Überläufer (Film)

Überläufer (Film)

Unter einem Überläufer versteht man in der deutschen Filmgeschichte einen Film, der unter dem Nationalsozialismus produziert, aber erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs fertiggestellt oder uraufgeführt worden ist. Bei dem weitaus größten Teil handelt es sich um heitere Liebeskomödien, die in keiner Weise auf die politische und militärische Situation ihrer Entstehungszeit eingehen.

Inhaltsverzeichnis

Verbotsfilme

Siehe Liste der im Nationalsozialismus verbotenen Filme.

Filme, die erst kurz vor Kriegsende fertiggestellt wurden

  • Am Abend nach der Oper (Arthur Maria Rabenalt, Fertigstellung: 1944/deutsche Uraufführung: 1945)
  • Fahrt ins Glück (Erich Engel, 1945/1948)
  • Frech und verliebt (Hans Schweikart, 1945/1948)
  • Das fremde Leben (Johannes Meyer, 1945/1951; Uraufführung unter dem Titel „Zwischen Herz und Gewissen“)
  • Freitag, der 13. (Erich Engels, 1944/1949)
  • Das Gesetz der Liebe (Hans Schweikart, 1945/1949)
  • Intimitäten/Dreimal klingeln (Paul Martin, 1944/1948)
  • Jan und die Schwindlerin (Hans Weißbach, 1944/1947)
  • Liebe nach Noten (Géza von Cziffra, 1945/1950; Uraufführung unter dem Titel “Du bist Musik für mich“)
  • Mit meinen Augen (Hans H. Zerlett, 1945/1948; Titel nach der FSK-Freigabe: „Im Tempel der Venus“)
  • Münchnerinnen/Über alles die Liebe/Ja, ja, die Männer (Philipp Lothar Mayring, 1945/1949)
  • Der Posaunist (Carl Boese, 1945/1949)
  • Quax in Fahrt (Helmut Weiss, 1945/1953; Uraufführung unter dem Titel „Quax in Afrika“).
  • Regimentsmusik (Arthur Maria Rabenalt, 1945/1950, Uraufführung unter dem Titel „Die Schuld der Gabriele Rottweil“)
  • Schuß um Mitternacht (Hans H. Zerlett, 1944/1950)
  • Spuk im Schloß (Hans H. Zerlett, 1945/1947)
  • Umwege zu Dir (Hans Thimig, 1945/1951)
  • Unter den Brücken (Helmut Käutner, 1945/1950)
  • Wie sagen wir es unseren Kindern?/Ehe mit Hindernissen (Hans Deppe, 1945/1949)
  • Zimmer zu vermieten (Kurt Werther, 1945/1950: Uraufführung unter dem Titel „Vier Treppen rechts“)
  • Zwischen Nacht und Morgen/Mit den Augen der Liebe (Alfred Braun, 1944/1951; Uraufführung unter dem Titel „Augen der Liebe“)

