Buffalo Soldier

Buffalo Soldier
Benjamin Oliver Davis Sr. (1877-1970), seit 1940 erster schwarzer US-Brigadegeneral. Foto 1940
Hauptmann Charles Young (1864-1922), 9th Cavalry. Seit 1918 erster schwarzer Oberst der US-Streitkräfte.[1] Foto um 1903
Mit Martin Robison Delany (1812-1885) erreichte 1865 erstmals ein Schwarzer den Majorsrang. Zeitgenössisches Gemälde
Einsätze der Buffalo Soldiers in den Indianerkriegen
Einige der Soldaten des 25th Infantry Regiment tragen Büffelpelze, Fort Keogh, Montana, 1890
Soldaten der 10th Cavalry auf Kuba, Spanisch-Amerikanischer Krieg, 1890
Buffalo Soldier Memorial, Fort Bliss, El Paso: 'The Errand of Corporal Ross', I Troop, 9th Cavalry
Angehörige der 332nd Fighter Group (Tuskeege Airmen) vor einem Briefing, Italien, März 1945

Als Buffalo Soldiers (dt. Büffelsoldaten) bezeichneten die Indianer der Großen Ebenen (Great Plains) die Soldaten der afroamerikanischen Einheiten, die die Unionsarmee der Nordstaaten zum Ende des US-amerikanischen Bürgerkriegs (1861-1865) aufstellten.

Die häufig gelockte Haarpracht der schwarzen Soldaten erinnerte die Indianer an die Rückenmähne eines Büffels, des nordamerikanischen Bisons (Buffalo). Mit dem Lied Buffalo Soldier hat der Reggae-Musiker Bob Marley den afroamerikanischen US-Soldaten ein musikalisches Denkmal gesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Aufstellung und Einsatz im Sezessionskrieg

Einsatz in der Unionsarmee

Die Aufstellung der „Farbigenregimenter“ (engl. „Coloured Regiments“) war politischen Rücksichtnahmen auf die mächtige Sklavenbefreiungsbewegung geschuldet. Aufgrund des großen Reservoirs an weißen Rekruten hätte es in den Nordstaaten der Aufstellung von „Farbigenregimentern“ nicht bedurft. In den Streitkräften herrschte von Beginn an das Prinzip der Rassentrennung, d. h. in den Einheiten dienten ausnahmslos Soldaten gleicher Hautfarbe. Die Offiziere der „Farbigenregimenter“ waren bis auf wenige Ausnahmen Weiße.

Die Buffalo Soldiers sahen sich rassistischen Anfeindungen ausgesetzt, weshalb sie oft nur zu Hilfsdiensten herangezogen wurden. Den Vorwurf mangelnder Kampftüchtigkeit widerlegten die wenigen in Schlachten eingesetzten „Farbigenregimenter“ mehrmals. Besonders tat sich das 54. Massachusetts Infanterieregiment unter Colonel Robert Gould Shaw 1863 beim Kampf um Charleston, insbesondere beim Angriff auf Fort Wagner hervor. Da die Truppen der Südstaaten farbige Angehörige der Armee der Nordstaaten nicht als Kriegsgefangene ansahen und sie oft ermordeten oder in die Sklaverei zurückschickten, scheute die Armeeführung vor deren Einsatz zurück. Bekannt ist in diesem Zusammenhang das „Massaker von Fort Pillow“ (Henning, Tennessee), bei dem Südstaatenkavallerie unter Nathan Bedford Forrest am 12. April 1864 eine große Zahl gefangengenommener afroamerikanischer Soldaten ermordete.[2]

Einsatz in den konföderierten Streitkräften

Die Armee der Südstaaten stellte gegen Kriegsende „farbige“ Baukolonnen aus Sklaven auf, denen man für ihren Einsatz die Freiheit versprach. Überlegungen zur Aufstellung echter Kampftruppen wurden in den Südstaaten gegen Ende des Bürgerkriegs zwar diskutiert, die Kapitulation ließ solchen Ideen jedoch keine Umsetzungschance mehr.

