Bilsenkraut

Bilsenkraut
Bilsenkräuter
Schwarzes Bilsenkraut (Hyoscyamus niger)

Schwarzes Bilsenkraut (Hyoscyamus niger)

Systematik
Abteilung: Bedecktsamer (Magnoliophyta)
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Asternähnliche (Asteridae)
Ordnung: Nachtschattenartige (Solanales)
Familie: Nachtschattengewächse (Solanaceae)
Gattung: Bilsenkräuter
Wissenschaftlicher Name
Hyoscyamus
L.

Die Bilsenkräuter (Hyoscyamus) bilden eine Gattung krautiger Pflanzen aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae). Der Gattung gehören etwa 23 Arten an. Einige Arten, wie das schwarze Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) oder Hyoscyamus muticus werden aufgrund der enthaltenen Alkaloide seit langer Zeit sowohl als Medizin als auch als Rauschmittel verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Bilsenkräuter sind einjährige, zweijährige oder mehrjährige krautige, aufsteigende oder niederliegende Pflanzen mit einer Höhe von (3) 10 bis 80 (150) cm. Meist sind sie flaumartig oder drüsig mit ein- oder mehrzelligen Trichomen behaart, aber es existieren auch unbehaarte Vertreter.

Die eiförmig-langgestreckten, elliptischen oder eiförmig-rhombischen Laubblätter sind (0,8) 2 bis 20 (30) cm lang, gezähnt oder gelappt, selten auch zerschlitzt. Gelegentlich bilden sie eine Rosette, für gewöhnlich sind die oberen Blätter stängelständig, aufsitzend, manchmal stängelumfassend, während die unteren oder teilweise auch alle Blätter an 1,2 bis 5,0 cm langen Blattstielen stehen.

Die Wurzeln können rhizombildend, rübenförmig, holzig oder fleischig sein.

Blütenstände und Blüten

Die Blüten sind aufsitzend oder stehen an kurzen, 5 bis 10  mm langen Blütenstielen, als Ausnahme treten auch bis zu 50 mm lange Blütenstiele auf. Die unteren Blüten stehen einzeln in den Blattachseln, die oberen Blüten bilden einen dichten, belaubten, traubigen oder ährenförmigen, zymösen Blütenstand.

Der Kelch der fünfzähligen Blüten ist (6) 10 bis 16 (28) mm lang, röhrig-glockenförmig, urnenförmig, verkehrt kegelförmig oder selten becherförmig, der Rand ist gezähnt oder gelappt. Die Kronröhre der zygomorphen Krone ist genauso lang oder bis zu 2,5 mal länger als der Kelch, die Krone ist 8 bis 15, selten bis 20 mm lang oder aber in Ausnahmefällen bis zu 45, noch seltener bis 50 mm lang. Die Farbe ist goldgelb, gelblich weiß, dreckig violett oder weißlich, zum Teil durch ein dunkles Netz der Nervatur durchzogen. Die Kronlappen sind ungleichmäßig groß, kurz und abgerundet.

Die Fortpflanzungsorgane der Blüte sind hervorstehend oder knapp hervorstehend, die Staubfäden ungleichmäßig, die unter Hälfte ist behaart, normalerweise in der Mitte oder leicht über der Mitte der Kronröhre mit dieser verwachsen. Die 2,9 bis 3,8 mm langen Staubbeutel sind dorsal (rückseitig) fixiert und deutlich kürzer als die Staubfäden. Die mittelgroßen (37 bis 42 µm) oder großen (67,5 bis 73,5 µm) großen Pollenkörner sind fast kugelförmig, dreifaltig und besitzen ein gerilltes Exine (Pollenkornwand). Die Nektarien sind nicht oder nur kryptisch vorhanden, der Griffel ist fadenförmig, kahl oder fein behaart, die Narbe ist kopfförmig, feucht und papillös.

Früchte und Samen

Die Frucht ist eine Pyxidium genannte Sonderform der Kapselfrüchte, die länglich geformt, (5) 9 bis 15 mm lang und vollständig vom sich vergrößernden, dann urnenförmig bis umgekehrt kegelförmigen und (1) 2 bis 4 cm großen Kelch umschlossen ist. In Ausnahmefällen sind die Kelchlappen zurückgebogen, so dass die Frucht nicht unbedingt vollständig vom Kelch umschlossen sind. Der Kapseldeckel ist zugespitzt, stark konvex, konvex oder flach, die Kapsel enthält zwischen 200 und 500 Samen. Diese sind im Normalfall (0,8) 1,1 bis 1,5 (1,8) mm lang, nur die Art Hyoscyamus turcomanicus hat größere Samen von 2,4 bis 2,9 mm.

Sonstige Merkmale

Bisher wurden mindestens sieben der 23 bekannten Arten hinsichtlich ihres Karyotyps untersucht, wobei eine Chromosomenzahl von x = 14 oder x = 17 festgestellt wurde.

Einige Arten der Gattung enthalten die Alkaloide Hyoscyamin und Scopolamin. In der Art Schwarzes Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) wurden zudem zwei Arten der Withanolide gefunden.

Vorkommen und Habitat

Arten der Bilsenkräuter kommen ursprünglich in Europa, in Nordafrika bis China und Indien, auf den Kanarischen Inseln und auf Madeira vor. Als eingeschleppte Pflanze kommen einige Arten im Norden der USA und in Kanada, sowie in Australien vor. Oftmals sind die Pflanzen auf Müllhalden und an Straßen zu finden, im Atlas-Gebirge in Höhen bis zu 2000 m, im Himalaya auch in bis zu 3000 m Höhe.

Systematik

Innerhalb der Gattung werden etwa 23 Arten unterschieden, die je nach Autor in unterschiedliche Untergattungen, Sektionen, Untersektionen oder Serien eingeteilt werden. Die hier dargestellte Systematik folgt [1]:

Untergattung Hyoscyamus
  • Sektion Hyoscyamus
  • Untersektion Hyoscyamus
  • Hyoscyamus reticulatus
  • Hyoscyamus pojarkovae
  • Hyoscyamus kurdicus
  • Hyoscyamus leucanthera
  • Hyoscyamus afghanicus
  • Hyoscyamus multicaulis
  • Hyoscyamus squarrosus
  • Hyoscyamus kotschyanus
  • Hyoscyamus arachnoideus
  • Hyoscyamus turcomanicus
  • Schwarzes Bilsenkraut (Hyoscyamus niger)
  • Untersektion Pusilli
  • Hyoscyamus pusillus
  • Untersektion Adictyi
  • Sektion Chamaehyoscyamus
  • Hyoscyamus aureus
  • Hyoscyamus senecionis
  • Sektion Pumilio
  • Hyoscyamus leptocalyx
  • Hyoscyamus longepedunculatus
Untergattung Dendrotrichon
  • Hyoscyamus orthocarpus
  • Hyoscyamus muticus
  • Hyoscyamus boveanus
  • Hyoscyamus falezlez
  • Hyoscyamus nutans
  • Hyoscyamus rosularis
  • Hyoscyamus tenuicaulis
  • Hyoscyamus insanus

Quellen

Einzelnachweise

  1. Eva Schönbeck-Temesy: Solanaceae. In: Karl Heinz Rechinger (Hrsg.): Flora Iranica − Flora des Iranischen Hochlandes und der umrahmenden Gebirge, Nummer 100, Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz, Dezember 1972. ISBN 3-201-00728-5.

Literatur

  • Armando T. Hunziker: The Genera of Solanaceae. A.R.G. Gantner Verlag K.G., Ruggell, Liechtenstein 2001, ISBN 3-904144-77-4.

Weblinks


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