Bergomum

Bergomum
Bergamo
Bergamo (Italien)
DMS
Bergamo
Staat: Italien
Region: Lombardei
Provinz: Bergamo (BG)
Koordinaten: 45° 42′ N, 9° 40′ O45.79.6666666666667249Koordinaten: 45° 42′ 0″ N, 9° 40′ 0″ O
Höhe: 249 m s.l.m.
Fläche: 38,7 km²
Einwohner: 116.912 (2005)
Bevölkerungsdichte: 3021 Einw./km²
Postleitzahl: 24100
Vorwahl: 035
ISTAT-Nummer: 016024
Demonym: Bergamaschi, dt. Bergamasken
Schutzpatron: Hl. Alexander
Website: Bergamo

Bergamo (Bèrghem im lokalen Dialekt, veraltet auch Wälsch-Bergen im Deutschen) ist eine Stadt in der italienischen Region Lombardei und Hauptstadt der Provinz Bergamo.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Bergamo liegt etwa 50 Kilometer östlich von Mailand äußerst malerisch am Fuß der Alpen an der Grenze zur Poebene und hat ungefähr 113.000 Einwohner. Die alte Oberstadt (Città Alta) liegt 380 m ü. M. auf einem Hügel, der zu den letzten Ausläufern der Alpen gehört, bevor diese in die fruchtbare Poebene übergehen. Die neue Unterstadt (Città Bassa, auch Città Borghi) und einige Vorstädte erstrecken sich um den Altstadthügel, sowohl in der Ebene als auch über angrenzende Hügel.

Geschichte

Bergamo, obere Stadtmauer

Die erste Siedlung wurde um 1200 vor Christus von einem Stamm von Ligurern gegründet und hieß Barra. Um 600 v. Chr. wurde sie von den Etruskern besetzt und vermutlich zum ersten Mal befestigt. Die Gallier fielen um 550 v. Chr. zum ersten Mal ein und nannten die Stadt keltisch Berghem, von Berg für Berg und Hem für Heim. Noch heute nennen die Bergamasker ihre Stadt im Dialekt Berghem.

Von den Römern wurde der Ort 196 v. Chr. nach einigen Versuchen endgültig erobert und Bergomum genannt. Nach der Unterwerfung durch die Römer wurde Bergomum Municipium mit einem beträchtlichen Territorium. Nach dem Zerfall des Römischen Reiches blieb die Geschichte sehr wechselvoll: nach verschiedenen Einfällen durch die Goten, der Zerstörung durch die Hunnen unter Attila (450), weiteren Angriffe von Vandalen und Alaunen, Besetzung durch die Byzantiner wurde Bergomum Residenz eines langobardischen Herzogtums.

774 geriet die Stadt unter die Herrschaft der Franken. Ab 904 regierten Bischöfe, deren Herrschaft ab 1098 durch eine Bürgergerichtsbarkeit abgelöst wurde. 1128 begannen die Feindseligkeiten mit der nahe gelegenen Stadt Brescia, die viele Jahre andauerten. 1165 lehnten sich die Bergamasker gegen Kaiser Barbarossa auf und verbündeten sich mit den Veronesern. 1183 wurde mit dem Konstanzer Frieden diese Rebellion wieder beendet.

Im Mittelalter ghibellinisch gesinnt, hielt die Stadt zu Como, wurde aber 1332 nach schweren Parteikämpfen von Azzo Visconti mit Mailand verbunden. 1402 wurde der herzogliche Vikar von den Guelfen vertrieben und Roger Suardi zum Statthalter erwählt, welcher Bergamo an Pandolfo Malatesta verkaufte (1407), unter dessen Regierung die Stadt rasch aufblühte.

1419 kam sie wieder an Filippo Maria Visconti von Mailand und nach dessen Tod 1428 an die Venezianer. Nach mehrmaligen Eroberungen durch die Franzosen und die Spanier, bei denen den Venezianern jeweils die Rückeroberung gelang, befestigten die Venezianer ab 1561 insbesondere die Oberstadt stark und hielten sie bis 1796. 1797 wurde Bergamo im Rahmen der Auflösung der Republik Venedig im Frieden von Campo Formio österreichisch und teilte das Schicksal des lombardisch-venezianischen Königreichs. Die weitere Geschichte der Stadt hängt mit dem Risorgimento zusammen, wobei Bergamo den größten Anteil an Garibaldini (Zug der Tausend) stellte. Als Teil des Königreichs Sardinien wurde sie 1859 Provinzhauptstadt des Königreiches Italien und später des neugeschaffenen italienischen Staates.

