Zillertaler Türkenjäger

Zillertaler Türkenjäger

Die Zillertaler Türkenjäger waren ein neonazistisches Musikprojekt, das Mitte der 1990er Jahre ins Leben gerufen wurde. Der Name spielt auf die österreichische Schlagergruppe Zillertaler Schürzenjäger an. Der Erfolg in der deutschen Neonazi-Szene lockte auch einige Nachahmer an.

Inhaltsverzeichnis

12 Doitsche Stimmungshits

Im Mai 1997 sorgte die CD „12 doitsche Stimmungshits“ für Aufsehen, die aber auch der einzige Tonträger dieses Projektes blieb. Das Cover der CD wurde mit Fotomontagen gestaltet, die VIVA-Moderator Mola Adebisi, Farin Urlaub von der Punkrockband Die Ärzte und Campino von den Toten Hosen am Galgen hängend zeigen. Auf der CD wurden Karaokeversionen bekannter deutscher Schlager, wie z. B. „Frankreich, Frankreich“, „Da da da“, „Kreuzberger Nächte“ oder „Sonderzug nach Pankow“ mit neuen Texten versehen, die in hohem Maße antisemitisch, ausländerfeindlich und offenkundig nationalsozialistisch ausgerichtet sind. Es handelte sich um das erste Album, das in Anlehnung an bekannte Schlagermelodien versuchte rassistische und antisemitische Inhalte zu verbreiten.[1] Der Verfassungsschutzbericht des Landes Brandenburg nannte in seinem Bericht von 1997 dieses Album als Beispiel für die zunehmende Verbreitung rechtsextremistischer Musik[2] und zitierte im Bericht für 1998 Texte der Band als Beispiele neonazistischer Liedtexte[3].

Veröffentlicht und vertrieben wurde der Tonträger von dem schwedischen Label NS-Records, das zu jener Zeit eine der bedeutendsten Anlaufstellen europäischer, vor allem deutscher Neonazi-Bands war. Weitere Veröffentlichungen oder Live-Auftritte des Projektes sind nicht bekannt.

Die Produzenten und Musiker der Zillertaler Türkenjäger konnten nie ausfindig gemacht werden. Allerdings versuchte die Staatsanwaltschaft Daniel „Gigi“ Giese, dem Sänger der Gruppe Stahlgewitter, eine Beteiligung am Projekt nachzuweisen. Stimmanalysen brachten jedoch kein Ergebnis.

Die CD „12 doitsche Stimmungshits“ der Zillertaler Türkenjäger wurde wegen Volksverhetzung gemäß § 130 StGB bundesweit beschlagnahmt, mit Beschlüssen

sowie bundesweit eingezogen mit Beschluss des Amtsgerichts Ulm vom 13. Januar 1998 (Az. 11 Ls 11 Js 10227/97).

Die Verbreitung und Bewerbung des Tonträgers steht nach § 130 StGB unter Strafe und kann mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe geahndet werden.

Rezeption

Das Album wurde in der rechtsextremen Szene wohlwollend aufgenommen. Gruppen wie Kommando Freisler, Die faschistischen Vier, Die Härte und Gigi und die Braunen Stadtmusikanten mit Daniel Giese [4] übernahmen das Konzept der Gruppe und coverten ähnliche Lieder.

Die Lustigen Zillertaler

2009 erschien eine weitere CD mit rechtsextremen Texten unter dem Bandnamen der Tiroler Volksmusikgruppe „Die Lustigen Zillertaler“ mit dem Albumtitel Wir lassen uns das Singen nicht verbieten.[5] Wie bei der ersten CD sind aber die Sänger nicht identifiziert. Das Album wurde am 31. August 2011 indiziert.[6]

Einzelnachweise

  1. Skinhead-Musik, www.verfassungsschutz.niedersachsen.de
  2. Verfassungsschutz Bericht Brandenburg 1997, S. 16.
  3. Verfassungsschutzbericht Brandenburg 1998, S. 23, 34.
  4. http://www.netz-gegen-nazis.de/lexikontext/zillertaler-tuerkenjaeger
  5. Andreas Speit: Neonazis machen Hits-Hetze. In: taz. 8. Juni 2009 (taz.de, abgerufen am 25. November 2009).
  6. BAnz. Nr. 131 vom 31. August 2011

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