Bumsbomber

Bumsbomber
Angebote für Touristen in Pattaya/Thailand

Sextourismus bezeichnet Reisen, die in erster Linie dazu unternommen werden, um sexuelle Kontakte zu den Einheimischen der besuchten Länder aufzunehmen. Da es sich hierbei zumeist um Prostituierte handelt, wird auch häufig der Terminus Prostitutionstourismus gebraucht. Sextourismus im heute zu beobachtenden Ausmaß existiert erst seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, bedingt durch den zunehmenden Wohlstand bestimmter Weltregionen (insbesondere Westeuropa, Nordamerika, Japan und bestimmte Staaten der arabischen Welt) und die Möglichkeit, verhältnismäßig billig und schnell in weit entfernte Länder reisen zu können.

Inhaltsverzeichnis

Motive der Sextouristen

Es gibt verschiedene Gruppen von Männern und Frauen, die als „Sextouristen“ verreisen; die Übergänge zwischen den einzelnen Gruppen sind fließend und die Präferenzen können sich im Verlauf der Reise und insbesondere während wiederholter Aufenthalte auch ändern. Ein großer Teil der Freier bzw. auch der Freierinnen sucht kurze sexuelle Beziehungen für eine Nacht oder wenige Tage und zwar billiger als in der Heimat. Einige suchen darüber hinaus speziell Sex ohne Kondom.

Als zweite große Gruppe treten jene auf, die eine Beziehung für die Dauer ihres Aufenthalts suchen und das Gefühl haben wollen, nicht für einzelne sexuelle Leistungen zu bezahlen, sondern die Prostituierte bzw. deren Angehörige zu unterstützen (sog. Girlfriendsex). Diese Form des Sextourismus ist z. B. bei Thailand- oder Brasilien- Reisenden verbreitet. Ein Teil der Sextouristen sucht in erster Linie das „Exotische“ in den Sexpartnern, sei es weil sie vom Aussehen der Frauen oder vom Stereotyp der stets familienbezogenen, gehorsam wirkenden, lächelnden Asiatin fasziniert sind.

Ein weiterer Grund für Sextourismus ist in der Rechtslage der Herkunftsländern der Freier zu sehen, die, um Bestrafungen durch die Justiz ihres Heimatlandes zu umgehen, Prostituierte in Ländern aufsuchen, in denen Prostitution legal oder zumindest geduldet ist (z. B. Freier aus den USA, im angrenzenden Mexiko oder in Brasilien, Freier aus Schweden in europäischen Ländern). Oft werden in diesen Ländern auch gezielt Kinder für sexuelle Kontakte gesucht.

Homosexuelle Männer sehen mitunter im Sextourismus eine Chance, ihre Homosexualität frei auszuleben ohne die schwierige Aufgabe, sich in der Heimat offen dazu bekennen zu müssen.

Sextouristinnen

Im Verhältnis zur Zahl der männlichen Sextouristen ist jene der Frauen, die aus diesem Grund verreisen, vergleichsweise gering.

Da es in kaum einer der Destinationen männliche Pendants zu „Bardamen“ oder Straßenprostituierten gibt, ist auch die Grenze mitunter schwer auszumachen zwischen sich prostituierenden Männern und solchen, die es als eine Art Sport ansehen, da Sex mit einheimischen Frauen und Mädchen außerhalb fester Beziehungen für sie oft kaum möglich ist. Zudem neigen Frauen eher als Männer dazu, ihre Urlaubsbeziehungen geheim zu halten oder sie nach außen als „Beziehung“ mit echten Gefühlen darzustellen. Auch suchen sie häufiger als Männer „passende“ Partner in Bezug auf das Alter und Aussehen. Die Bezahlung erfolgt in der Regel nicht so direkt wie bei männlichen Sextouristen üblich. Manchmal kaufen sie dem Partner ein Fahrzeug oder ermöglichen ihm mit Startkapital, ein Geschäft zu eröffnen.

Man findet in den Zentren des Prostitutionstourismus jedoch auch deutlich ältere Damen aus den Wohlstandsländern mit jungen (auch minderjährigen) Männern aus den Urlaubsländern.

Seit den 1970er Jahren ist zu beobachten, dass Frauen zum Zweck des Prostitutionstourismus zuerst in die Karibik (vor allem nach Jamaika), später auch nach Asien wie Thailand, Indonesien (Bali), dann Kenia, Gambia und Tunesien reisten.

