Bierflasche

Bierflasche
Flaschen mit Bügelverschluss in einem historischen Bierkasten

Bierflaschen gehören wie Getränkedosen und Fässer zu den Behältnissen, in die Bier gefüllt wird, um es zu konservieren und vor äußeren Einflüssen abzuschirmen.


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Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts löste die Bierflasche nach und nach die bis dahin übliche Fasslagerung ab. Mit der Einführung des Dosenpfandes Anfang der 2000er Jahre drängte die Bierflasche als Mehrwegflasche den Anteil der Bierdosen am Konsumvolumen wieder zurück. Auch die „Sixpacks“ (also sechs 0,33-l-Flaschen mit Kartonumverpackung) sind heute in Deutschland meist Mehrwegflaschen und nicht mehr Einweggebinde.

Material und Ausstattung

Die Flaschen für Bier sind zum Großteil aus Glas hergestellt, allerdings kommen seit Anfang der 2000er Jahre auch Kunststoffflaschen in Gebrauch. Meist sind Bierflaschen mit Kronkorken verschlossen. Einige Brauereien kehren auch zu wiederverschließbaren Bügelflaschen zurück, wie sie vor 1892 und der Einführung des Kronkorkens üblich waren. Für Kunststoffflaschen werden Schraubverschlüsse angewendet. Bierflaschen werden meist mit Pfand angeboten, neben Mehrwegflaschen sind auch Einwegflaschen gebräuchlich. Für Bier gibt es Einwegflaschen mit einem durch besondere Gestaltung des Flaschenhalses schraubbaren Kronkorken. Bierflaschen kommen einzeln oder in Kästen zu je 9, 10, 11, 20 (0,5-Liter), 24 oder 25 (0,33-Liter) beziehungsweise 30 (0,33-Liter) Flaschen in den Einzelhandel. Es gibt aber auch noch die ehemals üblichen Holzkästen à 12 Flaschen. Seit den 1980er Jahren sind Kästen mit drei Sechserträgern (Sixpacks) zu 0,5 Liter die Flasche, Kästen mit vier „Sixpacks“ zu 0,33 Liter die Flasche oder auch Achtergebinde in Gebrauch.

Flaschenformen

Sechs verschiedene Flaschenformen
zweite von rechts: Euro2
dritte von Links: NRW-Flasche
erste von rechts: Langhalsflasche

Anfangs war die Form der traditionellen Weinflasche nachgestaltet mit einem zylindrischen Körper und einem verjüngten Hals der im Verschluss endete. Seit den 1960er Jahren wurden diese Flaschen durch die Steinieflaschen (wegen der Form auch Knolle genannt) ergänzt, die eine bessere Bruchsicherheit beim Fallen hatten. In Deutschland war bis Ende der 1990er Jahre für 0,5-Liter weitgehend die sogenannte Euro2-Flasche Standard. Danach erfolgte allgemein die Umstellung auf die sogenannte NRW-Flasche. Heute sind aufgrund der Markenpositionierung oft Longneckflaschen (Langhalsflaschen) anzutreffen. Da damit eine Erneuerung der Abfüllmaschinen verbunden war, behielten einige kleinere Brauereien die alte NRW-Flasche (seltener Euro2-Flasche) bei.

Farbe

Biersammlung in einem Schaufenster in Venedig

Vor und in den 1950er Jahren und bis in die 1970er Jahre hinein in der DDR waren außer den braunen Bierflaschen auch grüne gleichberechtigt verbreitet. Untersuchungen sollen dann ergeben haben, dass das Bier in grünen Flaschen schneller „altert“ als in den braunen Flaschen, weil diese das kurzwelligere Licht besser absorbieren. Durch diese meinungsbildende Aussage wurden die Verbraucher auf die braunen Flaschen gelenkt, die somit bevorzugt und vom Verbraucher eingefordert wurden. Deshalb waren seither fast ausschließlich braune Flaschen im Handel. Einige Marken wie Pilsner Urquell, Beck's, Jever, Wicküler, Brinkhoff’s, Einbecker, DAB, Heineken oder Ottakringer nutzen jedoch die grüne Farbe als zusätzliches Identitätsmerkmal.

