Ätna

Ätna

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Ätna
Der Ätna im Winter von San Gregorio di Catania aus gesehen

Der Ätna im Winter von San Gregorio di Catania aus gesehen

Höhe 3.323 m s.l.m. (variiert)
Lage Italien (Sizilien)
Dominanz 998 km → Marmolada
Schartenhöhe 3.323 mfd2
Geographische Lage 37° 43′ 46″ N, 15° 0′ 17″ O37.72944444444415.0047222222223323Koordinaten: 37° 43′ 46″ N, 15° 0′ 17″ O
Ätna (Sizilien)
Ätna
Typ Schichtvulkan
Gestein Basalt
Alter des Gesteins Jungpleistozän bis Holozän
Letzte Eruption 2011
Besonderheiten höchster Vulkan Europas und höchster Berg Siziliens
Eruption des Ätna im Jahre 2002, fotografiert aus der ISS

Eruption des Ätna im Jahre 2002, fotografiert aus der ISS

Lage des Ätna auf Sizilien

Lage des Ätna auf Sizilienbdep2

Der Ätna
Einer der Nebenkrater des Ätna
Junger Nebenkrater (seit 2002) an der Nordflanke
Von Lava verschüttetes Haus
Auf dem Vulkan

Der Ätna (italienisch Etna oder auch Mongibello) ist mit etwa 3.323 Meter über dem Meeresspiegel der höchste und aktivste Vulkan Europas. Er liegt auf der italienischen Insel Sizilien in der Nähe von Catania und Messina.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Der Ätna entstand vor etwa 600.000 Jahren an der Ostküste Siziliens an einer Stelle, wo eine Bucht weit in das Landesinnere hineinreichte und vor ca. einer Million Jahren die ersten unterseeischen vulkanischen Tätigkeiten aufgetreten waren.

Der Name Ätna ist indogermanischen Ursprungs und bedeutet so viel wie „brennend“. (vgl. Sanskrit: Aid-na = die Brennende). Auch das verwandte griechische Wort „aitho“ bedeutet brennen. Es wird jedoch angenommen, dass der Name Ätna nicht erst auf die griechischen Siedler zurückgeht, sondern bereits von früheren indogermanischen Einwohnern geprägt wurde. In der Umgangssprache hat der Ätna auch den Namen „Mongibello“, abgeleitet aus lat. „mons“ (italienisch „monte“) und arabisch „djebel“, was beides einfach „Berg“ bedeutet.

Geografie

Der Ätna hat vier Gipfelkrater: den Hauptkrater, den direkt daneben liegenden Krater „Bocca Nuova“ (neuer Schlund) von 1968 sowie den Nordostkrater von 1911 und den Südostkrater von 1979, die etwas abseits des Hauptkraters liegen. Der Ausstoß von Lava bei einem Ausbruch erfolgt aber meistens nicht über die Gipfelkrater, sondern an den Flanken des Bergkegels. Im Laufe der Jahrtausende haben sich dadurch mittlerweile etwa 400 Nebenkrater gebildet wie zum Beispiel 1892 die Silvestri-Berge.

Die aktuelle Höhe des Ätna kann nicht exakt angegeben werden, da sie sich durch Schlackenkegel und zerstörerische Ausbrüche oft ändert. Der Gebirgsstock des Ätna nimmt eine Fläche von rund 1250 km² ein und hat einen Umfang von etwa 250 km.

Geologie

Der Ätna, dessen vulkanische Produkte eine Fläche von etwa 1.170 km² und ein Volumen von rund 530 km³ einnehmen, ist Europas größter tätiger Vulkan. Unter den aktiven Vulkanen der Welt steht er hinsichtlich der Zahl seiner Ausbrüche in historischer Zeit an erster Stelle. Der nach allen Seiten hin freistehende Berg erhebt sich bis auf die dreifache Höhe der ihn umgebenden Gebirgszüge. Naturgemäß bleibt seine Höhe nicht konstant. Sie liegt je nach den Folgen der vorangegangenen Aktivität zwischen 3.200 und 3.350 m.

