welcher Stelle geschnitten wird. Wird so eine Schere mit der linken Hand bedient, verdeckt das obere Scherblatt die Schnittstelle und man muss über das Blatt hinwegschauen oder die Schere verdrehen. Deshalb sind bei einer Linkshänderschere die Blätter andersherum montiert und geschliffen. Ein ergonomischer Griff ist nur eine Zusatzoption. Bemerkbar macht sich die Stellung der Scherblätter auch bei ausgeleierten Scheren und Bügelscheren, ob mit dem Daumen oder den anderen Fingern Druck beziehungsweise Zug ausgeübt werden muss, um die Schneideflächen aneinanderzudrücken.

Eine bewegliche Klinge

Ein weiterer Typ ist die Amboss-Schere. Hier trifft die Klinge mittig auf eine flache Fläche, die Schnittleistung (d.h. die benötigte Kraft) ist günstiger. Da diese Scheren eher wie ein Messer das Schnittgut trennen, entstehen kaum Quetschstellen. Die Vorteile werden besonders beim Obstbaumschitt geschätzt, aber auch bei weichem Kunststoff. Von Nachteil ist die schnellere Abstumpfung und die hohe Empfindlichkeit der schlanken Schneide.

Handhebelschere

Manuelle Handhebelscheren und große, von Elektromotoren oder hydraulisch angetriebene Maschinenscheren, wie sie z.B. in Walzwerken zum Einsatz kommen, besitzen auch eine bewegliche Klinge (Scherenmesser), die jedoch am feststehenden Gegenmesser vorbeigleitet.

Geschichte

Wo und wann die Schere zuerst erfunden wurde, ist bis heute umstritten. Ausgangspunkt für die Entwicklung der Schere war vermutlich der Gebrauch paariger Messer. Dabei handelt es sich um zwei separate Klingen. Während eine Hand die unten liegende Klinge stützt, führt die andere mit der oben liegenden Klinge die Scherbewegung aus. Funde solcher paarigen Messer auf rheinisch-römischen Gebiet sind aus dem 2. bis 3. Jahrhundert n. Chr. belegt, reichen aber vermutlich viel weiter zurück.

Endgelenkschere

Eine Weiterentwicklung stellte die Endgelenkschere dar. Dabei handelt es sich um zwei Klingen, die am Ende mittels eines Bolzen ein Scharnier bildeten. In der Praxis sind sie eher umständlich zu bedienen, da die Klingen zum Schneiden aufeinander gedrückt und anschließend manuell auseinander gezogen werden müssen.

Bügelschere

Bügelschere aus Trabzon, Türkei, ca. 2. Jh. n. Chr.
Chinesische Bügelschere aus der Tang-Dynastie mit gekreuzten Halmen zur Erhöhung der Spannkraft
Schritte bei der Herstellung japanischer Bügelscheren
Moderne japanische Bügelschere

Gegenüber der Endgelenkschere stellen Bügelscheren eine deutliche Verbesserung dar, da sie mit einer Hand bedient werden können und sich aufgrund der Materialspannung von selbst öffnen.

Bügelscheren kamen erst mit der Verfügbarkeit schmiedbarer Messing- oder Eisenlegierungen im 1. Jahrtausend v. Chr. auf. Diese Metalle waren die Voraussetzung für Herstellung federnder Bügel. Da Bronze- oder Messingfedern schneller als solche aus Eisen ermüden, finden sich Bügelscheren aus diesen Metallen seltener. Eiserne Bügelscheren sind in Mitteleuropa seit der La-Tène-Zeit um ca. 500 v. Chr. belegt. Bronzene Modelle mit eisernen Klingen wurden in Pompeji gefunden.

Frühe keltische Modelle weisen eine U-förmige Feder auf. Um die Spannkraft zu erhöhen, ging man später dazu über, die Schenkel nahe der Bogenrundung zu kröpfen. So entstand eine Omega-förmige Linienführung. Ebenfalls zur Erhöhung der Spannkraft entwickelte sich in China eine Bügelscherenform, bei der die Schenkel überkreuzt wurden.

