Buckower Kleinbahn AG

Buckower Kleinbahn AG
Buckower Kleinbahn
Ein Zug der Buckower Kleinbahn im Bahnhof Müncheberg
Ein Zug der Buckower Kleinbahn im Bahnhof Müncheberg
Kursbuchstrecke: zuletzt 206.29
Streckennummer: 6534
Streckenlänge: 5,1 km
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Stromsystem: 600 V =
Legende
Ostbahn von Berlin
-0,2 Übergabegleis zur DB Netz AG
0,0 Müncheberg (Mark) Kleinbahnhof
Ostbahn nach Küstrin
2,5 Waldsieversdorf (seit Juni 1906)
Bezeichnung bis 1907: Wüste Sieversdorf
4,9 Buckow (Märkische Schweiz)

Die seit 1897 bestehende Buckower Kleinbahn ist eine frühere Eisenbahnstrecke im Osten Brandenburgs, seit 2002 wird sie als Museumsbahn nach der der Verordnung über den Bau und Betrieb der Straßenbahnen (BOStrab) betrieben und ist damit rechtlich gesehen heute eine Straßenbahn. Die Bahn ist eine Zweigstrecke (Stichbahn) der Preußischen Ostbahn und wurde im Laufe ihrer Geschichte nie erweitert. Sie wurde zunächst als dampfbetriebene Schmalspurbahn eröffnet und schließlich 1930 umgespurt und elektrifiziert, seither ist sie ein elektrischer Inselbetrieb ohne Anschluss an das restliche Bahnstromnetz.

Inhaltsverzeichnis

Streckenbeschreibung

Bahnhof Buckow, die Endstation der Buckower Kleinbahn

Die durchgehend eingleisige Strecke zweigt aus Richtung Berlin kommend kurz vor dem Bahnhof Müncheberg (Mark) von der Ostbahn ab. Eigentlicher Ausgangspunkt der Bahn ist der parallel gelegene aber separat betriebene Bahnhofsteil Müncheberg (Mark) Kleinbahnhof von wo aus sie anschließend in nördliche Richtung verläuft. Über den einzigen Zwischenhalt Waldsieversdorf wird nach 4,9 Kilometern der Endbahnhof Buckow (Märkische Schweiz) erreicht. In Müncheberg besteht eine Gleisverbindung zur Hauptbahn, in Buckow gibt es eine Wartungshalle für die Fahrzeuge. Ausweichmöglichkeiten sind auf der Strecke keine vorhanden, lediglich in den beiden Endbahnhöfen besteht eine Umsetzmöglichkeit.

Vorgeschichte

Bereits 1849 gab es Planungen für eine Königliche Ostbahn von Berlin nach Königsberg in Preußen. Die Strecke sollte nah an den Städten Altlandsberg, Strausberg und Buckow vorbeiführen und diese somit allesamt einen Bahnhof erhalten. Da der Staat Preußen jedoch auch militärische Aspekte in den Vordergrund stellte und die Trasse möglichst preiswert sein sollte, wurde eine recht geradlinigen Führung der Strecke verwirklicht und 1867 eröffnet. Aus diesem Grund lag der Bahnhof von Strausberg weit außerhalb der Stadtgrenzen und Altlandsberg und Buckow erhielten gar keinen Anschluss an das preußische Eisenbahnnetz.

Die Möglichkeit dazu kam mit dem Preußischen Kleinbahngesetz vom 28. Juli 1892. Nachdem am 17. August 1893 bereits die Strausberger Kleinbahn vom Vorstadtbahnhof in die Stadt eröffnet wurde, brachten die Buckower Ratsmänner den Entwurf einer Bahnstrecke von Müncheberg nach Buckow am 30. August 1893 im Landrat des Kreises Lebus ein. Die Kosten übernahmen Stadt, Kreis, Land, Staat und Privatinvestoren zu etwa gleichen Teilen. Mit dem Bau wurde die Firma Phillip Balke beauftragt, die die Strecke am 26. Juli 1897 dem Verkehr übergeben konnte (ein Jahr später erhielt mit der Inbetriebnahme der Altlandsberger Kleinbahn dann auch Altlandsberg schließlich doch noch seinen Bahnanschluss nach Hoppegarten).