Der Ätna liegt einem isostatisch aufsteigenden Sockel aus Sedimenten auf, die kreidezeitlichen bis quartären Alters sind. Sie werden auf der Nordwest-Flanke des Berges erst in 1.150 bis 1.300 m Meereshöhe von Vulkaniten überdeckt. Demnach beträgt die absolute Höhe des Vulkans nur etwa 2.000 m. Der Ätna liegt auf der Westseite einer großen Nordost-Südwest streichenden regionalen Störungszone, die als Messina-Verwerfung bezeichnet wird. Dieses alte Lineament ist tektonisch noch aktiv und verursacht nicht nur den Vulkanismus des Ätna, sondern auch die häufigen starken Erdbeben in dieser Region, da hier aufgrund der Kontinentaldrift die nordafrikanische Kontinentalplatte unter die eurasische abtaucht. 1693 wurden Catania und 1908 Messina durch Erdbeben restlos in Trümmer gelegt.

Vor etwa 600.000 Jahren begann im Altpleistozän der Vulkanismus im Bereich des heutigen Ätna, wobei sich die vulkanische Aktivität über einen langen Zeitraum von rund 300.000 Jahren erstreckt hat. Die vulkanische Tätigkeit begann zunächst mit submarinen Vulkanausbrüchen, die Hyaloklastite und Kissenlaven produzierten. Der Festlandssockel, auf dem sich heutzutage der Ätna erhebt, war zu dieser Zeit eine große Meeresbucht. Erst später hob sich das Land.[1]

Der Aufbau des eigentlichen Stratovulkan-Komplexes jedoch begann erst vor etwa 100.000 Jahren. Das ältere Mongibello-Stadium, in dem der ältere Teil des heutigen Ätna entstand, wird im ausgehenden Pleistozän vor etwa 10.000 bis 8.000 Jahren angesetzt, während das jüngere Mongibello-Stadium, das des heute noch tätigen Vulkans, vor spätestens 3.000 Jahren begann. Diese Zeitangaben beruhen auf einer Radiokohlenstoffdatierung der Vulkanite.

Den Flanken des Bergs sitzen mehr als 300 Parasitär-, Adventiv- oder Flankenvulkane auf. Weitaus die meisten entstanden im jüngeren Mongibello-Stadium. Auch heute entstehen bei größeren Eruptionen immer wieder neue Flankenvulkane. Die meisten liegen im Höhenbereich zwischen 700 und 2.500 m, wobei die Höhenlage um 1.800 m am dichtesten besetzt ist. Der tiefst gelegene Kegel liegt in 370 m Höhe.

Typisch für den Ätna sind Eruptionen längs aufreißender Spalten. Mit Ausnahme der auf den Gipfelbereich beschränkten Dauertätigkeit des Vulkans waren nahezu alle historischen Ausbrüche an solche Eruptionsspalten gebunden. Die Länge dieser Spalten variiert von einigen hundert Metern bis zu mehreren Kilometern. Im Laufe einer Eruption reißen die Spalten zumeist nach unten zu immer weiter auf, wobei in höher gelegenen Bereichen meist reine Schlackenkegel entstehen, in tiefer gelegenen Bereichen dagegen Lava ausfließt.

Die basische Lava des Ätna ist durch einen geringen Kieselsäureanteil meist relativ dünnflüssig. Dadurch können die in ihr enthaltenen Gase entweichen und bauen keinen Überdruck auf, der sich in einer Explosion entladen könnte. Daher zählt der Ätna nicht zu den explosiven Vulkanen wie beispielsweise der Vesuv. Allerdings hat man diese Meinung in letzter Zeit relativieren müssen und festgestellt, dass auch der Ätna in der Vergangenheit sehr explosive Ausbrüche, wie denjenigen von 122 v. Chr., eine Plinianische Eruption produziert hat.[2]

