Braunschweigische Landeskirche

Braunschweigische Landeskirche
Karte
Karte der Evangelische-lutherischen Landeskirche in Braunschweig
Basisdaten
Fläche:  ? km²
Leitender Geistlicher: Landesbischof
Prof. Dr. theol. Friedrich Weber
Mitgliedschaft: VELKD, EKD, Konf.ev.Ki.Nds,
LWB und ÖRK
Propsteien: 13
Kirchengemeinden: 414
Gemeindeglieder: 405.614 (31. Dezember 2006[1]
Anteil an der
Gesamtbevölkerung:
ca. 47,5 %
Offizielle Website: www.landeskirche-braunschweig.de/

Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche in Braunschweig (bis 1970 Braunschweigische evangelisch-lutherische Landeskirche) ist eine von 22 Gliedkirchen (Landeskirchen) der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Wie alle Landeskirchen ist sie eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Sie hat ihren Sitz in Wolfenbüttel.

Die Kirche hat 405.614 Gemeindeglieder (Stand: Januar 2007) in 414 Kirchengemeinden, die in 13 Propsteien zusammengefasst sind, und ist eine der lutherischen Kirchen innerhalb der EKD. Sie ist ferner Mitglied der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), des Lutherischen Weltbundes und des Ökumenischen Rates der Kirchen. Auf regionaler Ebene gehört sie zur Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen.

Hauptkirche der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig ist als Hauptpredigtstätte des Landesbischofs und als selbständige Stiftung der Landeskirche der Braunschweiger Dom St. Blasii (Art. 72 Kirchenverfassung). Eine weitere bedeutende Kirche ist die Wolfenbütteler Marienkirche, die in früheren Jahrhunderten als Sitz des Obersten Generalsuperintendenten ("Generalissimus Superintendens") die wichtigste Kirche des Herzogtums war. Insgesamt unterhält die Landeskirche rund 480 Kirchen und Kapellen.

Inhaltsverzeichnis

Gebiet der Landeskirche

Das Gebiet der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig umfasst Teile des ehemaligen Landes Braunschweig, das bis 1945 bestand und dann zum Großteil im Land Niedersachsen aufging. Lediglich Teile um Blankenburg im Harz sowie nördlich von Haldensleben wurden seinerzeit dem Land Sachsen-Anhalt und damit später der DDR zugeordnet. Kirchlich blieb das Gebiet jedoch bei Braunschweig, was nach der Wiedervereinigung erneut bestätigt wurde. Durch Bildung der Stadt Salzgitter 1942 (Gebietsaustausch zwischen den Ländern Hannover und Braunschweig) war das Gebiet des Landes Braunschweig bereits verändert worden, was sich auch auf die Kirchengrenzen auswirkte. Die Landeskirche verlor den Weserkreis um Holzminden und gewann die Stadt Goslar mit ihrer Umgebung im Vorharz sowie Teile der heutigen Stadt Salzgitter.

Auf die heutige Verwaltungsgliederung in den Ländern Niedersachsen und Sachsen-Anhalt bezogen, umfasst die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig folgende Gebiete:

