Bonfol

Bonfol
Bonfol
Wappen von Bonfol
Basisdaten
Staat: Schweiz
Kanton: Jura
Bezirk: Porrentruyw
Gemeindenummer: 6775i1f3f4
Postleitzahl: 2944
Koordinaten: (578350 / 258751)47.479177.151406432Koordinaten: 47° 28′ 45″ N, 7° 9′ 5″ O; CH1903: (578350 / 258751)
Höhe: 432 m ü. M.
Fläche: 13.59 km²
Einwohner: 682 (31. Dezember 2010)[1]
Website: www.bonfol.ch
Karte
Karte von Bonfol
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Bonfol ist eine politische Gemeinde im Distrikt Porrentruy des Kantons Jura in der Schweiz. Der frühere deutsche Name Pumpfel wird heute nicht mehr verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Bonfol liegt auf 432 m ü. M., 9 km nordöstlich des Bezirkshauptorts Porrentruy (Luftlinie). Das ehemalige Strassenzeilendorf erstreckt sich in der Talniederung der Vendline im äussersten Nordosten der Ajoie (deutsch Elsgau) an der Grenze zu Frankreich.

Die Fläche des 13.6 km² grossen Gemeindegebiets umfasst im westlichen Teil die weite, offene und leicht gewellte Tafeljuralandschaft der nördlichen Ajoie und die Talniederung des Oberlaufs der Vendline. Der höchste Punkt der Gemeinde beträgt nur gerade 483 m ü. M. Nach Osten erstreckt sich die Gemeindefläche in ausgedehnte Wälder, darunter Le Chêtre, Bois Juré und Combe Guerri, die mit einer Höhe von 470 m ü. M. die Wasserscheide zwischen den Einzugsgebieten von Rhein und Rhône bilden. In einem schmalen Zipfel reicht das Gebiet bis an den Flusslauf der Largue, einen linken Nebenfluss der Ill, die zum Rhein fliesst. Der überwiegende Anteil des Gemeindegebiets wird jedoch von der Vendline zur Allaine und damit in Richtung Mittelmeer entwässert. Von der Gemeindefläche entfielen 1997 6 % auf Siedlungen, 44 % auf Wald und Gehölze, 48 % auf Landwirtschaft und ungefähr 2 % war unproduktives Land.

Zu Bonfol gehören mehrere Einzelhöfe. Nachbargemeinden von Bonfol sind Beurnevésin, Damphreux und Vendlincourt im Kanton Jura sowie Courtavon und Pfetterhouse in Frankreich.

Bevölkerungsentwicklung
Jahr Einwohner
1850 1263
1900 1340
1910 1303
1930 1020
1950 1017
1960 992
1970 888
1980 833
1990 793
2000 679

Bevölkerung

Mit 682 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2010) gehört Bonfol zu den mittelgrossen Gemeinden des Kantons Jura. Von den Bewohnern sind 84.7 % französischsprachig, 12.2 % deutschsprachig und 1.6 % spanischsprachig (Stand 2000). Die Bevölkerungszahl von Bonfol erreichte ihren Höchststand bereits um 1900. Seither wurde ein Rückgang um rund 50 % verzeichnet.

Wirtschaft

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts hat sich Bonfol vom Agrar- zum Industriedorf gewandelt. Bekanntheit erlangte das Bauerndorf schon im 18. Jahrhundert durch das einheimische Töpferhandwerk. Die Herstellung der Caquelons (feuerfeste Steingutpfannen) wurde 1912 durch die Fabrikproduktion von Industriekeramik abgelöst. Weitere Arbeitsplätze gibt es in der Uhrenindustrie und in der Herstellung von Kugellagern. Dank der fruchtbaren Böden in der Ajoie besitzt aber auch die Landwirtschaft noch einen hohen Stellenwert.

Verkehr

Die Gemeinde liegt abseits der grösseren Durchgangsstrassen in der Grenzregion der nordöstlichen Ajoie, hat aber je einen Grenzübergang zu den beiden französischen Nachbargemeinden. Am 14. Juli 1901 wurde die normalspurige Eisenbahnstrecke Porrentruy - Bonfol der Chemins de fer du Jura eröffnet, die das Dorf an den öffentlichen Verkehr anbindet.

Geschichte

Nördlich des Dorfes wurde 1885 ein merowingischer Friedhof entdeckt, auf dem unter anderem eine eiserne Gürtelschnalle aus dem 7. Jahrhundert gefunden wurde. Erstmals wird Bonfol 1136 als Bunfol erwähnt. In der nachfolgenden Zeit erschienen zahlreiche weitere Namen wie Bonfon, Boufol, Bumpfol, Mumphfol, Boufoul und Benfoul.