Durch die relativ dünnflüssige Lava gibt es am Ätna eine unter den festlandseuropäischen Vulkanen einmalige Erscheinung, die Lavagrotten. Sie entstehen dadurch, dass ein Lavastrom an seiner Oberfläche schnell abkühlt, während die Lava in seinem Inneren noch abfließt. So entstehen Tunnel, die eine Länge von mehreren hundert Metern erreichen können. Besonders viele Lavagrotten gibt es an der Nordseite des Ätna, darunter die Grotta dei Lamponi mit einer Länge von fast einem Kilometer, die extrem verzweigte Grotta del Labirinto und die Grotta del Gelo, die einen fossilen Gletscher enthält. Ähnliche Grotten gibt es allerdings auch auf Island, z.B. die Surtshellir.

Vor 8.000 Jahren führte ein gewaltiger Erdrutsch am Ätna zu einer verheerenden Katastrophe im östlichen Mittelmeer: Eine ganze Flanke des Vulkans sackte ins Meer ab und brachte Ablagerungen vor der Küste Siziliens ins Rutschen. Der dadurch ausgelöste Tsunami rollte durch das gesamte östliche Mittelmeer. Das zeigen Modellrechnungen des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie in Pisa, die in der Zeitschrift Geophysical Research Letters vorgestellt wurden. Dabei verschwand ein großer Teil des Berges im Meer, und das Valle del Bove entstand, ein hufeisenförmiger Einschnitt an der Ostseite des Vulkans.

Der Name leitet sich von der Viehzucht ab, die hier betrieben wurde. Das Valle del Bove war einer der landschaftlich schönsten Teile des Ätna. Als Folge mehrerer Ausbrüche seit 1792 wurde das Valle del Bove jedoch mehrfach von Lava überströmt.

Natur

Vegetation auf dem Ätna
Vegetation auf dem Ätna

Die dicht besiedelte Landschaft um den Ätna ist durch die verwitternde Lava, die einen ausgeglichenen pH-Wert hat, äußerst fruchtbar. Auf Grund der enormen Höhe des Ätna folgen verschiedenste Vegetationsgürtel aufeinander. In den unteren Zonen bis etwa 1.500 m wachsen Orangen-, Zitronen-, Oliven-, Feigen- und Pistazienbäume. Auch Getreidefelder und Weinberge gibt es dort. Darüber erstreckt sich eine Waldzone bis etwa 2.000 m. Buchen, Eichen, Birken, Kiefern und Kastanienbäume finden sich hier, und auch der typische Ätnaginster, der eine der ersten Pflanzen ist, die sich auf der verwitternden Lava ansiedeln. Bis etwa 2.500 m folgt dann eine Zone mit Wacholder- und Sanddornsträuchern, Gräsern, Moosen und Flechten. Die höheren Zonen sind vegetationslos, im Gipfelbereich liegt fast das ganze Jahr hindurch Schnee.

1987 wurde ein Gebiet von etwa 58.000 ha rund um den Ätna zum Regionalpark Parco dell’Etna erklärt.

Mythologische Bedeutung

Der Ätna spielt eine wichtige Rolle in der antiken Mythologie. So wurde er ebenso wie der Stromboli und die Liparischen Inseln als Arbeitsstätte der Kyklopen gesehen, die hier dem Gott Hephaistos bei seiner Schmiedearbeit halfen. Hephaistos, der als hässlichste aller Götter galt, soll jedes Mal, wenn er einen Seitensprung seiner Gattin Aphrodite vermutete, das Schmiedefeuer so heftig geschürt haben, dass der Vulkan dann ausbrach.[3] Auch das mythologische Ungeheuer Typhon soll hier zu finden sein. Zeus soll den Typhon gebändigt haben, indem er den Ätna auf ihn warf und ihn darunter begrub. Einer anderen Sage nach hat sich Deukalion mit seiner Frau Pyrrha vor der Deukalionischen Flut gerettet. Der griechische Philosoph Empedokles hat sich der Legende nach in den Krater des Ätna gestürzt, um sein Leben zu beenden. Gaius Iulius Hyginus berichtet, dass die Entführung von Persephone durch Hades am Ätna stattgefunden habe.