Die Stadt hatte 1881 23.819, mit den Borghi 33.977 Einwohner.

Bis in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg bestand eine Bauverordnung, die jedem Bewohner der Unterstadt den ungestörten Blick auf Bergamo Alta garantierte. Papst Johannes XXIII. stammte aus der Provinz Bergamo und war Rektor im Priesterseminar in Ober-Bergamo. Außerdem befinden sich heute noch in der Città Alta das Humanistische Gymnasium, die große Stadtbibliothek sowie die geisteswissenschaftlichen Fakultäten der 1960 gegründeten Universität (Università degli Studi di Bergamo).

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Blick über Bergamo
Blick über Bergamo

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sehenswürdigkeiten

Die Altstadt, die heute ganz unter Denkmalschutz steht, zieht sich wie ein Amphitheater an einer Anhöhe empor und ist vollständig mit einer fünf Kilometer langen Stadtmauer umgeben. Die heutigen Mauern stammen aus dem 16. Jahrhundert und beinhalten mehrere Bastionen. In der Mitte der Altstadt liegt die Piazza Vecchia, an der die wichtigsten Gebäude der Altstadt liegen: das mittelalterliche Rathaus Palazzo Vecchio (della Ragione) mit dem Stadtturm, dahinter der Dom (ursprünglich von Ant. Filarete erbaut, im 17. Jahrhundert gänzlich umgestaltet) mit Kuppel, die Kirche Santa Maria Maggiore, ein schöner romanischer Bau (von 1173) mit den Denkmälern und Gräbern der Musiker Gaetano Donizetti und Johann Simon Mayr, und die darangebaute prachtvolle Cappella Colleoni mit den Grabmälern des Generals Bartolomeo Colleoni und seiner Tochter Medea. Im östlichen Bereich von Ober-Bergamo liegen die kleine reizende Kirche S. Michele al Pozzo Bianco, berühmt wegen der Fresken des Lorenzo Lotto und heute gerne als Hochzeitskapelle genutzt sowie die Kirche des Augustinerklosters (Ex Chiesa di S. Agostino), des einzigen gotischen Kirchenbaus in der Città Alta.

Vom alten Kastell auf dem Hügel San Vigilio nordwestlich über der Altstadt genießt man eine ausgedehnte Fernsicht.

In der unteren Stadt liegen die Accademia Carrara, eine Gemäldesammlung mit Werken von Botticelli, Rubens, Raffael, Pisanello und weiteren, und die so genannte Fiera, ein großes Steingebäude mit 540 Buden und einem großen Saal in jeder Ecke, in dem jährlich die berühmte Bartholomäusmesse abgehalten wird.

Die beiden Stadtteile sind durch den Viale Vittorio Emanuele sowie seit 1887 durch die Standseilbahn der Città Alta verbunden.

Kulinarisches

Bergamo ist für seine Polenta bekannt. Taleggio ist ein Weichkäse aus einem nahe gelegenen Bergtal. Die "Polenta e Osei" eine Süßspeise, die eine Miniaturnachbildung der traditionellen Speise darstellt, nämlich die Polenta mit Spatzen, die bis zur Eingrenzung der Jagd auf Singvögel als traditionelle Speise galt, aber weiterhin auch wenn verboten, gerne genossen wird.

Sport

Bergamo beherbergt den dominierenden Frauenvolleyballverein der letzten Jahre, Foppapedretti Bergamo. Bergamo gewann 6 der letzten 12 Austragungen der Europäischen Clubmeisterschaft (Indesit European Champions League). Zuletzt gewann das Team 2009 die Trophäe.

Wie in ganz Italien spielt auch Fußball in dem Ort eine große Rolle. Atalanta Bergamo ist ein Verein der höchsten Spielklasse, der Serie A. Radrennfahrer trainieren gerne auf der steilen Strecke zwischen der Unter- und der Oberstadt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Schon früh haben sich die Bergamasker durch gewerbliche Tätigkeit ausgezeichnet: sie haben zuerst die Seidenraupenzucht in Oberitalien eingeführt, erlangten durch Schafzucht weiten Ruf, lieferten den besten Eisendraht und leisteten auch im Orgelbau Bedeutendes.

Der Flughafen Orio mit Alpenkulisse

Verkehr

Bergamo ist leicht über die Autobahn erreichbar. Mit der Eisenbahn beträgt die Fahrzeit ab Mailand (Milano Centrale) etwa 50 Minuten. Neben dem Bahnhof liegt der Busbahnhof, von wo man u. a. ebenfalls nach Mailand fahren kann.

