- Zuschussverlag
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Als Zuschussverlag (manchmal auch Dienstleisterverlag genannt) bezeichnet man eine Einrichtung, die Bücher gegen Beteiligung an den Herstellungskosten, einen Druckkostenzuschuss, publiziert. Den Zuschuss leisten die Autoren selbst, häufig aber auch Dritte, zum Beispiel bei wissenschaftlichen Werken Stiftungen.
Zuschussverlage bezeichnen sich selbst oft als „Dienstleisterverlag“, wohingegen der Begriff „Zuschussverlag“ im allgemeinen Sprachgebrauch der richtige ist. Tatsächlich ist der Begriff „Dienstleisterverlag“ ein Oxymoron. Denn ein Dienstleister wird bezahlt, während der Wortursprung von Verlag von „vorlegen“ kommt, wozu auch das Autorenhonorar zählt.[1]
Inhaltsverzeichnis
Entstehung
Zuschussverlage sind in ihrer heutigen Form Mitte des 20. Jahrhunderts entstanden. Das Zuschussverlagsgeschäft bezog sich vorerst hauptsächlich auf die Drucklegung wissenschaftlicher Arbeiten. Einen neuen Trend setzten ab den 1960er Jahren viele neu begründete kleinere Verlage, die nicht in der Lage waren, die Druckkosten alleine zu tragen. Seit Ende der 1990er haben sich dann zahlreiche Verlage ausschließlich und von vornherein auf das Geschäft mit Autoren spezialisiert, die zumeist den Ansprüchen eines Buchverlages nicht genügen würden.
Ein von den Zuschussverlagen nur graduell abweichendes Geschäftsmodell sind Kommissionsverlage.
Kritik und Erfahrungen
Ein gern genutztes Werbeargument von Zuschussverlagen sind berühmte Autoren aus dem 18. und 19. Jahrhundert, welche die Kosten für den Druck ihrer Werke ganz oder teilweise selbst übernommen haben. Dabei wird jedoch die sich noch in der Entwicklung befindliche Buchverlagslandschaft außer Acht gelassen und dass es sich dabei nicht um Nutzer eines Zuschussverlages, sondern um Eigenverleger handelte.[2]
Kritiker verweisen zudem auf die Gefahr, dass ein Zuschussverlag bereits durch den abverlangten „Zuschuss“ den erwünschten Gewinn erwirtschafte und in der Folge kein Interesse an der oft aufwändigen Bewerbung und dem Vertrieb des entsprechenden Buches mehr habe. Der in Rechnung gestellte Zuschuss sei im Verhältnis zu den tatsächlich anfallenden Kosten meist nicht angemessen. Das Sortiment aus bestimmten Zuschussverlagen werde vom Buchhandel nicht geordert; dort müsse sich der Autor meist selbst um die Vermarktung kümmern.[3] Der Verband deutscher Schriftsteller nimmt keine Autoren auf, die ausschließlich in Zuschussverlagen veröffentlicht haben.[4]
Befürworter der Zuschussverlage argumentieren, diese seien für unbekannte Autoren nicht selten der einzige Weg, ein Buch zu publizieren. Es gäbe auch Zuschussverlage, die ihre Autoren bei der Vermarktung der Bücher tatkräftig unterstützten.
Unstrittig hingegen sind Druckkostenzuschüsse nach wie vor bei wissenschaftlichen Publikationen, insbesondere Dissertationen, die von vornherein nicht für einen großen Leserkreis bestimmt sind. Doch auch hier setzt sich nun immer mehr die weit preiswertere Elektronische Dissertation als Medium der Veröffentlichung durch. (Siehe hierzu: Veröffentlichung einer Dissertation)
Autorenverbände Deutschlands, Österreichs und der Schweiz machen mit dem Aktionsbündnis für faire Verlage (Fairlag) auf die ihrer Meinung nach unlauteren Geschäftspraktiken solcher Verlage aufmerksam.
Alternativen
Selbstverlag
Die klassische Alternative zu sämtlichen etablierten Verlagsformen ist der Eigen- oder Selbstverlag. Die im Eigenverlag herausgegebenen Bücher verursachen zunächst die Kosten, die durch den Buchdruck entstehen, wenn sich der Autor dazu entschließt, sein Buch in dieser Form herauszugeben, und nicht etwa in der Form eines elektronischen Buches, dem sogenannten E-Book. Neben den durch den Buchdruck entstandenen Kosten fallen hier noch die Kosten an, die ein Autor bereit ist, für Werbung/Promotion auszugeben. Eine ISBN kann der Autor seinem Werk ebenfalls zuweisen lassen, damit sein Werk auch über den Buchhandel zu erwerben ist. Der Selbstverleger ist weitgehend unabhängig, muss aber sämtliche Arbeiten (Buchhaltung, Vermarktung), die ansonsten vom Verlag übernommen werden, selbst abdecken.
Pseudoverlag
Sogenannte Pseudoverlage verlangen vom Autor keinen Zuschuss, sondern die Gesamtkosten der Verlegung zuzüglich einer Gewinnspanne.
Book on Demand
Eine weitere Alternative stellt das Book-on-Demand-Verfahren dar. Dabei zahlt der Autor für Druck der ersten Auflage. Das Buch verbleibt elektronisch beim Verlag und wird on demand – bei Bedarf/auf Anforderung – erneut gedruckt. Manchmal sind verschiedene Dienstleistungen wie Lektorat im Verlagsangebot enthalten, die das Angebot jedoch entsprechend verteuern.[5][6]
E-Books
Möglich ist auch die Veröffentlichung als E-Book, wobei hier zu berücksichtigen ist, dass diese Buchform lange nicht den Verbreitungsgrad hat wie etwa das herkömmliche Buch.
Weblinks
- Fairlag-Erklärung deutscher, österreichischer und schweizerischer Autorenverbände, zu den Gefahren einer Veröffentlichung in sog. Druckkostenzuschussverlagen / Selbstzahlerverlagen bzw. Pseudoverlagen, Aktionsbündnis für faire Verlage (Ohne Datum, ca. April 2008)
- Carsten Holm: Bezahl-Verlage. Die schönsten Seiten des Schwachsinns, Spiegel Online Kultur, 27. August 2009 (Bericht über Reaktionen ausgewählter Verlage auf einen bewusst minderwertigen Text als Manuskriptvorschlag)
Einzelnachweise
- ↑ Begriffsbestimmung (unter „Pseudoverlag“) Aktionsbündnis für faire Verlage
- ↑ Bundesverband junger Autoren und Autorinnen (Hrsg.): Druckkostenzuschussverlage – Fallen im Literaturbetrieb. Ein Leitfaden. Bonn 1997
- ↑ Welche Verlage und Literaturagenten wir Ihnen empfehlen können Literatur-Café-Redaktion, 23. Januar 2009
- ↑ Wer kann VS-Mitglied werden VS – Verband deutscher Schriftsteller bei verdi.de
- ↑ bod.de Hinweise auf unterschiedliche teuere Angebote des Books on Demand-Verlags für die Herstellung eines Buchtitels
- ↑ bod.de Hinweise auf mögliche Vermarktungsangebote des Books on Demand-Verlags und ihre Preise
Kategorie:- Verlagswirtschaft
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