ADS-E

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Als Aufmerksamkeitsdefizitssyndrom bei Erwachsenen (ADS-E) (engl. adult attention-deficit disorder - Adult ADD oder AADD, adult attention-deficit hyperactivity disorder - Adult ADHD) bezeichnet man die bei Erwachsenen auftretende Form der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS).

Die Diagnosekriterien für AD(H)S bei Kindern und Erwachsenen sind im wesentlichen die gleichen. Bei Erwachsenen kommt allerdings das Kriterium hinzu, dass die Symptome schon das ganze Leben bestehen.

Epidemologische Studien in den USA haben ergeben, dass bei 3 bis 5%[1] der Kinder im schulpflichtigen Alter AD(H)S-Symptomatik vorhanden ist. Bei 6 von 10 Kindern bestehen diese Probleme im Erwachsenenalter weiter.

Im Jahr 2004 schätzten Forscher den jährlichen wirtschaftlichen Verlust auf Grund von AD(H)S im Erwachsenenalter in den Vereinigten Staaten auf 77 Milliarden Dollar.[2]

Studien zeigen, dass AD(H)S im Erwachsenenalter erfolgreich mit einer Kombination aus Medikation und Verhaltenstherapie behandelt werden kann.[3]

Inhaltsverzeichnis

Definition

Medizinisch sind ADHS und ADS dieselbe Störung. Die eigenständige Definition von ADHS war eine Reaktion zur besseren Differenzierung der Symptome im DSM-IV, die alte Definition vom DSM-IIIR lautete „ADS (Aufmerksamkeitsdefizitsstörung) mit oder ohne Hyperaktivität“. [4] Ungefähr ein Drittel der ADHS-Betroffenen haben ADS vom überwiegend unaufmerksamen Typ, was bedeutet, dass sie nicht das hyperaktive oder überaktive Verhalten zeigen. ADS und AADD decken sich in dem Sinne, dass sie alle Betroffene beschreiben, denen die hyperaktive Komponente fehlt oder bei denen sie in den Hintergrund tritt. Einige Fachleute glauben, dass ADS im Erwachsenenalter extra abzugrenzen ist, auch wenn es aus AD(H)S im Kinder- und Jugendalter entstanden ist.

Geschichte

In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts begannen Forscher zu begreifen, dass der Zustand, den wir jetzt unter AD(H)S kennen, nicht im Erwachsenenalter verschwindet, wie angenommen wurde. In derselben Zeit wurden manche Symptome auch bei Eltern von in Behandlung befindlichen Kindern festgestellt. Das Störungsbild wurde 1978 daher auf Erwachsene ausgeweitet. Aktuelle Studien zeigen, dass bis zu 60% der Kinder mit AD(H)S ihre Symptome auch im Erwachsenenalter noch beibehalten.[5]

Vorkommen

Im Zusammenhang mit der World Mental Health Survey Initiative der World Health Organization haben Forscher über 11.000 Menschen zwischen 18 und 44 Jahren in Europa, Amerika und dem Mittleren Osten untersucht. Auf dieser Basis schätzen sie die Zahl der Betroffenen im Erwachsenenalter auf 3,5% mit einer Spanne von 1,2% zu 7,3%, mit einer niedrigeren Rate in Niedriglohnländern (1,9%) im Verhältnis zu Staaten mit hohem Einkommen (4,2%). Ihre Forschungen ergaben, dass AD(H)S im Erwachsenenalter oft mit anderen Störungen einhergeht (Komorbiditäten) und eine erhebliche Behinderung bei der Aufgabenbewältigung darstellt. In wenigen Fällen werden sie auf AD(H)S behandelt, meistens für die Komorbitäten.[6]

Symptome

Bei Erwachsenen mit Aufmerksamkeitsdefizits-/Hyperaktivitätsstörung vom kombinierten Typ (ADHS-C) zeigen sich Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität schon seit der Kindheit, auch wenn die Störung im Kindesalter nicht diagnostiziert wurde. Hyperaktive Symptome neigen dazu, bei Erwachsenen weniger stark bemerkbar zu sein als bei Kindern. Manche Erwachsene sind vom überwiegend unaufmerksamen Type (ADS) betroffen, sie zeigen keine äußerlich sichtbaren Zeichen von Hyperaktivität. Der überwiegend hyperaktiv-impulsive Typ (ADHS-I) tritt selten auf.

