Brillantschliff

Brillantschliff
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Die Schriftgröße siehe Brillant (Schriftmaß), zur Eigenschaft brillant siehe Brillanz.
Diamanten im Brillantschliff

Ein Brillant (aus frz. brillant „glänzend, strahlend“) ist ein Diamant mit einem speziellen Schliff. Die beiden Begriffe Diamant und Brillant werden aber oft fälschlich als synonym gebraucht.

Der Schliff heißt Brillantschliff und wurde um 1910 entwickelt. Er zeichnet sich durch hohe Brillanz aus.

Zusätzliche Angaben beim Brillanten wie echt usw. sind nicht erlaubt, da sie irreführend sind. Zwar ist es möglich — und auch nicht unüblich — andere Edelsteine oder Imitate im Brillantschliff zu verarbeiten, jedoch müssen diese dann eindeutig bezeichnet sein (z. B. Zirkonia in Brillantschliff).

Im Deutschen verbreitet ist die Falschschreibung Brilliant, dem Englischen angeglichen. Das deutsche Wort stammt vom französischen brillant „glänzend“, zu lat. berillus, griech. bêrillosBeryll“.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale des Brillantschliffs

Merkmale des modernen Brillantschliffs (auch Vollbrillant genannt) sind ein Schliff mit kreisrunder Rundiste, mindestens 32 Facetten plus Tafel im Oberteil, mindestens 24 Facetten plus gegebenenfalls Kalette im Unterteil. Er wurde um 1910 aus dem sogenannten Altschliff des vorhergehenden Jahrhunderts entwickelt. Es gibt heute unterschiedliche Varianten. Hier einige der vorherrschenden:

  • Tolkowsky-Brillant von 1919. Sehr gute Lichtausbeute. Gilt in den Vereinigten Staaten als Grundlage der Schliffgraduierung.
  • Ideal-Brillant (1926 von Johnson und Rösch). Im Gegensatz zu seinem Namen durchaus nicht ideal, da seine Proportionen zu unförmig wirken.
  • Parker-Brillant von 1951. Mit einer guten Lichtausbeute, aber wegen eines recht flachen Oberteils mit geringer Dispersion, was zu einem mangelhaften Farbenspiel (Feuer) führt.
  • Skandinavischer Standard-Brillant von 1968. Wie der Name vermuten lässt, ist er in Skandinavien die Grundlage zur Graduierung.
  • Feinschliff-Brillant von 1939. Dieser von Prof. W.F. Eppler entwickelte Schliff ist in Deutschland Grundlage der Graduierung.

Bild:Eppler-Brillant.png

Brillantschliff und Karatzahl

Aufgrund der weitgehend feststehenden Proportionen beim Brillanten ist es möglich, anhand des Durchmessers das ungefähre Karat-Gewicht zu ermitteln.

Durchmesser Karat Durchmesser Karat
1,1 mm 0,005 ct 6,5 mm 1,0 ct
1,4 mm 0,01 ct 7,4 mm 1,5 ct
2,0 mm 0,03 ct 8,2 mm 2,0 ct
3,0 mm 0,10 ct 9,3 mm 3,0 ct
4,1 mm 0,25 ct 10,3 mm 4,0 ct
5,1 mm 0,50 ct 11,1 mm 5,0 ct
5,9 mm 0,75 ct 13,9 mm 10,0 ct

Formel: \mathrm{Gewicht\, in\, Karat\; =\; (Durchmesser\, in\, mm)^3 \times 0{},0037}

Die Entwicklung des Brillantschliffs

Historische Schliffe

Der Diamant findet bereits seit mindestens 2000 Jahren als Schmuckstein Verwendung, doch eine gezielte Bearbeitung setzte erst im 14. Jahrhundert ein. Zunächst aber wurden hier nur zur Erhöhung des optischen Effektes die natürlichen Kristallflächen poliert. Dieser – noch weitgehend in seiner natürlichen Form belassene – erste Diamantschliff wurde, seiner Charakteristik entsprechend, Spitzstein genannt.

Durch Abspalten oder Abschleifen der Oktaederspitzen erzeugte man bald eine zusätzliche große Fläche auf der Oberseite (Tafel) und eine kleine auf der Unterseite (Kalette oder Rippe) was zum so genannten Dickstein oder Tafelstein führte.

Seit Ende des 15. Jahrhunderts legte man, dank der Entwicklung der Schleifscheibe, immer mehr zusätzliche Facetten an. Um 1650 wurde – der Überlieferung nach auf Anregung des französischen Kardinals Mazarin – erstmals ein Stein mit 34 Flächen (32 Facetten plus Tafel und Kalette) sowie gerundetem, wenn auch noch nicht kreisrundem, Grundriss (Rundiste) entwickelt. Diese, Zweifaches Gut oder auch Mazarin-Schliff genannte Form erhielt Ende des 17. Jahrhunderts durch den venezianischen Edelsteinschleifer Peruzzi seine Steigerung im so genannten Dreifachen Gut oder Peruzzi-Schliff. Dieser wies bereits alle Facetten und auch ähnliche Proportionen des späteren Brillant-Schliffes auf. Aber auch beim Altschliff, dem unmittelbaren Vorläufer des modernen Brillanten, ist der kreisrunde Körper noch nicht konsequent umgesetzt. Dies geschah erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Da der Diamant, gerade in einer schmuckwürdigen Qualität, ein sehr teurer, weil seltener und unter großem Aufwand zu gewinnender Rohstoff ist, war und ist man natürlich stets bestrebt, beim Schleifen möglichst effizient zu arbeiten. Dies bedeutet, dass man versucht, unter möglichst geringem Materialverlust einen möglichst großen optischen - und somit wertsteigernden - Effekt zu erzielen.

Weitere Edelsteine in Brillantschliff

In den 1970er Jahren sorgten die Zirkonia-Brillanten (synthetischer Fianit, ZKS) für Aufsehen, die eine erstaunlich gute Imitation des Diamant-Brillanten darstellen. Sie sind aber durch ihre geringe Wärmeleitfähigkeit relativ einfach zu unterscheiden.

Auch der Moissanit wird im Brillantschliff gearbeitet, seine Kristallstruktur erlaubt diesen Schliff. Er hat dann noch mehr Brillanz als der Diamant-Brillant, weil seine Brechungszahl deutlich höher liegt. Eine Unterscheidung zu Diamanten ist in gefasster Form aber schwierig. Der Preis für Moissanite ist niedrig, und sie werden seit 1979 synthetisch hergestellt (C3 Inc., North Carolina) und sind seit 1998 auf dem Markt zu finden, meist als kleine Ware.[1]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Moissanit, BayArs Schmucklexikon

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