Blausäurevergiftung

Blausäurevergiftung
Klassifikation nach ICD-10
T57.3 Toxische Wirkung sonstiger und nicht näher bezeichneter Substanzen: Blausäure
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Eine Blausäurevergiftung ist eine Vergiftung mit Cyanwasserstoff. Dieser bildet zum Eisen der Zytochromoxidase des Mitochondriums eine Bindung, dass dieses blockiert wird. Damit hört die Zellatmung auf, was letztlich zu einer sogenannten „inneren Erstickung“ führt. Vergiftungen sind durch Einatmen, eine Aufnahme über den Mund oder Hautkontakt möglich.

Blausäure (Syn. Cyanwasserstoff) hat einen unangenehmen Geruch nach Bittermandeln und verdunstet bei Raumtemperatur schnell, sodass eine Vergiftung auch durch Einatmen (inhalativ) erfolgen kann. Schon 1–2 mg Blausäure pro kg Körpergewicht wirken tödlich. Eine Resorption über die Haut ist möglich, sie wird durch körperliche Arbeit (welche mit Schweiß verbunden ist) begünstigt, da Blausäure eine hohe Wasserlöslichkeit besitzt.

Die primäre Giftwirkung besteht in der Blockade der Sauerstoff-Bindungsstelle durch eine irreversible Bindung des Cyanids an das zentrale Eisen(III)-Ion des Häm a3 Kofaktors in der Cytochrom c Oxidase der Atmungskette in den Mitochondrien der Zelle. Durch die Inaktivierung dieses Enzyms kommt die Zellatmung zum Erliegen, die Zelle kann den Sauerstoff nicht mehr zur Energiegewinnung verwerten und es kommt damit zur sog. „inneren Erstickung“.

Die Bindung des Cyanids an Eisen(II)-Ionen ist vergleichsweise gering. Die Inaktivierung des Hämoglobins durch Komplexierung des Eisen(II)-Ions spielt daher bei Vergiftungen eine untergeordnete Rolle.

Da der Sauerstoff von den Zellen nicht verwertet werden kann und das venöse Blut damit sauerstoffreich bleibt, kommt es in der Regel trotz ausgeprägter Atemnot nicht zu einer Zyanose. Dies sowie der typische Geruch nach Bittermandeln sollte die Diagnose ermöglichen. Aus gleichem Grund finden sich nach dem Tod durch Blausäure bei dem Toten Leichenflecke (Livores), die ähnlich denen bei Vergiftung durch Kohlenstoffmonoxid leuchtend rot sind.

Bei einer Vergiftung mit sehr hohen Konzentrationen kommt es in Sekunden zur Hyperventilation, Atemstillstand, Bewusstlosigkeit und innerhalb von wenigen Minuten zum Herzstillstand. Eine hellrote Färbung der Haut bleibt in diesen Fällen oft aus.

Vergiftungssymptome

Symptome für eine Vergiftung sind unter anderem:

30 bis 40 % der Menschen können den typischen Bittermandelgeruch von Blausäure genetisch bedingt nicht wahrnehmen.[1][2] Es müssen daher besondere Sicherheitsmaßnahmen beim Umgang mit Blausäure getroffen werden.

Einzelnachweise

  1. Chemie im Alltag: Tödlicher Giftanschlag auf BASF Mitarbeiter, 2006
  2. Universität Freiburg: Einführungskurs zu den Grundpraktika in Anorganischer und Analytischer Chemie, Vorlesungsscript Wintersemester 2006/2007

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