Boney M

Boney M
Bobby Farrell, 2006

Boney M. ist eine von Frank Farian produzierte, global besetzte Disco-Formation, die vor allem in den 1970er Jahren international Erfolge hatte. Der Gruppenname geht auf die Hauptfigur einer australischen Krimiserie jener Zeit zurück[1].

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Beginn einer Weltkarriere

Die erste Boney-M.-Single Baby, Do You Wanna Bump, auf deren Cover noch kein Foto der erst später für die Vermarktung zusammengestellten Gruppe zu sehen war, erreichte die Top 10 in den Niederlanden. Nach einem ersten Auftritt in der Fernsehsendung Musikladen folgte der Durchbruch quasi über Nacht. Die Mitglieder des Quartetts waren neben dem Tänzer Bobby Farrell die drei karibischen Sängerinnen Marcia Barrett, Liz Mitchell und Maizie Williams.

Die Single Daddy Cool war 1976 die meistverkaufte Single in Deutschland und stand 12 Wochen an der Spitze der Charts. Boney M. hatten von 1976 bis 1979 insgesamt acht Nummer-1-Hits in Deutschland. Mit dem 1978 erschienenen Album Nightflight to Venus, welches auch die einzige LP von Boney M. mit Notierung in den US-Charts war, gelang die allmähliche Abkehr vom traditionellen Disco-Sound hin zu schlagerartigem, sehr eingängigem Pop. Der Titel Rivers of Babylon aus diesem Album war ihr insgesamt größter Hit und stand vier Monate auf Platz eins der deutschen Hitliste.

Einige Liedtexte von Frank Farian und seinen Mittextern (u. a. Drafi Deutscher) haben, zumindest verglichen mit den meisten Titeln im Bereich der Pop und Discomusik, einen gewissen historischen oder politischen Hintergrund. So handelt Belfast vom Nordirlandkonflikt und davon, welche Wirkung der Bürgerkrieg auf die Kinder dieser Stadt hat; das Melodians-Cover Rivers of Babylon ist die Vertonung einer Bibelstelle (Psalm_137) und ebenso wie Plantation Boy die Auseinandersetzung mit der Sklaverei und Unterdrückung der Schwarzen. We Kill the World (1981 ein Nummer-1-Hit in Südafrika), nimmt sich des wachsenden Umweltbewusstseins an. Die titelgebenden Figuren der Hits Ma Baker, El Lute und Rasputin greifen die Geschichte und die Legenden um die historischen Figuren Kate „Ma“ Barker, Eleuterio Sánchez Rodríguez und Grigori Jefimowitsch Rasputin auf.

Skandale und Kontroversen

Für Aufregung sorgte das Coverfoto des Albums Love for Sale, auf dem die Mitglieder von Boney M. nackt posieren. Bobby Farrell ist mit nichts anderem bekleidet als einer Halskette mit Tigerkralle und einem aus silbernen Pailletten bestehenden G-String. Die drei Sängerinnen liegen ihm nackt zu Füßen und sind mit riesigen Gliederketten gefesselt. Schon das Cover des Vorgänger-Albums Take the Heat off Me war für die damalige Zeit sehr gewagt. Farrell betrachtet aus dem Hintergrund die mit heller Spitzenunterwäsche bekleideten und auf dem Boden liegenden Sängerinnen, die sich – mehr oder weniger von Trockeneisnebel umhüllt – innig aneinanderschmiegen und es dem Betrachter überlassen, wie er das Bild im Zusammenhang mit dem Titel des Albums interpretieren möchte. Die Fotos entstanden im Studio des Fotografen Didi Zill.

Anders als bei dem Skandal um die ebenfalls von Farian produzierte Gruppe Milli Vanilli, Ende der 1980er Jahre, wurde bei Boney M. nie ein großes Geheimnis daraus gemacht, wessen Stimmen wirklich auf den Platten zu hören waren. Vortänzer Bobby Farrell durfte auf der Bühne nur die Lippen zu Farians Stimme bewegen. Lediglich Leadsängerin Liz Mitchell und Marcia Barrett waren tatsächlich bei den Gesangsaufnahmen im Studio in Offenbach-Bieber anwesend.

Das vorläufige Abebben des Erfolgs

Mit dem Verebben der Disco-Welle wurde es ab 1982 auch stiller um Boney M. Die zunehmende Unzufriedenheit Farrells mit seiner Rolle als Nicht-Sänger führte zu seinem Ausscheiden aus der Gruppe. Er wurde durch den Londoner Sänger Reggie Tsiboe ersetzt, der dann auch singen durfte. Mit Going Back West 1982 und Jambo 1983 erreichten Boney M. gerade noch Top-50-Platzierungen, schafften es aber in die Top 10 der Republik Südafrika und mit beiden Singles auf Platz 11 in der Schweiz.

