Bewaffnung und Ausrüstung mittalterlicher Fußsoldaten

Bewaffnung und Ausrüstung mittalterlicher Fußsoldaten

Inhaltsverzeichnis

Der Körperpanzer

Über ein richtiges Panzerhemd aus Kettengeflecht verfügte nur ein Teil des Fußvolkes. Der Großteil der Reisigen musste sich aus Kostengründen mit einem Steppwams (Gambeson, Hauqueton) begnügen, das im Torsobereich manchmal durch einen sogenannten Platen (Leder oder Tuchrock, auf den Eisenplatten aufgenietet waren) verstärkt wurde. Gegen Ende des 13. bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts erfreute sich der Platen aufgrund seiner billigen Herstellung und seiner hohen Panzerwirkung bei den Fußtruppen immer größerer Beliebtheit. Eine weitere Variante der Körperpanzerung beim Fußvolk war der Schuppenpanzer. Er bestand aus einem langen Hemd aus starkem Leinen oder Leder, das mit Schuppen aus Eisen, Horn oder gehärtetem Leder besetzt war. Bei besser ausgerüsteten Fußknechten kamen oft auch noch Polsterdiechlinge, Kettenbeinlinge (ohne Fußteil) und Arm - und Beinschienen aus dickem Leder mit Metallbesatz hinzu. Die Hände steckten, sofern es der Geldbeutel erlaubte, in Lederhandschuhen, die entweder mit Kettengeflecht oder, schon gegen Ende des 13. Jahrhundert, mit Eisen -, Horn- oder Lederplättchen besetzt waren. Der Kopf und Halsbereich wurde oft durch eine wattierte Haube oder zusätzlich sogar durch eine Kettenhaube mit Ventail geschützt.

Der Helm

In dieser Zeit konnte man bei den Fußtruppen vor allem drei Helmtypen finden: den Eisenhut, den Kalottenhelm (einfacher runder Helm), die Hirnhaube und eine frühe Form der Beckenhaube.

Der Schild

Beim Fußvolk dieser Zeit gab es drei Schildformen: den traditionellen hohen Dreiecksschild, den kleinen runden Faustschild und ab Ende des 13. Jh. die rechteckige Pavese (Setzschild).

Die Bewaffnung

Bei den Fußsoldaten waren beiden Hauptwaffen die Stangenwaffe und die Fernwaffe. Andere Waffen wie Axt, Keule, Schwert, Dolch usw. unterscheiden sich nämlich kaum von denen der Reiterei und waren eher selten vertreten. Eine Ausnahme bildet das im Laufe des 13. und 14. Jahrhunderts bei dem Fußvolk sehr beliebte einschneidige Schwert vom Malchus - Falchion - Storta -Typ. Dieses Hauschwert mit symmetrischen Griff, einer einschneidigen Klinge und einer Gesamtlänge von 70 - 90 cm kam in zwei Varianten vor. Typ I besaß einen in der Spitzenpartie geschliffenen Rücken (wie bei einem Bowiemesser) und eine ansonsten gerade Klinge. Typ II, die häufigere Form in Deutschland, hatte einen geraden Rücken und eine konvexe Schneide.

Die Stangenwaffe

Bei den Fußknechten tauchen im betrachteten Zeitraum vor allem zwei Typen von Stangenwaffen auf. Zunächst einmal der traditionelle Fußspieß, der einen kürzeren Schaft (ca 2 - 2,20 m) und ein längeres Eisen (ca. 30 cm z. T. mit seitlichen Knebeln) aufwies als der Reiterspieß. Daneben tauchen ab der zweiten Hälfte der 13. Jh. eine Reihe kombinierter Hieb - und Stichwaffen auf, die Vorläufer der späteren Hellebarden, die Kusen (von frz. couteau) und vougen sowie langstielige Äxte (frz. guisarmes), bei denen das untere Ende des Bartes ebenfalls mit dem Schaft verbunden war, ähnlich den osteuropäischen berdiches. Im Fauchard, einer Stangenwaffe die in Quellen vom 12. - 14. Jahrhundert auftaucht und die neben einer fauchon-artigen Klinge oft auch einen Reißhaken an der Rückseite besaß, kann der Vorläufer der Glefe gesehen werden.

Die Fernwaffe

Bei den Schusswaffen dominierte im West- und Mitteleuropa der betrachteten Periode eindeutig die Armbrust.

Das gängigste Modell der Armbrust in dieser Zeit war die sogenannte "Einfußarmbrust", die im Stehen gespannt wurde. Entweder hakte der Schütze die Sehne in den am Spanngürtel befestigten Spannhaken oder Armbrustspanner ein und spannte den Bogen, indem er den Fuß hob, in den eisernen Steigbügel steckte und die Armbrust auf den Boden niedertrat, oder er setzte Armbrust und Fuß auf den Boden, ging in die Knie, um die Sehne in den Spanner einzuhaken und spannte den Bogen, indem er sich aufrichtete. Die hochgotische Armbrust war länger und schmaler als spätere Modelle. Sie trug einen relativ starken Reflexbogen in Kompositbauweise. Der Hornkompositbogen dominierte in Mittel-, Nord- und Osteuropa bis ins 16. Jahrhundert, in Süd - und Westeuropa wurde er seit Beginn des 14. Jahrhunderts mehr und mehr vom Stahlbogen verdrängt. Der Bogen wurde mit Hilfe von Hanfseilen auf dem Schaft, der sog. "Säule", befestigt, wobei der eiserne Steigbügel mit eingebunden wurde. Ein weiteres wichtiges Element war die "Nuss", die eine Sehnenkerbe für das Einlegen der Sehne und eine Spannraste für die Abzugsstange aufwies. Beim direkten Schuss auf kurze Distanz (Kernschuss auf max. 90 m bei der Einfußarmbrust) ruhte das Säulenende an der rechten Schulter, beim Weitschuss (max ca. 330 m ballistisch) wurde es unter den Oberarm geklemmt. Der typische Kriegsbolzen mit einer Gesamtlänge von 390 mm bestand aus einer 60 - 80 mm langen, meist rombischen, eisernen Spitze und einem ca. 15mm dicken Schaft, dem sog. "zaim", der zuweilen am hinteren Ende Führungs-"federn" aus Holz oder Pergament zur Stabilisierung der Flugbahn aufwies.

Quellen

  • Kleidung & Waffen der Früh - und Hochgotik 1150 - 1320 , Ulrich Lehnart, Karfunkel Verlag,Wald-Michelbach,1998
  • Die Armbrust, Harmuth,Graz 1986
  • German medieval armies 1000 - 1300; men-at-arms series Bd. 310; Osprey
  • "Kleines Lexikon des Mittelalters" von Wilhelm Volkert
  • "Das Rittertum" von Maurice Keen
  • French medieval armies 1000 - 1300; men-at-arms series Bd. 231; Osprey
  • Kreuzfahrerfibel "Maciejowski-Bibel"
  • "Sachsenspiegel"

Weblinks


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