Bonfol teilte die wechselvolle Geschichte der Ajoie, die 1271 zum ersten Mal an das Fürstbistum Basel kam. Es unterstand vom 16. bis zum 18. Jahrhundert dem Meieramt Coeuve. Von 1793 bis 1815 gehörte Bonfol zu Frankreich und war anfangs Teil des Département du Mont Terrible, ab 1800 mit dem Département Haut-Rhin verbunden. Durch den Entscheid des Wiener Kongresses kam der Ort 1815 an den Kanton Bern und am 1. Januar 1979 an den neu gegründeten Kanton Jura.

Sehenswürdigkeiten

Die Pfarrkirche Saint-Laurent im unteren Dorfteil wurde 1783-84 erbaut. Im Wald nördlich von Bonfol steht die Kapelle Saint-Fromont, die jeweils am Freitag nach Auffahrt Ziel einer Pilgerfahrt ist, denn der heilige Fromond gilt als Schutzherr des Viehs.

In einem Tälchen in den Wäldern südöstlich des Ortes befinden sich die Étangs de Bonfol, ehemalige Fischweiher, die 1751-54 auf Anweisung des Bischofs von Basel angestaut wurden. Heute stehen diese Teiche unter Naturschutz.

Chemiemülldeponie der Basler chemischen Industrie

Bekanntheit erlangte Bonfol durch seine Sondermülldeponie. In ihr haben die Basler Chemische Industrie (BCI, einem Zusammenschluss unter anderem der Basler Chemie- und Pharmakonzerne Novartis, Hoffmann-La Roche (Roche), Syngenta, Clariant und BASF (ex. Ciba) 114'000 hochgiftigen Chemiemüll aus ihren Basler Fabriken abgelagert. In untergeordneten Mengen lieferte ebenso der Kanton Bern, das regionale Gewerbe sowie die Schweizer Armee von 1961 bis 1976 zum Teil Abfälle ab.[2] 1981 lief Wasser in die Grube, und es kam zu Auswaschungen von Schadstoffen. Nach einer Besetzung durch Greenpeace Schweiz und unter grossem öffentlichen Druck, haben sich im Jahr 2000 der Kanton Jura und Vertreter der Basler Chemischen Industrie (BCI) nach langem Streit auf eine Vereinbarung über die definitive Sanierung der Sondermülldeponie geeinigt. Die BCI übernimmt die operative Verantwortung für die Sanierung. Der Zeitplan sieht vor, bis im Jahre 2015 die Sondermülldeponie Bonfol vollständig und dauerhaft zu sanieren; Arbeitsbeginn soll das Jahr 2010 sein. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, eine Kuppelhalle wird über die Deponie gebaut, um ein Austreten der Schadstoffe zu vermeiden. Der Abbau/Aushub der Schadstoffe wird durch Roboter erledigt, um keine Arbeiter einer möglichen Vergiftung auszusetzen.[3]. Die Sanierungskosten belaufen sich auf über 350 Millionen Schweizer Franken.[4].

Die nach einer lokalen Explosion am 7. Juli 2010[5] entwickelten zusätzlichen Sicherheitsmassnahmen sind plangemäss umgesetzt worden. Daher wurden die bci Betriebs-AG und ihre Sanierungspartner am 11. April 2011 die Aktivitäten auf dem Gelände wiederaufgenommen. Im Rahmen einer Pilotphase wird zunächst mit inertem Tonmaterial die richtige Funktionsweise aller Installationen und aller Abläufe getestet.[6] Die kantonalen Behörden werden diese Tests genau verfolgen. Am 18 Mai 2011 wurde der Abfallaushubs wiederaufgenommen.[7]

Weblinks

 Commons: Bonfol – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Population résidante permanente des communes, selon le sexe et la nationalité, au 31 décembre 2010 – Données officielles à utiliser pour tous les calculs financiers (PDF), Fondation interjurassienne pour la statistique (fistat), vom 22. März 2011, abgerufen am 12. April 2011
  2. Martin Forter: Farbenspiel. Ein Jahrhundert Umweltnutzung durch die Basler chemische Industrie, Chronos Verl., Zürich, 2000, S.237-244. ISBN 978-3-0340-1007-8
  3. Vgl. http://www.cis-bonfol.ch/
  4. Martin Forter: Falsches Spiel. Die Umweltsünden der Basler Chemie vor und nach "Schweizerhalle". Chronos Verl., Zürich, 2010, S. 102-120. ISBN 978-3-0340-1007-8
  5. www.martinforter.ch Artikel zur Bonfol-Explosion bzw. zur ausgetretenen Staubwolke.
  6. europaticker: Sondermülldeponie Bonfol, ein Erbe unserer Vergangenheit wird saniert
  7. Pilotphase: Mehr als 1000 Tonnen Abfälle ausgehoben und vorbereitet
  1. WEITERLEITUNG Vorlage:Navigationsleiste Bezirk Porrentruy

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