Bistum Minden

Bistum Minden
Wappen des Bistums Minden

Das Bistum Minden war ein römisch-katholisches Bistum in Norddeutschland. Bischofssitz war der Mindener Dom im heute nordrhein-westfälischen Minden an der Weser. Das Bistum wurde um 800 ausgerufen und ging de facto in der Reformation Mitte des 16. Jahrhunderts unter. Als weltliches Herrschaftsgebiet der Mindener Bischöfe bestand daneben das Hochstift Minden.

Inhaltsverzeichnis

Gebiet

Das Gebiet des Bistums reichte von der Hunte im Westen bis in die Lüneburger Heide im Nordosten und umfasste damit weite Teile des historischen Engern. Das Bistum unterstand der Kirchenprovinz Köln. Minden selbst war eine der größten Städte im Bistum, lag jedoch in einer südlichen Randlage des Bistums.

Geschichte

Das Bistum wurde um 800 von Karl dem Großen im Zuge der Christianisierung und kirchlichen Organisation der Sachsen gegründet. In der Folge der ottonischen Reichsreform erhielt der Mindener Stuhl wie andere Bischofssitze reichsfürstliche Rechte und wurde mit großen Ländereien belehnt. Aus diesen entwickelte sich das Hochstift Minden (oder auch Fürstbistum Minden), das fortan der weltliche Herrschaftsbereich der Mindener Bischöfe war. Das Hochstift war deutlich kleiner als das Bistum und erstreckte sich etwa auf das Gebiet des heutigen Kreises Minden-Lübbecke. Die Itinerare der Mindener Bischöfe im 11. Jahrhundert spiegeln ihre lebhafte politische Reisetätigkeit wieder.[1].

Dietrich III. war 1353 bis 1361 Bischof von Minden und darüber hinaus vertrauter Ratgeber Kaiser Karls IV., der am 16. bis 18. November 1377 auch Minden besuchte.[2]

In der Reformation gingen die Mindener Bischöfe zur lutherischen Lehre über. Die katholische Diözese Minden muss um 1550 als untergegangen gelten. Von 1545 bis 1625 standen an der Spitze des Bistums und des Fürstbistums protestantische Administratoren, die in Minden weiter als Fürstbischöfe fungierten. Erst 1631 wurde in Minden mit Franz Wilhelm von Wartenberg wieder ein katholischer Landesherr und Bischof eingesetzt, der allerdings 1648 als Bischof abgesetzt wurde, denn im Westfälischen Frieden von 1648 hörte das Bistum de facto auf zu bestehen.

Der Bischofsstuhl bleib zwar wie das Domkapitel zunächst erhalten und das Bistum nur vorläufig aufgelöst, restituiert wurde es im folgenden jedoch nie wieder. Das bis dahin bestehende Hochstift wurde 1648 endgültig säkularisiert und fiel unter der Bezeichnung Fürstentum Minden an Brandenburg-Preußen. Im 17. Jahrhundert wurde die katholische Jurisdiktion für Norddeutschland neu geordnet. Die Gebiete der ehemaligen Diözese Minden wurden wie die der Bistümer Bremen, Verden, Ratzeburg, Schwerin, Magdeburg, Halberstadt unter anderem dem Apostolischen Vikariat des Nordens unterstellt. Das Domkapitel in Minden wurde erst 1810 in napoleonischer Zeit, sieben Jahre nach dem Reichsdeputationshauptschluss, aufgelöst. [3]

Nach dem Ende der alten Reichskirche in den napoleonischen Wirren wurde in den 1820er Jahren durch päpstliche Zirkumskriptionsbullen, z.B. De salute animarum für Preußen und Impensa Romanorum Pontificum für Hannover, eine neue Diözesangliederung in Anlehnung an die neuen politischen Grenzen geschaffen. Dabei kam das Gebiet der alten Diözese Minden westlich der Weser zum Bistum Osnabrück, östlich der Weser zum Bistum Hildesheim. Das Gebiet um die Bischofsstadt, das zur preußischen Provinz Westfalen gehörte, wurde dem Erzbistum Paderborn zugeschlagen. 1821 hob damit Papst Pius VII. das Bistum endgültig auf. Der Dom war ab diesem Zeitpunkt nurmehr einfach Pfarrkirche. Bis heute gehört das Gebiet um Minden zum Erzbistum Paderborn.

Wappen

Das Wappen des Hochstiftes und des Bistums zeigte die gekreuzten und ihre Barte abwendenden Schlüssel des Heiligen Petrus auf rotem Grund. Petrus war Patron des Bistums und des Mindener Domes. Das Wappen blieb nach 1648 Wappen des Fürstentums Minden und gelangte so in das große preußische Wappen. Bis heute ist es im Wappen vieler Kommunen der Region vertreten, z. B. im Wappen der Stadt Minden. Auch die mittlerweile aufgelösten Kreise Minden und Lübbecke führten die Schlüssel im Wappen. Auch das Wappen des Nachfolgekreises Minden-Lübbecke greift dieses alte Symbol wieder auf.

Einzelnachweise

  1. Wilfried Möller: Itinerare Mindener Bischöfe des 11. Jahrhunderts (1002-1080). Mitteilungen des Mindener Geschichtsvereins, Jahrgang 54 (1982), S. 103-112.
  2. Hans Nordsiek: Kaiser Karl IV. und das Bistum Minden. Mitteilungen des Mindener Geschichtsvereins, Jahrgang 50 (1978), S. 71-102.
  3. Hans Nordsiek,Vom Fürstbistum Minden zum Kreis Minden-Lübbecke, Minden 1977

Siehe auch

Literatur

  • Horst Müller-Asshoff: Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser im Bereich des vormaligen Bistums Minden von 871 bis 961. Mitteilungen des Mindener Geschichtsvereins, Jahrgang 50 (1978), S. 7-43.
  • Hans Nordsiek: Vom Fürstbistum zum Fürstentum Minden. Verfassungsrechtliche, politische und konfessionelle Veränderungen von 1550 bis 1650. In: Westfälische Zeitschrift. Bd. 140, 1990, S. 253–273.

Weblinks

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