Zschonergrund

Zschonergrund
Zschoner Grund (2008)

Der Zschonergrund, auch Zschoner Grund oder kurz Zschone, ist ein Landschaftsschutzgebiet (d35) im Westen von Dresden, welches vom Zschonerbach durchflossen wird. Das Tal beginnt im Dresdner Ortsteil Zöllmen, durchquert Ockerwitz und Briesnitz und endet in Kemnitz, wo der Bach in der Nähe der Autobahnbrücke der A4 in die Elbe mündet. Das Tal ist mit seiner Wiesen- und Waldlandschaft ein beliebtes Erholungsgebiet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Mühlen am Zschonerbach

Am Lauf des Zschonerbaches befinden sich drei ehemalige Wassermühlen. Bereits Anfang des 14. Jahrhunderts wurde eine Mühle am Zschonerbach erwähnt, ihre heutige Lage ist jedoch unbekannt.

Weltemühle (1927)

Die Weltemühle in Kemnitz wurde 1566 als Mahlmühle errichtet. Sie bestand jedoch nur kurze Zeit, da die kurfürstlichen Forstmeister der umliegenden Wälder ihren Wildbestand durch die Mühle bedroht sahen. Auch Kurfürst August sah durch das Ausroden des Waldes den Wildbestand in den kurfürstlichen Jagdgründen in Gefahr und befahl noch im gleichen Jahr, die neuerbaute Mühle abzureißen. 1608 erhielt der Kemnitzer Dorfrichter Nikolaus Fehrmann von Kurfürst Christian II. die Erlaubnis zum Bau einer "Mühle an der Zschornbach bei Kemnitz".[1] Später gelangte die Mühle in den Besitz der namensgebenden Bauernfamilie Welte. Im 18. Jahrhundert versuchte Kurfürst August der Starke vergeblich, den Besitzern das Mühlenrecht zu entziehen, um die umliegenden Wälder wieder stärker als Jagdgebiet nutzen zu können.[2] Die Weltes nutzten die Mühle seit etwa 1870 als Schankstätte, welche sie 1899 an den Briesnitzer Gastwirt Birnbaum veräußerten. Unter den neuen Besitzern entwickelte sich das Anwesen zu einem beliebten Dresdner Ausflugslokal. Bauliche Erweiterungen führten zur Einrichtungen eines Ballsaales und eines großen Gästegartens. Im Zweiten Weltkrieg befand sich hier eine Luftschutzschule. Danach wurde die Mühle bis 1954 wieder als Lokal genutzt. Später zog eine Kunstlederfabrik in die Gebäude. Mit Aufgabe der gewerblichen Nutzung setzte der schrittweise bauliche Verfall ein. Nach 1990 wurden Teile der Gebäudesubstanz abgerissen. Bis 1997 erfolgte die Rekonstruktion der erhaltenen Restgebäude sowie deren Umbau zum Hotel und Restaurant.[3]

Zschonermühle (1927)

Die Ursprünge der Zschonermühle reichen wahrscheinlich bis ins 15. Jahrhundert zurück. 1570 gibt der Müller Gregor Götze gegenüber Kurfürst August an, dass sich die Mühle seit über 150 Jahren im Besitz der Familie seiner verstorbenen Frau befunden hat.[4] Die heutige Gebäudesubstanz entstand (wahrscheinlich nach einem Brand) 1730 neu, davon zeugt die Bezeichnung am Giebel des Haupthauses. 1812 ging die Mühle in den Besitz der Familie Kunze über. Eine Inschriftenplatte über dem Haupthaus nennt Daniel Gottfried Kunze als neuen Besitzer. Auch die Zschonermühle entwickelte sich Ende des 19. Jahrhunderts zu einem beliebten Ausflugslokal. Zu den damaligen Mühlenbesuchern zählte auch August Bebel, der im Schankgarten vor Dresdner Arbeitern sprach.[5] Der Mahlbetrieb wurde 1917 endgültig eingestellt, jedoch blieb die Mahltechnik erhalten.[6] Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde auch die Gastwirtschaft geschlossen. Der letzte Mühlenbesitzer der Familie Kunze hinterließ nach seinem Tod 1984 ein verfallenes Mühlenanwesen. Nach dem Verkauf erfolgte der schrittweise denkmalgerechte Wiederaufbau des Anwesens. 1991 wurde ein neues oberschlächtigem Wasserrad mit einem Durchmesser von 6 Metern eingebaut. Das rekonstruierte Mahlwerk konnte 1994 in Betrieb genommen werden. Heute wird die Mühle als Gaststätte, Museum und für verschiedene Veranstaltungen (Kleinkunstbühne mit Theater, Kino und Puppenspiel) genutzt.

