Burg Friedberg (Friedberg)

Burg Friedberg (Friedberg)
Burg Friedberg
Eingang zur Friedberger Burg

Eingang zur Friedberger Burg

Entstehungszeit: 1171 bis 1180
Burgentyp: Höhenburg,Ortslage
Erhaltungszustand: Wesentliche Teile erhalten
Ständische Stellung: Kaiser, Adlige
Ort: Friedberg
Geographische Lage 50° 20′ 32,6″ N, 8° 45′ 10,7″ O50.3423793011198.7529706954956140Koordinaten: 50° 20′ 32,6″ N, 8° 45′ 10,7″ O
Höhe: 140 m ü. NN
Burg Friedberg (Hessen)
Burg Friedberg

Die Burg Friedberg in der hessischen Stadt Friedberg ist eine der größten Burganlagen Deutschlands. Sie war jahrhundertelang Mittelpunkt der Burggrafschaft Friedberg. Heute beherbergt sie verschiedene öffentliche Einrichtungen. So befinden sich unter anderem das Medienzentrum des Wetteraukreises, das Finanzamt und das Burggymnasium, ein Oberstufengymnasium, innerhalb der historischen Mauern.

Inhaltsverzeichnis

Gründung

Auf einem Basaltfelsen mitten in der Wetterau befinden sich Burg und Stadt Friedberg. Die Burg wurde vermutlich im Auftrag des Kaisers Friedrich Barbarossa zwischen 1171 und 1180 gegründet. Die älteste erhaltene Urkunde über die Burg stammt aus dem Jahr 1216.[1]

Vorgeschichte

Auf dem Friedberger Burgberg befand sich am Anfang des ersten Jahrhunderts n. Chr. ein römisches Militärlager, das bei den Feldzügen des Germanicus errichtet wurde. Danach war Friedberg jahrzehntelang ohne römische Besatzung. Erst unter der Regierung Kaiser Vespasians 69 bis 79 wurde auf dem Burgberg wieder ein römisches Kastell errichtet. Diese mehrmals erweiterte und umgebaute Anlage wurde mit dem Rückzug der Römer auf die Rheingrenze um 260 aufgegeben. Heute noch sichtbar ist der ausgegrabene Rest einer kleinen Badeanlage, vermutlich Teil der Kommandantur des Kastells, der in den Keller eines Schulhausneubaues im Jahr 1965 einbezogen wurde.

Geschichte

Schloss Friedberg in der Burg
Blick auf die Burg

Burg und Stadt Friedberg waren selbständige rechtliche Einheiten, später eigene Territorien innerhalb des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation. Die Burg bildete eine eigene Burggrafschaft. Dieses enge Nebeneinander von Burg und Stadt führte zu Reibereien, die jahrhundertelang die Geschichte Friedbergs bestimmten.

Die Burggrafschaft war genossenschaftlich organisiert und reichsunmittelbar. Die Rechtsstellung eines Burgmannen war erblich und befand sich in den Händen adeliger Familien der Umgebung. Es gab etwa 100 Burgmannen. Die Aufgabe der Burg war der Schutz der Wetterau, wie dies auch in den anderen staufischen Pfalzen und Burgen Gelnhausen, Frankfurt, Wetzlar und Glauburg, die zum Teil im gleichen Zeitraum errichtet wurden, der Fall war. Um der Residenzpflicht zu genügen, wurden innerhalb der Burg seit dem 14. Jahrhundert Burgmannenhäuser gebaut. In späterer Zeit wurden die Aufgaben der Burgmannen oft durch dort residierende Beamte wahrgenommen. Seit dem 15. Jahrhundert bildete die Burg eine eigene kleine Herrschaft in der Wetterau, indem sie die Pfandschaft über die Stadt Friedberg 1445 und das Freigericht Kaichen erwarb. In dieser Zeit hatte sie ihren größten politischen Einfluss. Sie war an der Virilstimme der Wetterauer Grafen auf dem Reichstag beteiligt.

Ab dem 17. Jahrhundert wandelte sich die Burg zunehmend zum Herrensitz. Davon zeugen die repräsentativen Bauten der Burgmannen in der Burg, der weitläufige Burggarten und die Burgkirche. Die Burg behielt ihre staufische Verfassung bis 1806 und wurde dann vom Großherzogtum Hessen mediatisiert. Erst 1834 wurde die Burg in die Stadt Friedberg eingemeindet. Im Jahr 1846 starb mit Sigmund Löw zu Steinfurth der letzte der Burgmannen.