Die Grenzen von „normalen Beziehungen“ zum Sextourismus sind nicht immer klar festzustellen.

Gisela Wuttke schreibt in Kinderprostitution, Kinderpornographie, Tourismus. Eine Bestandsaufnahme (siehe Literatur): „Im Hinblick auf das Geschlecht lässt sich sagen, dass der Prostitutionstourismus eine überwiegend männliche Domäne ist. [...] Insgesamt kann man aber wohl feststellen, dass der weibliche Prostitutionstourismus in den Medien eine (im Vergleich zum realen Stellenwert) eher überproportionale Beachtung gefunden hat.

Herkunftsländer und Reiseziele

Ein Merkmal des Prostitutionstourismus ist, dass die Kunden überwiegend aus relativ wohlhabenden Ländern kommen; vor allem aus Nordamerika und Westeuropa sowie Australien. Daneben nimmt seit den politischen und wirtschaftlichen Umwälzungen in den Staaten des ehemaligen „Ostblocks“ auch die Zahl von Sextouristen aus diesen Ländern zu. Die südostasiatischen Orte werden zudem auch von Männern aus der Volksrepublik China, Malaysia und Japan besucht.

Häufigste Reiseziele für männliche Prostitutionstouristen sind

Seit dem Fall des eisernen Vorhangs entwickelten sich auch die grenznahen Gebiete Tschechiens, Ungarns und Polens zum Ziel prostitutionstouristischer Kurzbesuche vor allem deutscher und österreichischer Männer.

Frauen aus den wohlhabenden Ländern suchen am häufigsten Kenia und die arabischen Länder am Mittelmeer (Marokko, Tunesien, Ägypten) auf; in den letzten Jahren auch zunehmend die Badeorte am Roten Meer in Ägypten.

Das primäre verbindende Merkmal der Reiseziele ist die ökonomische Situation der einheimischen Menschen. Der Prostitutionstourismus lebt von den niedrigeren Preis- und Lohnniveaus in den bereisten Ländern. Die Arbeitskraft wird in diesen Ländern im Allgemeinen weit geringer vergütet als in den Herkunftsländern der (Sex-)Touristen. Auch sexuelle Dienstleistungen werden meist zu sehr viel niedrigeren Preisen angeboten. Da gerade für die Frauen dieser Länder meist wenig finanziell attraktive Arbeitsmöglichkeiten bestehen, bietet die Arbeit als Prostituierte oft deutlich bessere Verdienstmöglichkeiten als andere Berufe.

Die Geschichten der Prostituierten in den außereuropäischen Sextourismus-Destinationen ähneln sich häufig: Schulbildung ist nicht oder kaum gegeben. Häufig betrifft es Menschen, die in Notsituationen geraten sind, beispielsweise Frauen, die vom Mann verlassen und mit ihren Kinder alleingelassen wurden oder für ein krankes Familienmitglied zu sorgen haben. Ein anderes Argument, neben der Notwendigkeit Geld zu verdienen, ist, dass die Frauen nicht wollen, dass ihre eigenen Töchter in der Prostitution enden. In der Tat kann in vielen dieser Länder (siehe auch Schwellenländer) allein durch Arbeit in der Fabrik, deren Lohn manchmal nur 1 bis 3 Euro am Tag beträgt, weder eine ordentliche Schulbildung noch eine angemessene ärztliche Behandlung finanziert werden. Daneben werden von mittellosen oder verschuldeten Familien der ländlichen Regionen oft auch Töchter an die Bars oder Clubs in den Städten und Tourismuszentren verkauft.

Südostasien

Eine erste Welle von „Sextouristen“ in Südostasien bildeten die US-amerikanischen Soldaten, die im Zuge des Vietnamkrieges ihre Urlaubszeiten an den Stränden Thailands, vor allem Pattayas und der Philippinen verbrachten, wo Prostituierte ihrer Zerstreuung dienen sollten.

Ab den 1980er Jahren wurden die Länder der Region, allen voran wiederum Thailand und die Philippinen, wegen der günstigen Flüge und der politischen und wirtschaftlichen Stabilität zu immer beliebteren Fernreisezielen für Touristen aus Nordamerika und Europa sowie Australien. Mit den gewöhnlichen Touristen kamen bald auch die Sextouristen, weniger der tropischen Strände oder der Kultur wegen, sondern angezogen durch die vergleichsweise billig verfügbaren „exotischen“ Frauen.

