Übung

Übung
Eine Übung der Freiwilligen Feuerwehr Attendorn
Polizisten üben 1931 an einem provisorischen Haus das Erklettern einer glatten Fassade.
Eine Sportübung

Als Übung bezeichnet man den Vorgang, bei dem erworbene, aber noch unsichere erste Lernstrukturen durch mehrfache Wiederholungen stabilisiert werden sollen. Übung bildet damit die zweite Phase in der Lernprozessfolge Lernen - Üben - Trainieren. Durch Üben kann das Erlernte also weiter perfektioniert oder vor dem Verlernen bewahrt werden. Eine Übung ist auch eine, im Gegensatz zur Prüfung meist wertungsfreie, Methode zur Beurteilung einer Leistung nach einem Lernprozess.

Oft ausgeführte Übungen sind der Schlüssel, um eine außergewöhnliche Fertigkeit oder sogar Meisterschaft zu erlangen.

Durch Üben werden Gedächtnisinhalte gefestigt, zum Beispiel gespeichertes Wissen als auch motorische Abläufe. Es gibt die sportlichen Übungen (Training), Instrumentalübungen (Etüden) oder geistliche Übungen (Exerzitien). Im militärischen Bereich wird durch Drill schnelles, unterbewusst gesteuertes Handeln einstudiert, im Verkehrssicherheitstraining der Umgang mit Fahrzeug und Verkehrssituation.

Inhaltsverzeichnis

Funktionsweise

Man nimmt an, die Fähigkeit des Gehirns, durch Wiederholung sich etwas zu merken, hat mit der Arbeitsweise der Nervenzellen und ihrer Schaltstellen, den Synapsen zu tun. Das Gehirn benötigt zur Wiedergabe einer einstudierten Bewegung oder eines Textes und anderer Lerninhalte eine den Lerninhalt repräsentierende Verschaltung. Durch die mehrmalige Benutzung des gleichen Schaltmusters bildet sich dieses erst aus. Die erfolgreichste Vorgehensweise zur Herstellung der richtigen Verschaltung ist das wiederholte, möglichst gleichförmige fehlerfreie Ausführen des geplanten Vorgangs: die Übung.

Im Kindesalter ist die Lernfähigkeit noch außergewöhnlich groß und nimmt mit dem Alter ab. Auch bei Tieren gibt es Beispiele für Lernen durch Üben.

Die Intelligenz selbst, die Fähigkeit zu verstehen und Lerninhalte miteinander in Beziehung zu setzen, kann durch Übung nicht gesteigert werden.

Arten des Übens

In der Didaktik wird zwischen mechanischem Üben und Durcharbeiten unterschieden.

Mechanisches Üben ist die Wiederholung von ähnlichen Aufgaben, bis diese verstanden sind. Es besteht im häufigen wiederholten Vollzug einer Handlung oder Leistung. Das Ziel dieser Tätigkeit liegt darin, bestimmte Verhaltensweisen zu sichern, damit sie, ohne groß nachzudenken und mit einer gewissen Geläufigkeit vollzogen werden können. Nachteile sind die Unflexibilität, bei der das erworbene Wissen nicht auf neue Gebiete angewendet werden kann und die sinkende Motivation durch eintöniges Üben.

Durcharbeiten hat zum Ziel, das Wissen zu generalisieren, damit es in neuen Situationen angewendet werden kann. Damit Lernende eine Flexibilität im Denken und Handeln erreichen, ist ein vertieftes Verständnis nötig. Dies wird aufgrund vielseitigen Durchdenkens in Variationen erreicht und dient der Erweiterung des Verständnisses. Je weniger die Lernenden den Lerninhalt strukturieren, umso geringer ist die Behaltensquote. Ein Nachteil ist eine mögliche Überforderung von schwächeren Schülern.

Mechanisches Üben und Durcharbeiten kann durch geschickte Aufgabenstellung auch kombiniert werden.

Beispiele

  • Erstklässler lernen Lesen und Schreiben durch wiederholtes Üben der Buchstaben.
  • Artisten, wie Trapezkünstler oder Zauberkünstler, müssen den Ablauf ihrer präzisen Bewegungen solange üben, bis sie ihrer Sache sicher sind.
  • Schauspieler üben ihren Text durch wiederholtes lautes Sprechen.
  • Regelmäßige durchgeführte Rettungseinsatzübungen, Katastrophenübungen oder Militärübungen geben den Ausführenden die Sicherheit im Ernstfall richtig zu handeln. Übungen, bei denen alle denkbaren Einsatzkräfte beteiligt sind, und bei denen große Schadensausmaße angenommen werden, werden als Vollübung bezeichnet.

Redewendungen

  • „Klavier üben“, da Klavier ohne Übung nicht zu lernen ist.
  • „Übung macht den Meister“, da Übung dafür Voraussetzung ist.
  • „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“, da man üben muss, um etwas gut zu beherrschen.
  • „Früh übt sich, was ein Meister werden will“, da man als junger Mensch leichter lernt.
  • „Sich in Geduld üben“, da Geduld offenbar schwer zu erlernen ist.
  • „Ständige Übung“ ist in der Fachsprache der Rechtswissenschaften eine übliche Vorgehensweise.

Weitere Übungsformen

Weblinks

 Wikiquote: Übung – Zitate
Wiktionary Wiktionary: Übung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Literatur

  • Unterricht: verstehen - planen - gestalten - auswerten / Hans-Ulrich Grunder ... [et al.]. - Baltmannsweiler : Schneider Verlag Hohengehren, 2007

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