Befestigung

Die Burg war stark befestigt. Sie besaß zwei Hauptzugänge:

  • Der nördliche, dessen erhaltene Bausubstanz in die Mitte des 14. Jahrhunderts zurückreicht, wies sechs Torbauten auf, von denen drei erhalten sind. Er führte außerhalb der Stadt Friedberg direkt in das freie Vorfeld der Burg.
  • Der südliche Zugang von der Stadt Friedberg war durch den tiefen Burggraben, den sogenannten Hirschgraben, und eine Zugbrücke gesichert.

Der Adolfsturm

Der Adolfsturm in Friedberg ist ein Butterfassturm

Ursprünglich besaß die Burg zwei Bergfriede; der vermutlich noch aus staufischer Zeit stammende Turm am Südtor stürzte 1684 ein, der andere, der Adolfsturm stammt aus der Mitte des 14. Jahrhunderts und ist das älteste erhaltene mittelalterliche Bauwerk der Burg. Heute ist er das Wahrzeichen der Stadt und mit einer Höhe von 54,42 m (mit Wetterfahne 58,22 m) einer der größten Bergfriede Deutschlands. Im Jahr 1347 konnten die Friedberger Burgmannen Graf Adolf von Nassau gefangen nehmen. Mit dem Lösegeld war es nun möglich, einen neuen Bergfried zu erbauen, den man nach der freigelassenen Geisel Adolfsturm nannte. Erbaut wurde der Turm aus Quarzit aus dem Taunus und Basalt aus dem nahen Fauerbach.

In den Jahren 1893/96 wurde der Adolfsturm aufwändig romantisiert. Dabei erhielt er sein heute charakteristisches Aussehen mit dem spitzen Helm und den vier Seitentürmchen. Außerdem wurde eine Steganlage zum Eingang ergänzt, der ursprünglich in 13 Meter Höhe nur mit einer Leiter zu erreichen war. In 42,5 Metern Höhe befindet sich bis heute eine Aussichtsplattform, von wo ein Blick bis ins 30 Kilometer entfernte Frankfurt möglich ist.

Am 28. Februar 2010 wurde die Spitze des Adolfsturms vom Orkan Xynthia abgeknickt.

Der Adolfsturm befindet sich in der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen und wird vom Geschichtsverein der Stadt Friedberg der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Das Burggrafiat (Schloss)

St. Georgs-Brunnen

In den Jahren 1604–1610 wurde der Kronberger Hof von dem damaligen Burggrafen Johann Eberhard von Kronberg erbaut. Der Gebäudekomplex, im Stil der Hochrenaissance erbaut, diente ab 1698 als Sitz der Friedberger Burggrafen. Von 1817 bis 1919 fungierte es als Schloss der hessischen Großherzoge. Im Jahr 1910 wohnte der letzte Zar Russlands Nikolaus II. während eines Kuraufenthalts im benachbarten Bad Nauheim als Gast der Großherzoge im Friedberger Schloss. Seine Frau Alix von Hessen-Darmstadt war die Schwester des damaligen Herzogs.

In das Baugefüge des Burggrafiats ordnen sich der Marstall, das barocke Deutschordenshaus (erbaut: 1716–1718), 1491–1806 Faktorei der Kommende Frankfurt am Main und 1589–1764 Direktorium der Mittelrheinischen Ritterschaft, der Kavaliersbau (Anfang des 17. Jahrhunderts) und das große Renaissancetor (1611/1752) ein. Im Juni 1990 brannte das Burggrafiat fast gänzlich aus. Erhalten blieben nur die Außenmauern.

Außerhalb des Schlossbereiches befindet sich der St.-Georgs-Brunnen aus dem Jahr 1738. Die Brunnenfigur des Heiligen Georg wurde von dem Mainzer Bildhauer Burkard Zamels im Stile des Barock geschaffen. Die Figur, die heute den Brunnen schmückt, ist eine Kopie; das Original befindet sich im nahegelegenen Wetterau-Museum.

Die Burgkirche

Der frühklassizistische Kirchenbau wurde von dem Hanauer Franz Ludwig Cancrin entworfen und dem Bad Nauheimer Baumeister Johann Philipp Wörrishöfer erbaut. Sie ersetzte die mittelalterliche St. Georgskirche, die im 18. Jahrhundert abgerissen wurde. Auf dem Grundriss eines Griechischen Kreuzes erhebt sich der kompakte Kirchenbau, der mit einem verhältnismäßig niedrigen Turm ausgestattet ist. Begonnen wurden die Bauarbeiten bereits am 14. Juli 1783, dauerten allerdings bis 1808, was damaligen politischen Streitigkeiten zuzuschreiben ist. Das Innere der Kirche repräsentiert eine typische protestantische Predigtkirche. Die Erscheinung des Inneren der Kirche wird von der tempelartigen Fassade samt Empore und Orgel dominiert.

