Zuschneider

Zuschneider

Zuschneider ist die Berufsbezeichnung für den Ersteller von Schnittmustern für Bekleidung.

Die Ausbildung zum Zuschneider ist heute noch Teil der Ausbildung zum Schneidermeister, sie war die dritte und vorletzte Stufe der vierstufigen Handwerksausbildung.

Berufsbild

Wie alle deutschen Handwerksberufe begann der Schneider seine Ausbildung als Lehrling. Mit dem Ablegen der Gesellenprüfung war die Lehre beendet und der Jungschneider war Geselle. Gesellen waren in der Lage zugeschnittene Bekleidungsteile, Einlagen und Futter zu verarbeiten, das heißt Abnäher und Nähte zu schließen, Taschen einarbeiten, zu unterschlagen und die Komponenten zusammen zu fügen und die Stücke zur Anprobe zuzurichten.

In der Herrenschneiderei waren zwei Anproben üblich.

In der Damenschneiderei, die auf einem anderen Zuschneidesystem aufbaute und in erster Linie ein künstlerisches, nicht wiederholbares Ergebnis anstrebte, je nach Bekleidungsstück auch mehr. Unter einem Zuschneidesystem versteht man die Methode, die einzelnen Komponenten eines Kleidungsstückes zu erstellen. Ein Schnittsystem ist das Verfahren, aus dem man aus den Körpermaßen eine (hälftige) Körperabwicklung errechnet und damit einen den Anforderungen und/oder der Mode entsprechendes Schnittmuster erstellt.

Ein grobes Beispiel:

Moderne Herrenschnitte werden vom Rückgrat (hintere Mitte) nach vorne konstruiert und enden auf der Mitte des Bauches, Damenschnitte werden von der Brustspitze nach hinten konstruiert und enden auf der hinteren Mitte. Das ist nur ein Beispiel und trifft so nicht auf alle Schnittsysteme zu.

Langjährige Gesellen, die mindestens drei Jahre als Geselle gearbeitet hatten, erlernten an Zuschneideschulen ein Schnittsystem, mit dessen Hilfe sich die Körpermaße in eine Körperabwicklung übertragen lassen. Nach dem Abschluss der Zuschneideschule arbeiteten sie nicht weniger als 3 Jahre als Zuschneider.

Durch Zugaben zu dieser Körperabwicklung entwickelt der Zuschneider ein tragbares Kleidungsstück und erstellt durch Konstruktion von Bruch, Revers, vorderer Kante, Schulter, Kragen, Abstich, Taschen, Über- und Untertritten, Schlitzen und sonstigen Details, eine Reihe von einzelnen Komponenten, die zusammengefügt, mit Einlagen verstärkt und abgefüttert ein Kleidungsstück ergeben.

Nachdem der Geselle die Stoffkomponenten zusammengefügt hatte, führte der Zuschneider die Erste Anprobe durch, bei der überprüft wurde, ob Bewegungsweite, Rücken- und Taillenhöhe, Länge und Gesamtwirkung den Vorstellungen des Zuschneiders entsprachen. Zur Zweiten Anprobe unterfütterte der Geselle das Teil, schloss die Nähte, arbeitete den Kragen auf und heftete die Ärmel ein. Die 2. Anprobe diente der Endkontrolle, auch sie wurde vom Zuschneider durchgeführt. Der Geselle arbeitete das Kleidungsstück daraufhin fertig und es war ablieferungsbereit.

Nach drei Jahren als Zuschneider war der Mann in der Lage die Meisterprüfung abzulegen. Alleinmeister vereinigten alle drei Berufsstufen in sich und führten alle anfallenden Arbeiten aus. Mit dem Aufkommen der Konfektion gewann der Zuschneider noch an Bedeutung. Zuschneider ohne Meisterprüfung waren in der Lage die Zeichnungen von, oft berufsfremden und damit berufsunkundigen Designern, in Zuschnitte umzusetzen.

Zuschnitt heute

Mit der Verlagerung der Fertigung in Billiglohnländer blieb ein großer Teil der Modellentwicklung in den Absatzländern, obwohl die Billiglohnländer in der Lage sind, auch diese Arbeit zu leisten.

In der Regel kaufen ostasiatische Textilproduzenten einen prominenten Namen auf und bieten Serien unter dessen Namen an, dieser dient als Verkaufshilfe, wird aber oft in Design, Entwicklung und Herstellung nicht eingebunden.

Literatur

  • Die Handwerksfibel - Schneiderhandwerk, HWK-Breslau 1909, keine ISBN; kein Verfasser
  • Lexikon der Mode, Ruth Klein ,Woldemar Klein Verlag, Baden-Baden 1950, keine ISBN

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Zuschneider — Zu|schnei|der 〈m. 3〉 Schneider, der den Stoff zuschneidet * * * Zu|schnei|der, der; s, : jmd., der Schnitte herstellt u. Kleidungsstücke zuschneidet …   Universal-Lexikon

  • Zuschneider — Zu|schnei|der …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Damenmaßschneider — Maßschneider/Maßschneiderin ist in der Bundesrepublik Deutschland ein handwerklicher Ausbildungsberuf als Schneider im Textilbereich. Im Gegensatz zu beispielsweise zu den industriellen Modeschneidern stellen Maßschneider Kleidung individuell… …   Deutsch Wikipedia

  • Herrenmaßschneider — Maßschneider/Maßschneiderin ist in der Bundesrepublik Deutschland ein handwerklicher Ausbildungsberuf als Schneider im Textilbereich. Im Gegensatz zu beispielsweise zu den industriellen Modeschneidern stellen Maßschneider Kleidung individuell… …   Deutsch Wikipedia

  • Maßschneider — Maßschneider/Maßschneiderin (Deutschland) bzw. Bekleidungsgestalter (Österreich) ist ein handwerklicher Ausbildungsberuf als Schneider im Textilbereich. Im Gegensatz zu beispielsweise zu den industriellen Modeschneidern stellen Maßschneider… …   Deutsch Wikipedia

  • Näherin — Schneiderhandwerk um 1568 Briefmarke 1986 …   Deutsch Wikipedia

  • Schneider (Beruf) — Schneiderhandwerk um 1568 Briefmarke 1986 …   Deutsch Wikipedia

  • Schneiderei — Schneiderhandwerk um 1568 Briefmarke 1986 …   Deutsch Wikipedia

  • Schneiderin — Schneiderhandwerk um 1568 Briefmarke 1986 …   Deutsch Wikipedia

  • Schneidermeister — Schneiderhandwerk um 1568 Briefmarke 1986 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”