Boizenburg

Boizenburg
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Boizenburg/Elbe
Boizenburg/Elbe
Deutschlandkarte, Position der Stadt Boizenburg/Elbe hervorgehoben
53.36666666666710.71666666666715Koordinaten: 53° 22′ N, 10° 43′ O
Basisdaten
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Landkreis: Ludwigslust
Höhe: 15 m ü. NN
Fläche: 47,26 km²
Einwohner: 10.715 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 227 Einwohner je km²
Postleitzahl: 19258
Vorwahl: 038847
Kfz-Kennzeichen: LWL
Gemeindeschlüssel: 13 0 54 013
Adresse der Stadtverwaltung: Kirchplatz 1
19258 Boizenburg/Elbe
Webpräsenz:
Bürgermeister: Harald Jäschke (parteilos)
Lage der Stadt Boizenburg/Elbe im Landkreis Ludwigslust
Karte

Boizenburg/Elbe ist eine Stadt im Landkreis Ludwigslust in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland). Die Stadt ist außerdem Verwaltungssitz des Amtes Boizenburg-Land, dem elf Gemeinden angehören, selbst aber amtsfrei.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Boizenburg an der Elbe ist die westlichste Stadt in Mecklenburg-Vorpommern. Sie liegt am rechtselbischen Ufer an der Grenze zu Niedersachsen und im Naturpark Mecklenburgisches Elbetal. Zudem fließt die Boize durchs Stadtgebiet.

Ortsteile

  • Bahlen
  • Bahlendorf
  • Gehrum
  • Gothmann
  • Heide
  • Metlitz
  • Schwartow
  • Streitheide
  • Vier

Geschichte

Name

Der deutsche Name Boyceneburg wurde für die Burg 1158 erstmalig urkundlich erwähnt und wandelte sich dann in Boiceneburg (1171) und Boizeneburg (1195). Der alt- oder mittelniederdeutsche Name für Ort und Fluss (Boize) könnte von bóke, also Buche oder Buchenwald, abgeleitet worden sein [1].

Mittelalter

An der Verbindungsstraße von Lübeck nach Lüneburg stand eine slawische Grenzburg mit Burgwall. Adam von Bremen registrierte sie um 1075 unter dem Namen Mescenreiza'.An Stelle der slawischen Burg entstand im 12. Jahrhundert eine deutsche Burg. Neben der Burg entstand planmäßig in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts ein Ort, der 1267 das Lübecker Stadtrecht erhielt. Die Kirche wird bereits 1230 im Ratzeburger Zehntregister erwähnt, welches die damals zum Bistum Ratzeburg gehörenden Ortschaften geordnet nach Kirchspielen auflistet. Die Stadt gehörte ab 1227 zunächst zur Grafschaft Schwerin und ab 1358 zum Herzogtum Mecklenburg. 1541 wurde die Reformation eingeführt.

16. bis 19. Jahrhundert

Ehemaliges Postamt

1709 fielen einem Stadtbrand das Rathaus, ein Großteil der mittelalterlichen Kirche und über 160 andere Häuser zum Opfer. Die Kirche wurde 1709 auf den geringen Resten im barockem Stil wieder aufgebaut und auch das Rathaus wurde 1712 als barockes Fachwerkhaus neu errichtet. Nach und nach entstanden zumeist im 18. Jahrhundert die Wohnhäuser als Fachwerkhäuser und später als klassizistische Putzbauten. 1793 wurde bereits die Lemmsche Bootswerft gegründete und ab 1852 zu einem Industriebetrieb ausgebaut, die Holz- und Stahlschiffe baute.

Nachdem 1826 bereits die Hamburg-Berliner Chaussee, die heutige Bundesstraße 5, eröffnet wurde, zog die Eisenbahn 1846 mit der Inbetriebnahme des gleichen Streckenabschnittes nach. Daran angeschlossen wurde 1890 die Stadt- und Hafenbahn.

Neuere Geschichte

Katholische Heilig-Kreuz-Kirche in Boizenburg

Im Zweiten Weltkrieg wurden in der Werft Thomsen & Co. insgesamt mehrere hundert sowjetische, polnische, französische, niederländische und belgische Zwangsarbeiter eingesetzt. Sie lebten unter unmenschlichen Bedingungen in einem Ostarbeiterlager auf dem Elbberg. Von 1944 bis 1945 wurde danach an gleicher Stelle das Außenlager KZ Boizenburg („KZ Vier“) des KZ Neuengamme errichtet, in dem etwa 450 Frauen (meist ungarische Jüdinnen) interniert waren. Die SS trieb die Lagerinsassen am 28. April 1945 in Richtung Wöbbelin, doch sie wurden bereits in Groß Laasch von US-Truppen befreit.

