Zwinglikirche (Berlin)

Zwinglikirche (Berlin)
Zwinglikirche

Die Zwingli-Kirche ist eine Kirche im Berliner Ortsteil Friedrichshain. Das denkmalgeschützte Gotteshaus [1] steht in der sogenannten Oberbaum-City.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das Hauptportal der Kirche befindet sich an der Westseite des Rudolfplatzes und wird von Wohnbauten der Rotherstraße und der Danneckerstraße bis zur Rudolfstraße flankiert. Das Gebäude wird umgeben von weiteren Baudenkmalen wie einem Stall und einer Grenzmauer aus dem Jahre 1904 [2], Wohnhäusern von Sigismund Koch aus den Jahren 1904/1905 [3], der Industrieanlage Auergesellschaft (der OSRAM- bzw. Narvakomplex) [4]. In der unmittelbaren Nachbarschaft der Kirche stehen außerdem auch das Straßenpflaster und die Gleisanlagen in der Rudolfstraße/Ehrenbergstraße unter Denkmalschutz.[5].

Geschichte

Ende des 19. Jahrhunderts wurde südlich des Bahngeländes an der Warschauer Straße der Rudolfplatz angelegt. Am 2. Dezember 1900 weihte man an dessen Südseite eine kleine Kapelle aus Holz ein.[6] Sie diente der rasch angewachsenen Bevölkerung vor dem Stralauer Tor. Hierzu hatte sich bereits 1897 als Ausgründung der evangelischen Andreasgemeinde am Stralauer Platz eine eigene Gemeinde gebildet, die ihre Gottesdienste in einem Hinterhaus in der Stralauer Allee abhielt. 1903 entschloss man sich zu einem Neubau und beauftragte hierfür den kaiserlichen Baurat Jürgen Kröger (1856 bis 1928). Von ihm stammen in Berlin unter anderem die Pfingstkirche am Petersburger Platz, die Christophorus-Kirche in Friedrichshagen sowie der Neubau der alten Dorfkirche Alt-Tegel.

Der Bau für die neue Kirche wurde am 11. September 1905 begonnen, der Grundstein am 29. April 1906 gelegt. Die feierliche Einweihung erfolgte am 9. Februar 1908. Die Holzkapelle wurde noch bis 1907 benutzt, dann zerlegt und bis 1912 auf dem Ostkirchhof Ahrensfelde weiter verwendet, wo ein eigenes Gräberfeld für die Mitglieder der Zwingligemeinde besteht. 1928 wurde an das Kirchengebäude in der Rudolfstraße ein Gemeindehaus in spätexpressionistischen Formen angebaut.

Bauwerk und Ausstattung

Statue von Huldrych Zwingli
Der Altar und die Standbilder der Kurfürsten Joachim II. (links) und Gustav Adolf (rechts), 1933

Der neugotische Klinkerverblendbau über einem hohen Hausteinsockel weist an den Fassaden nach Osten und Norden reiche historisierende Formen auf. Die Portale sind von krabbenbesetzten Wimpergen gekrönt und mit Maßwerkschmuck versehen. Die Nordfassade zeigt zwei Giebel, große Maßwerkfenster und Rosetten, die Westseite einen Staffelgiebel. Die Südseite der Kirche liegt an einem Hof und ist eingebaut. Weithin sichtbar und das Stadtbild prägend ist der 81 Meter hohe quadratische Turm mit seinem schlanken achtseitigen Spitzhelm an der Nordostecke. In einer Nische am Fuße des Turmansatzes befindet sich eine lebensgroße, 1907 von Martin Goetze geschaffene Bronzefigur des Reformators und Namenspatrons Huldrych Zwingli.

Die Ausschmückung der Kirche bezieht sich thematisch auf die Reformation, vor allem in den Darstellungen der Kirchenfenster. Der sterngewölbte asymmetrische Saal besitzt Emporen an der Ost- und Nordseite und einen Laufgang im Westteil. Unterhalb der Emporen bilden sich seitenschiffartige Räume. Das etwa 6 m hohe Altargemälde zeigt Christus auf dem Meere schreitend. Die Standbilder der Förderer der Reformation, der brandenburgische Kurfürst Joachim II. und der schwedische König Gustav Adolf, sind aus Carrara-Marmor gearbeitet und befinden sich rechts und links vom Altar. Eine Orgel der Berliner Orgelbaufirma Lang & Dinse komplettiert die Innenausstattung.

Nutzung

Zwischen 1978 und 1993 diente der Bau nicht zu kirchlichen Zwecken, da er für eine "neue Nutzung vorgesehen" war.[7] In dieser Zeit wurde er an die Staatsbibliothek zu Berlin als Archiv verpachtet. Von 1993 bis 1995 wurde die Kirche renoviert und wieder durch die evangelische Gemeinde genutzt. – Seit Herbst 1997 werden langfristig neue Nutzungskonzepte gesucht. Seit 2003 wird die Kirche, zusammen mit dem Gemeindehaus, vom Gemeindejugendwerk der evangelisch-freikirchlichen Gemeinden in Berlin-Brandenburg für Kinder- und Jugendarbeit mitgenutzt. Nach vielen Gesprächen und der zeitweiligen Hinzuziehung anderer Partner hat sich im Jahr 2006 ein Verein Kultur-Raum Zwingli-Kirche gegründet. Dieser arbeitet nun vorerst mit dem Kreuzberg-Museum zusammen und hatte aus Anlass der 100-Jahr-Feier der Kirchenweihe eine Ausstellung in der Zwinglikirche mit dem Titel "Berlin – Upper East Side- 100 Jahre Alltag am Rudolfplatz" organisiert, die bis zum April 2008 in der Zwinglikirche zu sehen war.

Literatur

  • Die Zwingli-Kirche in Berlin, Ecke Caprivi- und Rudolfstraße. In: Baugewerks-Zeitung, 44. 1912, S. 329 f.
  • Ernst Badstübner und Sibylle Badstübner-Gröger: Kirchen in Berlin. Von St. Nikolai bis zum Gemeindezentrum „Am Fennpfuhl“. Mit Aufnahmen von Martin Dettloff. Berlin: Evangelische Verlagsanstalt, 1987, S. 199 f. (Abb. S. 166)
  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Berlin. Bearbeitet von Sibylle Badstübner-Gröger, Michael Bollé, Ralph Paschke und anderen. München, Berlin: Deutscher Kunstverlag, 1994, S. 216 f.

Fußnoten

  1. Zwinglikirche in der Berliner Denkmalliste
  2. Stall+Grenzmauer in der Berliner Denkmalliste
  3. Wohnhäuser in der Lehmbruck- und Rudolfstraße in der Berliner Denkmalliste
  4. Industrieanlage Auergesellschaft in der Berliner Denkmalliste
  5. Straßenpflasterung und Gleisanlagen in der Berliner Denkmalliste
  6. Martin Wiebel: 'EAST SIDE STORY' Biographie eines Berliner Stadtteils. Antje Lange Verlag, Berlin 2004. ISBN 3-928974-02-5, S. 57
  7. Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, I, Hrsg. Institut für Denkmalpflege im Henschelverlag, 1989, S. 464/65

Weblinks

 Commons: Zwinglikirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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