Auch später im Mittelalter war der Ätna ein häufiges Element der Sagenwelt, so taucht er beispielsweise in der Artussage als Paradies auf, häufiger gilt er jedoch als Ort der Verdammnis. Mit letzterem steht er in einer Traditionslinie im Hinblick auf die Wertung diverser Vulkane, vgl. z.B. den Vulkan Hekla in Island. Es wird etwa vom Ätna berichtet, Dietrich von Bern sei am Ende seines Lebens in den Berg hineingeritten.[4]

Einer anderen Sage nach schläft Kaiser Friedrich II. im Ätna. Diese Sage ist jedoch nur auf Sizilien verbreitet. In Deutschland schläft er je nach Version im Kyffhäuser, im Trifels oder im Untersberg. Allerdings gibt es auch Versionen in welchen sein Vater Kaiser Friedrich I., genannt Barbarossa, oder Karl der Große diese Rolle einnehmen.

Ausbrüche

Der Ätna ist ständig aktiv. In der folgenden Aufstellung sind die wichtigsten Ausbrüche des Ätna dargestellt.

Vor Christi Geburt

Um 1500 v. Chr. erlebte der Ätna eine gewaltige Eruption, das wurde bei geologischen Untersuchungen festgestellt. Wahrscheinlich war das der Ausbruch, der laut Diodorus Siculus die Sikaner veranlasste, von Ost- nach West-Sizilien auszuwandern.

Der exzentrische Ausbruch (Monpilieri, südlich Nicolosi) von 693 v. Chr. ist die erste schriftlich überlieferte Aktivität des Ätna. Bei diesem Ausbruch wurde die kurz vorher (729 v. Chr.) gegründete Stadt Catania zum ersten Mal zerstört. Weitere erwähnenswerte Ausbrüche sind aus den Jahren 475, 426–425 und 394 bekannt. In römischer Zeit sind größere Ausbrüche in den Jahren 350, 141, 135 und 126 v. Chr. überliefert.

Im Jahre 122 v. Chr. wurde ein Ausbruch der Stärke VEI 5 festgestellt. In Catania wurden viele Gebäude durch ausgeschleuderte Tephra beschädigt. Vermutlich wurde eine neue Caldera gebildet. 44 v. Chr. wurde ein großer Ausbruch registriert, die Asche verdunkelte den Himmel in Rom. Als Folge gab es Missernten im Mittelmeerraum bis Ägypten hin. Weitere historisch belegte Aktivitäten sind die Ausbrüche von 38 und 32 v. Chr.

Von Christi Geburt bis 1900

Thomas Cole: Mount Etna, 1842

Sicher überliefert ist der Ausbruch von 252 bis 253. Die Lava aus dem Monpeloso (nordöstlich Nicolosi) zerstörte Catania ein weiteres Mal und floss als 3 km breiter Strom ins Meer. Größere Aktivitäten gab es 812 und 1169. In diesen Jahren gab es am Ätna gewaltige Eruptionen und verheerende Erdbeben im gesamten Osten Siziliens, bei denen etwa 15.000 Menschen ums Leben kamen.

Größere Ausbrüche sind aus den Jahren 1194, 1197, 1222, 1250 und 1284 bekannt. Bereits gut überlieferte und beschriebene größere Ausbrüche gab es in den Jahren 1329, 1381, 1408, 1444, 1536, 1537, 1566, 1607, 1610, 1614–1624, 1634–1638, 1646–1647 und 1651–1653.

Ab dem 8. März bis zum 11. Juli 1669 wurden durch Ausbrüche große Teile Catanias zerstört. Das Castello Ursino am Meer wird von der Lava umströmt und liegt seitdem mehrere hundert Meter landeinwärts. Dieser Ausbruch wird als die größte historische Eruption des Ätna angesehen.