Filme, die erst nach Kriegsende fertiggestellt wurden

  • Eine alltägliche Geschichte/Alltägliche Geschichte (Günther Rittau). Bei Kriegsende war der Film in der Musiksynchronisation. Fertigstellung durch die DEFA, Uraufführung 1948.
  • Das Dementi/Viel-Weiberei/Verlobte Leute (Karl Anton). Bei Kriegsende war der Film in der Musiksynchronisation. Uraufführung 1950.
  • Dreimal Komödie/Wettlauf um Liebe (Viktor Tourjansky). Fertigstellung durch die Bavaria-Filmkunst GmbH, München, Uraufführung 1949 unter dem Titel „Liebeswirbel“.
  • Die Fledermaus von Géza von Bolváry.Fertigstellung durch die DEFA bis 1946.
  • Frau über Bord (Wolfgang Staudte). Bei Kriegsende war der Film im Schnitt. Fertigstellung in Westdeutschland ohne Mitwirkung von Wolfgang Staudte, Uraufführung 1952 unter dem Titel „Das Mädchen Juanita“.
  • Geld ins Haus (Karl Anton). Bei Kriegsende war der Film in der Musiksynchronisation. Fertigstellung durch die DEFA, Uraufführung 1947 unter dem Titel „Der Millionär“.
  • Glück muß man haben/Der arme Jonathan/Wiener Zuckerln (Theo Lingen). Bei Kriegsende war der Film in der Musiksynchronisation. Uraufführung 1954 unter dem Titel „Operettenklänge“.
  • Der große Fall/Ein toller Fall/Ihr großer Fall (Karl Anton). Fertigstellung durch die DEFA, Uraufführung 1949.
  • Ein Herz schlägt für Dich/Reis am Weg/Das Geheimnis vom Hallwangerhof (Joe Stöckel). Fertigstellung durch die Bavaria-Filmkunst GmbH, München, Uraufführung 1949.
  • Ich glaube an Dich/Erlebnis einer großen Liebe (Rolf Hansen). Bei Kriegsende war der Film in der Musiksynchronisation. Fertigstellung durch die DEFA, Uraufführung 1950 unter dem Titel „Mathilde Möhring“ (westdeutscher Titel: „Mein Herz gehört dir“).
  • Im Banne des Monte Miracolo (Luis Trenker). Bei Kriegsende war der Film in Dreharbeit. 1948 wurde er von Luis Trenker unter Verwendung neu gedrehter Szenen fertiggestellt. Uraufführung Österreich 1948, Deutschland 1949.
  • Das kleine Hofkonzert (Untertitel auch: „Geheimnis einer Residenz“, Paul Verhoeven). Fertiggestellt von der DEFA, Uraufführung 1949.
  • Die Kreuzlschreiber (Eduard von Borsody). Fertigstellung durch die DEFA, Uraufführung 1950.
  • Liebesheirat (Theo Lingen). Bei Kriegsende war der Film in der Musiksynchronisation. Fertigstellung durch die Bavaria-Filmkunst GmbH, München, Uraufführung 1949.
  • Ein Mann gehört ins Haus/Bankerl unterm Birnbaum (Hubert Marischka). Fertigstellung durch die Wien-Film GmbH, Uraufführung 1948.
  • Die Nacht der Zwölf (Hans Schweikart). Fertigstellung durch die Bavaria-Filmkunst GmbH, München, Uraufführung 1949.
  • Peter Voss, der Millionendieb (Karl Anton). Bei Kriegsende war der Film in der Musiksynchronisation. Fertigstellung durch die DEFA, Uraufführung 1946.
  • Philine/Ein Mädel für frohe Stunden (Theo Lingen). Bei Kriegsende war der Film in der Musiksynchronisation. Fertigstellung durch die Bavaria-Filmkunst GmbH, München, Uraufführung 1949.
  • Eine reizende Familie/Danke, es geht mir gut (Erich Waschneck). Bei Kriegsende war der Film in der Musiksynchronisation. Fertigstellung durch die DEFA, Uraufführung 1948.
  • Ruf an das Gewissen/Ruf des Gewissens/Strafakte André (Karl Anton). Bei Kriegsende war der Film in der Musiksynchronisation. Fertigstellung durch die DEFA, Uraufführung Wien 1949, DDR 1950.
  • Tiefland (Leni Riefenstahl). Bei Kriegsende war der Film in der Synchronisation. Fertigstellung durch die Riefenstahl-Film GmbH, Berlin. Uraufführung 1954.
  • Ein toller Tag (Oscar Fritz Schuh). Bei Kriegsende war der Film in der Musiksynchronisation. Uraufführung 1954.
  • Ulli und Marei (Leopold Hainisch). Bei Kriegsende war der Film in der Musiksynchronisation. Fertigstellung durch die Wien-Film GmbH, Uraufführung 1948 unter dem Titel „Der Berghofbauer“.
  • Wie ein Dieb in der Nacht (Hans Thimig). Bei Kriegsende war der Film in der Musiksynchronisation. Fertigstellung durch die Wien-Film GmbH, Uraufführung Wien 1949, in Deutschland 1950.
  • Wiener Mädeln (Willi Forst). Fertigstellung nach Kriegsende in 2 Versionen: 1. „Sovexport-Fassung“ (Linse-Film AG, Berlin-Köpenick), Uraufführung 1949; 2. „Forst-Fassung“ (Willi Forst), Uraufführung 1950.
  • Der Mann dem man den Namen stahl (Wolfgang Staudte). Der Film wurde, noch vor der Uraufführung, von den Nazis sofort verboten. Nach dem Krieg war plötzlich nur mehr die Tonspur und eine kurze Szene (in der der Hauptdarsteller, Axel von Ambesser, ein Lied über Paragraphen singt) vorhanden. Der übrige Film blieb verschollen. Nach der Wende wurde er durch Zufall in, mit anderen Titeln beschrifteten, Filmrollen wieder entdeckt und die einzelnen Teile mühsam anhand der Tonspur wieder zusammengesetzt (zwei nicht mehr auffindbare Szenen wurden durch Standbilder ersetzt). Uraufgeführt wurde er im Berliner Zeughauskino, im Juli 1996.