Am südöstlichen Stadtrand liegt der Flughafen Orio al Serio (IATA-Code BGY), der nach Linate und Malpensa als Mailands dritter Flughafen gilt. Er wird von Deutschland aus vorwiegend von Billigfluggesellschaften unter anderem von Frankfurt-Hahn sowie Bremen, Berlin, Hannover, Leipzig, Lübeck und Düsseldorf angeflogen. Die Busfahrt mit regulären Stadtbussen (Linie 1C) ins Zentrum dauert etwa 20 Minuten. An Sonn- und Feiertagen fährt der Bus aber nur stündlich. Es gibt vom Flughafen auch private Buslinien nach Mailand und zum Flughafen Malpensa.

Früher gab es in Bergamo eine Straßenbahn. Heute verkehren nur noch Buslinien und die beiden Standseilbahnen. Die Eröffnung einer neuen Straßenbahnlinie kann für 2009 erwartet werden.

Porta Nuova & Città alta

Standseilbahn der Città Alta

Ab 1880 suchte die Stadt nach einer verkehrstechnischen Lösung, um die auf Hügeln gelegene Altstadt aus ihrer Isolation und kommerziellen Krise zu befreien, die nach der Ausdehnung und Entwicklung der modernen, sich immer weiter ausbreitenden Unterstadt eingetreten war. Auch die Stadtverwaltung zog in die Zone Sentierone der Unterstadt um. Nach langer Diskussion wurde der Vorschlag des Ingenieurs Alessandro Ferretti angenommen. Dieser wurde beauftragt, eine Standseilbahn zu bauen, die die Viale Vittorio Emanuele am nördlichen Rand der Unterstadt mit dem Piazza Mercato delle Scarpe der südlichen alten Oberstadt verbinden sollte.

Standseilbahn der "Città Alta"

Die Jungfernfahrt der Seilbahn mit dem Namen Città Alta erfolgte am 20. September 1887. Die Seilbahn überwindet auf ihrem Weg von der Unterstadt (271 m) in die Oberstadt (356 m) einen Höhenunterschied von 85 m, wobei das höchste Gefälle 52% beträgt. Die Wegstrecke für die eine Kabine misst 236 m, für die zweite 240 m. Jeder der beiden Waggons fasst bis zu 50 Personen. Der Ingenieur Ferretti, der auch die Direktion der Pferdebahn der Unterstadt innehatte, verwaltete sie bis 1907, als die Leitung der Anlage durch eine Volksabstimmung an die Stadtverwaltung überging. Im Jahr 1921 wurde die Anlage komplett erneuert, indem zwei Seilbahnen ersetzt und die zwei Stationen völlig umgebaut wurden. Renovierungen erfolgten 1954, 1963/64 sowie 1987, genau 100 Jahre nach ihrer Einweihung. Heute ist die Seilbahn beliebtes und schnelles Verbindungsmittel für Einheimische und Touristen zwischen der Unter- und Oberstadt. Der Fahrpreis, einfache Fahrt, beträgt für einen Erwachsenen 1,05 € (Stand: November 2008).

Standseilbahn von San Vigilio

Eine zweite Standseilbahn fährt innerhalb der nordwestlichen Oberstadt zum Hügel San Vigilio. Sie wurde am 27. August 1912 mit einem 55 Plätze fassenden Waggon in Betrieb genommen und überwindet auf ihrer 630 m langen Strecke von 369 m auf 459 m einen Höhenunterschied von 90 m. Das höchste Gefälle beträgt 22 %. Die verwaltende Firma befand sich bald in finanziellen Schwierigkeiten, so dass 1918 die Verbindung ebenfalls von den städtischen Verkehrsbetrieben übernommen wurde. Nach der Stilllegung zwischen 1976 und 1984 wurde die Seilbahn von 1987 bis 1991 grundlegend erneuert und dient heute in erster Linie Touristen dazu, die 496 m hoch gelegene Burg zu erreichen, von wo man einen überwältigenden Blick auf die Altstadt, die Unterstadt sowie das weite Umland hat. Außerdem kann man hier Teile eines Verteidigungssystems besichtigen, das von 1550 bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts auf bestehenden mittelalterlichen Strukturen umgebaut und erweitert wurde. Einer der berühmtesten Fahrgäste der ersten Jahre war Hermann Hesse im Jahr 1913.

Bergamo, Blick vom Hügel

Partnerstädte

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

Bergamo in der Literatur

"Die Pest in Bergamo", 1881 geschriebene Novelle von Jens Peter Jacobsen

Eckhard Henscheid, Dolce Madonna Bionda, Zürich 1983

Zitate zu Bergamo

„Die verehrungswürdige Unbekannte“

Le Corbusier

Weblinks


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