Zivilkonstitution

Zivilkonstitution
Prozentualer Anteil von Priestern, die 1791 den Eid auf die Zivilverfassung des Klerus geleistet hatten. Die in der Karte eingetragenen Grenzen entsprechen nicht den historischen, sondern denjenigen der Départements mit Stand von 2007, da die zugrundeliegenden Daten in den Départementsarchiven erhoben wurden.

Die Zivilverfassung des Klerus (auch: Zivilkonstitution, französisch: Constitution civile du clergé) von 1790 war die Grundlage für die Integration der katholischen Kirche in das durch die französische Revolution veränderte politische System in Frankreich. Sie machte die Geistlichen zu vom Volk gewählten und vom Staat besoldeten Beamten ihrer Pfarreien und Bistümer.

Inhalt und Folgen

Die französische Nationalversammlung hatte bereits am 13. Februar 1790 die katholischen Orden aufgehoben. Seit dem 22. Mai debattierte die Versammlung über die Weltgeistlichen. Am 12. Juli 1790 wurde die Zivilverfassung verabschiedet und am 24. August verkündet.

Die beschlossene Zivilverfassung setzte sich aus vier Teilen zusammen. Diese beschäftigten sich mit den kirchlichen Ämtern, der Bezahlung der Geistlichen und weiteren Fragen. Die Zuständigkeitsgebiete der Diözesen wurden den neuen staatlichen Einheiten der Départements angepasst. Jedes Departement erhielt ein Bistum. Damit nahm die Zahl der Bischofssitze von 139 auf 83 ab. Die Pfarreien sollten so eingerichtet werden, dass ein Pfarrer für 6000 Einwohner zuständig sein sollte.

Die Bischöfe und Pfarrer wurden wie staatliche Funktionäre gewählt. Für die Bischofswahlen gab es Wählerversammlungen von Priestern und Laien auf der Ebene des Departements. Vergleichbar verlief auch die Wahl der Pfarrer auf kommunaler Ebene. Die bisherigen Domkapitel wurden abgeschafft, an ihre Stelle traten so genannte Episkopalräte.

Der Klerus wurde durch die Zivilkonstitution nunmehr staatlich besoldet. Dabei blieben allerdings erhebliche hierarchische Unterschiede bestehen. So bezog der Erzbischof von Paris ein Gehalt von 50.000 Livres ein Dorfpfarrer aber nur 1200 Livres. Ein weiterer Punkt der Zivilkonstitution war die feste Bindung der Kleriker an den Ort ihres Amtes.

Die Zivilkonstitution vollendet die Entwicklung der französischen Kirche zu einer Nationalkirche. Die Bindung an den Papst wurden gelockert. Anweisungen aus Rom wurden von der Regierung kontrolliert, Abgaben eingestellt und dem Papst jegliche kirchliche Gerichtsbarkeit entzogen. Über Bischofs- und Pfarrerwahlen wurde die Kurie informiert, ohne dass diese einen Einfluss auf die Entscheidung hätte nehmen können. Lediglich als Symbol als „sichtbares Haupt der universalen Kirche“ wurde er anerkannt. Alle Kleriker hatten einen Eid auf die Verfassung der Republik abzulegen.

Im Jahr 1791 lehnte Papst Pius VI. die Zivilkonstitution ab. Zu dieser Zeit hatten etwa 55% der Priester in ländlichen Gemeinden und zwischen 25% und 48% in den städtischen Gemeinden den verlangten Eid geleistet. Innerhalb der katholischen Kirche Frankreichs kam es mit tiefen Auswirkungen auf die Bevölkerung nach der Erklärung des Papstes zu einer Spaltung zwischen verfassungstreuen und romtreuen Klerikern.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Zivilverfassung des Klerus — Prozentualer Anteil von Priestern, die 1791 den Eid auf die Zivilverfassung des Klerus geleistet hatten. Die in der Karte eingetragenen Grenzen entsprechen nicht den historischen, sondern denjenigen der Départements mit Stand von 2007, da die… …   Deutsch Wikipedia

  • Jean-Baptiste d'Odet — Jean Baptiste d’Odet, Bischof von Lausanne 1796 1803 Jean Baptiste d’Odet (* 2. August 1752 in Freiburg im Üechtland; † 29. Juli 1803 in Avry devant Pont) war von 1796 bis 1803 Bischof von Lausanne …   Deutsch Wikipedia

  • Élisabeth Philippine Marie Hélène de Bourbon — Madame Elisabeth, Porträt von Elisabeth Vigée Lebrun Élisabeth Philippine Marie Hélène de Bourbon, genannt Madame Élisabeth (* 3. Mai 1764 in Versailles; † 10. Mai 1794 (hingerichtet) in Paris) war eine französische Prinzessin. Sie war die… …   Deutsch Wikipedia

  • Berdolet — Marc Antoine Berdolet (* 13. September 1740 in Rougemont le Château; † 13. August 1809 in Aachen) war katholischer Priester und Bischof während der Französischen Revolution. Berdolet wurde am 13. September 1740 als Sohn eines Lehrers in Rougemont …   Deutsch Wikipedia

  • Emmanuel Joseph Sieyès — Porträt Emmanuel Joseph Sieyès von Jacques Louis David aus dem Jahr 1817 Emmanuel Joseph (seit 1808 Graf) Sieyès, auch: l abbé Sieyès [ɛmaˈnɥɛl ʒoˈzɛf sjeˈjɛs] (* 3. Mai 1748 in Fréjus; † 20. Juni …   Deutsch Wikipedia

  • Entchristianisierung — Louis Duveau: Eine Messe auf dem Meer, 1864. Darstellung eines heimlichen („blinden“) Gottesdienstes während der Hochphase der Entchristianisierung. Die Entchristianisierung (fr. déchristianisation, dt. auch Dechristianisierung, selten… …   Deutsch Wikipedia

  • Jean-Baptiste d’Odet — Jean Baptiste d’Odet, Bischof von Lausanne 1796 1803 Jean Baptiste d’Odet (* 2. August 1752 in Freiburg im Üechtland; † 29. Juli 1803 in Avry devant Pont) war von 1796 bis 1803 Bischof von Lausanne …   Deutsch Wikipedia

  • Louis-François de Bausset-Roquefort — (* 14. Dezember 1748 in Pondichéry, Indien; † 21. Juni 1824 in Paris) war ein Kardinal der katholischen Kirche. Leben Nachdem de Bausset Roquefort am Collège La Flèche in Paris seine erste Ausbildung erhalten hatte, wechselte er in das… …   Deutsch Wikipedia

  • Marc-Antoine Berdolet — Bischof Marc Antoine Berdolet, Gemälde von Aegidius Johann Peter Joseph Scheuren …   Deutsch Wikipedia

  • Marc Antoine Berdolet — (* 13. September 1740 in Rougemont le Château; † 13. August 1809 in Aachen) war katholischer Priester und Bischof während der Französischen Revolution. Berdolet wurde am 13. September 1740 als Sohn eines Lehrers in Rougemont bei Belfort in… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”