Zwickauer Dom

Zwickauer Dom
Marienkirche

Die Kirche St. Marien in Zwickau, regional seit offizieller Verleihung dieses Titels 1935 auch als "Zwickauer Dom" bekannt, liegt im Zentrum der Stadt und ist deren wichtigstes sakrales Baudenkmal. Das Gebäude entstand um 1180 ursprünglich als romanische Saalkirche, wurde aber zwischen 1453 und 1563 zur dreischiffigen Hallenkirche im spätgotischen Stil umgebaut. Der das Stadtbild prägende Kirchenturm (87 m) ist jedoch ein barocker Glockenturm aus dem Jahr 1672, der den durch Blitzschlag beschädigten ursprünglichen Turmaufsatz ersetzte. Die Kirche war ab 1501 Wirkungsstätte Hieronymus Dungersheims, im Jahr 1520 predigte hier Thomas Müntzer. Gegenüber dem Hauptportal liegen die Priesterhäuser, welche die vermutlich ältesten erhaltenen städtischen Wohnbauten Ostdeutschlands sind.

Inhaltsverzeichnis

Turmhaube

Die barocke Turmhaube wurde von Joachim Marquardt, Zimmermeister aus Plauen, erschaffen. Sein Bruder Peter Marquardt schuf den barocken Turmaufbau von St.Katharinen in Hamburg. Ein baugleicher barocker Kirchturm der Werkstatt Marquardt befindet sich in Riga.

Restaurierung

Von 1885 bis 1891 erfuhr die Marienkirche eine Restaurierung unter dem Leipziger Baurat Oskar Mothes.

Die Kirche wurde neo-gotisiert und verschiedene Elemente der Gotik ein- und angefügt. So wurden zum Beispiel Figuren an der Turmvorhalle angebracht sowie am nördlichen Turm Strebenpfeiler verlängert und ein neuer verlängerter Wendelstein errichtet.

Der kleine barocke Turm (Dachreiter) auf dem Hallendach, wurde durch einen gotischen Dachreiter ersetzt.

Äußere Einflüsse

Am 19.März 1945 wurde besonders die Südseite der Marienkirche bei einem Bombenangriff auf die Innenstadt beschädigt, als eine Luftmine im südlichen Domhof explodierte. Die Wendeltreppe am Langhaus wurde zerstört, die Außenarchitektur der Südseite erheblich beschädigt, besonders der Figurenschmuck am südlichen Langhaus, die Dachhaut und Bleiglasfenster, im Inneren die Empore samt Brüstung, sowie Epitaphien im Südschiff. Die Ausbesserung des Kirchendachs und die Notverglasung erfolgten bereits 1945, von 1951 bis 1956 dann die Rekonstruktion der spätgotischen Architektur und des Treppenhauses, weitere Arbeiten in den Folgejahren.[1]

Auch in den heutigen Tagen, ist die historische Bausubstanz der Marienkirche bedroht. Der Cainsdorfer Sandstein der Marienkirche ist mit vielen organischen Substanzen durchsetzt, stark porös und durch Luftverschmutzung, besonders im 20. Jahrhundert, stark angegriffen.

Durch den Steinkohle-Bergbau in Zwickau im 19. und 20. Jahrhundert senkte sich die Marienkirche um mehr als 3,50 Meter in Richtung Hauptmarkt. Der Effekt entstand durch die Entwässerung der Gruben und Stollen des Steinkohle-Bergbaus. Die rotliegenden Gesteinsschichten unter Zwickau sanken ab.

Derselbe Effekt trat im ganzen Stadtgebiet von Zwickau auf. Das gesamte Stadtzentrum sank unter das Wasserstands-Niveau der Zwickauer Mulde.

Heute kehrt sich dieser Effekt durch die Flutung der ehemaligen Schächte um, sodass sich die Marienkirche, unter ständiger Zug- und Druckkraft aus dem Erdinneren, wieder hebt.

Zur Sicherung des Bauwerkes wurden mächtige Zuganker zwischen den Pfeilern im Inneren der Kirche angebracht. Die Lage des Bauwerkes wird mittels eines Laserlots überwacht.

Kunstschätze

Neben den kunsthistorisch interessanten Propheten- und Apostelstatuen der Außenfassade birgt die Marienkirche auch in ihrem Inneren bedeutende Kunstschätze wie die seit 1502 hier ausgestellte Pietà Peter Breuers, die als dessen Hauptwerk gilt. Der sechsflügelige Wandelaltar ist ein spätgotischer Hochaltar des Nürnberger Meisters Michael Wohlgemuth (Entstehung um 1480), Kanzel und Taufstein aus dem 16. Jahrhundert stammen von Paul Speck. Die 6000 Pfeifen umfassende Kirchenorgel der Firma Eule (Bautzen) gehört zu den größten Deutschlands.

Einzelnachweise

  1. Heinrich Magirius in "Schicksale deutscher Baudenkmale im zweiten Weltkrieg". Hrsg. Götz Eckardt, Henschel-Verlag Berlin 1978. Band 2, S.465-466

Literatur

  • Michael Kirsten: Der Dom St. Marien zu Zwickau. Schnell + Steiner, Regensburg 1998, ISBN 3-7954-1144-0

Weblinks

50.71791666666712.4951757Koordinaten: 50° 43′ 5″ N, 12° 29′ 43″ O


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