Zum Kleeblatt

Zum Kleeblatt

Der Heraldische Verein „Zum Kleeblatt“ von 1888 zu Hannover e.V. dient der Pflege der Heraldik, d.h. der Wappenkunde, Wappenkunst und des Wappenrechts.

Inhaltsverzeichnis

Vereinsgeschichte

Im 19. Jahrhundert begann das Interesse an der Wappenkunde im Deutschen Reich neu aufzuleben. So bemühte sich der aus dem Raum um Hannover/Hameln stammende Geheimrat Friedrich Warnecke intensiv um die Schaffung einer Institution in Hannover, die sich mit der in Vergessenheit geratenen Wappenkunst, der Wappenkunde und dem Wappenrecht wissenschaftlich beschäftigen sollte.

Hierzu sollte es jedoch vorerst nicht kommen. Warnecke ging nach Berlin und gründete dort im Jahr 1869 den heraldischen Verein HEROLD. In Hannover verblieb jedoch ein Kreis von Heraldikern. Die Verbindung mit Geheimrat Warnecke wurde aufrechterhalten und gemeinsam der Plan erarbeitet, auch in Hannover eine heraldische Vereinigung ins Leben zu rufen.

Zunächst kam es 1870 zur Gründung der heraldisch-genealogischen Gesellschaft Adler in Wien. Im Jahr 1888 wurden dann auch in Hannover die Pläne zur Gründung einer eigenständigen heraldischen Institution umgesetzt. Unterstützt von seinem Freund Warnecke bereitete der Bildhauer und Heraldiker Heinrich Ahrens zusammen mit Hermann Grote, dem bekannten Konservator des Königlich Hannoverschen Münzkabinetts, die Gründung einer heraldischen Arbeitsgemeinschaft vor. Nach intensiver Vorbereitung unternahm Ahrens den entscheidenden Schritt und gründete am 4. Dezember 1888 mit sieben weiteren Heraldikern bzw. geschichts- und kunstbegeisterten Handwerkern und Künstlern den heutigen Heraldischen Verein. Ein jährliches Stiftungsfest mit zahlreichen Fachvorträgen erinnert noch heute an diesen Tag. Der Verein „Zum Kleeblatt“ in Hannover gehört damit zu den „Pionieren der organisierten Wappenfreunde“ (Hannoversche Allgemeine Zeitung). Es folgte 1891 die Gründung der Schweizerischen Heraldischen Gesellschaft.

Nach der Gründung stieg die Mitgliederzahl stark an, so dass bereits in den ersten Jahren ein repräsentativer Verein seine Aufgaben in Hannover wahrnehmen konnte. Tragende Säulen der Heraldik wie Geheimrat Warnecke, Dr. Grote, Ad. M. Hildebrandt und Professor Ströhl waren dem Verein nach der Gründung beigetreten. Geheimrat Warnecke besuchte den Heraldischen Verein schon bald nach der Gründung in Hannover und empfahl selber in Anspielung auf das als Kleeblatt gedeutete Stadtwappen den Namen „Zum Kleeblatt“. Aus Traditionsgründen wurde dieser Name bis heute beibehalten.

Immense Resonanz

Als immens wird die Resonanz in den Jahren nach der Gründung geschildert. Im Jahr 1893 zählte der Verein bereits 160 Mitglieder. Gelehrte Größen ihrer Zeit glänzten mit Fachvorträgen, die weit über die Landesgrenzen hinaus beachtet wurden. So hatten bereits im ersten Jahr 79 Städte um Auskunft über ihre Wappen gebeten. Aus der Bearbeitung der Anfragen hatte sich soviel Material ergeben, dass der damalige Vorsitzende bereits 1891 die Herausgabe eines Wappenbuches der Städte in der Provinz Hannover vorbereitete. Seit 1890 wurden die weitbeachteten „Heraldischen Mitteilungen“ durch den Verein herausgegeben.

In den nächsten Jahren vollzog sich die Entwicklung des kräftig gewachsenen Heraldischen Vereins weiter in glänzenden Bahnen. Zur großen Ausstellung im Provizialmuseum 1898 liehen Kronprinz Ernst August, der damalige Herzog von Cumberland, und Prinz Albrecht von Preußen (Regent von Braunschweig) heraldisches Material. Das 25jährige Bestehen wurde von Februar bis März 1914 festlich mit einer landesweit beachteten heraldischen Ausstellung in der Halle des Gewerbevereins von Hannover begangen. Bei dieser Gelegenheit erfuhr das bisherige Wappen (grünes Kleeblatt auf goldenem Grund) eine Vermehrung durch einen goldenen Heroldstab in rotem Schildhaupt, Helm mit grün-gold-rotem Helmwulst, grün-goldene und rot-goldene Helmdecken sowie als Helmzier einen wachsenden roten Löwen mit goldenem Heroldstab zwischen den Pranken. Die Farben des Heraldischen Vereins sind seitdem Grün-Gold-Rot.