AD(H)S im Erwachsenenalter kann leichte bis extreme Schwierigkeiten zu Hause, in der Schule und/oder am Arbeitsplatz mit sich bringen. [7] Bei Erwachsenen manifestiert sich die Störung als eine Unfähigkeit, das eigene Leben zu strukturieren und simple, tägliche Aufgaben zu planen. Es kann auch zu einem Verlust sozialer Beziehungen und häufigem Jobwechsel führen oder sich als Schwierigkeiten, mit anderen Menschen zu arbeiten, äußern. Die Probleme entstehen nicht aus dem direkten Verhalten des Betroffenen, sondern mehr aus den simplen Dingen, die ein Betroffener im Alltag vergisst, besonders wenn ein Mensch in dem Alter oder mit der Erfahrung darauf achten sollte, dass dies nicht passiert.

Generell manifestieren sich die Symptome bei Erwachsenen anders als bei Kindern.[8] Erwachsene vom hyperaktiv-impulsiven Typ fühlen sich extrem angetrieben und ruhelos. Um sich selbst zu beruhigen, bleiben sie ständig auf dem Sprung und fangen Tätigkeiten an, aber scheitern gewöhnlich daran, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Sie wirken auf ihre Umgebung, als würden sie nicht nachdenken, bevor sie handeln oder sprechen. Generell ist das größte Problem, Selbstbeherrschung zu entwickeln. Der Mechanismus der Selbstregulation ist in der Entwicklung verzögert oder gestört.[9] Das ist es, was medikamentös bei einem Betroffenen behandelt wird. Das Fehlen von Selbstverständnis, und möglicherweise von Kontrolle im Allgemeinen, behindert neben dem Ausführen von Tätigkeiten auch zu erkennen, wann oder wie Aufgaben ausgeführt werden, und auch, wie andere Menschen sie wahrnehmen.[10]

Symptome von AD(H)S können zwischen einzelnen Betroffenen und im Laufe des Lebens stark variieren. Am häufigsten sind Störungen der Exekutiven Funktionen, also Probleme mit der Planung und Organisation von Handlungen. Andere Symptome sind Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Ruhelosigkeit. Diese Defizite führen oft zu Lern- und Arbeitsstörungen und zu emotionalen Problemen.

Laut dem Hallowell Center sind folgende Kriterien ausschlaggebend für AD(H)S, und es wird empfohlen, dass Betroffene, auf die mindestens 12 Aussagen seit der Kindheit zutreffen, eine professionelle Diagnose stellen lassen sollten, wenn die Symptome nicht mit einer medizinischen oder psychischen Störung erklärbar sind.[11]:

  1. Das Gefühl, keine Leistung zu vollbringen und/oder sein Ziel nicht zu erreichen (unabhängig von bereits erbrachten Leistungen)
  2. Schwierigkeiten, sich selbst zu organisieren.
  3. Häufiges Hinauszögern von Aufgaben, bis dann der Druck Probleme bereitet.
  4. Probleme, eine Arbeit erfolgreich zu beenden, da oft an mehreren Projekten simultan gearbeitet wird.
  5. Eine Tendenz, zu sagen, was einem in den Sinn kommt, ohne den notwendigerweise passenden Zeitpunkt gewählt zu haben oder eine angemessene Formulierung zu suchen.
  6. Eine ständige Suche nach immer stärkeren Reizen und Stimulation (physischer und psychischer Art)
  7. Unfähigkeit, Langeweile zu ertragen
  8. Leichte Ablenkbarkeit, vor allem beim Lesen und anderen konzentrationsfordernden Tätigkeiten, die nicht im unmittelbaren Interessenbereich des Patienten liegen.
  9. Aufmerksamkeitsprobleme bei längerem Zuhören.
  10. Oft kreativ, intuitiv, intelligent.
  11. Probleme, bekannte Wege zu gehen oder Anweisungen zu folgen.
  12. Ungeduldig – niedrige Frustrationstoleranz.
  13. Impulsives Handlungsprofil. Begeisterungsfähig, aber auch zu spontanen und unüberlegten Handlungen tendierend.
  14. Ständige Neuplanung der eigenen Zukunft.
  15. Über triviale Gegebenheiten wird oft endlos nachgedacht; tatsächliche Gefahren werden jedoch übersehen
  16. Gefühl der Verunsicherung
  17. Ausgeprägte Stimmungsschwankungen, bis hin zu manischen Depressionen. Oft von der präsenten sozialen Umwelt abhängig.
  18. Reizbarkeit und Neigung zum Zynismus, vor allem im höheren Alter.
  19. Körperliche oder geistige Ruhelosigkeit.
  20. Eine Tendenz zu Suchtverhalten.
  21. Mangelnde Introspektion.

