Brechwurz

Brechwurz
Gewöhnliche Haselwurz
Gewöhnliche Haselwurz (Asarum europaeum), Illustration

Gewöhnliche Haselwurz (Asarum europaeum), Illustration

Systematik
Unterklasse: Magnolienähnliche (Magnoliidae)
Ordnung: Pfefferartige (Piperales)
Familie: Osterluzeigewächse (Aristolochiaceae)
Unterfamilie: Asaroideae
Gattung: Haselwurz (Asarum)
Art: Gewöhnliche Haselwurz
Wissenschaftlicher Name
Asarum europaeum
L.

Die Gewöhnliche Haselwurz (Asarum europaeum) ist eine Pflanzenart, die zur Familie der Osterluzeigewächse (Aristolochiaceae) gehört.

Inhaltsverzeichnis

Namensgebung

Die Gewöhnliche Haselwurz wird oft auch Europäische Haselwurz oder nur Haselwurz genannt. Andere Namen sind auch Braune Haselwurz, Brechwurz, Hasenpappel, Hexenrauch, Aser, Brechhaselkraut, Drüsenkraut, Hasel-Mönch, Haselmünch, Haselmusch, Hasenohr, Hasenöhrlein, Hasenpappel, Hasenpfeffer, Hasewurz, Hasselkräut, Hauswurzel, Kampferwurzel, Leberkraut, Mausohren, Natterwurz, Neidkraut, Nierenkraut, Pfefferblätter, Pfefferkraut, Scheibelkraut, Schlangenwurzel, Schweinsohr, Speiblätter, Spitze Haselwörz, Teufelsklaue, Vogelskappe, Weihrauchkraut, Wilder Nardus und Wilder Pfeffer.

Den Namen Haselwurz erhielt die Art, da sie oft unter Haselnußsträuchern wächst. Der griechische Gattungsname Asarum bedeutet unverzweigt (asaron = zweiglos), der Artname europaeum kennzeichnet sie als einzige in Europa wachsende Art der Gattung Asarum, zu der etwa 100 Arten gehören.

Beschreibung und Ökologie

Blüte der Haselwurz (Asarum europaeum) von vorne. Gut zu erkennen ist auch, dass die ganze Pflanze (außer der Blattoberseite) behaart ist.

Die ausdauernde krautige Pflanze erreicht Wuchshöhen von nur 5 bis 10 Zentimetern. Die Pflanze ist behaart. Sie bildet ein Rhizom. Alle Pflanzenteile riechen intensiv, das Rhizom riecht pfefferartig. Die Sprossachse ist kriechend, mit zwei bis drei bräunlichgrünen Niederblättern. Die zwei immergrünen, lang gestielten Laubblätter sind rundlich bis nierenförmig oder herzförmig und auf der Oberseite glänzend, während die Unterseite behaart ist.

Die Blüten stehen einzeln unmittelbar in Bodennähe und sind krugförmig, braunrot mit drei Zipfeln. Die Blütenhülle besteht aus drei verwachsenen, braunpurpurnen Perigonblättern. Sie riechen intensiv nach Pfeffer. Sie besitzt zwölf, in zwei Kreisen gegliederte Staubblätter. Der Fruchtknoten ist unterständig. Die protogynen (vorweiblichen) Blüten bestäuben sich oft selbst.

Es kommt aber auch Fremdbestäubung vor, sie erfolgt durch Insekten. Die sechs Griffel sind zu einer dicken Griffelsäule verwachsen, die an ihrer Spitze eine sechsstrahlige Narbe trägt. Die Narbe reift vor den Staubblättern, die in der noch nicht völlig geöffneten Blüte weit nach unten gebogen sind und fast den Blütenboden berühren. In diesem Stadium steht die Narbe frei da. Zunächst richten sich die Staubblätter des inneren Kreises auf und schmiegen sich dicht an die Narbe stets zwischen je zwei Lappen an, wobei leicht Selbstbestäubung eintreten kann. Später biegen sich auch die äußeren kleinen Staubblätter auf und fügen sich unterhalb der Narbenlappen zwischen die größeren Staubblätter ein. Die jetzt erreichte männliche Phase der Blüte bewirkt deren volle Öffnung und ihre Perigonzipfel neigen sich nach außen. Die Blüten täuschen gewisse Merkmale von Pilzen vor und locken Pilzmücken an, die für die Bestäubung sorgen (Blütenökologisch werden sie deshalb Fliegen-Täuschblumen genannt). Blütezeit ist von März bis Mai.

Es werden sechsklappige Kapselfrüchte gebildet, die im Juni reifen und im Juli bis August die Samen ausstreuen. Die Samen tragen Elaiosomen und werden von Ameisen verbreitet (Myrmekochorie).

Vorkommen

Als Standort werden Laubwälder und Gebüsche, Au- und Schluchtwälder auf vor allem kalkhaltigen, feuchten Böden bevorzugt. Genauer sind es krautreiche Laub- und Nadelmischwälder, besonders Mull-Buchenwälder auf Braunerden. Außerdem gedeihen sie in Haselstrauchhecken sowie Schlucht- und Auwäldern. Der Boden soll frisch bis feucht, nährstoffreich und meist kalkhaltig sein. Die Art ist ein Lehm- und Feuchtigkeitsanzeiger. Häufige Begleitpflanzen der Haselwurz sind zum Beispiel Wald-Trespe, Frühlings-Platterbse, Seidelbast, Nesselblättrige Glockenblume, Mandelblättrige Wolfsmilch und Wald-Sanikel.

Das Verbreitungsgebiet umfasst Eurasien mit kontinentaler Tendenz bis Sibirien. In Europa reichen die Areale von Südskandinavien bis Südfrankreich, Mittelitalien und Griechenland.

In Österreich häufig in allen Bundesländern (in Kärnten eher selten).

Inhaltsstoffe, Giftigkeit und Nutzung

Die Gewöhnliche Haselwurz ist seit dem Altertum als Arzneipflanze bekannt und wurde bereits von Plinius dem Älteren erwähnt. Blätter und Wurzeln schmecken nach Pfeffer, das Rhizom enthält kampferartige, ätherische Substanzen, die schleimhautreizend, brech- und niesreizanregend wirken und innere Blutungen auslösen können (Gastroenteritis). Bis ins 18. Jahrhundert wurden die getrockneten Rhizome als Brechmittel verwandt. Später gehörten sie in pulverisierter Form zum variablen Zutatenkreis des Schneeberger Schnupftabaks.

Die Pflanze enthält ätherische Öle, deren Bestandteil Asaron giftig ist; die Pflanze wird als schwach giftig eingestuft.

Als Droge wird das im August gesammelte und getrocknete Rhizom verwendet. Die Droge trägt folgende Namen: Radix Asari, Radix Nardi rusticae, Radix Nardi sylvestrae und Rhizoma Asari.

Unterarten

  • Asarum europaeum L. subsp. europaeum
  • Asarum europaeum L. subsp. caucasicum (Duch.) Soó
  • Asarum europaeum L. subsp. italicum Kukkonen & Uotila [1]

Bilder

Literatur

  • Manfred A. Fischer: Exkursionsflora von Österreich, Stuttgart 1994, ISBN 3-8001-3461-6.

Einzelnachweise

  1. Unterarten in der Flora Europaea.

Weblinks


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