Im Frühjahr 1984 hatten Boney M. mit dem Album Ten Thousand Lightyears noch die thematische Rückkehr ins Weltall und konzeptionelle Anknüpfung an den Erfolg des Albums Nightflight to Venus versucht. Neben dem Titelsong, Future World, Somewhere in the World und Where Did You Go sind hier besonders die Remakes von Jimmy (das Original stammt von ihrem eigenen Album Boonoonoonoos) und von Tommy Roes Dizzy zu nennen.

Erst 1984 tauchten Boney M. wieder in den Top 20 der Charts auf: Mit Adaptionen der italienischen Disco-Hits Kalimba de Luna (verkaufte sich weltweit 1.000.000 mal) und dem Happy Song. Bei letzterem Hit war auch Bobby Farrell wieder mit von der Partie. Das letzte Album Eye Dance wurde sogar als Quintett veröffentlicht, ohne jedoch auch nur annähernd an die Erfolge aus den 1970er Jahren anknüpfen zu können.

In unterschiedlichen Remix-Versionen und auf verschiedenen Retro-Wellen reitend, erschienen in den späteren 1980er Jahren auch einige alte Hits in neuem Gewand. Unter anderem mischten Stock Aitken Waterman an einem vermeintlich frischeren Sound der Klassiker. 1988 kamen Boney M. mit dem zum Album Greatest Hits of All Times gehörenden Megamix 1988 auf Platz 1 der französischen Hitparade.

Boney M. heute

Boney M. feat. Maizie Williams, 2007

Heute gibt es – nach diversen Rechtsstreitigkeiten – mehrere Gruppen, die unter dem Namen „Boney M.“ auf Tournee sind, und nahezu alle ehemaligen Mitglieder sind mit den Songs von Boney M. für Auftritte zu buchen. Offiziell hat allerdings nur „Boney M. feat. Liz Mitchell“ das Recht dazu. Im Jahre 2005 präsentiert Liz Mitchell auf ihrem Album ...Sings the Hits of Boney M. die bekannten Boney-M.-Songs in neuem Gewand, eingespielt mit einem tschechischen Orchester.

Anlässlich des 30-jährigen Bandjubiläums erschien im Oktober 2006 das Album The Magic of Boney M., das auch einen brandneuen Titel, gesungen von Originalleadsängerin Liz Mitchell, enthält. Das Album schaffte es auf Anhieb in die Top 20 der Albumcharts, eine gleichnamige DVD ist Ende 2006 erschienen. Boney M. feat. Liz Mitchell waren im Herbst/Winter 2007 auf Konzerttournee in Deutschland unterwegs.

Im Januar 2009 veröffentlichte Frank Farian eine neue Single der Gruppe namens Felicidad America (Obama Obama) unter dem Projektnamen Boney M. feat. Sherita O. & Yulee B.. Der Song ist eine Neuaufnahme des alten Boney M. Hits aus dem Jahre 1980, neu aufgenommen und umgetextet, thematisch Bezug nehmend auf den Boom rund um den neuen US-Präsidenten Barack Obama. An Boney M. erinnert hierbei nur noch der Name, da kein Mitglied der Originalformation gesanglich aktiv wurde.

Daddy Cool – das Musical

Am 21. September 2006 startete in London erfolgreich das um die Hits von Frank Farian gestrickte Musical Daddy Cool. Neben den Boney-M.-Titeln sind auch Lieder zu hören, die Farian für No Mercy, Milli Vanilli und La Bouche schrieb. Bei der Premiere waren von den Mitgliedern der Originalgruppe Liz Mitchell, Marcia Barrett und Reggie Tsiboe anwesend. 2007 wurden anlässlich des Deutschland-Starts des Daddy-Cool-Musicals alle Original-Alben von Boney M. in Remastered Editions, ergänzt um Bonustracks, neu herausgegeben.

Diskografie

Singles (Deutschland)