Am 30. September und 1. Oktober 1947 vereinigten sich die evangelischen Landeskirchen Nassau, Hessen-Darmstadt und Frankfurt in der Burgkirche zur Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Einen Tag später wurde Martin Niemöller zu ihrem ersten Kirchenpräsidenten gewählt[2]. Zum 200-jährigen Jubiläum der Kirche im Jahr 2008 wurden umfangreiche Renovierungsmaßnahmen am Kirchengebäude vollzogen.

Nordtor und Adolfsturm 2009

Weitere Gebäude

Die doppelte Umwehrung aus dem 14.–16. Jahrhundert ist in ganzem Umfang erhalten, ebenso wie ein Teil der Innenbebauung. Im geräumigen Burgareal stehen noch eine Reihe von Burgmannenhäusern. Neben dem mächtigen Burgtor befindet sich die barocke Burgwache (1771/72), die der Frankfurter Hauptwache nachempfunden ist. Heute ein Teil des Burggymnasiums, verdient besonders das barocke Portal der ehemaligen Burgkanzlei (1512) Erwähnung. Das Gebäude diente ab Mitte des 19. Jahrhunderts als Lehrerseminar.

Wissenswert

Zeugnisse über die Geschichte der Burg und Stadt Friedberg sind im Wetterau-Museum in der Haagstraße ausgestellt. Bedeutend sind neben drei Stadtansichten aus dem 16. Jahrhundert die Portraits Friedberger Burggrafen. Hier befindet sich auch ein Modell von Burg und Stadt Friedberg, das einen guten Überblick über die Burganlage im Spätmittelalter gibt.

Literatur

  • Johann Georg Krünitz: Oeconomische Encyclopädie, 1795 (Online-Ausgabe).
  • Michael Keller: Stadtführer Friedberg, ISBN 3-87076-072-9.
  • Friedrich Karl Mader: Sichere Nachrichten von der Kayserlichen und des heiligen Reichs-Burg Friedberg und der darzu gehörigen Grafschaft und freyen Gericht zu Kaichen, aus zuverläßigen Archival-Urkunden und beglaubten Geschicht-Büchern zusammen getragen auch hin und wieder erläutert, 1. Teil Lauterbach 1766 (Digitalisat); 2. Teil Lauterbach 1767 (Digitalisat); 3. Teil Lauterbach 1774 (Digitalisat).
  • Volker Press: Friedberg – Reichsburg und Reichsstadt im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit. In: Wetterauer Geschichtsblätter Band 35, Bindernagel, Friedberg 1986, S. 1–29.
  • Klaus-Dieter Rack: Die Burg Friedberg im Alten Reich: Studien zu ihrer Verfassungs- und Sozialgeschichte zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert. Selbstverl. d. Hess. Histor. Kommission, Darmstadt 1988, ISBN 3-88443-161-7 (Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 72).
  • Thomas Schilp: Die Reichsburg Friedberg im Mittelalter. Untersuchungen zu ihrer Verfassung, Verwaltung und Politik. Bindernagel, Friedberg 1982, ISBN 3-87076-035-4 (Wetterauer Geschichtsblätter 31, zugleich Dissertation Uni Marburg).
  • Heinz Wionski: Kulturdenkmäler in Hessen. Wetteraukreis II, Teilband 2, Friedberg bis Wöllstadt. Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Vieweg, Braunschweig/ Wiesbaden 1999, ISBN 3-528-06227-4, S. 613–626. (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland).
  • Schlösser, Burgen, alte Mauern. Herausgegeben vom Hessendienst der Staatskanzlei, Wiesbaden 1990, S. 123–125, ISBN 3-89214-017-0.

Einzelnachweise

  1. Johann Friedrich Böhmer, Friedrich Lau: Codex diplomaticus Moenofrancofurtanus = Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt Bd. 1. 794 - 1314. Unveränd. Nachdr. der Ausg. Frankfurt 1901, Baer, Frankfurt am Main 1970, S. 21f. Nr. 44.
  2. [1] Webseite der EKHN mit geschichtlichen Hintergründen

Weblinks


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