Blutbad von Vassy

Blutbad von Vassy

Blutbad von Wassy (auch: Blutbad von Vassy) bezeichnet die Ermordung einer größeren Anzahl von französischen Protestanten (Hugenotten genannt) im nordostfranzösischen Ort Wassy am 1. März 1562. Daraufhin brachen die Hugenottenkriege (1562 bis 1598) aus, die mit ihren Folgewirkungen Frankreich für 100 Jahre schwächten.

Inhaltsverzeichnis

Politischer Hintergrund

Königin Katharina von Medici übernahm Ende 1560 die Regentschaft für den minderjährigen Karl IX.. Sie wollte der politischen Macht der Guise Einhalt gebieten, die unter dem ältesten Sohn Franz II. die französische Politik dominierten. Deshalb machte sie, obwohl selbst katholisch, den Hugenotten im Edikt von St. Germain Zugeständnisse: Zuvor waren sie immer verfolgt worden; nun war es ihnen unter anderem erlaubt, Gottesdienste außerhalb der Städte abzuhalten. Die Versammlung von Wassy allerdings war schon wegen ihrer Größenordnung eine gezielte politische Provokation.

Juristischer Hintergrund

Eine Versammlung von solcher Größenordnung war ungesetzlich und musste aus Sicherheitsgründen von Truppen überwacht werden. Damit beauftragt war der Herzog Franz von Guise, der der verdienstvollste französische Feldherr der damaligen Zeit war. Durch sein Zutun zur Eskalation der Situation bei Wassy, die er entweder provozierte oder aber zuließ, handelte er gezielt gegen die Intentionen der Regentin Katharina von Medici.

Ablauf der Ereignisse

Der Herzog von Guise traf auf der Durchreise (lt. Aussagen von katholischen Kreisen auf der Rückreise von einem Besuch bei seiner Mutter in Joinville, allerdings in Begleitung von zahlreichen Bewaffneten) in Wassy ein, als in einer Scheune ein illegaler Gottesdienst der Hugenotten mit ca. 600 Teilnehmern abgehalten wurde. Über die weiteren Ereignisse gibt es je nach Standpunkt widersprüchliche Angaben:

Die Hugenotten beschreiben ein massives Einschreiten der katholischen Truppen gegen ihren Gottesdienst, das nach ersten Wortwechseln im Feuer und in Attacken auf die Unbewaffneten endete.

Die Katholiken wiederum behaupten, dass sie in der nahegelegenen Kirche die Messe hören wollten und die Hugenotten unbehelligt blieben. Plötzlich sei die Messe durch Rufe von draußen gestört worden. Auch Bitten der Katholiken habe radikale Hugenotten nicht davon abgehalten, auf dem Vorplatz weiter zu protestieren. Ein Wort gab das andere, es kam zu ersten Rangeleien und sogar Steinwürfen, schließlich zu den Schüssen, die eher in Selbstverteidigung abgefeuert worden seien.

Beide Seiten nutzten dieses Ereignis weidlich propagandistisch aus, um die Intoleranz der Gegenseite möglichst ausgiebig darzustellen. Plausibel könnte aber durchaus sein, dass, egal ob in der Scheune oder vor der Kirche, verbale Streitigkeiten zwischen den verfeindeten Parteien zu einer Eskalation geführt haben, die durch die verbohrten Ansichten beider Seiten auch nicht mehr gestoppt werden konnte und vermutlich auch irgendwann nicht mehr gestoppt werden sollte.

Folgen

Die Folgen jenes Blutbad von Wassy genannten Ereignisses waren der endgültige Verlust aller staatlichen Ämter der Guise. Jean Calvin mahnte in Genf die Hugenotten, weitere Provokationen des französischen Staates zu vermeiden. Dennoch führten die Katholiken die ersten drei Hugenottenkriege 1562/63, 1567/68 und 1568 bis 1570 nicht sehr energisch und so erhielten die Hugenotten 1563, 1568 und 1570 relativ günstige Friedensbedingungen.

Herzog Franz II. von Guise wurde 1563 von einem Hugenotten aus dem Gefolge von Admiral Coligny ermordet.

Der daraufhin ausgeübte Racheanschlag auf Admiral Coligny 1572 artete zur Bartholomäusnacht aus. Weiterhin gründeten die Hugenotten 1562 mit Unterstützung des französischen Staates in Florida und Rio de Janeiro Kolonien, die 1565 von den Spaniern bzw. Portugiesen zerstört wurden.


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