Nach der deutschen Teilung wurde Boizenburg eine isolierte Grenzstadt. 1952 mussten in der Aktion Ungeziefer viele Bewohner den Ort zwangsweise verlassen. Die Verbliebenen unterlagen starken und mit dem Mauerbau 1961 weiter verschärften Kontrollen durch die DDR-Behörden. Tourismus konnte sich deshalb nicht entwickeln. Boizenburg lag bis in die 1970er Jahre im direkten Sperrgebiet entlang des Verlaufs der innerdeutschen Grenze. Der Kontrollpunkt lag zwischen Zahrensdorf und Neu Gülze und wird heute als Einfamilienhaus genutzt. Zum Einreisen in die Fünf-Kilometer-Sperrzone war ein Passierschein notwendig. Mit Ausbau der Grenzsicherungsanlagen wurde die Kontrollstelle für das Grenzgebiet weiter in Grenznähe verlegt. Grund dafür war, wie auch in Dömitz oder Lenzen (Elbe) die schwierige Kontrollsituation von Städten, die für das Umland zentrale infrastrukturelle Funktion hatten. Spötter meinten, dass dadurch die DDR das „Zaungeld“ (einen Gehaltszuschlag für Bewohner des Sperrgebietes) für die Einwohner von Boizenburg einsparen würde.

Reste des letzten Kontrollpunktes sind bis heute erhalten, dort hat sich nach der Wende ein Imbiss mit dem Namen „Checkpoint Harry“ niedergelassen. Die Reise nach Boizenburg wurde aber dennoch streng kontrolliert, vor allem bei Bahnreisenden. Wer in Richtung Boizenburg fuhr, wurde durch die Transportpolizei (Trapo) nach seinem Reiseziel gefragt. So waren Hafen- und Grenzbesichtigungen nicht gestattet. Ein Antrag für Besuche von Verwandten und Bekannten war nach dem veränderten Sperrgebietsverlauf um Boizenburg nicht mehr notwendig.

Die Elbewerft begann 1973 mit der Produktion von Binnenfahrgastschiffen für die Sowjetunion. 1997 schloss sie aufgrund einer Insolvenz ihre Pforten. Die Stadt- und Hafenbahn wurde 1980 durch Busse und LKWs abgelöst.

Von 1960 bis 1985 entstanden die großen Wohngebiete Ziegelberg und Schwartower Steig mit 579 bzw. 618 Wohnungen in Plattenbauweise.

Nach der politischen Wende wurde ab 1991 der historische Stadtkern mit dem Rathaus und den Wallanlagen unter anderem im Rahmen der Städtebauförderung gründlich saniert.

Politik

Wappen

Das Wappen wurde am 10. April 1858 von Friedrich Franz II., Großherzog von Mecklenburg-Schwerin festgelegt und unter der Nr. 36 der Wappenrolle von Mecklenburg-Vorpommern registriert.

Blasonierung: „In Blau eine goldene Burg mit gezinnter Mauer und geöffneten Torflügeln; darüber ein Turm mit drei Fenstern und Kuppeldach, flankiert von Seitenflügeln mit je vier Fenstern und gegipfeltem Dach, beide Dächer mit einem Knopf besteckt.“

Das Wappen wurde 1995 von dem Schweriner Heraldiker Heinz Kippnick neu gezeichnet.

Flagge

Die Flagge der Stadt Boizenburg/Elbe ist gleichmäßig längsgestreift von Gold (Gelb) und Blau; in der Mitte liegt, auf jeweils zwei Drittel der Höhe des goldenen (gelben) und des blauen Streifens übergreifend, das Stadtwappen. Die Länge des Flaggentuches verhält sich zur Höhe wie 5:3.