Paradoxerweise waren es die Südstaaten, die 1861 mit der 1st Louisiana Native Guard die erste Einheit des Bürgerkriegs mit schwarzen Kompanieoffizieren aufstellte; diese besaßen jedoch nur Milizstatus und galten Berufssoldaten gegenüber als nicht ebenbürtig. Die aus freien Afroamerikanern rekrutierte Truppe blieb eine exotische Ausnahme und trat 1862 teilweise auf die Seite der Nordstaaten über.[3]

Von den Indianerkriegen zu den beiden Weltkriegen

Nach dem Ende des Sezzionskriegs wurde die Armee weitgehend demobilisiert und die verbleibenden Teile neu strukturiert. Ein Teil der afroamerikanischen Regimenter wurde neu zusammengestellt. Das 9. und 10. US-Kavallerieregiment wurden ab 1867 in Fort Davis, Texas stationiert, wo sie etwa die Hälfte der Garnison ausmachten. Sie sicherten die Handelswege im Südwesten der Vereinigten Staaten und kämpften in den Indianerkriegen bis 1890. 1869 wurden vier schwarze Infanterie-Regimenter zum 24. und 25. Infanterieregiment zusammengefasst. Auch sie wurden für rund zehn Jahre in Texas stationiert und dienten dem Schutz der Grenze mit Mexiko und wurden in den Indianerkriegen eingesetzt.

Nach dem Ende der Indianerkriege kamen sie im Spanisch-Amerikanischen Krieg (1898) und bei der anschließenden Invasion der Philippinen (1898–1902) zum Einsatz. Die 10. Kavallerie kämpfte auf Kuba an der Seite der „Rough Riders“ des späteren Präsidenten Theodore Roosevelt. Nach der Rückkehr wurde das 9. Kavallerie-Regiment im Presidio von San Francisco stationiert und war bis zur Gründung des National Park Service 1916 für die Kontrolle der ersten Nationalparks in der kalifornischen Sierra Nevada, Yosemite und Sequoia und General Grant zuständig. Unter General John Pershing wurden die 9. und 10. Kavallerie und die 24. Infanterie 1916 wieder gemeinsam eingesetzt und nach Mexiko entsandt, um an der Strafexpedition gegen Pancho Villa teilzunehmen. Im Zweiten Weltkrieg wurden die beiden Kavallerieregimenter aufgelöst. Ihre Angehörigen wurden vorwiegend Versorgungseinheiten zugeteilt, die nicht unmittelbar am Kampfgeschehen beteiligt waren. Die 24. und 25. Infanterie wurden im Pazifikkrieg eingesetzt. Die 25. Infanterie wurde nach Kriegsende 1946 demobilisiert und aufgelöst.

Diskriminierung und Kampf um Gleichberechtigung

Gerade in der Zeit dem Bürgerkrieg bildete der Dienst in den Streitkräften für viele Schwarze die Möglichkeit eines sozialen Aufstiegs. [4] Der Aufstieg in die Offiziersränge war indes selten. Die Gründe waren vielfältig. Im 19. Jahrhundert erschwerten oft noch dem rassistischen Schulsystem geschuldete Bildungsdefizite vieler Schwarzer eine erfolgreiche Militärkarriere. Häufig aber behinderten rassistische weiße Vorgesetzte den Aufstieg schwarzer Soldaten in das exklusive Offizierskorps. Erst seit dem Ersten Weltkrieg gelangten Afroamerikaner vermehrt auch in Ränge oberhalb der Kompanieebene.

Beispielhaft für die Widrigkeiten, denen schwarze Offiziere innerhalb der Streitkräfte anfangs ausgesetzt waren, ist der Fall Ossian Flippers (1856-1940). Flipper war der erste Schwarze, der an der elitären US Militärakademie in West Point die Ausbildung zum Offizier erfolgreich abschloss. Infolge einer Intrige seines rassistischen Kommandeurs wurde er 1881 unehrenhaft aus dem Militärdienst entlassen. Ihm gegenüber steht der Aufstieg Charles Youngs (1864-1922) bis zum ersten schwarzen Obristen der US-Army im Jahr 1918; die Beförderung zum Brigadegeneral scheiterte indes wohl ebenfalls an Vorurteilen innerhalb der militärischen Führungsriege. Erst 50 Jahre später, im Jahr 1966, sollte in der United States Navy dem Militärgeistlichen Thomas David Parham (1920-2007) mit der Beförderung zum Kapitän zur See eine vergleichbare Karriere gelingen.