Eröffnung und Anfangsjahre

Der nachträglich eröffnete Haltepunkt Waldsieversdorf ist die einzige Unterwegsstation der Buckower Kleinbahn

Die Buckower Kleinbahn wurde zunächst als Schmalspurbahn mit einer Spurweite von 750 mm eröffnet und mit Dampflokomotiven betrieben.

Nach Streitigkeiten zwischen den Orten Buckow und Wüste Sieversdorf (ab 1907 Waldsieversdorf) erhielt letzterer knapp neun Jahre nach dem Bau der Strecke im Juni 1906 ebenfalls einen eigenen Haltepunkt an der Buckower Kleinbahn, er ist bis heute der einzige Unterwegshalt auf der Strecke. Die Züge halten dort seit der Eröffnung lediglich bei Bedarf, früher befand sich hier auch ein Ladegleis für den Güterverkehr. Im Vergleich mit der Ostbahn erreichte die Buckower Kleinbahn nie hohe Fahrgastzahlen, jedoch brachte der Ausflugsverkehr die Kleinbahn bereits bald an die Belastungsgrenze. 1925 wurden annähernd 180.000 Personen im Jahr befördert, die meisten davon Berliner auf dem Weg in die Sommerfrische. Um diese Beförderungsleistung zu erbringen, wurden zahlreiche zusätzliche Züge gefahren. Man erzählt, manche Züge seien so voll gewesen, dass die stärkeren Passagiere schieben mussten.

Umspurung und Elektrifizierung

Nachdem die schmalspurige Kleinbahn dem Ansturm im Ausflugsverkehr bei weitem nicht mehr gewachsen war, wurde ein Umbau der Strecke auf Normalspur war unausweichlich. Aufgrund der Leistungsfähigkeit des elektrischen Antriebs entschied man sich ferner für eine Elektrifizierung mit 800 Volt Gleichstrom. 1929 wurde im laufenden Betrieb mit den Bauarbeiten begonnen, bereits am 15. Mai 1930 konnte der elektrische Betrieb aufgenommen werden, der letzte Kleinbahnzug fuhr am selben Tag. Mit der neuen Betriebsart kamen auch neue Fahrzeuge in Form der elektrischen Triebwagen 1 bis 3 nebst Beiwagen auf die Strecke.

Nachkriegszeit, Verstaatlichung und DDR-Zeit

Nach dem Krieg wurde die Strecke kurzzeitig wegen der fehlenden Stromversorgung noch einmal mit Dampfloks befahren, bevor 1947 die elektrischen Anlagen wieder hergestellt waren. Im Jahr 1950 wurde die Bahn schließlich verstaatlicht und in die Reichsbahn integriert, organisatorisch unterstand sie fortan der Berliner S-Bahn. Diese übernahm neben dem Betrieb auch die Wartung der Fahrzeuge, jedoch nicht in der hauseigenen Halle in Buckow, sondern im RAW Schöneweide. Die Zukunft der Strecke stand jedoch auch weiterhin auf der Kippe, am 30. Januar 1965 wurde der spärliche Güterverkehr auf der Strecke eingestellt, der Personenverkehr sollte nach dem Willen der Deutschen Reichsbahn bald folgen. Der Mangel an Omnibussen sowie der schlechte Zustand der Straßen in der Gegend verhinderten jedoch die Umsetzung des sogenannten Verkehrsträgerwechsels. Die Buckower Kleinbahn gehörte in den darauffolgenden Jahren zu einer der am besten ausgelasteten Nebenstrecken in der DDR.