Diagnostik

Hauptartikel: ADHS#Diagnostik

Die Diagnosekriterien für AD(H)S sind bei Erwachsenen wie bei Kindern gleich. Es ist wichtig festzustellen, ob auch schon Symptome in der Kindheit vorlagen, auch wenn sie nicht bewusst wahrgenommen wurden.[1] Die Diagnostik schließt auch andere medizinische oder psychiatrische Störungen als Ursache der Symptome aus. Ein Diagnosekriterium[12] ist, dass mehrere Symptome in verschiedenen Situationen (Schule, Arbeit, zu Hause, etc.) über einen Zeitraum von 6 Monaten beobachtet werden.

Eine Diagnosestellung von erwachsenen Patienten funktioniert auf Grund deren besserer Beurteilung der eigenen Geschichte, größerem Wissen und Einsicht besser als bei betroffenen Kindern. Der therapeutische Prozess von Erwachsenen kann auch mehr von Verhaltenstherapie profitieren, weil Strategien besser zusammen mit dem Therapeuten entwickelt werden können als von betroffenen Kindern. Laut BUPA kann aggressives oder unfolgsames Verhalten schlimmer werden, wenn AD(H)S unbehandelt bleibt. Deswegen ist eine frühe Erkennung und der Umgang mit der Störung wichtig.

Behandlung

Hauptthema: ADHS#Behandlung

Generell gilt, dass die Behandlungsmöglichkeiten von ADHS für Kinder bei erwachsenen Betroffenen gleich oder sogar besser wirken. Studien zeigen, dass AD(H)S im Erwachsenenalter mit einer medikamentösen Therapie in Verbindung mit einer Verhaltenstherapie erfolgreich behandelt werden kann.[13]

Siehe auch

Quellen

  1. http://www.additudemag.com/adhd/article/688.html
  2. http://news.healingwell.com/index.php?p=news1&id=521145
  3. http://www.additudemag.com/adhd/article/815.html
  4. http://www.adhd.com/adults/adults_whatis_add.jsp
  5. http://www.adhd.com/adults/adults_whatis_add.jsp
  6. Fayyad J., De Graaf R., Kessler R., Alonso J., Angermeyer M., Demyttenaere K., De Girolamo G., Haro J.M., Karam E.G., Lara C., Lepine J.-P., Ormel J., Posada-Villa J., Zaslavsky A.M., Jin R., Cross-national prevalence and correlates of adult attention-deficit hyperactivity disorder. In:British Journal of Psychiatry 190, May 2007, pp402-409
  7. ADHD: Not Just for Kids Anymore
  8. Adults with Attention Deficit Hyperactivity Disorder (ADHD) | ERIC Educational Reports | Find Articles at BNET.com
  9. Toward an understanding of ADHD: a developmental delay in self-control
  10. ADHD: Not Just for Kids Anymore
  11. Article: Suggested Diagnostic Criteria for AD/HD in Adults
  12. BehaveNet Clinical Capsule: Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder
  13. You've Got Adult ADD… Now What?, ADDitude magazine, 2007

Weitere Literatur

  • Brown, Dr Thomas E. „Attention Deficit Disorder: The Unfocused Mind in Children and Adults“, Yale University Press, Sep 2005.

Weblinks

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