Der Erste Weltkrieg, die Inflation und die Weltwirtschaftskrise stürzten die Vereine allgemein in tiefe Krisen. Doch immer wieder fand der Heraldische Verein in Hannover Menschen, die sich für Wappenkunde und Geschichte interessierten und ihr Wissen weitertrugen. Mithin zählte der Verein 1928 wieder viele Mitglieder. Seit 1929 erfolgten die Veröffentlichungen in den Hannoverschen Geschichtsblättern. Die fortführende Arbeit der Wappenrolle (Niedersächsische Wappenrolle - NWR) brachte verstärkte Aktivitäten und Veröffentlichungen. Bereits im Jahr 1906 war für den Heraldischen Verein „Zum Kleeblatt“ ein prachtvolles Stammbuch angelegt worden, in das alle Familienwappen der Mitglieder aufgenommen werden sollten. Mitglieder konnten ihr Wappen selbst zeichnen oder einzeichnen lassen. Hatte der Heraldische Verein damit zunächst nur für seine Mitglieder eine Wappensammlung bzw. eine Wappenrolle angelegt, so war nun für die Eintragung eines Wappens in die Niedersächsische Wappenrolle (NWR) die Mitgliedschaft nicht mehr erforderlich. Hierzu ist folgendes auszuführen:

Durch die Umwälzungen nach dem Ersten Weltkrieg waren im Deutschen Reich die Reste der bis dahin noch bestehenden Vorrechte des Adelsstandes abgeschafft worden. Seit 1919 wurde mit der Beseitigung der Standesvorrechte des Adels auch die Führung von Familienwappen in allen Bevölkerungsschichten auf eine neue, breitere und gleiche Grundlage gestellt. Die staatlichen Heroldsämter bemühten sich bis dahin, das Wappenwesen der adeligen Familien zu kontrollieren und zu ordnen. Die Pflege der Heraldik der bürgerlichen Familien blieb privaten Initiativen und auch den anerkannten heraldischen Fachvereinen überlassen. So konnten bei einem wiedererwachten Interesse an heraldisch-genealogischen Dingen und vermehrten Neuannahmen bürgerlicher Wappen im 19. Jahrhundert nebenher auch Wappenschwindler ihr Unwesen treiben. Gegen dieses Treiben wendet sich die Arbeit der heraldischen Fachvereine.

Abschaffung der Heroldsämter

Mit der Abschaffung der Heroldsämter als Adelsbehörden in den deutschen Bundesstaaten verschwand in den Jahren 1918 bis 1920 der letzte staatliche Einfluss auf die Wappenführung und Registrierung. In einigen ausländischen Staaten bestehen aber noch heute staatliche Einrichtungen, die für die Ordnung des Wappenwesens zuständig sind. In Deutschland wurde die Pflege der Familienheraldik nunmehr vorrangig durch die (z.T. bereits im 19. Jahrhundert gegründeten) heraldischen Vereine wahrgenommen. In die von ihnen (unabhängig von privatem Gewinnstreben) geführten Wappenrollen konnte nun jeder Bürger sein althergebrachtes oder neu angenommenes Familienwappen eintragen lassen. Durch die Wappenregistrierung kommt der Wille zur Wappenführung besonders klar zum Ausdruck (siehe: Wappenrecht). In den von der deutschen Heraldik beeinflussten Ländern gab es jedoch nie ein zentrales Hauptwappenregister, zumindest soweit es bürgerliche Wappen betrifft. Wappensammlungen geben daher immer nur einen Teil der früher oder heute existierenden Wappen wieder. Die Gründung einer einzigen Wappenrolle in Deutschland scheiterte. Der von einigen Heraldikern erfolgte Versuch, in mutmaßlicher „Erkenntnis der wahren Interessen der deutschen Heraldik“ und in Anerkennung einer Vorrangstellung eines bestimmten Vereins und seiner Wappenrolle (siehe: Jürgen Arndt in Genealogie und Heraldik, Jahrgang 1949, Heft 12, S. 171, 175) den Verzicht fast aller anerkannten heraldischen Vereine und Einrichtungen auf die Fortführung ihrer eigenen Wappenrollen zu erzwingen, war nicht durchsetzbar. So gibt es in Deutschland etliche Wappenrollen von mehr oder minderer Bedeutung sowie ungezählte kommerzielle 'Wappenfabriken'.

Vernichtung der Bibliothek im 2. Weltkrieg und Wiederaufbau

Während des Zweiten Weltkrieges wurde zusammen mit dem Stadtarchiv Hannover auch die umfangreiche Bibliothek des Heraldischen Vereins „Zum Kleeblatt“ vernichtet. Durch den Einsatz vieler Mitglieder und zahlreicher Spenden konnte aber in der Nachkriegszeit wieder ein umfangreiches Archiv aufgebaut werden. Die seit der Amtszeit von Dr. Friedrich Leonhardt als 1. Vorsitzender des Heraldischen Vereins und zugleich Direktor des Stadtarchivs in Hannover bestehende fachliche und herzliche Verbundenheit besteht jedoch fort. So kann der gemeinnützige Verein auch heute das in seinem Eigentum befindliche Heraldikarchiv im Stadtarchiv Hannover einstellen.