Partnerstädte und Partnerschaften

Partnerstädte

Partnerschaften

  • 3. Kompanie des Panzergrenadierbataillons 401 in Hagenow

Sehenswürdigkeiten

Boize als Graben um die Boizenburger Innenstadt

Elbe, Innenstadt, Naturpark Mecklenburgisches Elbetal, Hafen, Wallanlagen, Stadtpark, Erstes Deutsches Fliesenmuseum, Heimatmuseum

Innenstadt

Die gesamte Innenstadt ist von einer ringförmigen mittelalterlichen Wallanlage umgeben. Der „Wall“ ist auf ganzer Länge mit Linden aus dem späten 19. Jahrhundert bestanden und beidseitig von Gräben umschlossen. Die vielen kleinen Fachwerkhäuser, die unmittelbar an den inneren der beiden Gräben grenzen und das gesamte Stadtbild maßgeblich prägen, sind über 45 Brücken mit dem Mittelwall verbunden, was der Elbestadt auch den Namen „Klein Venedig des Nordens“ einbrachte. Besonders reizvoll ist auch der sogenannte „Wallpavillion“, ein kleiner sechseckiger Bau, der, von einem Morgenstern bekrönt, unmittelbar über den Wassern des Wallgrabens steht und ebenfalls über eine Brücke mit dem Wall verbunden ist. Die Lindenallee des Kurzen Walls soll seit 1789 bestehen.

Nach dem Stadtbrand von 1709 wurde die Stadt, auch im Sinne des Brandschutzes, mit schachbrettartigem Grundriss wieder aufgebaut. Zu dieser Zeit erhielt die Stadt ihre barocke Prägung. Einige Fachwerkhäuser wie Wallstraße 32, Klingenbergstraße 39, Große Wallstraße 19 (Sparkasse) (18. Jh), Reichenstraße 1, 15 und 17, Königsstraße 24, Fiefhusen 6 bis 8 und im Bollenberg sind bemerkenswert und gut saniert.

Das Rathaus in Boizenburg, Foto von 1992
Rathaus (2008)

Rathaus

Ein bedeutendes Beispiel barocker Fachwerksbaukunst ist das freistehende Boizenburger Rathaus auf dem Marktplatz aus dem Jahr 1711. Es ist ein zweistöckiger Fachwerkbau mit Laubengang, getragen von hölzernen Stützen, und dem abgewalmten Mansarddach mit einem Laternentürmchen.

St.-Marien-Kirche

St. Marien-Kirche

Die dreischiffige evangelische St.-Marien-Kirche liegt am Markt. Die Ursprünge ihres Baus sind romanisch, es gibt aber zum großen Teil auch gotische Bauelemente. Nach dem Stadtbrand von 1709 wurden Veränderung des Baus im Stil der Barockzeit vorgenommen. Die Pfarrkirche erhielt einen neuen Turm. Eine Besonderheit ist die Turmhaube: Aus dem quadratischen Grundriss des Turms formt sich eine achtseitige Laterne, von der aus man eine gute Aussicht über die Stadt und die Elbtalaue hat. Es gibt neugotische Anbauten von 1860 bis 1865 sowie einen gläsernen Einbau innerhalb der vormaligen Apsis, der aus den 1980er Jahren stammt.

Die Innenausstattung des Gotteshauses ist neogotisch, so auch die romantische Orgel des Schweriner Hoforgelbauers Friese von 1892. Erhalten sind der barocke Altar und die Kanzel, die nach dem Stadtbrand des 18. Jahrhunderts von einer Hamburger Kirche gestiftet wurden.

Stadthafen Boizenburg

Unmittelbar am westlichen Rand der Altstadt liegt der neu gestaltete (Planung von Schweitzer, Berlin) Hafen mit Liegeplätzen für Sport- und Segelboote. Die Nähe zur Elbe, Sude und Boize verschafft ihm nicht nur im Mittelalter eine attraktive Lage. Das alte Werftgelände wird dabei neuen Nutzungen zugeführt. Die Verbindung zur nahen Altstadt ist noch nicht optimal ausgebaut. Attraktiv ist angrenzend „De lütte Marsch“, eine unverbaute Niederung.

Geschichtsdenkmale

  • Denkmal für die Gefallenen von 1870/71
  • Denkmal für die Gefallenen von 1914/18
  • Denkmal aus dem Jahre 1969 von G. Zecher auf der Elbbergkuppe zur Erinnerung an die Opfer des Außenlagers des KZ Neuengamme
  • Ehrenmal von 1948 auf dem Hauptfriedhof für die Opfer des Faschismus
  • Gedenkstein von Anfang der 1960er Jahre auf dem Hauptfriedhof für 24 Opfer von Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit

Wirtschaft

Fliesenwerk, Süßwarenproduktion, CD/DVD-Produktion, Printmaschinenbau, Schlauchproduktion, Folienherstellung, Fleischverarbeitung

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ernst Eichler/Werner Mühlmer: Die Namen der Städte in Mecklenburg-Vorpommern, Ingo Koch Verlag, Rostock, 2002, ISBN 3-935319-23-1

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