Zu Zentren des Sextourismus in Thailand entwickelten sich insbesondere Pattaya, daneben auch Bangkok (Patpong), Chiang Mai und die Insel Phuket. Speziell in Thailand ist der Anteil der Touristen an der Gesamtzahl der Kunden der Prostituierten allerdings relativ gering. Etwa 4,6 Millionen männliche Thais besuchen jährlich die nach Schätzungen mindestens 1,5 Millionen Prostituierten. Die größte Gruppe ausländischer Männer sind Malayen mit ca. 1 Million; diese besuchen besonders die Bordelle im Süden Thailands wie in Hat Yai oder direkt hinter der Landesgrenze. Unter den fernreisenden Sextouristen stellen US-Amerikaner die größte Gruppe, gefolgt von Briten und Deutschen. Zwar versucht die thailändische Regierung seit einigen Jahren die Prostitution zurückzudrängen und vor allem den Ruf des Landes im Tourismus zu verbessern, aber Prostitution ist dennoch ein profitabler Wirtschaftszweig: die „Rotlicht“-Branche weist einen Umsatz von jährlich rund 27 Milliarden Dollar auf und erwirtschaftet etwa 14 % des BIP (Schätzung der Internationale Arbeitsorganisation, der International Labour Organisation (ILO) der UNO). Etwa 28 % der Einkommen in Nordthailand stammen von Frauen, die in den Städten und touristischen Zentren als Prostituierte arbeiten. Aus dem Umstand, dass mit Prostitution verhältnismäßig viel Geld zu verdienen ist, folgt auch, dass offizielle Versuche sie zurückzudrängen kaum durchsetzbar sind. Prostitution ist in Thailand gesetzlich verboten. Allerdings funktioniert ein Verbot nicht, wenn jene, die es durchsetzen sollen, also regionale Beamte und Polizisten, teilweise korrupt oder direkt involviert sind.

Die Zahl der Frauen in der Prostitution auf den Philippinen wird auf etwa 500.000 geschätzt, wobei der Anteil der Kinder und Jugendlichen hier deutlich höher ist als in anderen Ländern, die von Sextouristen besucht werden.

Auch in Kambodscha nimmt seit dem Ende des Bürgerkriegs in den späten 1990er Jahren, neben dem allgemeinen, auch der Sextourismus kontinuierlich zu. Die Kinderprostitution steigt hier besonders an, nachdem Thailand die Gesetze und Kontrollen gegen Kinderprostitution verschärft hat. Schon in der Zeit, als das Land in den frühen 1990er Jahren von der UNO verwaltet wurde, fand das Geschäft mit der Prostitution erstmals weitere Verbreitung. Viele UNO-Soldaten waren damals Kunden der neu entstandenen Bars und Bordelle. Heute blüht in Kambodscha nicht nur der Tourismus, der vor allem von den Kulturdenkmälern in Angkor angezogen wird, sondern auch die Prostitution in Phnom Penh und den Touristenzentren der Südküste.

Karibik

Die Dominikanische Republik, Kuba, Jamaika und andere Inseln der Karibik sind nicht nur für „gewöhnliche“ Pauschaltouristen immer beliebter werdende Reiseziele. Wie in allen bisher genannten Ländern drängt auch hier die trostlose wirtschaftliche Situation Mädchen, Frauen aber auch Männer in die Prostitution. Besonders alarmierend ist die steigende Zahl von Kindern, die prostituiert und von ausländischen Gästen „benutzt“ werden. Die Strafverfolgung dieser Delikte hat zugenommen.

Die Arbeitslosigkeit der Frauen in den Städten der Dominikanischen Republik ist etwa doppelt so hoch wie jene der Männer. Außerdem kümmern sich viele Männer, wenn sie sich von ihren Frauen trennen, finanziell nicht mehr um ihre Kinder. Unterhaltszahlungen sind für alleinstehende Mütter in der Praxis nur schwer durchzusetzen. Berufe im Dienstleistungssektor (z. B. Service- oder Reinigungspersonal in den Hotelanlagen) werden meist so schlecht bezahlt, dass ein Überleben für die Frauen und ihre Familien damit kaum zu finanzieren ist. Häufig sind es auch Frauen aus dem noch viel ärmeren Nachbarstaat Haiti, die als Prostituierte arbeiten.