Geschichte

Die Geschichte der Landeskirche ist untrennbar mit der Geschichte des Landes Braunschweig verbunden, das im Laufe seiner Geschichte mehrmals in verschiedene Linien aufgeteilt, dann wieder zusammengeführt wurde und dadurch seine Grenzen mehrmals veränderte. Auch seine Bezeichnung wechselte mehrmals zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel, wobei sich erst im 19. Jahrhundert die Bezeichnung Herzogtum Braunschweig durchsetzte. Nach mehreren Versuchen hatte das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel 1568 endgültig die Reformation nach lutherischem Vorbild eingeführt und 1569 erhielt das Land eine erste Kirchenordnung. Zuvor gehörte das Gebiet kirchlich meist zu den Bistümern Hildesheim und Halberstadt. Große Bedeutung für das Land Braunschweig hatte die von Herzog Julius, Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel, gegründete welfische Universität Helmstedt (Academia Julia oder Academia Julia Carolina oder academia helmstadiensis), die von 1576 bis 1810 bestand und zugleich die erste protestantische Neugründung einer Universität in Norddeutschland war. Im 16. Jahrhundert wurde das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel erweitert um Teile des Hochstifts Hildesheim, sowie um die Fürstentümer Göttingen und Calenberg sowie um die Grafschaft Blankenburg. Nach Aussterben der Wolfenbütteler Linie 1634 kamen die verbleibenden aus 3 getrennten Teilen bestehenden Lande an die Linie Lüneburg-Dannenberg. 1704 wurden auch andere Bekenntnisse, wie die inzwischen bestehende reformierte Gemeinde sowie wieder neu entstandene katholische Gemeinden toleriert. 1754 wurde die Residenz von Wolfenbüttel nach Braunschweig verlegt. Nach dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 wurde das Land nochmals vergrößert, dann kam es 1807 zum Königreich Westphalen bevor es 1813 als eigenständiges Land wiederhergestellt wurde. 1815 trat es dem Deutschen Bund bei, und 1871 wurde es ein Gliedstaat des Deutschen Reichs. Oberhaupt der Kirche im Herzogtum Braunschweig war der jeweilige Herzog als summus episcopus. Die Verwaltung der Kirche oblag dem Konsistorium in Wolfenbüttel. Geistlicher Leiter war ein Superintendent.

Nach dem Ersten Weltkrieg (Wegfall des Landesherrlichen Kirchenregiments) wurde die Braunschweigische Landeskirche selbständig und erhielt am 6. Januar 1922 eine neue Verfassung. Seither steht an der Spitze der Landeskirche nunmehr der Landesbischof. Das Konsistorium wurde zum Landeskirchenamt. Träger der Kirchengewalt ist der neu eingerichtete Landeskirchentag, der den Landesbischof, die Mitglieder der Kirchenregierung sowie die Mitglieder des Kollegiums des Landeskirchenamts wählt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig Gründungsmitglied der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD). 1971 schloss sie sich der neu gegründeten Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen an. Seit 1976 gehören die ehemals braunschweigischen Gemeinden Lunsen und Thedinghausen nach fast 300 Jahren zur Landeskirche Hannover. Die Gemeinden waren 1679 von der bremischen Kirche an die braunschweigische Kirche gekommen. Bis heute wird gelegentlich eine Fusion der Landeskirchen auf niedersächsischem Gebiet zu einer gemeinsamen Landeskirche ins Gespräch gebracht.

Präsidenten des Landeskonsistoriums

  • 1885 - 1895: Carl von Schmidt-Phiseldeck
  • 1896 - 1906: Gustav Spies
  • 1906 - 1923: Friedrich Sievers, 1921-1923 zugleich Vorsitzender der vorläufigen Kirchenregierung

Leitender Geistlicher

An der Spitze der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig steht der Landesbischof, der von der Landessynode gewählt wird. Nach Vollendung seines 65. Lebensjahres tritt der Bischof in der Regel in den Ruhestand.

Landesbischöfe

Landessynode

Als „Parlament“ hat die Landeskirche eine Landessynode. Deren Mitglieder, die Synodale, werden überwiegend von den Propsteien gewählt, einige auch von der Kirchenregierung berufen. Ihr Vorsitzender ist der Präsident der Synode, derzeit Gerhard Eckels. Die Synode tagt etwa 2 mal im Jahr. Ihre Aufgaben ähneln in einigen Bereichen denen von politischen Parlamenten.

Verwaltung der Landeskirche

Landeskirchenamt

Der Landesbischof hat seinen Amtssitz in Wolfenbüttel im Landeskirchenamt, dessen Vorsitzender er ist. Er ist ferner Vorsitzender der Kirchenregierung, dem neben dem Landesbischof ein nichtordiniertes Mitglied des Landeskirchenamts, das von der Landessynode für die Dauer seiner Zugehörigkeit zum Landeskirchenamt zu wählen ist, sowie drei nichtordinierte und zwei ordinierte Synodale, die von der Landessynode gewählt werden, angehören.