Die Schulzenmühle nahe Steinbach wurde erstmals 1540 als Steinbacher Mühle genannt.[7] Möglicherweise gehörte die Mühle zu dem vor 1566 wüst gefallenen Dorf Zschon, von dem sich der Name des Grundes ableitet. Am Hauptgebäude befindet sich eine Inschrift von 1719, die Georg Pietzsch als Besitzer nennt. 1819 entstand westlich der Mühle am Mühlberg eine Holländerwindmühle[8], die jedoch mangels Rentabilität bereits 1880 wieder abgebrochen wurde. 1844 entstand ein neuer Mühlteich, sieben Jahre später wurde ein Wasserrad mit einem Durchmesser von 8,5 Metern neu eingebaut. 1860 gelangte die Mühle in den Besitz der namensgebenden Familie Schulze. Zu diesem Zeitpunkt bildeten neben dem Mahlwesen die Brotbäckerei, Landwirtschaft, Branntweinbrennerei und die sich entwickelnde Gaststätte die weiteren wirtschaftlichen Standbeine des Anwesens. Die Mühle entwickelte sich in den kommenden Jahren zumehmend zu einer Ausflugsgaststätte. 1928 wurde der Mahlbetrieb eingestellt. Der Gaststättenbetrieb kam 1962 zum erliegen. 1979 begann die Familie Schulze mit der schrittweisen Modernisierung der Gebäudesubstanz. Heute wird die Schulzenmühle als Gaststätte genutzt.[9]

Bergbau

Blick über den Zschonerbach zum Mundloch des "Gabe Gottes Erbstolln" (Zustand 2011)

1763 wurde im Zschonergrund unterhalb der Zschonermühle das Silberbergwerk Gabe Gottes Erbstolln als Eigenlöhnerzeche gemutet. Die von den Bergwerksbetreibern an das Oberbergamt Freiberg gesandten Gesteinsproben ergaben jedoch keine Erzgehalte. Daraufhin führten die Betreiber selbst Schmelzversuche durch. 1768 führte der Lehnträger Elias Unger gegenüber dem Bergamt aus, dass es bereits 1765 in der Schmelzhütte Dresden gelungen sei, aus einer Gesteinprobe von 7 ZentnernMark Silber und ½ Lot Gold zu erschmelzen. Die Beamten des Oberbergamtes bezweifelten jedoch die Richtigkeit dieser Auskunft, da die eigenen Schmelzversuche mit den Proben des Gabe Gottes Erbstolln ergebnislos verlaufen waren. Das Oberbergamt bezweifelte, dass die zur Schmelze gebrachten Gesteinsproben tatsächlich aus dem Zschonergrund stammten. Im Frühjahr 1777 an das Oberbergamt gesandte Gesteinsproben bestätigten das Misstrauen, es konnten keine Erze erschmolzen werden. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Stollen eine Länge von 60 Lachtern (ca. 120 Meter) erreicht. Nach einem weiteren erfolglosen Probeschmelzen im Jahr 1778 wurde die Grube stillgelegt.[10] An den erfolglosen Bergbauversuch erinnert heute noch die Bezeichnung "Silberloch" bzw. "Silbergrube". Das verwahrte Stollenmundloch (im Volksmund „Räuberhöhle“ genannt) kann man noch heute sehen.

Weiterhin bestanden im unteren Tal mehrere Plänersteinbrüche und große Rotliegendsteinbrüche in Höhe des Ortes Pennrich. Zwischen der Schulzenmühle und der Zschonermühle befindet sich ein aufgelassener Syenodiorit-Steinbrüch.[11]

Licht- und Luftbad Zschonergrund

Am 14. Mai 1927 wurde im Tal nahe Kemnitz ein Freibad, das „Licht- und Luftbad Zschonergrund“ (Zschonergrundbad) auf dem Gelände eines Dreiseitenhofes eröffnet.[12] Das Grundstück liegt an dem steil abfallenden Nordhange des Zschonergrundes. Der Bau des Bades war eine Forderung des Dorfes Briesnitz vor der Eingemeindung nach Dresden. Der Bau wurde vom Stadtbaurat Paul Wolf geplant. Das Schwimmbecken hatte eine Länge von 33 ⅓ m und eine Breite von 16 m. Durch einen Schwimmbalken war das Becken in eine 11 m breite Abteilung für Schwimmer und eine 5 m breite Abteilung für Nichtschwimmer eingerichtet. An der Schmalseite war ein 3 m hoher Sprungturm angeordnet. Unter weitgehender Verwendung der auf dem Gelände des früheren Kommerstädtschen Guts vorhandenen älteren Gebäudeanlagen wurden Kassen und Wäscheausgabe, Vorreinigungsräume mit Vorwärmbecken, Umkleideräume, Erfrischungsraum, Unterstandhallen usw. geschaffen. Die Wiesen des insgesamt 1 ½ ha großen Geländes standen für Sonnenbäder zur Verfügung und enthielten außerdem einen Turm- und Spielplatz.