Unvollendete Filme

Unvollendet blieben die Filme „Badinga, der König der Gorillas“ (Hermann Freyberg, 1934), „Dr. phil. Döderlein“ (Werner Klingler, 1945), „Der Fall Molander“ (G. W. Pabst, 1945), „Frühlingsmelodie“ (Hans Robert Borgfeldt, 1945), „Heidesommer“/“Verliebter Sommer“ (Eugen York, 1945), „Kamerad Hedwig“ (Gerhard Lamprecht, 1945), „Leb wohl, Christina!“/“Umarmt das Leben“ (Gustav Fröhlich, 1945), „Das Leben geht weiter“ (Wolfgang Liebeneiner, 1945), „Legion Condor“ (Karl Ritter, 1939), „Der letzte Appell“ (Max W. Kimmich, 1939), „Leuchtende Schatten“ (Géza von Cziffra, 1945), „Der Mann im Sattel“ (Harry Piel, 1945), „Der Puppenspieler“/“Pole Poppenspäler“ (Alfred Braun, 1945), „Rätsel der Nacht“ (Johannes Meyer, 1945), „Der rote Tod von Riga“ (Paul Wegener, 1934), „Die Rückkehrer“ (Herbert Goldmann, 1944), „Sag’ die Wahrheit“ (Helmut Weiss, 1945), „Sag’ endlich Ja“ (Helmut Weiss, 1945), „Der Scheiterhaufen“ (Günther Rittau, 1945), „Die Schenke zur ewigen Liebe“ (Alfred Weidenmann, 1945), „Das seltsame Fräulein Sylvia“ (Paul Martin, 1945), „Shiva und die Galgenblume“ (Hans Steinhoff, 1945), „Tierarzt Dr. Vlimmen“ (Boleslaw Barlog, 1945), „Die tolle Susanne“ (Géza von Bolváry, 1945), „Verlobte Leute“/“Das Dementi“ (Karl Anton, 1945), „Wir beide liebten Katharina“ (Arthur Maria Rabenalt, 1945) und „Wo ist Herr Belling? “ (Erich Engel, 1945).

Hans Steinhoffs Film Shiva und die Galgenblume, von dem 1945 nur Fragmente vorlagen, wurde 1994 von Hans Georg Andres und Michaela Krützen unter Verwendung von neu gedrehtem Material zu einem eigenen Film verarbeitet, der mit dem ursprünglichen Drehbuch nur wenig zu tun hat. Die Fragmente aus Steinhoffs Film werden genutzt, um die Situation in Prag 1945 zu schildern. Titel: "Shiva und die Galgenblume: Der letzte Film des Dritten Reiches".


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