Zitteraal

Zitteraal
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Zitteraal

Zitteraal

Systematik
Unterkohorte: Ostariophysi
Otophysi
Ordnung: Neuwelt-Messerfische (Gymnotiformes)
Familie: Messeraale (Gymnotidae)
Gattung: Electrophorus
Art: Zitteraal
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Electrophorus
Gill, 1864
Wissenschaftlicher Name der Art
Electrophorus electricus
Linnaeus, 1766

Der Zitteraal (Electrophorus electricus) ist eine ungewöhnliche Art der Neuwelt-Messerfische, der in der Lage ist, Stromstöße zu erzeugen. Diese können sowohl zur Jagd als auch zur Verteidigung eingesetzt werden. Er lebt in schlammigen und sauerstoffarmen Süßgewässern im nördlichen und mittleren Südamerika, im Amazonasbecken, im Stromgebiet des Orinoco und in den damit verbundenen Flusssystemen.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Der Zitteraal ist kein Aal, wie der Name und sein Aussehen vermuten lassen, sondern zählt zu den Neuwelt-Messerfischen. Mit den eigentlichen Aalen hat er einen langen zylindrischen Körper gemein. Seine Afterflosse verläuft fast über den ganzen Körper und endet an der Schwanzspitze. Rücken-, Schwanz- und Bauchflosse sind nicht vorhanden. Die Länge der Zitteraale kann bis zu 2,8 Metern bei einem Gewicht von bis zu 20 Kilogramm betragen. Der breite, gerundete und abgeflachte Kopf trägt ein mächtiges Maul und kennzeichnet diesen Fisch als Räuber. Die Färbung reicht von grau bis bräunlich. Der Zitteraal lebt in schlammigen, sauerstoffarmen Gewässern. Rund 80 Prozent des benötigten Sauerstoffs werden durch die speziell ausgebildeten Blutgefäße in der nahezu zahnlosen Mundhöhle aufgenommen, wozu der Zitteraal durchschnittlich alle zehn bis fünfzehn Minuten auftaucht, um an der Wasseroberfläche Luft zu schnappen. Weitere 20 Prozent des Sauerstoffs werden durch die Kiemen aufgenommen.

Elektrizitätsorgane

Der größte Teil seines Körpers ist mit elektrischen Organen (Elektroplax) besetzt, eigentlich umgebildete Muskeln, die hohe Spannungen freisetzen können. Jedes dieser Organe besteht aus einer großen Zahl stromerzeugender Elemente, von denen jedes nur eine geringe Spannung erzeugt. Dies ist wie in einer Batterie realisiert, in der die Platten in Serie bzw. Reihe (Reihenschaltung) geschaltet werden. Bei einem Zitteraal können die etwa 5.000 bis 6.000 Elektrozyten gemeinsam eine Spannung von bis zu 500 Volt bei einem Strom von 0,83 Ampere und somit eine Leistung von 415 Watt erzeugen.

Die Organe dienen zum Fang von Beute, der Verteidigung, zur Orientierung sowie zur Revierabgrenzung. Die Spannung erlaubt zwar nur das Töten kleinerer Fische, kann jedoch auch einen Menschen tödlich verletzen. Selbst Pferde kann der Zitteraal töten, wie Alexander von Humboldt auf seiner berühmten Südamerika-Expedition Anfang des 19. Jahrhunderts beschreibt:

„Die Furcht vor den Schlägen des Zitteraals ist im Volke so übertrieben, dass wir in den ersten drei Tagen keinen bekommen konnten. Unsere Führer brachten Pferde und Maultiere und jagten sie ins Wasser. Ehe fünf Minuten vergingen, waren zwei Pferde ertrunken. Der 1,6 Meter lange Aal drängt sich dem Pferde an den Bauch und gibt ihm einen Schlag. Aber allmählich nimmt die Hitze des ungleichen Kampfes ab, und die erschöpften Aale zerstreuen sich. In wenigen Minuten hatten wir fünf große Aale. Nachdem wir vier Stunden lang an ihnen experimentiert hatten, empfanden wir bis zum anderen Tage Muskelschwäche, Schmerz in den Gelenken, allgemeine Übelkeit.“

(Anmerkung: Humboldt betont ausdrücklich, dass die Pferde ertrunken seien. Der Stromstoß des Zitteraals an sich sei wohl nicht tödlich für das Pferd, betäube es aber, so dass es auch schon in flachen Gewässern ertrinken könne.)

Für die Orientierung im trüben Wasser, der Revierabgrenzung und dem Auffinden von Fortpflanzungspartnern gibt der Zitteraal schwache elektrische Impulse ab.

Ernährung

Die Jungen des Zitteraals fressen auf dem Grund lebende Wirbellose; die Erwachsenen hingegen ernähren sich vorwiegend von Fischen, die vor dem Verzehr getötet werden.

Fortpflanzung

Zitteraale suchen ihren Partner für die Paarung mit Hilfe von Stromstößen: Dabei produzieren sie aber nur schwache Schläge, die ein eventueller Partner im trüben Wasser fühlen kann. Die Fortpflanzung findet meist zwischen September und Dezember statt. Die Männchen bauen Nester aus Wasserpflanzen und bewachen die Eier - später die Larven. Diese sind beim Schlüpfen gerade mal zehn Millimeter lang (äußere Befruchtung).

Gefährdungssituation

Die Weltnaturschutzunion IUCN führt den Zitteraal in der Roten Liste gefährdeter Arten und bewertet ihn auf Grund seiner großen Verbreitung und seiner Fähigkeit, sich an sich ändernde Lebensräume anzupassen als nicht gefährdet (Least Concern).

Bilder

Weblinks

 Commons: Zitteraal – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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