Zahnfleischbluten

Zahnfleischbluten

Zahnfleischbluten ist das Resultat einer entzündlichen Erkrankung der Gingiva (Zahnfleisch).

Inhaltsverzeichnis

Anzeichen

Beim Zahnfleischbluten reagiert das Zahnfleisch auf Berührungen verschiedenster Art, z.B. Zahnreinigung mit Bürste oder Zahnseide, mit Bluten.

Ist die Ursache entzündlich bedingt, so ist die Gingiva (Zahnfleisch) dabei mehr oder weniger stark angeschwollen und rot verfärbt, im Gegensatz zur blass rosafarbenen gesunden Gingiva.

Blutet eine blasse, nicht geschwollene Gingiva, so ist die Ursache nicht entzündlich bedingt, sondern beruht auf anderen Gründen.

Mögliche Ursachen

Parodontitis

Wenn die Zähne einige Tage lang nicht sorgfältig genug geputzt werden, bildet sich darauf bakterieller Zahnbelag (Plaque). Er enthält nicht nur Speisereste, sondern auch Bakterien. Diese scheiden als Stoffwechselprodukte zahnschädigende Säuren und Giftstoffe aus. Diese Giftstoffe (Endotoxine) sind in der Lage, in das Zahnfleisch einzudringen und sich dort anzureichern. Das Immunsystem setzt sich gegen diesen Angriff zur Wehr und es entsteht eine akute Entzündung.

Diese Entzündung äußert sich nicht bei jedem Patienten in der gleichen Intensität. Es gibt Faktoren, die auch bei extrem ungepflegten Zähnen kein Bluten entstehen lassen.

Das Zahnfleisch blutet entweder durch chemischen, hormonellen, bakteriellen oder mechanischen Reiz.

Bei nicht gepflegten Zähnen entsteht zunächst ein Plaque-Bakterienfilm am Rand zwischen Zahnhals und Gingiva (Zahnfleisch). Man unterscheidet zwischen festem (attached) und beweglichem Zahnfleisch. Das feste Zahnfleisch bildet den „sulcus“, den Graben zwischen Zahnhals und Zahnfleisch. Unter der sich dann ansiedelnden Plaque, die aus Speiseresten, Fetten, Emulsionen, Eiweißen und Zuckern besteht, siedeln sich zunächst nur die „harmlosen“ ubiquitären (überall vorkommenden) Enterokokken an. Diese sind unbewegliche Kugeln, die oft in Paketen oder Schnüren zusammenhängen und sehr widerstandsfähig sind. Sie bilden eine sog. „Zucker-Proteinmatrix“.

Wird weiterhin nicht geputzt, siedeln sich unter dieser schützenden Matrix, sozusagen als Mitbewohner, bewegliche Milchsäurestäbchen und andere Bakterien an, die nicht unbedingt Sauerstoff zum Leben brauchen. Man nennt sie fakultativ anaerob. Es sind Spirochäten, Chlamydoforme und andere, aber auch Pilze und andere Mikroorganismen.

Sie setzen Schwefel zu Schwefelwasserstoff um und erzeugen so Mundgeruch. Neben Blutungen erscheint das Zahnfleisch aufgrund der Entzündung auch gerötet und geschwollen. Man redet von einer Schmutzgingivitis. An diesem Punkt kann meist durch gründliches Entfernen der harten und weichen Beläge den gesunden Zustand wiederherstellen. Beim Fortschreiten der Gingivitis kann es zur Parodontitis kommen.

Antikoagulantien & Leberschäden

Werden aus therapeutischen Gründen gerinnungshemmende Medikamente für einen längeren Zeitraum eingenommen, können auch kleinere Verletzungen im Mund zu längeren Blutungen führen. Vor oralchirurgischen Eingriffen muss darum der aktuelle Quick- oder INR-Wert überprüft werden, um Komplikationen frühzeitig zu vermeiden. Gleiches gilt auch für Blutungen bei Leberschädigungen. Hierbei werden verschiedene Gerinnungsfaktoren des Blutes nicht ausreichend produziert und die Blutstillung erfolgt verzögert.

