Zentralrohrrahmen

Zentralrohrrahmen
Zentralrohrrahmen eines Škoda 420 Popular.
Fahrgestell mit Motor und Achsen eines Tatra 11 im Jahr 1923.

Ein Zentralrohrrahmen ist eine Bauart des Fahrgestells von Personenwagen, Omnibussen und Lastkraftwagen. Diese Bauweise wird bei kleinen Serien von PKW und in Verbindung mit einem nicht selbsttragenden Aufbau (oft aus Kunststoff statt Stahl) als tragendes und kraftaufnehmendes Element verwendet. Erfunden wurde der Zentralrohrrahmen vom tschechischen Autokonstrukteur Hans Ledwinka.

Rahmen statt einer selbsttragenden Struktur

Moderne Großserien-Automobile haben seit den 1950er Jahren in aller Regel eine selbsttragende Karosserie, d. h. die räumliche Struktur aus Bodenblechen, Boden- und Dachholmen, mitsamt den verbindenden Säulen, dem Windschutzscheibenrahmen und dem Dach bildet eine strukturelle Einheit. Sie „trägt“ das gesamte Fahrzeug und all seine Bauteile. Die „Rahmen“ hingegen waren vor dieser Zeit separate, mit der tragenden Aufgabe betraute Bauteile einer Bodengruppe, auf die die Karosserie „nichttragend“, also ohne strukturelle Aufgabe der Aufnahme von Kräften, aufgesetzt wurde.

Der Entwicklungs- und Bauaufwand für selbsttragende Stahlkarosserien ist so groß, dass es zehntausender gebauter Fahrzeuge bedarf, um die hohen Kosten insbesondere der Stahl-Presswerkzeuge zu amortisieren.

Bei kleineren Serien, insbesondere im Sportwagenbau, geht man daher oft einen anderen Weg: man trennt weiterhin die Funktionen eines tragenden Rahmens von denen der Karosserie.

Varianten

Der Zentralrohrrahmen ist eine der mehreren Baumöglichkeiten für einen Rahmen, d. h. für eine tragende Struktur unterhalb einer nicht tragenden Karosserie. Andere Rahmen-Bauarten sind der Gitterrohrrahmen, der Plattformrahmen und der Leiterrahmen.

Wichtigstes Merkmal eines Zentralrohrrahmens ist das namensgebende zentrale Rohr aus einem Stahlwerkstoff. Dieses Rohr kann klassisch den kreisförmigen Querschnitt haben, oder aber als rechteckiger Kasten ausgeführt werden. Dieses Rohr wird zuerst zugeschnitten und konfektioniert; an ihm werden dann alle weiteren Elemente der Bodenbaugruppe bzw. des Rahmens befestigt. In aller Regel finden sich (im PKW-Bau) Quertraversen vor den Sitzen, unter der ersten und unter der zweiten Sitzreihe bzw. in Position des Abschlusses der Fahrgastzelle. In aller Regel werden Seitenholme und Bodenbleche angeschweißt. Oftmals ist der Vorbau eines Plattform- und Zentralrohrrahmens separat gebaut und an der Struktur einer Stirnwand verschraubt; diese Konstruktion ist oft bei italienischen Hochleistungssportwagen zu finden. Eine abgewandelte Konstruktion findet sich auch beim Jaguar E-Type.

Anwendung

Als Erfinder des Zentralrohrrahmen gilt Hans Ledwinka. Der Tatra 11 verwendete als erstes Fahrzeug das Tatra-Konzept. Es wird bis heute in Tatra-LKWs eingesetzt.

Nicht nur bei Kleinserienfahrzeugen findet sich ein Zentralrohrrahmen: weil er schon in den 1930er Jahren konstruiert wurde, hat auch der VW Käfer einen (abgewandelten) Zentralrohrrahmen: der Tunnel, in dem die Schaltstange, das Kupplungsseil, zum Teil die Bremsseile (bis 1962) verlaufen, ist ein Zentralrohr. Genauer allerdings spricht man beim VW Käfer von einem „Plattformrahmen“, der in der Mitte einen als tragendes Element längs geschlossenen Tunnel hat, dessen Querschnitt ein auf dem Kopf stehendes U mit unterem Verschluss ist.


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