Zensern

Zensern ist ein Kartenspiel im mitteleuropäischen Raum.

Das Wort Zenser ist eine Verballhornung der französischen Zahl 500 (cinqcent). Die höchste erreichbare Punktezahl in einem Spiel ist 500, möglicherweise ist das Spiel deshalb so benannt.

Das Spiel

Gespielt wird mit 32 Karten, Doppeldeutsch mit Vier-Jahreszeiten-Bild bzw. Tellbild, weil die 4 Asse mit Frühling, Sommer, Herbst und Winter bezeichnet sind, bzw. die Buben (Unter) und Damen (Ober) aus der Geschichte um Wilhelm Tell stammen.

Die höchste Karte im Spiel ist der Jass. Der Jass ist der Bube in Atout oder Trumpf. Sein Wert ist 20 Punkte.

Die zweithöchste Karte im Spiel ist die Menö (Abwandlung von Nell → Minelle → Menö). Die Menö ist die IX in Atout. Ihr Wert ist 14 Punkte.

Gespielt werden kann zu zweit, zu dritt, oder zu viert. Zu viert bekommt jeder 8 statt 9 Karten, oder der vierte Spieler ist der Teiler und beobachtet das Spiel. Sollte er eine Ansage haben zählt diese. Wenn der Spieler sein Spiel verliert bekommt der Teiler ebenso die Punkte.

Es bekommt jeder Spieler 2 mal 3 Karten dann wird eine offen aufgelegt.

Jetzt kann sich der erste Spieler die offen aufgelegt Karte als Trumpf nehmen oder "weiter" sagen, dann kann der Geber wählen. Sagt dieser auch "weiter", dann kann der erste jetzt ein andere Farbe als Trumpf nehmen. Wenn dieser wieder "weiter" sagt, weil er schlechte Karten hat, darf sich der Geber die Farbe aussuchen, die Trumpf sein soll. Wenn der auch wieder "weiter" sagt wird neu gegeben.

Beim dritten Mal Geben hat der Geber Zwang, d. h. er muss ins Spiel gehen, auch wenn er schlechte Karten hat.

Hat ein Spieler die Trumpf-Farbe ausgesucht, bekommt jeder weitere drei Karten, jeztzt hat jeder neun Karten.

Der Spieler gewinnt das Spiel wenn er mehr Punkte hat als seine Gegenspieler. Sollte er sein Spiel verlieren bekommen seine Gegenspieler seine Punkte.

Die Kartenwerte

Die Kartenwerte sind dieselben wie beim Schnapsen:

As = 11 Punkte

X = 10 Punkte

K = 04 Punkte

D = 03 Punkte

B = 02 Punkte

Die Glatzen (VII, VIII und IX) zählen nichts.

In Atout ändert sich die Wertigkeit der Karten:

B = 20 Punkte

IX = 14 Punkte

Die anderen Wertigkeiten bleiben gleich.

Mit der Stichreihenfolge verhält es sich wie mit der Punktezahl d.h.

As sticht X

X sticht K

K sticht D

D sticht B

B sticht IX

IX sticht VIII

VIII sticht VII

In Atout ist es ein bisschen anders, da da die Wertigkeit eine andere ist. Dort gilt:

B sticht IX

IX sticht As

As sticht X

usw.

Die Ansagen

Die Ansagen sind bestimmte Kartenkonstellationen, zum Beispiel Sequenzen (X, B und D derselben Farben, bekannt aus Rummy Bridge oder Jolly) o.a. Diese Kartenkonstellationen bringen Bonuspunkte, die am Ende des(r)jenigen Spieler(s) zählt, dessen Ansagen gelten.

Ansagen sind:

Sequenzen

Terz: 3 aufeinander folgende Karten derselben Farbe z. B. X, B, D in Herz. Die Terz zählt 20 Punkte.

Quart: 4 aufeinander folgende Karten derselben Farbe z. B. X, B, D, K in Herz. Die Quart zählt 50 Punkte.

Gewinde: 5 aufeinander folgende Karten derselben Farbe z. B. X, B, D, K, As in Herz. Das Gewinde zählt 100 Punkte

Sixt: 6 aufeinander folgende Karten derselben Farbe z. B. IX, X, B, D, K, As in Herz. Die Sixt zählt 100 Punkte.

Septim: 7 aufeinander folgende Karten derselben Farbe z. B. VIII, IX, X, B, D, K. As in Herz. Die Septim zählt 100 Punkte.

Oktav: 8 aufeinander folgende Karten derselben Farbe z. B. VII, VIII, IX, X, B, D, K. As in Herz. Die Oktav zählt 100 Punkte (und die wirst du nie im Leben haben :-) ).

Kunsten

Als Kunsten werden 4 Karten von gleichem Wert bezeichnet (also z. B. 4 B oder 4 D). Die stärkste Kunst ist die B-Kunst. Ein Spieler der eine B-Kunst in der Hand hat kann die Aufnahme nicht mehr verlieren. Folgende Kunsten zählen:

B Kunst (Stricherbande) = 200 Punkte

IX Kunst = 150 Punkte

As Kunst (Saustall) = 100 Punkte

K Kunst (Seniorenklub) = 100 Punkte

D Kunst (Bordell) = 100 Punkte

X Kunst = 100 Punkte

Kunsten aus VII und VIII zählen nichts.

Bella

Die Bella ist eine Spezialansage und bezeichnet das Vorkommen von D und K in atout in einer Hand. Die Bella wird im Gegensatz zu anderen Ansagen erst beim Ausspielen der 2. Karte der Bella (D oder K) angesagt und gilt immer. Es ist aus strategischen Gründen allerdings gelegentlich geschickter sie nicht anzusagen. Zum Beispiel wenn man weiß, dass man punktemäßig verloren hat dann sagt man sie besser nicht mehr an. Denn wenn man verloren hat, dann zählen die Punkte zum Gegner.

Es zählt immer die stärkere Aussage, d. h. eine Terz bis zum As schlägt eine Terz bis zum K. Wenn beide Parteien eine Terz bis zum K haben und eine davon ist in Atout, zählt diese. Eine jede Quart schlägt eine jede Terz, ein jedes Gewinde schlägt jede Quart usw. Jede Kunst schlägt jede Sequenz.

Geschichte

In der Schweiz wurde die Geschichte des Unter und Ober aufgegriffen und eingeführt. Daraus entstand das Jassen. Es gibt mehrere Spielvarianten des Jassens, eine davon schaffte den Sprung über die Grenzen nach Bayern, und die nannten fortan ihr Spiel Klammern. Durch unbekannte Einflüsse wurde dieses Spiel verändert, das heute Zensern genannt wird. In Griechenland und Bulgarien ist dieses Spiel als Burlot bekannt, mit den selben Regeln wie oben beschrieben, wird es dort seit dem 16. Jahrhundert gespielt.

Literatur

• Autor: Franz Moser Zensern für 2 Spieler. Eigenverlag, Wien 2006.