Weitere gut dokumentierte Aktivitäten wurden aus den Jahren 1763 (Bildung der Montagnola), 1766 (Monti Calcarazzi), 1780 (Radialspalte in 2.460–1.850 m Höhe), 1787 (Gipfelausbruch, in Nicolosi soll man nachts die Zeitung haben lesen können), 1792–1793 (11. Mai 1792 bis 30. Mai 1793, mehrere exzentrische Ausbruchstellen und Gipfeleruption), 1809, 1811–12, 1819, 1832, 1843, 1852–1853 (Überflutung des Valle del Bove), 1865, 1874, 1879 (Lavafluss bis zum Alcantara), 1883, 1886 und 1892 (Bildung der Monti Silvestri).

20. Jahrhundert

1908 gab es einen Lavaausfluss im Valle del Bove. Im Jahre 1910 wäre beinahe die Siedlung Borello bei Belpasso von der Lava begraben worden. Weitere größere Ausbrüche fanden in den Jahren 1911 (Bildung des Nordost-Kraters), 1917 (Lava-Fontänen bis 800 m Höhe aus dem Nordost-Krater) und 1923 (Zerstörung vieler Häuser in Linguaglossa durch einen Lavastrom aus der Nähe des Monte Nero Settentrionale) statt.

Am 2. November 1928 wurden 770 Hektar Wald- und Südfrucht-Bestände und 550 Gebäude der Gemeinde Mascali durch Lavaströme verwüstet. Weitere nennenswerte Ausbrüche ereigneten sich in den Jahren 1942 und 1947.

Die bis dato stärkste Flankeneruption in den Jahren 1950–1951 im Valle del Bove förderte etwa 170 Millionen Kubikmeter Lava und hätte fast die Ortschaften Milo und Fornazzo vernichtet. 1955 ereignete sich ein explosiver Ausbruch des Nordost-Kraters, dem langsame und ruhige Lavaausflüsse am Kraterfuß bis 1964 folgten. 1964 wurden mehrere besonders heftige Ausbrüche des Zentralkraters beobachtet, bei denen der Zentralkrater seine Form stark veränderte und der neue Krater „La Voragine“ innerhalb des Zentralkraters entstand. Im März 1968 entstand eine weitere neue Ausbruchstelle innerhalb des Zentralkraters, die „Bocca Nuova“, die eineinhalb Jahre lang unter ohrenbetäubendem Lärm heiße Gase ausblies.

Vom 4. April 1971 bis zum 2. Mai 1971 zerstörte ein Lavaausstoß des Ätnas den zweiten Abschnitt der Seilbahn sowie die Vulkanwarte.

Ab dem 17. März 1981 schossen ca. 100 m hohe Lavafontänen aus einer Spalte in 2.250 m Höhe auf der Nordseite des Ätnas. Aus weiteren tiefergelegenen Spalten strömte Lava und kam erst kurz vor dem Fluss Alcantara zum Stillstand. Am 19. März 1981 floss ein Lavastrom aus einer Spalte in 1.300 m Höhe und bedrohte den Ort Randazzo.

Nach einer Serie kleinerer Erdbeben riss am 28. März 1983 um 8:45 Uhr auf der Südseite des Ätna in 2.450 bis 2.250 m Höhe eine 750 m lange Eruptionsspalte auf, an der explosive Tätigkeit einsetzte und Lavaströme ausflossen. Bereits am Abend desselben Tags überflutete die Lava die von Nicolosi von Süden herauf führende Straße auf breiter Front. Etwa 20 Gebäude wurden zerstört, darunter das Ristorante Corsaro, das Hotel Cantoniera, eine Reihe von Häusern am Südhang und das frühere Albergo und Ristorante „La Quercia“ in etwa 1.300 m Höhe. Nach dem Wiederaufbau heißt es nun „La Nuova Quercia“.