Die Kirchenregierung hat u.a. folgende Aufgaben:

  • Oberaufsicht über alle kirchlichen Stellen innerhalb der Landeskirche
  • Verkündigung der Kirchengesetze
  • Erlass von Kirchenverordnungen
  • Mitwirkung bei der Besetzung der Pfarrstellen
  • Berufung und Ernennung der Pfarrer, Pfarrverwalter und Beamten der Landeskirche
  • Erlass von Satzungen

Das Landeskirchenamt hat u.a. folgende Aufgaben:

  • Führung der Verwaltung der Landeskirche nach dem geltenden Recht, nach dem Haushaltsplan und den allgemeinen Verwaltungsvorschriften
  • Führung der Aufsicht über die Inhaber von kirchlichen Dienststellungen und das kirchliche Vermögen
  • Genehmigungsbehörde für Beschlüße der Organe der Kirchengemeinden und Propsteien
  • kirchliche Stiftungsaufsicht

Verwaltungshierarchie

In der Verwaltungshierarchie ist die Landeskirche von unten nach oben wie folgt aufgebaut:

  • An der Basis stehen die Kirchengemeinden als Körperschaften des öffentlichen Rechts mit gewählten Kirchenvorständen, den Kirchenverordneten und den Pfarrern. Die Kirchenverordneten werden von den Gemeindegliedern gewählt.
  • Mehrere Kirchengemeinden bilden zusammen eine Propstei (in der allgemeinen Verwaltung einem Landkreis vergleichbar), an dessen Spitze ein Propst steht. Die Propsteien sind ebenfalls Körperschaften des öffentlichen Rechts und haben als Gremium die Propsteisynode mit einem Propsteivorstand. Die Mitglieder der Propsteisynode werden von den jeweiligen Kirchenverordneten der Kirchengemeinden gewählt.
  • Die 13 Propsteien bilden die Landeskirche (in der allgemeinen Verwaltung dem Bundesland vergleichbar).

Eine mittlere Ebene (in der allgemeinen Verwaltung einem Regierungsbezirk vergleichbar) gibt es in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Braunschweig nicht.

Propsteien

Kirchengemeinden

Die 13 Propsteien repräsentieren 414 Kirchengemeinden.

Gesangbücher

Die Gemeinden der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig singen bzw. sangen in den letzten Jahrzehnten vor allem aus folgenden Gesangbüchern:

  • Das singende Zion oder das alte Goslar'sche Gesangbuch in einem Auszuge neu aufgelegt, nebst einigen anderen Gesängen, Goslar, 1853
  • Neues Braunschweigisches Gesangbuch nebst einem kurzen Gebetbuche zum öffentlichen und häuslichen Gottesdienste. Mit Hochfürstlich Braunschw. Lüneburg. gnädigstem Special-Privilegio, Braunschweig, mit Regulativ vom 22. Januar 1780 zu Ostern in der Stadt Braunschweig eingeführt
  • Gesangbuch für die evangelisch-lutherische Kirche des Herzogtums Braunschweig vom Jahre 1902, Wolfenbüttel, ab 1902
  • Evangelisches Kirchengesangbuch - Ausgabe für die evangelisch-lutherischen Kirchen Niedersachsens - Braunschweig - Hannover/Göttingen, mit Rundschreiben vom 10. November 1949 zur Konfirmation 1950 angekündigt
  • Evangelisches Gesangbuch - Ausgabe für die Evangelisch-Lutherischen Kirchen in Niedersachsen und für die Bremische Evangelische Kirche, Hannover/Göttingen, eingeführt im Advent 1994)

Mission

Als gemeinsame Einrichtung der ev.-luth. Landeskirchen Hannovers, Braunschweigs und Schaumburg-Lippes pflegt das 1977 gegründete Evangelisch-lutherische Missionswerk in Niedersachsen (ELM) die partnerschaftlichen Beziehungen der braunschweigischen Landeskirche zur Tamil Evangelisch-Lutherischen Kirche in Indien. Sitz des ELM ist Hermannsburg in der Südheide. Seit 2003 ist die Braunschweiger Pfarrerin Martina Helmer-Pham Xuan Direktorin des Missionswerkes.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Quelle: http://www.lutheranworld.org/Directory/EUR/Welcome-DE.html

52.1600510.5495817Koordinaten: 52° 9′ 36″ N, 10° 32′ 58″ O


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