  • 1975: Baby Do You Wanna Bump (Teil I und II)
  • 1976: Daddy Cool / No Woman, No Cry
  • 1976: Sunny / New York City
  • 1977: Take the Heat off Me / Lovin´ or Leavin´ (Marcia Barrett)
  • 1977: Got a Man on My Mind / Perfect (Liz Mitchell)
  • 1977: Ma Baker / Still I'm Sad
  • 1977: Belfast / Plantation Boy
  • 1978: Rivers of Babylon / Brown Girl in the Ring
  • 1978: Rasputin / Painter Man
  • 1978: Mary's Boy Child – Oh My Lord / Dancing in the Streets
  • 1979: Hooray! Hooray! It's a Holi-Holiday / Ribbons of Blue
  • 1979: Gotta Go Home / El Lute
  • 1979: I'm Born Again / Bahama Mama
  • 1980: I See a Boat (On the River) / My Friend Jack
  • 1980: Children of Paradise / Gadda-Da-Vida
  • 1980: Felicidad (Margherita) / Strange
  • 1981: Malaika / Consuela Biaz
  • 1981: We Kill the World (Don't Kill the World) / Boonoonoonoos
  • 1981: Little Drummer Boy / Boney M on 45 (Medley)
  • 1982: The Carnival Is Over / Going Back West
  • 1982: Zion's Daughter / White Christmas
  • 1983: Jambo – Hakuna Matata (No Problems) / African Moon
  • 1984: Somewhere in the World / Exodus
  • 1984: Kalimba de Luna / Ten Thousand Lightyears
  • 1984: Happy Song / School's Out (mit Bobby Farell with the School Rebels)
  • 1985: Mother and Child Reunion / I´m Alive (Frank Farian Corporation feat. Reggie Tsiboe)
  • 1985: My Chérie Amour / Sample City
  • 1985: Young Free and Single / Blue Beach
  • 1986: Daddy Cool´86 Anniversary Recording / B.M. a Go-Go (Medley)
  • 1986: Bang Bang Lulu / Chica da Silva
  • 1988: Rivers of Babylon (Remix ´88) / Mary's Boy Child (Remix ´88)
  • 1988: Megamix ´88 / Rasputin ´88
  • 1989: The Summer Mega Mix
  • 1989: Malaika (Lambada Remix ´89)
  • 1989: Everybody Wants to Dance like Josephine Baker / Custer Jammin´ (keine Frank-Farian-Produktion und von ihm nicht autorisiert)
  • 1990: Stories / Rumours (Boney M. feat. Liz Mitchell)
  • 1992: Boney M. Megamix
  • 1992: Christmas Megamix
  • 1993: Brown Girl in the Ring (Remix ´93)
  • 1993: Ma Baker (Remix ´93)
  • 1994: Papa Chico / Time to Remember (Boney M. feat. Liz Mitchell)
  • 1999: Ma Baker (Boney M. vs. Sash!)
  • 1999: Daddy Cool '99 (Feat. Mobi T)
  • 1999: Hooray! Hooray! (Caribbean Nightfever Megamix)
  • 2000: Sunny (als Boney M. 2000)
  • 2001: Daddy Cool 2001 (nur UK)
  • 2006: Sunny (remixed by Mousse T., nur Promo)
  • 2009: Felicidad America (Obama, Obama) (Boney M. feat. Sherita O. & Yulee B.)

Alben

  • 1976: Take the Heat off Me
  • 1977: Love for Sale
  • 1978: Nightflight to Venus
  • 1979: Oceans of Fantasy
  • 1981: Boonoonoonoos
  • 1981: Christmas Album
  • 1984: Ten Thousand Lightyears
  • 1985: Eye Dance

Kompilationen

  • 1980: The Magic of Boney M. – 20 Golden Hits
  • 1984: Kalimba de Luna – 16 Happy Songs
  • 1986: The Best of 10 Years – 32 Superhits
  • 1986: 20 Greatest Christmas Songs
  • 1988: Greatest Hits of All Times – Remix ´88
  • 1989: Greatest Hits of All Times, Vol. 2 – Remix ´89
  • 1992: Gold – 20 Super Hits
  • 1993: More Gold – 20 Super Hits Vol. 2 (inkl. 4 neuer Songs von Boney M. feat. Liz Mitchell)
  • 1999: 20th Century Hits (Boney M. 2000)
  • 2000: Their Most Beautiful Ballads
  • 2006: The Magic of Boney M. (inkl. neuem Song von Boney M. feat. Liz Mitchell)
  • 2007: Christmas with Boney M.
  • 2008: The Collection (3CD-Box)
  • 2008: Rivers of Babylon – A Best of Collection
  • 2008: Ultimate Boney M. "Long Versions & Rarities Vol. 1 (1976 - 1980)"
  • 2008: The Complete Boney M.
  • 2009: Ultimate Boney M. "Long Versions & Rarities Vol. 2 (1980 - 1983)"
  • 2009: Let It All Be Music - The Party Album

Literatur

Didi Zill, Frank Farian, Christian Hentschel: Boney M. Live on Tour – at Home – Studio – Backstage. Photos 1977-1982. Schwarzkopf & Schwarzkopf, 2006, ISBN 3-89602-695-X.

Siehe auch

Weblinks

  • [2] Boney M. (laut.de)
  • [3] Boney M. (fan site)
  • [4] Boney M. (fan site)
  • [5] Frank Farian
  • [6] Liz Mitchell
  • [7] Marcia Barrett
  • [8] Maizie Williams
  • [9] Bobby Farrell
  • [10] Precious Wilson

Einzelnachweise

  1. [1] Krimiserie Boney in der IMDB

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