Bevor sich ihre Lage ab Mitte des 20. Jahrhunderts allmählich besserte, sahen sich schwarze Soldaten auch außerhalb der Streitkräfte massiver Diskriminierungen ausgesetzt. Uniformierte Schwarze, ob einzeln oder in Gruppen, wurden wiederholt Opfer von Ausschreitungen rassistischer Zivilisten. Als exemplarisch dafür können Pogrome in drei Städten des US-Bundesstaates Texas gelten: 1899 in Rio Grande City, 1906 in Brownsville und 1917 in Houston. Landesweite Empörung provozierte die Misshandlung des uniformierten US-Army-Sergeanten Isaac Woodard, den 1946 weiße Polizisten in South Carolina bis zur Erblindung misshandelt hatten. Sein Fall führte zu einer landesweiten Debatte über die Diskriminierung der schwarzen US-Soldaten.

Auftstieg in Generalität und Admiralität

Seit dem Zweiten Weltkrieg fassten schwarze Offiziere auch in den Generalsrängen Fuß. 1940 wurde Benjamin O. (Oliver) Davis, Sr. (1877-1970) der erste schwarze US-Brigadegeneral; sein Sohn Benjamin O.(Oliver) Davis, Jr. (1912-2002) erlangte 1954 als erster Schwarzer den Rang eines Brigadegenerals der US-Luftwaffe. In der US-Navy gelang vergleichbares erst im Jahr 1971 mit der Beförderung von Samuel Lee Gravely, Jr. (1922-2004) zum Konteradmiral; der Seeoffizier war zudem 1961 der erste schwarze Kommandant eines US-Kriegsschiffes.

Zum ersten schwarzen Vier-Sterne-General stieg 1975 der US-Luftwaffenoffizier Daniel „Chappie“ James, Jr. (1920-1978) auf; die US-Army zog 1982 mit der Beförderung von Roscoe Robinson Jr. (1928-1993) nach. Wieder folgte die US-Navy mit bemerkenswerter Verspätung: Erst 1996 gelangte mit J. (Joseph) Paul Reason (*1941) ein Schwarzer in den Rang eines Full Admiral.

Mit Colin Powell versah zwischen 1989 und 1993 der erste schwarze Generalinspekteur der US-Streitkräfte ( Chairman of the Joint Chiefs of Staff) seinen Dienst.

Das Ende der Rassentrennung in den Streitkräften

Im Juni 1941 wurde per Präsidentenerlass die Rassendiskriminierung, nicht aber die Rassentrennung, in allen US-Regierungsbehörden verboten. Damit stand Schwarzen das US Marine Corps offen, das bis dahin als einzige Teilstreitkraft Weißen vorbehalten war. Gleichzeitig wurde mit der Ausbildung afroamerikanischer US Army Air Force Piloten begonnen.

Vermutlich auch unter dem Eindruck der Isaac Woodard-Skandals (siehe oben) verfügte im Juli 1948 US-Präsident Harry S. Truman per Executive Order 9981 die Aufhebung der Rassentrennung (Segregation) in den US-Streitkräften. Die schwarzen Truppenteile wurden schrittweise aufgelöst, das Personal auf andere Militäreinheiten verteilt.

Die letzte rein schwarze Formation war bis zu seiner Auflösung im November 1954 das 94. Pionierbataillon.

Trivia

  • Der Spielfilm Glory handelt vom 54. Massachusetts Infanterieregiment, einem „Farbigenregiment“.
  • Der Spielfilm Die Ehre zu fliegen handelt von der 99th Fighter Squadron, die sich aus den Tuskegee Airmen[5] rekrutierte. Sie wurde ausschließlich aus schwarzen Piloten gebildet. Die Behauptung, die Einheit hätte im Zweiten Weltkrieg keinen der von ihr bewachten Bomber durch feindliche Flugzeuge verloren, ist allerdings widerlegt.[6]

Weblinks

 Commons: Buffalo soldiers – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Alexander Weinen: Buffalo soldiers: die Rolle der Schwarzen in den amerikanischen Streitkräften des 19. Jahrhunderts. Verlag für Amerikanistik, Wyk auf Föhr 1992. ISBN 3-924696-70-5

Einzelnachweise

  1. Stanford L. Davis: Colonel Charles Young
  2. James McPherson: Battle Cry of Freedom, Penguin Books 1990, S.748
  3. Louisiana Native Guards (englisch)
  4. Chuck Hunt, National Park Service, Superintendent of Fort Davis National Historic Site: An immensely significant civil rights story unfolded on the post as African-Americans assumed their first federal jobs as soldiers at the frontier., Fort Davis, Centennial Strategy
  5. US Air Force Museum: Fact Sheet: Tuskegee Airmen (englisch, abgerufen am 16. Mail 2009)
  6. USA today: Report: Tuskegee Airmen lost 25 bombers, 1. April 2007

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