Am 6. August 1983 endete die vulkanische Aktivität. Insgesamt wurden etwa 80–100 Millionen m³ Lava gefördert, die eine Fläche von 6 km² bedeckte. Der mit 7,5 km längste Lavastrom floss bis in 1.080 m Meereshöhe und kam 7 km vor Nicolosi zum Stillstand. Der 1983er Ausbruch fand durch den erstmals an einem europäischen Vulkan unternommenen Versuch, durch eine Sprengung den Lauf der Lava abzulenken, weltweites Interesse.

Begleitet von hunderten kleinerer Erdbeben öffneten sich am 14. Dezember 1991 in einer Höhe zwischen 3.000 und 2.700 m an der Südostflanke des Berges ein System von Eruptionsspalten. Gleichzeitig riss eine kleinere Spalte am Nordhang des Südost-Kraters auf. Heftige Lavafontänen und Lavaströme traten aus. In der folgenden Nacht bildeten sich neue Eruptionsspalten an der Nordwest- Wand des Valle del Bove, aus denen riesige Mengen von Lava das Tal überfluteten. Der Lavafluss breitete sich in den nächsten Wochen nach Osten aus und erreichte zum Jahresende das Val Calanna, ganz in der Nähe der Stadt Zafferana Etnea.

Zum Schutz der Stadt wurde am flachen Ende des Val Calanna ein Schutzwall errichtet, um die Lava daran zu hindern, die Talböschung auf Zafferana zu hinab zu fließen. Zwei Monate lang füllte sich der Lava-Staudamm, bis am 7. April der Damm überflossen wurde und die Lava sich rasch den steilen Hang auf die Stadt zu bewegte. Auf ihrem Weg nach unten durchbrach die Lava auch drei hastig errichtete kleinere Dammbauwerke. Glücklicherweise kam der Fluss noch vor der Stadt zum Stillstand. Jedoch zerstörte ein neuer, 120 m längerer Lavafluss Mitte Mai 1992 die ersten Häuser der Stadt. Nach den missglückten Versuchen, die Lava durch Dammbauwerke aufzuhalten, versuchte man es mit Sprengungen, um die Lava in einen künstlich angelegten Kanal zu leiten. Diese Vorgehensweise führte teilweise zum Erfolg. Trotzdem wurde die Notwendigkeit dieser Maßnahmen von vielen Naturschützern und Wissenschaftlern in oft polemischer Weise angezweifelt.

Die effusive Aktivität endete am 30. März 1993, nach 473 Tagen. Damit war sie die am längsten dauernde Flankeneruption seit dem Ausbruch von 1669. Das ausgeflossene Lavavolumen wird mit 205 bis 250 Millionen m³, die von Lava überflossene Fläche mit 7,6 km² angegeben.

Blick auf den Ätna im Jahr 2000
Ansicht im Jahr 2000

21. Jahrhundert

2001

Am 17. Juli 2001 um 7:00 Uhr öffnete sich am Fuß des Südost-Kraters in 2.950 m Höhe eine Eruptionsspalte, in deren Verlauf sich eine Reihe von Bocchen bildete, die lebhaft Lavafontänen ausstießen. Um 22:00 Uhr riss die Spalte weiter nach unten bis in 2.700 m Höhe auf, und Lava floss in südliche Richtung zur Bergstation der Seilbahn und der Skilifte hin aus. Als am 18. Juli sich die Spalte weiter bis in eine Höhe von 2.100 m auftat, wurde die Straßenverbindung Nicolosi–Zafferana über Ätna-Süd durch die ausfließende Lava auf einer Länge von 100 m unterbrochen. Durch verzweifelte Versuche, den Lavastrom von der Seite mit Wasser zu besprühen und so zu stoppen und durch den Bau eines Erdwalles gelang es, ein von der Lava bedrohtes Restaurant und einen Souvenirladen an der Station Ätna-Süd zu retten.

