Beruhigungsmittel

Beruhigungsmittel

Der Begriff Sedierung (seltener auch Sedation, v. lat. sedare, „beruhigen“ eigentlich „sinken lassen“ ) wird vor allem in der Medizin, insbesondere in der Intensivmedizin oder bei der Nutzung von Psychopharmaka verwendet. Er bezeichnet die Dämpfung von Funktionen des zentralen Nervensystems durch ein Beruhigungsmittel (Sedativum); zur selben Arzneigruppe gehören die Tranquilizer. Wird gleichzeitig ein Schmerzmittel (Analgetikum) verabreicht, spricht man von einer Analgosedierung.

Inhaltsverzeichnis

Anwendung

Unruhe ist ein häufig anzutreffendes Symptom körperlicher wie psychischer Störungen oder Erkrankungen. Unruhezustände können durch die gezielte Gabe von Sedativa gelindert werden. Sedativa sind im Allgemeinen schlaffördernd und bewirken in höherer Dosierung eine Ausschaltung der bewussten Wahrnehmung, damit im Idealfall eine Distanzierung von verschiedenen Ängsten. Eine gezielte Behandlung der Angst wird demgegenüber als Anxiolyse bezeichnet.

Im juristischen Sinn handelt es sich bei der Sedierung um eine Form der Fixierung, die das Einverständnis des Patienten oder, bei fehlender Einwilligungsfähigkeit, die ärztliche Anordnung nebst richterlicher Genehmigung oder Anordnung (§ 1906 IV BGB) erfordert.

Auch vor größeren diagnostischen oder therapeutischen Eingriffen ist eine Sedierung angezeigt, um die Stressbelastung für den Patienten zu reduzieren und dessen Ansprechbarkeit dennoch zu gewährleisten und die bestmögliche Zusammenarbeit mit dem Untersucher oder Behandler zu ermöglichen. Um die Risiken für mögliche Komplikationen wie einen unbeabsichtigten Bewusstseinsverlust, ein Ausschalten oder die Beeinträchtigung der Schutzreflexe (wie den Hustenreflex) oder eine Kreislauf- oder Atemdepression zu minimieren, sind geeignete Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz des Patienten zu treffen.[1]

Ist hingegen eine tiefere Sedierung notwendig, so im Rahmen einer Narkose, bedarf der Patient einer entsprechenden intensiven Überwachung und ein Anästhesist muss hinzugezogen werden, der neben dem geeigneten Sedativum häufig bei Bedarf noch ein Analgetikum verabreicht. Eine überwachte Sedierung mit Analgesie wird als "Analgosedierung" bezeichnet.

Im Rahmen der Intensivmedizin wird bei beatmeten Patienten die Verabreichung von Sedativa zumeist nötig, da eine Beatmung, insbesondere beim nicht tracheotomierten Patienten, ohne solche Medikamente häufig nicht toleriert wird. Die gewünschte Sedierungstiefe wird je nach Situation vom Arzt anhand einer Skala festgelegt (meist die Ramsay-Skala), regelmäßig kontrolliert und bei Bedarf angepasst. Man geht nach den von der DGAI erstellten Leitlinien vor (siehe Weblinks). Im Allgemeinen wird heute weniger sediert als früher.

Ein großes Problem ist das regelmäßige Sedieren von Menschen in Alten- und Pflegeheimen, um diese „ruhig zu stellen“, wobei häufig nicht erst eine gerichtliche Anordnung eingeholt wird. Siehe hierzu: Pflegeskandal.

Typische Sedativa

Probleme

Viele Sedativa führen zur Toleranz (Gewöhnung), so dass es im Verlauf der Anwendung zur Dosissteigerung oder zur Verwendung eines anderen Sedativums kommen muss, um die gewünschte Sedierungstiefe aufrecht zu erhalten. Viele Sedativa haben deshalb ein Missbrauchspotential in der Daueranwendung (gilt nicht für Neuroleptika), das bis zur Sucht führen kann.

Der oben beschriebene Vorteil von Sedativa, die Ausschaltung des Bewusstseins, kann andererseits einen Nachteil darstellen. Ist die Dosis zu hoch, kommt es zur Reduzierung des Atemantriebs, so dass der Patient unter Umständen sogar beatmet werden muss.

Ferner gibt es paradoxe Reaktionen: Das Arzneimittel erreicht nicht die erwünschte Wirkung, der Patient wird unruhig und nicht mehr führbar.

Quellen

  1. AWMF online; Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin – Sedierung und Analgesie (Analgosedierung) von Patienten durch Nicht-Anästhesisten

Siehe auch

Literatur

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Synonyme:

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