1980 wurden im RAW Schöneweide drei neue Züge aus je einem Trieb- und einem Steuerwagen gebaut. Da der RGW der DDR einen solchen Neubau jedoch untersagt hatte, wurden die alten Triebwagen zuvor zur „Rekonstruktion“ nach Schöneweide überführt und dort bis auf wenige weiterverwendete Teile verschrottet. Gleichzeitig wurde die Fahrspannung des Betriebs von 800 auf 600 V heruntergesetzt. Noch 1989 wurde mit dem Neubau des Oberbaus der Strecke begonnen, aufgrund der politischen Wende in der DDR konnte jedoch nur der Abschnitt von Müncheberg bis Waldsieversdorf fertiggestellt werden, der übrige Streckenabschnitt nach Buckow wurde damals lediglich notdürftig instand gesetzt.

Nach der Wiedervereinigung: Niedergang und Einstellung des Regelbetriebs

Weil die Bahn nach der Deutschen Wiedervereinigung durch die Zunahme sowohl der Arbeitslosigkeit als auch der Autos an Bedeutung verlor, wurden die 1989 begonnenen Baumaßnahmen später nie weitergeführt. Als auch ein Umbau des Unterwerks wegen einer Umstellung der Energieversorgung nötig geworden wäre, stellte die Deutsche Reichsbahn den elektrischen Betrieb am 22. Mai 1993 ein. Seitdem kamen auf der Strecke dieselbetriebene „Ferkeltaxen“ zum Einsatz, die Züge fuhren teilweise bis Berlin-Lichtenberg durch. Zum 1. Januar 1994 kam die Bahn zur Deutschen Bahn AG, diese stellte den Güterverkehr zum 1. Februar 1995 ein und beendete den Personenverkehr mit dem Ende des Sommerfahrplans 1995 (gültig bis Ende September 1995) vorerst, im darauf folgenden Winterfahrplan wurde stattdessen ein Busverkehr eingerichtet. Zwei Jahre lang (1996 und 1997) verkehrte die Bahn dann nur noch im Sommer, bevor schließlich auch dieser Saisonverkehr abbestellt wurde – der letzte Zug nach dem bisherigen Fahrplan verkehrte am 27. September 1997. Im Jahr 1998 gab es dann nur noch an Sommerwochenenden und Feiertagen einen regulären Betrieb, bevor schließlich am 27. September 1998 das endgültige Aus für den planmäßigen Nahverkehr auf der Strecke kam. Dank dem Einsatz eines Vereins von Eisenbahnfreunden richtete die Deutsche Bahn am 20. Juni 1999 einen einmaligen Pendelverkehr zwischen Müncheberg und Buckow ein, der von Eisenbahnfreunden und der örtlichen Bevölkerung sehr gut angenommen wurde.

Museumsbetrieb

Nach der Aufgabe des regulären Verkehrs nahm sich der Eisenbahnverein Märkische Schweiz e.V. der Strecke an und baute in den folgenden Jahren zunächst das Unterwerk um, um wieder elektrischen Betrieb zu ermöglichen. Es dauerte etwa drei Jahre, bis der Betrieb – wiederum auf die Sommermonate beschränkt – als Museumsbahn mit einem neu errichteten Bahnstromgleichrichterwerk, der Quecksilberdampfgleichrichter ist nicht mehr in Betrieb, wieder aufgenommen werden konnte. Erster Betriebstag war der 14. September 2002, seither wird die Strecke wieder regelmäßig mit den Triebwagen der Baureihe 479 befahren. Allerdings wird die Bahn nicht mehr als Eisenbahn im Sinne der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (EBO) betrieben, sondern nach der vereinfachten Verordnung über den Bau und Betrieb der Straßenbahnen (BOStrab). Unter anderem aus diesem Grund wurde ferner auch das Verbindungsgleis zur Ostbahn blockiert, es ist jedoch noch befahrbar und wird für gelegentliche Überführungsfahrten genutzt.

Neben den Elektrotriebwagen unterhält der Eisenbahnverein auch mehrere Lokomotiven und Nebenfahrzeuge, darunter zwei E-Loks des Typs EL 4, die von der benachbarten Strausberger Eisenbahn stammen.

Siehe auch

Literatur

  • Andreas Ermer: 50 Jahre elektrische Regelspurbahn Müncheberg - Buckow (Märkische Schweiz), in: Der Modelleisenbahner, Heft 4/1980, S. 103-105

Weblinks


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