Im sozialistischen Kuba kommt hinzu, dass viele Waren nur auf dem Schwarzmarkt gegen harte Währung zu bekommen sind; Prostitution ist hier eine der einfachsten Methoden, an Dollars heranzukommen.

Afrika

Bevorzugte Reiseziele von Sextouristen in Afrika sind vor allem Kenia, Gambia, Madagaskar und Malawi. Wie in den schon früher touristisch erschlossenen Ländern Südostasiens und der Karibik, folgten dem allgemeinen Tourismus bald auch hier die Prostitutionstouristen. Die Voraussetzungen waren und sind dieselben: Armut, Mangel an beruflichen Perspektiven und Arbeitslosigkeit. Für die Sextouristen aus den wohlhabenden Ländern Nordamerikas und Europas sind die sexuellen Dienstleistungen billig und leicht zu bekommen. Für die Prostituierten manchmal der scheinbar einzige Ausweg. Die Länder Afrikas weisen heute die höchsten HIV-Infektionsraten der Welt auf.

„Heiratsmarkt“

Sextourismus-Destinationen stellen auch einen „Heiratsmarkt“ dar. Unter den „Bardamen“ in den Touristenzentren Thailands oder der Philippinen finden sich kaum Frauen, die an mehreren Kunden in einer Nacht interessiert sind. Bevorzugt werden Kunden, mit denen ein Dauerverhältnis aufgebaut werden kann, das die gesamte Besuchszeit des Touristen andauert und wenn möglich auch verlängert wird. Sofern sich ein Arrangement finden lässt, bei dem der „Partner“ regelmäßig Geld für den Unterhalt der Familie überweist, wird weitere Prostitution vermieden, so gut es geht. Eine Ehe mit einem Ausländer ist eine willkommene Chance, sowohl der Armut als auch der Prostitution zu entkommen. Die eigenen Kinder bleiben dabei häufig im Heimatland zurück.

In den Heimatdörfern der Frauen wird über Prostitution nicht gesprochen. Zwar ist die finanzielle Unterstützung der Familie willkommen, das Verhalten der Frauen wird aber dennoch oft missbilligt. In einigen Dörfern soll jede zehnte Frau mit einem Ausländer verheiratet sein, jedoch wird häufig kein Wort darüber verloren, wie sich die Paare kennen gelernt haben.

Das Arrangement, junge schöne Frau mit reichen Mann, das bis vor Jahrzehnten in europäischen Gefilden auch nicht unbekannt war, kann aber durchaus zu einer harmonischen Ehe mit gegenseitiger Achtung und Zuneigung führen. Es kommt aber auch häufiger als in anderen Partnerschaften vor, das der Partner dann verlassen wird, wenn er zum Unterhalt der Familie nicht mehr in der Lage ist, wie z. B. bei Arbeitslosigkeit. Umgekehrt fürchten die Frauen, manchmal auch nicht unbegründet, das sie von ihrem zukünftigen Partner geschlagen, eingesperrt oder nur als Haushaltshilfe betrachtet werden.

Bei über acht Millionen Touristen jährlich alleine in Thailand, davon eine Menge Rucksacktouristen, ist es aber nicht zwangsläufig, dass Ehepaare sich als Freier-Prostituierte kennengelernt haben. Reisende aus westlichen Ländern finden nicht selten einen Partner im Urlaubsland attraktiv, und werden umgekehrt von den dortigen Frauen wegen der besseren sozialen und wirtschaftlichen Möglichkeiten gegenüber einem Partner aus dem eigenen Land bevorzugt.

Menschenhandel

Im Umfeld von Prostitution und dem, zwar durch die wirtschaftliche Situation hervorgebrachten aber oft doch freiwilligen, „Heiratsmarkt“ existiert allerdings auch der Menschenhandel als Form der organisierten Kriminalität. Meist stammen die Frauen von den Philippinen, aus Thailand oder der Dominikanischen Republik, zunehmend auch aus Osteuropa. Mit dem Versprechen einer guten Arbeitsstelle oder eines Mannes, der gut für sie sorgen würde, werden sie von Heirats- oder Arbeitsvermittlern in Länder Westeuropas und Nordamerikas gelockt.