Als mit der Bildung des Landes Niedersachsen Flagge und Wappen für ein neues Land geschaffen werden sollten, fanden sich die Mitglieder wieder zur gemeinsamen heraldischen Arbeit zusammen. Die heraldische Gestaltung des Landeswappens wurde dem Heraldiker und Vereinsmitglied Gustav Völker übertragen, dessen Entwurf mit starker Mehrheit durch das Land angenommen wurde. Viele Gemeinden im norddeutschen Raum wurden mit Ortswappen versorgt, Entwürfe zur Niedersachsenflagge und zu den Landesflaggen der anderen Bundesländer gefertigt. Der Verein beschäftigt sich seitdem besonders mit der Familien- und der Kommunalheraldik im gesamten Bundesgebiet. Zahlreiche bekannte Heraldiker und heraldisch Interessierte traten ihm in der Folgezeit bei. Tagungsort wurde das Künstlerhaus in Hannover. Es wurden die Neuen Heraldischen Mitteilungen (= Jahrbücher) herausgeben. Später folgte das Kleeblatt, eine vierteljährlich erscheinende Vereinszeitschrift für Heraldik und verwandte Wissenschaften. Zu seinem hundertjährigen Jubiläum 1988 stand der Heraldische Verein „Zum Kleeblatt“ unter seinem damaligen 1. Vorsitzenden und späteren Ehrenvorsitzenden Erhardt Haacke mit großer Mitgliederzahl wiederum in einer Blütezeit. Nach einer großen Festveranstaltung im Rathaus von Hannover mit Grußworten der Landesregierung, der Landeshauptstadt sowie vieler befreundeter heraldischer und genealogischer Vereine folgten heraldische Ausstellungen und Vorträge in Hannover und Braunschweig.

Zusammenarbeit mit dem Herold und anderen Institutionen

Die gemeinsamen Ziele und die langjährige Erfahrung in der Pflege guter Heraldik waren für die beiden alten heraldischen Schwestervereine „Zum Kleeblatt“ in Hannover (gegründet 1888) und HEROLD in Berlin (gegründet 1869) in den letzten Jahren wieder Anlass für gegenseitige Besuche von Vorstands- und Vereinsmitgliedern. Nach einer Aussprache und der Präsentation ihrer Vereine beim Deutschen Genealogentag in Hannover reichten sich der Vorsitzende des HEROLD, Prof. Dr. Heinrich Freiherr von Lersner, und der langjährige 2. Vorsitzende des Vereins „Zum Kleeblatt“, Müller-Bruns, für eine weitere gute Zusammenarbeit der Vereine symbolisch die Hände. Die Publikationen der beiden alten Vereine berichteten entsprechend. Auf Initiative von verschiedenen Vorstandsmitgliedern beider Vereine kam es wiederholt zu einem in der Fachwelt allgemein beachteten herzlichen und offenen Austausch. Die Vereine verbindet eine geistige Verwandtschaft und auch traditionelle Zusammenarbeit.

Die Förderung der guten Kontakte zwischen Berlin und Hannover wurde durch den Heraldiker Dr. Arnold Rabbow (Vorstands- und Ehrenmitglied des Vereins „Zum Kleeblatt“, Mitglied der Académie Internationale d´Héraldique sowie Korrespondierendes Mitglied des HEROLD) fortgesetzt. Gemeinsame Veranstaltungen folgten. Der Heraldische Verein „Zum Kleeblatt" zu Hannover und der ebenfalls wissenschaftlich ausgerichtete Verein HEROLD zu Berlin sind nicht nur die ältesten noch bestehenden heraldischen Vereinigungen in Deutschland, sie sind sogar „Geschwister“, denn eigentlich hatten sie denselben geistigen Vater, Geheimrat Friedrich Warnecke.

Der Genealogentag in Wien bot die Gelegenheit, die traditionellen Beziehungen und die geistige Verwandtschaft zwischen der Heraldisch-Genealogischen Gesellschaft ADLER in Wien (gegründet 1870) und dem fast ebenso alten Verein „Zum Kleeblatt“ ins Bewußtsein zu rücken. Auch zu der „Schweizerischen Heraldischen Gesellschaft“ (gegründet 1891) besteht traditionell ein guter Kontakt.

Die Beschäftigung mit den sogenannten historischen Hilfswissenschaften, Genealogie, Heraldik und Sphragistik, erfordert länderübergreifende Forschungen und das Studium der einschlägigen Literatur auch über das deutsche Sprachgebiet heraus.

Heute

Heute zählt der überregional tätige Heraldische Verein „Zum Kleeblatt“ Mitglieder und Freunde im In- und Ausland. Wissenschaftlich anerkannt und in der Fachwelt respektiert konnte sich der gemeinnützige Verein aber immer eine persönliche Note bewahren. Die Ideen und der persönliche Einsatz vieler ehrenamtlicher Mitarbeiter haben dazu beigetragen. Deutlich wird dies auch daran, dass die regelmäßig erscheinenden Veröffentlichungen, wie Zeitschrift und Jahrbuch, einen großen Leserkreis haben. Reges Interesse besteht darüber hinaus - quer durch alle Altersgruppen - an den angebotenen Exkursionen.

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