Église Saint-Thomas

Église Saint-Thomas
Fassaden- und Vierungsturm

Die protestantische Thomaskirche (Église Saint-Thomas) ist eine der kulturgeschichtlich und architektonisch bedeutendsten Kirchen Straßburgs und die einzige Hallenkirche des Elsasses. Seitdem das Straßburger Münster 1681 nach der Besetzung Straßburgs durch die Franzosen den Katholiken zurückgegeben werden musste, ist die Thomaskirche die evangelische Hauptkirche der gesamten Region. Die Kirche ist auch für ihre Orgel von Johann Andreas Silbermann aus dem Jahr 1741 berühmt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bereits im 6. Jahrhundert wurde am heutigen Standort der Apostel Thomas verehrt. Im 9. Jahrhundert ließ Bischof Adeloch einen prächtigen Kirchenneubau samt angrenzender Schule errichten. Beide brannten 1007 durch Blitzeinschlag ab, dann erneut 1144. 1196 begann von der Fassade an der Bau eines neuen, festungsartig massiven Gebäudes mit wuchtigem Torturm, im romanischen Stil. Die mehrmals unterbrochenen Bauarbeiten endeten 1521 mit Seitenkapellen im Stile der Spätgotik.

Langhaus und Chor

1524 wurde die Kirche dem lutherischen Glauben zugewiesen (Martin Bucer diente hier als Pastor [1]), diesen Status konnte sie trotz der Annexion des Elsasses an das katholische Frankreich behaupten. Heute noch verwaltet sie mehrere Grund- und Hauptschulen (École Saint-Thomas, Foyer Jean Sturm...) sowie den im angrenzenden Barockgebäude untergebrachten Séminaire protestant.[2]

Die Thomaskirche spielte eine entscheidende Rolle in der älteren liturgischen Bewegung als der Ort, an dem Friedrich Spitta ab 1888 neue Gottesdienstformen erprobte und den Akademischen Kirchenchor ins Leben rief. Ab 1893 kam Julius Smend als regelmäßiger Prediger hinzu. 1894-1899 wurde hier das Gesangbuch für Elsaß-Lothringen entwickelt.

Am 7. Mai 2006 wurde in der Thomaskirche die Gründung der Union Protestantischer Kirchen von Elsass und Lothringen zelebriert.

Architektur

Die Thomaskirche ist eine fünfschiffige Hallenkirche, die älteste auf südwestdeutschem Gebiet. Die Innenlänge beträgt etwa 65 Meter, die Innenhöhe etwa 22 Meter (etwa 30 Meter unter der spätgotischen Vierungskuppel), die Innenbreite etwa 30 Meter. An der Seite des linken äußeren Seitenschiffs sind Emporen angebracht. Rechts und links von der Chorapsis befinden sich abgetrennte, spätgotische Kapellen.

Ausstattung

Die Hauptorgel von Johann Andreas Silbermann, 1741
Chororgel nach Plänen von Albert Schweitzer, 1905

Orgeln

Die Kirche ist international bekannt für ihre historisch und musikalisch bedeutenden Orgeln: Die 1979 von Alfred Kern in Annäherung an das Original restaurierte Silbermann-Orgel von 1741, auf der bereits Wolfgang Amadeus Mozart 1778 spielte; und die 1905 vom Orgelbauer Fritz Haerpfer nach Plänen von Albert Schweitzer angefertigte und 1906 eingebaute Chororgel.

Grabmäler

In der Kirche befinden sich etliche Grabdenkmäler aus der Zeit von 1130 bis 1850, darunter zwei Werke von Landolin Ohmacht. Am berühmtesten sind der reich verzierte romanische Sarkophag (1130) des Bischofs Adeloch[3] und das riesige spätbarocke Mausoleum (1777) des Marschalls Hermann Moritz von Sachsen, ein Werk des Pariser Bildhauers Jean-Baptiste Pigalle[4]. Der Marschall durfte aufgrund seines protestantischen Glaubens nicht in der französischen Hauptstadt bestattet werden. Unter den zahlreichen anderen sehenswerten Denkmälern fällt die Renaissance-Grabplatte (1510) eines Nikolaus Roeder von Tiersberg auf, die auf realistische Weise seinen verwesenden Kadaver darstellt[5]. Roeder hatte die lebensgroße Ölberg-Skulpturengruppe (1498) gestiftet, die heute im südlichen Querschiff des Straßburger Münsters aufgestellt ist.

Fresken

Eine spätgotische Darstellung des heiligen Michaels im rechten Kirchenschiff gehört nach jener des heiligen Christophorus in Wissembourg zu den größten ihrer Art in Frankreich.

Glasfenster

Von den mittelalterlichen Bleiglasfenstern ist nur die mehrfach restaurierte Fensterrose der Fassade in all ihren Feldern erhalten[6]. Von den großen Langhausfenstern ist nur noch der obere Teil zu sehen, der auf aufwändige Weise architektonische und pflanzliche Motive darstellt. Die ehemals darunter befindlichen Heiligendarstellungen wurden im 16. Jahrhundert durch protestantische Bilderstürmer zerstört. Die Chorfenster sind zeitgenössischen Stils.

Einzelnachweise

  1. Martin Bucer
  2. Auflistung der vom Thomaskapitel verwalteten Institutionen
  3. Schwarzweißbild des Sarkopghags
  4. Teilansicht des Mausoleums
  5. Abbildung der Grabplatte
  6. Foto der Fensterrose.

Weblinks

48.5797222222227.74527777777787Koordinaten: 48° 34′ 47″ N, 7° 44′ 43″ O


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