Biermixgetränke werden auch in anderen Flaschenfarben abgefüllt, so sind sowohl glasklare als auch blaue Flaschen in Gebrauch gekommen. Das Flaschenglas von Klarglas-Flaschen enthält ein spezielles Metalloxid, das als Lichtschutz dient. Entwickelt wurde dieser Glastyp durch die Firma Rexam in Nienburg/Weser.

Flaschengrößen und nationale Unterschiede

0,5-Liter-Longneck-Flasche mit Kronenverschluss
„Torgauer Maibock“ in 0,5-Liter-Bügelverschlussflasche

Das gewöhnliche Volumen des Inhalts von Bierflaschen („Flaschengröße“) änderte sich mehrfach.

Einige Angaben zu heute üblichen Flaschengrößen in verschiedenen Ländern.

  • In Deutschland waren früher Literflaschen üblich, dann setzte sich die Halbliterflasche durch. Daneben sind Flaschen mit 0,33 Litern gebräuchlich.
  • In der Schweiz waren bis in die 1990er Jahre Pfandflaschen von 0,58 Litern üblich. Heute dominieren die europaweit genormten Pfandflaschen von 0,33 und 0,5 Litern. Regional sind auch Literflaschen gebräuchlich.
  • In Österreich sind hauptsächlich Pfandflaschen von 0,5 Litern - meist die „NRW-Flasche“ - in Verwendung, umgangssprachlich werden diese als Patrone bezeichnet. Einige Sorten werden in Einwegflaschen von 0,25–0,33 Litern angeboten.
  • In Belgien sind Flaschengrößen von 0,25 Litern und 0,33 Litern üblich. Flaschen von 0,375 Litern sind für Lambics in Nutzung, ansonsten gibt es Flaschen bis zur Größe drei Liter, Chimay.
  • In Dänemark ist für einheimische Sorten eine Größe von 0,33 Litern Standard. Sie werden meist in Kisten mit 30 Flaschen (0,33 x 30 = 10 l) verkauft. Es gibt Abweichungen (Kästen mit 24 Flaschen à 0,33 Liter, andere Flaschengrößen)
  • In Frankreich sind Flaschen mit einer Größe von 0,25 Liter und 1 Liter üblich.
  • In Brasilien sind auch Flaschengrößen von 0,6 Liter gebräuchlich.
  • In Italien sind 0,33- und 0,66-Liter-Flaschen üblich.
  • In Spanien und Portugal sind 0,25- und 1-Liter-Flaschen und Dosen zu je 0,33 oder 0,5 Liter üblich.
  • In Schweden gibt es keine standardisierte Flaschengröße. Einheimische Sorten haben keine echte Vorrangstellung vor internationalen Marken. Dies ist wohl eine Folge des Systembolaget: es gibt ein streng reguliertes staatliches Alkoholmonopol; Alkohol wird in staatlichen Verkaufsstellen verkauft. Bier ist kein 'Volksgetränk'.
  • In Argentinien ist die Standardgröße im Supermarkt oder am Kiosk 1 Liter, die Standardgröße in der Kneipe ist etwa 0,66 oder 0,75 Liter, seltener auch 0,33 Liter.
  • In vielen osteuropäischen Staaten findet man Bierflaschen aus Plastik, die bis zu 2,5 Liter Bier beinhalten
  • In Südasien ist die Standardgröße 0,7 Liter.
  • In Australien dominieren die Größen 0,375 Liter und 0,8 Liter.

Stabilität

0,75-Liter-Glasflasche Estrella Damm Inedit

Erfahrungswerte für die Stabilität einer Neuflasche und deren Haltbarkeit während des Produktzyklus' können variieren.[1]