In der Regel führt der Weg, sofern ihnen nicht die Flucht gelingt oder sie Hilfe finden, in Bordelle wo sie weitgehend rechtlos leben und arbeiten müssen oder in eine Beziehung, manchmal auch Ehe, mit einem Mann von dem sie vor der Ankunft oft nicht einmal ein Foto gesehen hatten. International organisierte Heiratsvermittlung unterscheidet sich grundlegend von nationaler. Die Auswahl der Partner erfolgt nahezu ausschließlich durch den Mann. Er wählt eine Frau, die ihm gefallen könnte, aus dem Angebot der Vermittler aus, bezahlt den Vermittler und erhält dafür oft sogar ein „Umtauschrecht“ für den Fall, dass er enttäuscht werden sollte. Frauen werden in diesem System auf ein Handelsgut reduziert. In der Regel haben sie keinen Einfluss auf die Partnerwahl. Dazu kommt, dass sie kaum darüber aufgeklärt werden an welche Bedingungen die Chance auf das erhoffte bessere Leben in Europa oder Nordamerika geknüpft ist. Nach der Eheschließung erhalten sie erst nach drei Jahren eine Dauer-Aufenthaltsgenehmigung. Sie sind also von Anfang an abhängig, zuerst von der Vermittlungsagentur, der sie zusätzlich das Geld für die Anreise schulden, und in der Folge vom Ehepartner. Dazu kommen in vielen Fällen mangelhafte oder überhaupt nicht vorhandene Sprachkenntnisse und der Umstand, in einem fremden Land mit fremder Kultur zu sein.

Gemäß § 6 Nr.4 StGB wird auch im Ausland begangener Menschenhandel in Deutschland strafrechtlich verfolgt.

HIV

Ungeschützter Geschlechtsverkehr, der für manche Sextouristen ein Grund für die Reise ist, trug und trägt immer noch zur weltweiten Weiterverbreitung des HI-Virus bei. Deutlich wurde das am Beispiel Kambodscha. Das Land war durch das Regime der Roten Khmer und den später folgenden Bürgerkrieg seit den 1970er Jahren praktisch von der Außenwelt abgeschnitten. HIV und AIDS waren weitgehend unbekannt. Ins Land gebracht wurde die Krankheit erst mit den UN-Soldaten, zu deren Unterhaltung auch neu eingerichtete Bordelle dienten. Heute, zu Beginn der 2000er Jahre, hat Kambodscha eine der höchsten Infektionsraten aller Länder weltweit. Die Ausbreitung der Krankheit wird auch dadurch begünstigt, das eine enorme Nachfrage an bezahlten sexuellen Diensten bei den einheimischen jungen Männern besteht. Vorehelicher Geschlechtsverkehr ist in Kambodscha tabu, eine Heirat können sich die Männer oft wegen der hohen Mitgift nicht leisten. So haben sehr viele junge Männer ihren ersten sexuellen Kontakt mit einer Prostituierten.

Kinderprostitution

Neben der Prostitution Erwachsener ist die Kinderprostitution eine besondere „Begleiterscheinung“ des Sextourismus. Schätzungen der UNICEF zufolge sind weltweit ca. 3 bis 4,6 Millionen Jugendliche (unter 18 Jahren) und Kinder Opfer von Kinderprostitution. Die ILO schätzt die Zahl der betroffenen Sechs- bis Vierzehnjährigen weltweit auf mindestens 1 Million. Besonders hoch ist der Anteil der Kinderprostitution auf den Philippinen. Für Pädophile ist Sextourismus ein Weg ihre „Neigung“ vermeintlich frei von der Gefahr einer Strafverfolgung, weit weg von den heimischen Behörden, auszuüben. Manche Männer verlangen gezielt nach jungen Mädchen, weil sie bei diesen irrigerweise eine geringere Gefahr der Infizierung mit HIV vermuten. Die Mädchen, die dabei missbraucht und zur Prostitution gezwungen, also vergewaltigt werden, stammen meist aus armen ländlichen Regionen. Die missbrauchten Mädchen in den thailändischen Clubs stammen beispielsweise oft aus den nördlichen Landesteilen („Bergvölker“), Myanmar oder der chinesischen Provinz Yunnan und werden von ihren Familien an Bordelle und Agenturen verkauft.