Weitere Faktoren

Neben der Schmutzgingivitis kann es auch noch andere Gründe für Zahnfleischbluten geben:

Prognose

Gelegentliche Blutungen an einzelnen Zähnen sollten als Hinweis darauf genommen werden, dass man an dieser Stelle besser putzen sollte. Ein Teufelskreis entsteht, wenn die Gingiva auf Berührung stark schmerzt. Zähneputzen ist dann fast nicht mehr möglich, der Zahnbelag wird immer dicker. Es gelangen dann stetig mehr Endotoxine in den Körper und das Immunsystem kommt in eine Abwehrkrise. Ein besonders schneller Verlauf der Erkrankung (starke Blutungen und Schmerzen am Zahnfleisch verbunden mit unangenehmem Geruch und allgemeinem Unwohlsein) kann ein Hinweis auf ernsthafte systemische Erkrankungen sein, welche (zahn-)ärztlich abgeklärt werden sollten.

Eine „Prognose für Zahnfleischbluten“ ist so eigentlich nicht zu stellen. Wichtig ist der Auslöser des Blutens. Bei der einfachen Schmutzgingivitis/Parodontitis ist die Prognose sehr gut. Da kann nichts passieren. Es muss eine professionelle Zahnreinigung stattfinden oder eine Parodontosebehandlung und alles ist wieder gut, wenn danach gründlich mitgearbeitet und gereinigt wird. Das geht mit Unterstützung durch Dentalhygienikern oder Zahnärzten immer gut. Bei Herzschäden sollte ein Antibiotikum verschrieben werden, weil durch die Beseitigung dieser Bakterien am Zahnfleisch auch Bakterien in den Kreislauf kommen können. Dann können sich diese eventuell am geschädigten Herzen festsetzen und dort eine Infektion bilden.

Sonstige Erscheinungen am Zahnfleisch werden verschwinden, wenn die Ursache behoben ist. Am einfachsten ist dies bei der „Schwangerschaftsgingivitis“, die unter Hormoneinfluss entsteht, zu beobachten. Zwei Monate nach der Geburt ist auch die Mundschleimhaut wieder in Ordnung.

Auch bei Schwangerschaftsverhütung werden durch die angewandten Östrogene Blutungen an der Schleimhaut beobachtet.

Auch bei Einnahme von Mitteln gegen Epilepsie (Zentropil) werden Blutungen und Wucherungen beobachtet (Elephantiasis gingivae). Dabei ist die Prognose nicht ganz so gut, weil das Medikament nicht weggelassen werden kann.

Bei den Formen, die durch Verminderung der Abwehrkraft entstehen, muss das Immunsystem gekräftigt werden. In einfachen Fällen geschieht das durch Verabreichung von Vitaminen und Spurenelementen (besonders Vit. B/C, Eisen und Zink). Bei schweren Fällen muss mit Zytostatika und anderen „schweren Waffen“ gekämpft werden. Immer richtig ist es, den "Sulcus gingivae" (Furche zwischen Zahn und Zahnfleisch) zu desinfizieren. Höchste Wirksamkeit kann man da mit einem „Uraltrezept“ erreichen, einer Paste aus Jodoform, Tween 80 (Emulgator) und Glycerin.

Therapie

Der Zahnarzt ist die richtige Adresse bei beginnenden Beschwerden. Schon im Frühstadium sollte eine abklärende Untersuchung Ziel sein, um Folgeschäden wie Zahnausfall oder Folgeerkrankungen zu vermeiden. Im Fall einer akuten Entzündung sollte er der nächste Weg sein. Im Falle mangelnder Mundhygiene entfernt er die Ursache, die Plaque, von der Zahnoberfläche und aus den Zahnfleischtaschen. Häufig werden auch spezielle Mundspüllösungen empfohlen, die antibakteriell wirken.

Weblinks

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