Das Bad ist seit 1988 wegen baulicher Mängel geschlossen.[13] Anfang der neunziger Jahre planten private Investoren auf dem Gelände drei Tennishallen und sechs Tennisplätze oder eine Reihenhaussiedlung zu errichten. Nach einer Unterschriftenaktion konnte die Stadt Dresden bewegt werden, das Bad zum Wiederaufbau der IG Briesnitz zu übergeben. Eine Wiedereröffnung, der mittlerweile unter Denkmalschutz stehenden Anlage, nach dem Umbau zu einem Naturbad wird seit 1996 vom Verein NaturKulturBad Zschonergrund e.V. mit ehrenamtlicher Arbeit und spendenfinanziert vorbereitet.[14]

sonstiges

Der Zschonerbach ("zahme Zschone") Zwischen der Zschonermühle und dem "Gabe Gottes Erbstolln" (2011)

Durch das gesamte Tal führt ein als Lehrpfad angelegter Wanderweg. Auch die ausgedehnten Streuobstwiesen an den Talhängen und die Weinberge zur Ortschaft Merbitz zu lockten bereits zu Beginn des 20.Jahrhunderts Spaziergänger an. In den 1920er Jahren wurde sogar der Bau einer Straßenbahn durch den Grund erwogen. Diese Pläne wurden vermutlich aus Gründen des Naturschutzes nicht ausgeführt. Viele der Streuobstwiesen werden seit 2008 wieder verjüngt, gepflegt und nachgepflanzt. Schüler der umliegenden Grundschulen gestalteten 2009 einen Entdeckungspfad durch die Streuobstwiesen zwischen Zschonermühle und Merbitz.

Im Zschonergrund bestand von April 1997 bis zum 21. April 1999 aus Protest gegen die drohende, später gebaute Autobahn Bundesautobahn 17, ein Hüttendorf.

Einzelnachweise

  1. http://www.dresden-mühlen.de/Dresden/Beitr%C3%A4ge/Podemus_Kemnitz/pdfdatei.php?pdf=Weltemuehle.pdf
  2. http://www.pattis.de/Homepage.swf
  3. http://www.dresdner-stadtteile.de/West/Kemnitz/Zschonergrund/Weltemuhle/weltemuhle.html
  4. Alwin Bergmann: Die Mühlen im Zschoner Grunde. in: Alfred Meiche (Hg.): Ein Mühlenbuch, Dresden 1927, S. 137-145
  5. Eberhard Bräunlich, Matthias Zwarg: Das große sächsische Mühlenbuch. Chemnitzer Verlag, Chemnitz 2007, S. 140
  6. http://www.zschoner-muehle.de/museum/geschichte.html
  7. http://www.dresden-mühlen.de/muehle.php?muehle=103&%20richt=West
  8. hier mit der Bezeichnung W.M: abgebildet
  9. http://www.dresden-mühlen.de/Dresden/Beitr%C3%A4ge/Steinbach/pdfdatei.php?pdf=Schulzenmuehle.pdf
  10. Alwin Bergmann: Geschichte des Zschoner Grundes bis zur Ablösung aller Fronen. Dresden 1902, S. 15ff.
  11. http://www.phycodea.hgbecker.de/Syenodiorit/Html/Zschonergrund.htm
  12. Stadtarchiv Dresden, 10. Bau- und Grundstücksakten Signatur, Nr.: 56193
  13. Stadtarchiv Dresden, 9.1.22 VEB Sportanlagen und Bäderverwaltung Dresden, Nr.: 24
  14. Sächsische Zeitung vom 14. März 1996

Literatur

  • Alwin Bergmann: Geschichte des Zschoner Grundes bis zur Ablösung aller Fronen. Dresden 1902 (Digitalisat, pdf, 6.3 MB)

Weblinks

 Commons: Zschonergrund – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
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