In Bangkok suchen Mitarbeiter des Kinderschutzzentrums in Bordellen nach minderjährigen Prostituierten, um sie zu befreien. Neue gesetzliche Regelungen in Europa ermöglichen eine Strafverfolgung, auch wenn der Kindesmissbrauch im Ausland stattfand. Dies ermutigt Hilfsorganisationen Hinweisen auf ausländische Sextouristen nachzugehen. Die Zahl der wegen Kindesmissbrauchs inhaftierten Touristen nimmt seit dem Ende der 1990er Jahren auch deshalb deutlich zu.

Soziologie und Ethnografie des Sextourismus

Der israelische Soziologe Erik Cohen untersuchte als erster die soziale Struktur des Sextourismus, insbesondere in Thailand. Im Gegensatz zur Prostitution in westlichen Gesellschaften folge die touristenorientierte Prostitution in Thailand anderen Spielregeln, da sie nicht vollständig „professionalisiert“ sei. Die Übergänge zwischen unbezahlter sexueller Interaktion und Sexarbeit seien fließend. Daher sei als nicht seltenes Phänomen „open-ended prostitution“ zu beobachten, ein Terminus mit dem Cohen den Sachverhalt bezeichnet, dass ursprünglich prostitutive Kontakte in reale Liebesbeziehungen übergehen. Häufig indessen seien die Beziehungen zwischen Thailänderinnen und westlichen Touristen, die mitunter durch Briefkontakte lange Zeit über den realen Kontakt hinaus verlängert werden, gekennzeichnet von finanziellen Interessen auf Seiten der Frauen und romantisierend-exotistischen Sehnsüchten auf Seiten der Männer. Weiterhin kämen die Kontakte überwiegend nicht in Bordellen zustande, sondern eher in Lokalen und Go-Go-Bars, einem weiteren Charakteristikum der unvollständigen Professionalisierung.

Literatur

Sachbücher

  • Cohen, Erik: Thai tourism: hill tribes, islands and open-ended prostitution. Bangkok: White Lotus Press 2001. ISBN 974-8496-67-8
  • Becker, Astrid (Red.). Strategien gegen Prostitutionstourismus und internationalen Frauenhandel. Hrsg.: Friedrich-Ebert-Stiftung. Bonn 1994. ISBN 3860771752 (siehe auch Weblinks)
  • Kleiber, Dieter/Martin Wilke: Aids, Sex und Tourismus. Schriftenreihe des Bundesministeriums für Gesundheit Bd. 33, Baden-Baden: Nomos 1995
  • Lon: Ich war erst 13: Die wahre Geschichte von Lon. Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf 2007. ISBN 978-3-89602-798-6
  • OGrady, Ron: Gebrochene Rosen. Kinderprostitution und Tourismus in Asien. J. Horlemann Vlg., Unkel 1998. ISBN 3927905518
  • Rothe, Andrea: Männer, Prostitution, Tourismus. Westfälisches Dampfboot 1997. ISBN 3896914081
  • Wuttke, Gisela: Kinderprostitution, Kinderpornographie, Tourismus. Eine Bestandsaufnahme. Nachw. v. Christa Dammermann. LAMUV 1998. ISBN 3889775314.
  • Minninger, Sabine: Tränen heilen die Wunden nicht. Kinderprostitution im Tourismus. EED 2004.
  • Stark, Conrad: Liebe Schnaps Tod. Wahre Geschichten von der thailändischen Insel Phuket. Conrad Stein Verlag, 2001. ISBN 3893925112

Belletristik

  • Houellebecq, Michel: Plattform. deutsch von Uli Wittmann. rororo 2004. ISBN 3499233959.
  • Kwalanda, Miriam und Koch, Birgit Theresa. Die Farbe meines Gesichts. Lebensreise einer kenianischen Frau. ISBN 3426616831.
  • Gentgen, Alexander J.: Nie wieder Bethlehem. Grotesker Roman aus dem Sextouristen-Milieu. ISBN 3833464518
  • Paulo Coelho: Elf Minuten. Die Lebensgeschichte einer brasilianischen Prostituierten. ISBN 3257234449

Filme

  • In den Süden (Originaltitel: Vers le sud) Französisch-kanadisches Filmdrama aus dem Jahr 2005

Weblinks


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