Bis Anfang des 17. Jahrhunderts war die Bügelschere in Europa die häufigste Scherenform

Gelenkschere

Die heute gebräuchliche Gelenkschere kam vermutlich um 300 v. Chr. auf. Da nur wenige frühe Fundstücke bekannt sind, bleibt eine genaue Datierung schwierig. In Al Mina im heutigen Libanon entdeckte Leonard Woolley das Fragment einer eisernen Gelenkschere, das er auf 430 - 315 v. Chr. datierte. Aufgrund der Form - insbesondere der gebogenen Halme - ist jedoch eine um mindestens 1000 Jahre spätere Datierung wahrscheinlicher. Verlässlich datierbare Funde stammen erst aus der Römerzeit. Neben Reliefdarstellungen sind einige wenige Fragmentfunde bekannt - unter anderem aus dem Legionslager Augsburg.

Bis über das Hochmittelalter hinaus bleiben Gelenkscheren sporadische Ausnahmeerscheinungen. Ab der Mitte des 14. Jahrhunderts ändert sich die Situation allmählich. Im Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung (zwischen 1425 und 1545 entstanden) sind in sechs von sieben Schneiderwerkstätten Gelenkscheren abgebildet, während alle anderen dargestellten Berufe noch mit Bügelscheren arbeiten. Auffällig sind die gedrungenen Formen dieser Scheren, ihre breiten Scherblätter sowie die aus dem Halm gebogenen und mal mehr, mal weniger geschlossen Augen. Zeitgleich kamen - z.B. in Italien und England - Universalscheren mit längeren, schlanken Scherblättern auf. Hier treten erstmals auch ringförmig geschlossene Augen auf.

Ab dem 16. Jahrhundert finden sich zunehmend verzierte Scheren. Vor allem die Halme und Blätter werden mit aufwendigen Mustern geprägt und geätzt. Spätestens ab der Mitte des 16. Jahrhunderts sind die Augen meist geschlossen geschmiedet, dabei nicht immer rund, sondern zunehmend auch oval geformt. Im 17. Jahrhundert entwickeln sich zunehmend spezialisierte Scherentypen: lang- und schmalblättrige Papierscheren, breitblättrige Stoffscheren und spitz zulaufende Universalscheren.

Herstellung

Gelenkscheren werden durch Schmieden oder Stanzen hergestellt.

Geschmiedete Scheren

Aus Flachstahl werden zunächst lange, spitz zulaufende Dreiecke geschnitten. Diese erhitzt man auf Weißglut und formt aus ihnen in Gesenkschmieden die Rohlinge der beiden Scherenhälfte - das sogenannte Ober- und Unterbesteck. Nach dem Entgraten und dem Ausstanzen der Scherenaugen werden die Halme, der Gewerbeansatz und der Blatteinsatz gefräst, das Loch für die Verbindungsschraube gebohrt sowie das Gewinde im Unterbesteck geschnitten.

Anschließend werden das Blatt und das Gewerbe gehärtet; nicht jedoch die Halme, die für die spätere Justage noch biegbar bleiben müssen. Zum Härten werden die betroffenen Teile im Salzbad erhitzt und im Ölbad abgeschreckt. Rostfreie Scheren werden eisgehärtet. Die dabei entstehenden Spannungen im Stahl werden durch Anlassen entfernt. Im nun folgenden Hartrichten werden die Scherenblätter gegeneinander gebogen und verdreht, so dass bei der fertig montierten Schere beide Blätter nur am "Schnittpunkt" Kontakt haben. Billige Scheren mit nicht gegeneinander verdrehten Scherenblättern neigen dazu, das Schnittgut einzuklemmen.

Schließlich werden beide Scherenhälften geschliffen, gegebenenfalls vernickelt (bei nichtrostfreiem Stahl) und montiert.

Ausführungen

Scheren gibt es in vielen Formen für unterschiedlichste Anwendungen:

Mythologie

Die todbringende griechische Moire (Schicksalsgöttin) Atropos hatte als Attribut die Schere.

Ikonografie

Literatur

  • Hanns-Ulrich Haedecke: Die Geschichte der Schere, Rheinland-Verlag, Köln, 1998, ISBN 3-7927-1686-0

Siehe auch

Weblinks


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