Zirzensisch

Zirzensisch
Lageplan des antiken Circus Maximus
Ruine der ehemaligen Südtribüne heute
Circus Maximus im Stadtplan des antiken Rom

Der Circus Maximus (italienisch Circo Massimo) war der größte Circus im antiken Rom. Er hatte eine Gesamtlänge von 600 Metern (die Arena und Stufen eingerechnet) sowie eine Breite von 140 Metern. Es war damit das größte Veranstaltungsgebäude aller Zeiten. Sein Fassungsvermögen betrug im Ausbaustand zur Zeit Gaius Iulius Caesars 145.000 Plätze und soll in der Spätantike bis auf 385.000 Plätze ausgebaut worden sein.

Inhaltsverzeichnis

Die Baugeschichte des Circus Maximus

Bereits im 7. Jahrhundert v. Chr. wurde das sumpfige Murciatal zwischen Palatin und Aventin trockengelegt und konnte darauf für verschiedene Wettkämpfe genutzt werden. König Lucius Tarquinius Priscus soll, der Tradition nach, erste hölzerne Tribünen errichtet haben, die in der Geschichte des Circus immer wieder einstürzten, was zuweilen viele Todesopfer forderte.

Erst Caesar ließ zum Teil dauerhafte Sitzstufen aus Marmor einbauen. Augustus baute den Circus weiter aus und stellte den ersten Obelisken auf der Spina auf, der heute die Piazza del Popolo ziert. Den zweiten Obelisken fügte Constantius II. im 4. Jahrhundert hinzu, er steht heute vor dem Lateran.

Domitian ließ den Kaiserpalast auf dem Palatin so erweitern, dass er direkt von dort die Spiele verfolgen konnte. Doch erst unter Trajan wurde bis 103 der Circus komplett mit Stein, Beton und Ziegeln ausgeführt. Er baute auch wieder eine monumentale Kaiserloge ein. Im 4. Jahrhundert erreichte der Circus seinen maximalen Ausbaustand.

Der Circus als Veranstaltungsort von Wagenrennen

Die Circi der Römer hatten eine langgestreckte Form mit geradem Abschluss bei den Startboxen und gerundetem Abschluss an der gegenüberliegenden Seite. Die unter anderem mit zwei ägyptischen Obelisken verzierte Spina teilte die Bahn in der Längsachse. Die Gespanne umrundeten die Spina gegen den Uhrzeigersinn, in der Regel siebenmal. Auf der Spina befand sich im Circus Maximus ein Gestell mit sieben absenkbaren hölzernen Eiern, das später durch eines mit sieben marmornen Delphinen ersetzt wurde. An der Zahl der abgesenkten Eier bzw. Delphine konnten die Fahrer und Zuschauer ablesen, wie viele Runden zurückgelegt worden waren.

An den Enden musste die Spina in einem sehr engen Kurvenradius umfahren werden. Die Fahrweise in den Kurven war oftmals rennentscheidend. Wegen der hohen Fliehkraft in den Kurven spannten die Wagenlenker ihr bestes Pferd auf der Innenseite der Kurve ein. Trotzdem kam es an diesen Stellen oft zu verletzungsträchtigen Stürzen.

Die Wagenrennen im Circus Maximus waren öffentliche Veranstaltungen, die im Rahmen von Feierlichkeiten auf Staatskosten veranstaltet wurden. Zu Zeiten der römischen Republik bestand ein tagfüllendes Programm aus 12 Rennen. In der römischen Kaiserzeit wurde diese Zahl auf 24 erhöht.

Die ersten Rennen im Circus Maximus fanden, wie Bestimmungen über Siegespreise im Zwölftafelgesetz belegen, wohl spätestens Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. statt, die letzten erst in der ausgehenden Spätantike - unter der Herrschaft des Ostgotenkönigs Totila im Jahr 549 oder 550.

Es gab in Rom weitere kleinere Circi, so den Circus Flaminius auf dem Marsfeld, den Circus des Nero im Bereich des heutigen Vatikan und den Circus des Maxentius an der Via Appia.

Auch in den Provinzen wurden Circi und Hippodrome angelegt, um den dort lebenden Römern und Veteranen die gleichen Unterhaltungsmöglichkeitenkeiten wie in Rom zu bieten. Zudem spielten Wagenrennen in Kaiserresidenzen und Statthaltersitzen eine wichtige Rolle für die politische Kommunikation. Siehe dazu auch Circus (Antike).