Am Abend des 19. Juli öffnete sich ein neuer Krater in 2.570 m Höhe. In heftigen Explosionen schossen schwarze Aschesäulen hoch und rissen große Blöcke älterer vulkanischer Gesteine mit sich. Am 24. Juli änderte sich die Aktivität des neuen Kraters. Lavafontänen schossen mit lautem Donnern hunderte Meter in die Höhe. In der Zeit zwischen dem 26. und 30. Juli wurden enorme Anstrengungen unternommen, die Station Ätna-Süd mit dem Rifugio Sapienza, der Talstation der Seilbahn und den Souvenirläden vor der Lava zu retten. Trotzdem wurden einige Masten der Seilbahn zerstört und die Straße an der Station Ätna-Süd auf einer weiteren Strecke überflutet. Am Abend des 30. Juli ging die Bergstation der Seilbahn in Flammen auf, als eine Lavazunge ihre Mauern durchbrach.

Erst am 9. August, als der Lavastrom, der Nicolosi bedrohte, bereits ein Niveau von etwa 1.050 m erreicht hatte, endete die Aktivität des Vulkans. Insgesamt acht Lavaströme und mächtige Aschenfälle hatten ein Gebiet von 5,5 km² völlig verändert. Etwa 21 Millionen m³ Lava und 20 Millionen m³ pyroklastisches Material wurden in den knapp 24 Tagen des Ausbruchs ausgeworfen.

Dieses Bild aus der Raumstation ISS dokumentiert den Ausbruch von 2002
2002

Um Mitternacht des 26. Oktobers 2002 öffneten sich an der Südflanke des Berges in 2.750 m Höhe und an der Nordostflanke in einer Höhe zwischen 2.500 und 1.850 m Eruptionsspalten, aus denen mit großer Heftigkeit Lava austrat. Als der Ausbruch am 28. Januar 2003 endete, hatte der Vulkan 60–70 Millionen m³ Lava und Pyroklastika ausgespuckt und riesigen Schaden angerichtet, u. a. wurde an der Südflanke die Seilbahn zerstört und an der Nordostflanke das Piana Provenzana mit der Touristenstation Etna Nord vollständig von Lava überflutet.

Das Piano Provenzana, eine weite und flache Hochebene in etwa 1900 m Höhe war vor dem Ausbruch von 2002 eine liebliche, mit Bäumen bestandene und mit Gras und Blumen bewachsene Landschaft. Es gab ein Albergo mit Restaurant (Albergo Piano Provenzana), ein Cafe und Albergo (Albergo le Betulle) mit Ticketverkauf für die hier abgehenden Geländebusse und eine Reihe von Holzhütten mit Souvenirverkauf und Skiverleih. Als die Lava kam, wurde alles in kurzer Zeit zerstört. Das Albergo Piano Provenzana, von dem heute noch die Grundmauern zu erkennen sind, wurde kein Opfer der fließenden Lava, aber ein Opfer der den Ausbruch begleitenden starken Erdbeben, der niedergehenden Blöcke und Bomben und der Hitze des vorbei ziehenden Lavastroms.

2004–2008

Ab 13. September 2004 trat an der Südostseite des Vulkans in 2.700 m Höhe ein breiter Lavastrom aus, der Richtung Valle del Bove floss und von der Autobahn aus gesehen im Dunkeln ein imposantes Schauspiel ergab. Ab Sommer 2006 wurden fünf kleinere harmlose Ausbrüche verzeichnet, seit Mitte November wurden diese Ausbrüche heftiger. Ende November fielen deswegen mehrmals Flüge von und nach Catania bzw. Kalabrien aus. Ab 11. Mai 2008 kam es ebenfalls zu mehreren heftigen Ausbrüchen und einer Phase erhöhter Aktivität.

Verkehr und Zugang

Ferrovia Circumetnea

Die Straße Strada dell’Etna führt zu der von sehr vielen Touristen frequentierten Station Rifugio Sapienza auf 1.995 m s.l.m. Die Seilbahn, die von dort bis auf 2.600 m fuhr, wurde durch den Ausbruch im Jahre 2002 zerstört. Davor war der Ätna das größte Skigebiet Südeuropas.

Seit August 2004 ist die neue Seilbahn Funivia dell’Etna in Betrieb. Sie führt von 2.000 m bis etwa 2.500 m Höhe; ab dort ist eine Weiterfahrt mit geländegängigen Bussen oder zu Fuß bis etwa 3.000 m Höhe möglich.