Umlaufzahl
Mehrwegbierflaschen erreichen Umlaufzahlen von durchschnittlich 40, bei niedriger Tansportentfernung sind auch bei manchen Brauereien Umlaufzahlen von bis zu 70 der Durchschnitt. Niedrigere Umlaufzahlen werden mit individualisierten Flaschen (Embossing des Brauereilogos auf der Flasche), höhere mit Standardflaschen erreicht. Ein weiterer Faktor, der die Umlaufzahl reduziert, ist die Rückführung von verschiedenen Flaschentypen im Leergut, weil nicht jede Brauerei alle Flaschentypen verwendet und manche Brauereien Flaschentypen, welche sie nicht im Sortiment haben, dann aussortieren.
Stabilitätskontrolle
Zuerst werden Flaschen in der Brauerei maschinell inspiziert (Empty Bottle Inspector, auch EBI). Kriterien für das Aussortieren sind (a) Beschädigungen der Mündung, (b) nicht reinigbare Verschmutzungen (z. B. Einbringen von sperrigen Fremdkörpern) und (c) der Zerkratzungsgrad (Scruffing; Kratzer, Schleifspuren und sonstigen Oberflächenfehler). Flaschen, die diese Sortierung passieren, aber aufgrund ihrer Abnutzung nicht mehr ausreichend druckbeständig sind, zerspringen oft beim Reinigen (85 °C mit Lauge) oder bei der Füllung (> 4,0 bar).
Druckbeständigkeit
Die Innendruckbeständigkeit einer gefüllten, mit Kronkorken verschlossenen Bierflasche bei etwa 18 °C (Raumtemperatur) liegt um zehn bis maximal 40 bar. Sie nimmt mit jedem Kratzer an und in der Flasche deutlich ab. Der Kronkorkenverschluss ist der gewollte Schwachpunkt. Er soll bei mehr als sechs bar Innendruck undicht werden und den Druck ablassen (abblasen in der Brauersprache). Dies ist eine Sicherheitsmaßnahme, um einem Platzen der Glasflasche vorzubeugen.
Flaschengeometrie
Die Form und Wanddicke der Bierflasche, sowie die Form des Flaschenbodens (konkave Wölbung nach innen) haben einen Einfluss auf die Stabilität der Flasche, was vor Allem beim Entwurf neuer Flaschentypen berücksichtigt werden muss.
Kälte
Die Stabilität einer gefüllten, verschlossen Bierflasche hängt ab vom Alkoholgehalt, dem CO2-Gehalt, dem Scruffing-Grad der Flasche, der Füllhöhe, der Kühlungsgeschwindigkeit und der Flaschengeometrie. Die Eisbildung (noch weitere Volumenzunahme des Wassers) wird zwar durch den gleichzeitig zunehmenden Druck in der Flasche verzögert, steigt aber bei weiterer Abnahme der Temperatur weiter an. Aus Sicherheitsgründen sollte eine normale verschlossene Bierflasche nicht unter 2,2 °C gekühlt werden. Selbst wenn das Bier nicht gefriert, besteht die Gefahr einer dauerhaften Trübung (Kältetrübung durch im Bier gelöste Proteine), die nicht schädlich ist, das Bier aber unansehnlich macht.
Hitze
Biere mit 5,4 g/l CO2 erreichen bei Normalbedingungen etwa einen Innendruck von 2,2 bar. Der Innendruck einer gefüllten, verschlossenen Bierflasche erhöht sich mit steigender Temperatur durch die damit verbundene Abnahme der Löslichkeit von CO2 in wässriger Lösung. Ebenso erhöht ein Schütteln den Innendruck und auch Biere mit höherem CO2-Gehalt haben einen erhöhten Innendruck. Bei 50 °C erreicht eine gefüllte, verschlossenen Bierflasche einen Innendruck von etwa 5 bis 6,5 bar, was die Gefahr des CO2-Verlustes durch das Abblasen des Kronkorkens birgt (Abblasverhalten: Kronenkorken Typ A bei acht bis elf bar; Kronenkorken Typ B bereits bei über fünf bar). Eine Gefahr des Platzens besteht nicht unmittelbar, kann aber auch nicht ausgeschlossen werden (s. o. Scruffing). Jede Bewegung einer derart heißen Flasche sorgt für ein rasantes Ansteigen des Innendruckes, welchen der abblasende Kronkorken unter Umständen nicht abfangen kann und die Flasche platzt. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass eine erhöhte Temperatur auch den Geschmack des Bieres verändert.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die hier erwähnten Daten wurden freundlicherweise von den Qualitätssicherungsabteilungen zweier großer deutscher Brauereien auf Anfrage mitgeteilt (Stand: Jan. 2008).

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