Zatopek (Band)

Zatopek (Band)

Zatopek war eine neunköpfige Berliner Band, die der Neuen Deutschen Welle zugerechnet wird, aber eine stark rhythmisch geprägte Mischung aus Punk und Jazz spielte. „Moderne Volksmusik zum wilden Abtanzen“ (TIP 18/1982). Sie benannte sich nach dem tschechischen Langstreckenläufer Emil Zatopek, der wegen seines unermüdlichen und rhythmischen Laufstils „Lokomotive“ genannt wurde. Mitglieder: Dorothee Gerke (voc), Sven Regener, Matthias Düwel (as), Stephan Schwietzke (ts, auch bei der Band MDK), Peter Friedrich Stephan (keys, ts), Jürgen Mann (git), Uwe Arens (b), Jon Stöckemann (dr), Borries von dem Bussche (perc.)

Gegründet von Peter Stephan und Borries von dem Bussche nach deren Rückkehr vom Creative Music Studio[1] in Woodstock, N.Y./USA. Hier hatten sie mit Jazzgrößen studiert und den New Yorker Punk Jazz erlebt (The Lounge Lizards, James Chance, James Blood Ulmer). Schneller Erfolg nach einem umjubelten Auftritt am 19. Mai 1982 in der Berliner Music Hall von Monika Döring. Daraufhin Vermittlung als Vorgruppe für zwei Defunkt-Konzerte mit Live-Übertragung im SFB. Nach dem dritten Auftritt Plattenvertrag mit Polydor (Produzent Ekki Schädel), Feature im ZDF-Aspekte-Magazin, Titel der Zeitschrift TIP (18/1982), Live-Übertragung im Bayerischen Rundfunk („Zündfunk“ am 5. Dezember 1982) zusammen mit den Fehlfarben, Deutschlandtour im Frühjahr 1983, „und erzielt dabei nicht nur volle Häuser (kleine Hallen und große Clubs), sondern ein nahezu einhellige positives Echo bei Publikum und Presse.“ (Döpfner/Garms 1984:287/288).

Danach folgten weitere Produktionen mit der Vocalistin Shelley Hirsch und Auflösung in diverse andere Bands und Projekte. Sven Regener: erst Bandgründung „Neue Liebe“, dann Element of Crime, Dorothee Gerke: weiter Lehrerin für Stimmbildung jetzt in den USA, Matthias Düwel: freier Künstler in NYC, Peter Friedrich Stephan: Bandgründung MINT (mit Rüdiger Klose und Emilio Winschetti von Mythen In Tüten, später auch Uwe Bauer, Ex-Fehlfarben), außerdem Neues Deutsches Design bei Hans Roericht an der UdK Berlin, Jon Stöckemann: Musiker u.a. bei Caspar Brötzmann Massaker, dann als Techno-DJ Jonzon, Stephan Schwietzke: Manager, Uwe Arens: Fotograf.

Inhaltsverzeichnis

Diskografie

Zatopek (1983), LP, Polydor 2372176 bzw.: MC, Polydor 3151 176

mit: Italo, Maxi on Bahamas, Strangers in the Night, Ach wie gut, Dispofunk, Mord & Totschlag, Blinde Tollwut, Buschmann, James, Abschiedskuß.

Ach, wie gut, dass ich nicht beichten geh' (1983), 7 - Promo - EP ("3-Titel-Disco Maxi EP"), Polydor 2809 038

mit: Ach, wie gut, dass ich nicht beichten geh' (Album Version) // Strangers In The Night [Cover Version] (Album Version)/ James (Album Version)

There's No Business Like Show Business (1983), 7 - Vinyl Single, Polydor 811 660-7

mit: There’s No Business Like Show Business [Cover Version] // Ach, wie gut, dass ich nicht beichten geh' (Album Version).

Video

  • Video aus Aspekte Magazin ZDF vom 23. Januar 1983[2]

Zitate

  • "Die Zatopeksche Musik ist von vitalitätsstrozender Rhythmusbetontheit und bizzar-grotesken Bläsersätzen geprägt. Hier vereinigen sich Punk-, Marsch-, Schlager-, Funk-, Latino- und Jazzelemente zu einem neuen und bisher einmalig gebliebenen Stil. Der Baß liefert mit der virtuos-perkussiven Slap-Anschlagstechnik – vom Schlagzeug unterstützt– eine treibende Funkbasis. Darüber entfalten die Bläser schroffe, dissonante Riffs, die häufig bewußt abgegriffene, antiquierte Floskeln zitieren und entstellen. Gitarre und Tasteninstrumente sorgen für ungewöhnliche Harmoniegerüste, in die die Sängerin teilweise Phantasiesprachen, Wortfetzen, ironisierte Opernkoloraturen, Gluckser, Kiekser und andere Artikulationen einstreut. Konventionellen Texten kann die Gruppe wenig abgewinnen. "Ich wüßte im Moment nicht, was man noch sagen sollte" erklärt Bassist Uwe Arens in einem Interview (TIP 18/1982).
  • Der Gruppe ZATOPEK gelingt die Verbindung von Experimentierlust und Kreativität mit einem solide ausgebildeten instrumentalen Können jedes einzelnen Musikers. Musikalischer Anspruch, Originalität und Unterhaltungswert werden so auf einen Nenner gebracht."

Literatur

Mathias Döpfner, Thomas Garms (1984): Neue deutsche Welle – Kunst oder Mode?, Berlin u.a.: Ullstein, ISBN 3-548-36505-1 (S. 287/288)

Einzelnachweise

  1. http://www.creativemusicstudio.org
  2. http://www.youtube.com/watch?v=84xaKv_3tZg#GU5U2spHI_4

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