Der Ätna kann per Eisenbahn umrundet werden. Von Catania aus führt eine rund 110 Kilometer lange Eisenbahnstrecke, die Ferrovia Circumetnea, fast rund um den Vulkan. Das Reststück nach Catania kann auf der Strecke von Messina zurückgelegt werden.

Das Piano Provenzana an der Nordostseite des Ätna wird von Süden über die Ortschaften Milo und Fornazzo, von Norden über die Stadt Linguaglossa über kurvenreiche Straßen erreicht. Die dort befindliche Station Etna Nord wurde 2002 von der Lava vollständig überflutet. Zerstört wurden zwei kleinere Hotels und Restaurants, etliche Souvenirläden und eine Skischule. 2006 wurde mit dem Wiederaufbau dieses Touristenzieles begonnen. Zunächst entstand ein neuer Parkplatz, 2007 sollen einige Gebäude wieder aufgebaut werden.

Von Etna Nord (ca. 1.800 m s.l.m.) fahren Geländebusse bis zum Osservatorio Vulcanologico („Vulkanologische Beobachtungsstation“) in 2.800 m Höhe.

Der Ätna in der Literatur und in den Medien

Johann Wolfgang von Goethe besuchte während seiner italienischen Reise neben dem Vesuv auch den Ätna, wie der folgende Bericht zeigt:[5]

„Catania, Sonnabend, den 5. Mai 1787.
... die Lavenmassen im Vordergrunde, den Doppelgipfel des Monte Rosso links, gerade über uns die Wälder von Nicolosi, aus denen der beschneite, wenig rauchende Gipfel hervorstieg. Wir rückten dem roten Berge näher, ich stieg hinauf: er ist ganz aus rotem vulkanischem Grus, Asche und Steinen zusammengehäuft. Um die Mündung hätte sich bequem herumgehen lassen, hätte nicht ein gewaltsam stürmender Morgenwind jeden Schritt unsicher gemacht; wollte ich nur einigermaßen fortkommen, so mußte ich den Mantel ablegen, nun aber war der Hut jeden Augenblick in Gefahr, in den Krater getrieben zu werden und ich hinterdrein. Deshalb setzte ich mich nieder, um mich zu fassen und die Gegend zu überschauen; aber auch diese Lage half mir nichts: der Sturm kam gerade von Osten her über das herrliche Land, das nah und fern bis ans Meer unter mir lag.“

Der für das Fernsehen entstandene Film An den Hängen des Ätna - Leben auf dem Vulkan zeigt in lebendigen Bildern die Ortschaften, die Bewohner, die Flora und die Geologie des Ätna-Gebietes.[6]

Literatur

  • Christian Hülsen: Aitne 1. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,1, Stuttgart 1893, Sp. 1111–1112.
  • Hans Pichler: Italienische Vulkangebiete IV, Ätna, Sizilien. In: Sammlung geologischer Führer (Bd. 76) Gebr. Bornträger, Stuttgart 1984. ISBN 3-443-15037-3
  • Hans Pichler, Rolf Schick: Der Ätna. In: Vulkanismus – Naturgewalt, Klimafaktor und kosmische Formkraft. Spektrum der Wissenschaft: Verständliche Forschung, Spektrum-der-Wissenschaft-Verlagsgesellschaft, Heidelberg, 1985. ISBN 3-922508-32-4
  • Emilia Poli Marchese: Piante e fiori dell’Etna. Sellerio editore Palermo, 1991.
  • Haroun Tazieff: Ätna, Der Berg – seine Gefahren – seine Zukunft. BusseSeewald, Herford 1988. ISBN 3-512-00817-8
  • Chris Kilburn, Bill McGuire: Italian volcanoes. Classic Geology in Europe 1. Terra, Harpenden 2001. ISBN 1-903544-04-1

Weblinks

 Commons: Ätna – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


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