Bund für Geistesfreiheit

Bund für Geistesfreiheit

Der Bund für Geistesfreiheit Bayern K. d. ö. R. (Kurzbezeichnung bfg Bayern) ist eine freigeistig orientierte Körperschaft des öffentlichen Rechts in Bayern. Daneben existiert in Erlangen der Bund für Geistesfreiheit Erlangen e. V. (Kurzbezeichnung bfg Erlangen), welcher korporatives Mitglied im bfg Bayern und als eingetragener Verein konstituiert ist.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Ursprünge des Bundes für Geistesfreiheit reichen bis zur Deutschen Revolution von 1848 zurück; er entstammt der freireligiösen Bewegung. Frühere Bezeichnungen des bfg Bayern waren Freireligiöse Landesgemeinde Bayern K. d. ö. R. und Freigeistige Landesgemeinschaft Bayern (FLGB) K. d. ö. R. Im Dezember 1934 wurde die Freireligiöse Landesgemeinde verboten.[1] Die freireligiöse Gemeinde in München (bfg München) konnte jedoch weiter bestehen und war Mitglied in der nicht verbotenen Freien Religionsgemeinschaft Deutschlands. Einzelne Personen und Gruppen schlossen sich der Deutschen Glaubensbewegung an.[2]

Ziele

Das erklärte Ziel des bfg ist die Interessenvertretung der konfessionsfreien Bürger, also Menschen, die keiner Kirche angehören. Diese machen rund 22 Prozent der Bevölkerung Bayerns aus. Insbesondere vertritt er Menschen mit freigeistiger, agnostischer, humanistischer oder atheistischer Weltanschauung.

Der bfg Bayern und der bfg Erlangen sind nach eigener Aussage „dogmenfrei, humanistisch, demokratisch und überparteilich“. Sie stehen für die Grundwerte Selbstbestimmung, Toleranz, Vernunft und Humanität als Mitmenschlichkeit. Sie orientieren sich an den Grundsätzen der Aufklärung und des Humanismus und fordern eine konsequente Trennung von Staat und Kirche. Ein wichtiges Anliegen ist ihnen, die Privilegien der Kirchen abzubauen. Statt dessen sollen sich religiöse und weltanschauliche Vereinigungen allein aus den Beiträgen und Spenden ihrer Mitglieder finanzieren, wie z. B. in den USA oder im System der laïcité (Laizismus) in Frankreich.

Der bfg Bayern und zahlreiche örtliche Gliederungen beziehen als „Körperschaften des öffentlichen Rechts“ den christlichen Kirchen vergleichbare Zuwendungen aus dem bayerischen Staatshaushalt. Jedoch bemisst sich die Höhe dieser Zuwendungen nach der Anzahl der Mitglieder im bfg Bayern, die (anders als bei den Kirchen der Fall) nur einen Bruchteil der konfessionslosen Bürger darstellt.

Organisation

Der bfg Bayern gehört dem Dachverband freier Weltanschauungsgemeinschaften e. V. an sowie der Vereinigung Internationale Humanistische und Ethische Union (IHEU), die eine beratende Stimme in der UNO, der UNESCO und im Europarat hat. Mehrere Regionalgliederungen des bfg Bayern sind, ebenso wie der bfg Erlangen, Mitglied im Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA).

Der bfg Bayern hat Mitgliedsorganisationen in Augsburg, Deggendorf, Fürth, Kulmbach/Bayreuth, München, Neuburg/Ingolstadt, Regensburg und Schweinfurt. In Nürnberg war er bis 2007 durch den Humanistischen Verband (HVD) Nürnberg (ehemals bfg Nürnberg) repräsentiert.

Im Unterschied zum bfg Bayern lehnt der bfg Erlangen den Status der Körperschaft des öffentlichen Rechts ab, weil er es als eine Abweichung vom Ziel der Trennung von Kirche und Staat ansieht. Er war deshalb seit 1996 nicht mehr Mitglied des bfg Bayern und konstituierte sich als eingetragener Verein. 2008 kehrte er aber wegen der gemeinsamen Grundanliegen wieder in den bfg Bayern zurück.

Wirken

Viermal im Jahr erscheint die Freigeistige Rundschau, eine Publikation des bfg Bayern. Im Bayerischen Rundfunk bestreitet der bfg Bayern regelmäßig alle 6 Wochen sonntägliche Rundfunkvorträge.

Mitgliedsbeiträge und Spenden an den bfg Bayern und an den bfg Erlangen sind aufgrund der anerkannten Gemeinnützigkeit steuerlich absetzbar.

Der Bund für Geistesfreiheit unterstützt u.a. die Atheist Bus Campaign, eine Werbekampagne, die das Bewusstsein für Atheismus fördern soll.[3]

Ludwig-Feuerbach-Preis

Der vom bfg Augsburg gestiftete Ludwig-Feuerbach-Preis ist nach Ludwig Andreas Feuerbach benannt. Der Preis wurde im Jahr 2001 anlässlich des 90-jährigen Bestehens des Bundes für Geistesfreiheit Augsburg (bfg Augsburg) ins Leben gerufen.

Nach der Vorstellung des ehemaligen Vorsitzenden des bfg Augsburg, Gerhard Rampp, ist der Preis „eine Würdigung des anderen Augsburg, das mit Schubart, Johann Most oder Bertolt Brecht einige freie Geister hervorgebracht habe. Zudem ergänze der Preis das kulturelle und weltanschauliche Spektrum der Stadt, auch angesichts der Tatsache, dass der bekannte Augsburger Friedenspreis zwar von der Stadt dotiert, de facto aber von der evangelischen Kirche verliehen werde.“

Gerhard Rampp hat im Januar 2007 den Vorsitz des bfg Augsburg abgegeben, ist aber als Stellvertreter weiter aktiv. Der neue Vorsitzende ist Dietmar Michalke. Die Dotierung des Ludwig-Feuerbach-Preises hängt von Sponsoren und Kassenlage ab. Im Jahr 2001 betrug sie 5000 Euro, 2004 und 2008 betrug sie 2000 Euro.

Preisträger

Literatur

  • Franz Bohl: "Die freireligiöse Bewegung in Bayern: Werden und Wirken" hrsg. von der Freireligiösen Bewegung in Bayern, o. Ort, o. Jahr, 83 S.
  • Hermann Kraus: "Geistesfreiheit : Verfemt, verfolgt - erfolgreich oder Warum d. Bund für Geistesfreiheit (bfg) ganz besonders gegen Zensur u. Berufsverbot, Dogmatismus u. Intoleranz ist". Selbstverl., Nürnberg 1980. 29 S.
  • Karl Bierl (Hrsg.): "25 Jahre Bund für Geistesfreiheit (bfg) Regensburg : 1977 bis 2002". Regensburg 2002. 26 S.

Einzelnachweise

  1. Helmut Steuerwald: Kritische Geschichte der Religionen und freien Weltanschuungen. Eine Einführung. Angelika Lenz Verlag, Neustadt am Rübenberge 199 ISBN 3-933037-08-5. S. 511
  2. Helmut Steuerwald: Kritische Geschichte der Religionen und freien Weltanschuungen. Eine Einführung. Angelika Lenz Verlag, Neustadt am Rübenberge 199 ISBN 3-933037-08-5. S. 510 ff.
  3. http://www.buskampagne.de/ siehe „Unterstützer“

Weblinks



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