Weitere Nutzung

Im Circus Maximus fanden, wie in den meisten römischen Circi, die „Zirzensischen Spiele“ (ludi circenses) statt, ursprünglich religiöse Veranstaltungen mit großen Umzügen. In der Kaiserzeit wurden vor allem Wagenrennen ausgetragen. Es gab aber auch wie im Kolosseum Gladiatorenkämpfe und Tierhetzen. Viele christliche Märtyrer kamen hier ums Leben.

Ab 186 v. Chr. wurden im Circus Maximus auch „Spiele im griechischen Stil“, also athletische Wettkämpfe, abgehalten. Caesar ließ für sie jedoch auf dem Marsfeld ein eigenes Stadion errichten, das spätere Stadion des Domitian.

In den Circus Maximus waren auch religiöse Gebäude integriert. Auf der Seite zum Aventin stand der Tempel des Sonnengottes, an anderer, nicht lokalisierter Stelle der Tempel der Mondgöttin. Nach Tertullian befand sich ein unterirdischer Altar für Consus unter der ersten, sogenannten Murcischen Wendemarke.[1]

In die westlichen Unterbauten wurde ein noch heute erhaltenes Mithräum eingebaut.

Der Circus Maximus nach der Antike

Panorama des Circus Maximus am 3. Juni 2007

Ab dem 6. Jahrhundert zerfiel der Circus Maximus. Die große Freifläche wurde teilweise landwirtschaftlich genutzt. Im Ostteil wurde die Kirche Santa Lucia in Settizodio mit zahlreichen Nebengebäuden eingebaut. Einen anderen Teil nutzte die Familie der Frangipane als Festung. Zur Wiederverwendung für den Bau des Petersdoms wurden schließlich die meisten marmornen Sitzstufen abgebaut. Im 19. Jahrhundert entstand im Westteil ein Gasometer. Die restliche Fläche war vor allem mit Kleingewerbe überbaut. In den 1930er Jahren begann man damit die Fläche wieder freizulegen.

Der Circus Maximus ist heute eine Rasenfläche, in der die alte Form noch erkennbar ist. An der östlichen Kurve, hinter der die Via Appia beginnt, gibt es seit dem Jahr 1936 Ausgrabungen. Es wurden Teile der antiken Sitzreihen und Treppen wie auch die Reste eines Turms des Komplexes von Santa Lucia in Settizodio freigelegt.

Die Anlage wird für Großanlässe und ein Massenpublikum verwendet. So fand am 2. Juli 2005 das italienische Konzert von Live 8 laut Veranstaltern vor rund 200.000 Besuchern statt. Ebenfalls im Circus Maximus wurde die italienische Fußballnationalmannschaft am 10. Juli 2006 nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft empfangen. Am 14. Juli 2007 spielte die britische Rockband Genesis laut Angaben der italienischen Presse im Circus Maximus vor über 500.000 Fans.

Literatur

  • Filippo Coarelli: Rom. Ein archäologischer Führer. Verlag von Zabern, Mainz 2000, ISBN 3-8053-2685-8, S. 315–318.
  • Frank Kolb: Rom, die Geschichte der Stadt in der Antike. C. H. Beck, München 1995, ISBN 3-406-39666-6.
  • Heinz-Joachim Fischer: Rom. Zweieinhalb Jahrtausende Geschichte, Kunst und Kultur der Ewigen Stadt. DuMont Buchverlag, Köln 2001, ISBN 3-7701-5607-2, S. 183.
  • Anton Henze: Kunstführer Rom. Reclam, Stuttgart 1994, ISBN 3-15-010402-5, S. 91.
  • Karl-Wilhelm Weeber: Panem et circenses. Massenunterhaltung als Politik im antiken Rom. (Sonderband Antike Welt) Verlag Philipp von'Zabern, Mainz 1994 ISBN 3-8053-1580-5 S. 40–69.

Einzelnachweise

  1. de spectaculis 5,7 und 8,6.

Weblinks

41.88611111111112.4858333333337Koordinaten: 41° 53′ 10″ N, 12° 29′ 9″ O


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