Burg Girbaden

Burg Girbaden
Ruine der Oberburg
Bergfried der Oberburg

Die Burg Girbaden (französisch Château de Guirbaden) bei Mollkirch (Département Bas-Rhin) ist eine ausgedehnte stauferzeitliche Burganlage im Elsass. Sie liegt in den Vogesen auf einem 565 Meter hohen Bergvorsprung über dem Tal der Magel.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die 1137 als Girbadun urkundlich erstmals erwähnte Burg wurde spätestens unter Graf Hugo VII. von Dagsburg-Egisheim (1095–1137) zum Schutz der nahegelegenen Benediktinerabtei Altorf bei Molsheim, dem Hauskloster der Grafen, erbaut. Friedrich I. Barbarossa ließ die Anlage 1162 zerstören. Sein Enkel Friedrich II. errichtete ab 1219 mit großem Aufwand einen pfalzartigen Neubau mit Saalbau und zweitem Bergfried westlich der alten Anlage, die in dagsburgischem Besitz verblieb. 1226 überließen Friedrich II. und Heinrich (VII.) ihren Burgteil dem Bischof von Straßburg, der 1241 auch den dagsburgischen Teil in seinen Besitz brachte. Die Burg überstand die Bauernkriege und wurde erst 1633 während des Dreißigjährigen Krieges nach zwei vergeblichen Versuchen durch die Schweden erobert und zerstört. Seitdem ist sie Ruine.

Anlage

Girbaden, Saalbau 1815, mit noch erhaltenen Fensterarkaden
Valentinskapelle

Mit über 200 Metern Länge und 60 Metern Breite ist Girbaden die größte Burgruine des Elsass. Den Kern bildet eine kleine polygonal-rundliche Burg (23) mit Ringmauer aus Buckelquadern und später angefügtem Bergfried (22) auf einem von mehreren Bögen überspannten Buntsandstein-Felssockel am Ostende der Anlage (Oberschloss/Citadelle).

Westlich fügt sich eine doppelt so große, durch eine Quermauer (18) unterteilte Unterburg (16) an, die mit einem 33 mal 11 Meter großen Saalbau (13) vor einem tiefen Halsgraben (10) abschließt. Der Graben war einst von einer Brücke überspannt, die zu einem Portal in der Westwand führte. In der südlichen Giebelwand (12) öffneten sich ursprünglich vier profilierte, säulenflankierte Fensterbögen – ganz in der Art des Palas von Burg Wildenberg im Odenwald – mit darüberliegender Rosette, die durch eine Ansicht vom Anfang des 19. Jahrhunderts überliefert ist. Nach Einsturz (vor 1836) ist nur noch eine Fensteröffnung erhalten. Zwei Rundbogenfenster der hofseitigen Ostwand wurden nach 1828 in die Ruine der Niederungsburg in Ottrott (heute im Park Foyer de Charité) eingesetzt. Dem Saalbau war hofseitig ein säulengetragener Portikus vorgelegt. Zwei seiner ursprünglich acht Säulen befinden sich heute im Depot des Musée de l’Œuvre Notre-Dame (Frauenwerkmuseum) in Straßburg.

Im 14. und 15. Jahrhundert wurde der östliche Burgteil durch Zwingermauern und Türme verstärkt sowie mehrere Rundbogenfenster in der Westwand des Saalbau-Obergeschosses zugemauert. Der Hauptzugang erfolgte seither von Westen her durch insgesamt fünf Tore (4, 3, 22, 21, 19). Ein weiteres Tor (1) mit Zugbrücke lag am Ostende der Burg.

Jenseits des Grabens befindet sich die flächenmäßig noch größere ummauerte Burgmannensiedlung (5) aus der Neubauphase unter Friedrich II. mit quadratischem Bergfried (Hungerturm; 6) am Westende und der im Kern romanischen, ursprünglich dreischiffigen Burgkapelle St. Valentin (25). Diese „Vorburg“ wurde schon im 14. Jahrhundert aufgegeben. Ihre Buckelquader wurden teilweise beim Ausbau der Zwingeranlagen im Ostteil wiederverwendet. Die Valentinskapelle diente noch im 19. Jahrhundert als Einsiedlerklause.

Grundrissplan

Literatur

  • Thomas Biller: Castrum novum ante Girbaden noviter edificatum. Ein Saalbau Kaiser Friedrichs II. im Elsaß. In: Burgenbau im späten Mittelalter.Wartburg-Gesellschaft zur Erforschung von Burgen und Schlössern, München, Berlin 1996, S. 159–176 (= Forschungen zu Burgen und Schlössern, Band 2).
  • Thomas Biller, Bernhard Metz: Der spätromanische Burgenbau im Elsaß (1200-1250). (Die Burgen des Elsaß Band II), Deutscher Kunstverlag, München 2007, ISBN 3-422-06635-7, S. 206−224.

Weblinks

 Commons: Burg Girbaden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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